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Die Nächte auf Leonera sind gefährlich. Allerlei Halunken lauern auf Beute und aus dem Dschungel hört man nicht nur die Rufe der wilden Tiere. Es gilt, auf der Hut zu sein und manch eine*r dreht sich im Dunkeln verschreckt um. War das gerade wirklich nur ein Schatten?

Beim Fantasy-Piraten-Skirmisher Freebooter’s Fate von Freebooter Miniatures kann inzwischen auf eine recht umfangreiche Auswahl an Fraktionen zurückgegriffen werden. Mit den Schatten hat vor einiger Zeit eine weitere Partei die Spielfelder betreten und diese unterscheidet sich in einigen Punkten von den bisherigen. Die Schatten sehen nicht nur anders aus als die Menschen und Goblins, auch die Spielweise und ihre Fähigkeiten erfordern ein Umdenken. Es wird also nicht langweilig auf der Insel Leonera. Wir haben die dunklen Wesen unter die Lupe genommen und möchten euch die Fraktion und ihre besonderen Eigenschaften vorstellen.

Die Schatten haben Leonera betreten.
Die Schatten haben Leonera betreten.

Der Hintergrund

Die Schatten wurden einst von einem Geheimbund verbannt und das Übertreten in unsere Welt verhindert. Doch wie Menschen nun mal sind, haben sie sich zu weit vorgewagt und die Tore in die Welt der Schatten geöffnet. Nun dringen die unheimlichen Wesen in Leonera ein und haben nichts Gutes im Sinn. Die nebulösen Gestalten versuchen, körperliche Formen anzunehmen, wobei ihnen all das als Vorbild dient, was sie erblicken. Dies können Menschen oder Tiere, aber auch ganz andere Konstrukte sein. So kann es passieren, dass Bewohner*innen von Leonera auf einmal einer Schattenversion ihrer selbst begegnen. Doch die Kopie anderer Lebewesen oder Objekte fällt den Schatten nicht leicht, so dass sie unheimliche Gestalten bleiben. Mit ihrer Schattenmacht versuchen sie, ihren Mangel an körperlicher Stärke und Zähigkeit auszugleichen.

Was wird für den Einstieg gebraucht?

Da es sich bei den Schatten um eine wirklich ganz andere Fraktion handelt, werden neben den Figuren, dem Regelbuch und dem Kartenset noch weitere Dinge benötigt. Die spezifischen Sonderregeln finden sich im Buch Tales of Longfall #6 Die Schatten. Die Anschaffung ist zwingend notwendig, da auf den Charakterkarten die Regeln nur als Stichwörter vermerkt sind und im Buch nachgeschlagen werden müssen. Des Weiteren gibt es für die Schatten ein besonderes Kartendeck mit speziellen Ausrüstungsgegenständen und Ereigniskarten. Dies ist besonders wichtig, da Schatten keine normalen Ausrüstungsgegenstände verwenden dürfen.

Die Schatten brauchen für den Start etwas mehr Material.
Die Schatten brauchen für den Start etwas mehr Material.

Bezugsquellen: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi


Der Mannschaftsaufbau

Eine Mannschaft der Schatten muss aus einem*einer Anführer*in und mindestens einem Charakter aus dem Gefolge bestehen. Wie bei den meisten anderen Fraktionen, darf auch bei den Schatten für jeden Charakter aus dem Gefolge ein*e Spezialist*in angeheuert werden. Auch das Spielen von Söldner*innen ist möglich. Diese belegen dann, wie üblich, den Platz eines*einer Spezialist*in. Es dürfen aber nur Söldner*innen gespielt werden, deren Profil ausweist, dass sie auch für die Schatten kämpfen.

Wie bereits erwähnt, dürfen nur Ausrüstungskarten gekauft werden, welche ausdrücklich für Schatten zugelassen sind.

Die Schatten im Spiel

Im Spiel sind die aus Rauchschwaden zusammengesetzten Schatten zerbrechlich. Mit Lebenspunktwerten, welche in der Regel zwischen Fünf und Acht liegen, halten sie nicht sonderlich viel aus. Auch um ihre Moral ist es nicht sonderlich gut bestellt. Mit Werten von Fünf oder Sechs liegen sie nur knapp über denen der feigen Goblins. Allerdings reduziert sich ihre Moral nicht mit zunehmendem Lebenspunktverlust und sie gelten nie als schwer verwundet. Dies macht sie zumindest in ihrem eingeschränkten Rahmen verlässlich.

Die Schatten brauchen für den Start etwas mehr Material.
Die Schatten brauchen für den Start etwas mehr Material.

Erleidet ein Schatten Schaden, ist der bei ihnen übliche Widerstandswert von zwei, beziehungsweise von eins nach einer kritischen Verwundung am Torso, keine große Hilfe. Insbesondere wegen der geringen Lebenspunkte, macht dieser Umstand Schatten umso verwundbarer. Auch vor Gegner*innen mit Ferracero-Waffen sollten sie sich in Acht nehmen, da sie wie Mystiker*innen anfällig dafür sind. 

Natürlich sind die Schatten trotz ihrer Einschränkungen nicht wehrlos. Sie haben andere Möglichkeiten, sich zu erwehren.

In Rauch auflösen

Wird ein Schatten ausgeschaltet, stirbt er nicht komplett. Stattdessen löst er sich in Rauch auf und hinterlässt einen Schemen an dessen Stelle. Schemen können zwar kaum selbst ins Geschehen eingreifen und sind wehrlos, dafür besitzen sie aber die Sonderregel Vollständige Regeneration. Diese besagt, dass Schemen, welche durch einen Angriff nicht ausgeschaltet werden, sofort ihre volle Lebenspunktzahl zurückerhalten. Kritische Treffer hingegen schalten Schemen, unabhängig von der Schadenspunktzahl, sofort aus.

Schatten sterben nicht sofort, sondern verwandeln sich in Schemen.
Schatten sterben nicht sofort, sondern verwandeln sich in Schemen.

Als Nebelwesen können Schemen außerdem benutzt werden, um Sichtlinien zu blockieren. Sie blockieren dabei ein Feld, welches der eigenen Größenschablone entspricht.

Der besondere Kniff bei den Schemen ist, dass sie Verschmelzen können. Werden zwei oder mehr Schemen in Basekontakt miteinander bewegt, können sie die freie Aktion Verschmelzen anwenden. Alle beteiligten Schemen werden aus dem Spiel entfernt und stattdessen ein bereits ausgeschalteter Schattencharakter mit vollen Lebenspunkten und inklusive seiner zusätzlichen Ausrüstung an ihrer Stelle platziert. Für Charaktere aus dem Gefolge werden hierzu zwei Schemen benötigt und drei für Spezialisten und Anführer. Der einzige Haken ist, dass gegnerische Mannschaften für jede Verschmelzung 35 Ru(h)mpunkte erhalten, was sich auf die Auswertung am Spielende auswirkt. 

Schattenmacht

Die Schattenmacht ist der Trumpf der Schatten. Eine Mannschaft der Schatten verfügt über einen Pool Schattenmacht, welche von jedem Charakter ausgegeben werden kann, um Sonderfähigkeiten zu nutzen. Zu Beginn des Spiels besteht der Pool aus der Summe der Schattenmacht-Werte, welche auf den Profilkarten der Schattencharaktere angegeben sind. Weitere Schattenmacht kann im Laufe des Spiels generiert werden, indem Gegner*innen ausgeschaltet werden, Schattencharaktere sich in Rauch auflösen und durch Sonderfähigkeiten oder Ausrüstungs- und Ereigniskarten. Am Ende jeder Runde erhält eine Mannschaft der Schatten außerdem eine Schattenmacht für jede 200 angefangene Doublonen Heuer. Eine Mannschaft, welche 300 Doublonen wert ist, erhält also zwei Schattenmacht.

Die Schattenmacht unterstützt die schwachen Schatten.
Die Schattenmacht unterstützt die schwachen Schatten.

Jeder Schattencharakter verfügt über mehrere Möglichkeiten, Schattenmacht einzusetzen, welche auf der Profilkarte vermerkt sind. Hierbei ist auch die Kombination mehrerer Fähigkeiten zulässig, solang genug Schattenmacht zur Verfügung steht. So könnte zum Beispiel sowohl Reichweite als auch Schaden eines Fernangriffes erhöht werden. Die Wirkung der Fähigkeiten ist auf die betreffende Aktion oder das betreffende Ereignis beschränkt. Schattenmachtfähigkeiten werden wie Ereigniskarten eingesetzt. Sie kommen also immer vor der Aktion oder dem Ereignis zur Anwendung, welches sie beeinflusst.

Schattenmacht kann darüber hinaus eingesetzt werden, um bei einer Moralprobe den Moralwert des Charakters anzuheben. Hierfür kann der Wert für jede eingesetzte Schattenmacht um den Faktor Eins gesteigert werden, bis zu einem Maximum von Neun.

Fernkampf

Schatten verfügen nicht über klassische Schusswaffen. Stattdessen verwenden sie Schattengeschosse. Sie verschießen etwas von ihrer eigenen Substanz, was sie mit Lebenspunkten oder Schattenmacht bezahlen müssen. Dafür müssen Schattengeschosswaffen nicht nachgeladen werden. Es ist für Schatten sogar möglich, ihren letzten Lebenspunkt für ein Schattengeschoss auszugeben und sich danach in Rauch aufzulösen. Dies ist nicht nur eine Verzweiflungstat, sondern kann durchaus taktische Bedeutung haben, da sie dadurch wieder Schattenmacht generieren und sich in einen Schemen verwandeln. So kann beispielsweise ein Charakter geopfert werden mit dem Ziel einen anderen, durch Verschmelzung, wiederzuerwecken.

Schattenausrüstung

Das Kartendeck für die Schatten enthält neben Ausrüstungsgegenständen, welche auch von Schatten getragen werden können, auch solche, die nur von Schatten verwendet werden dürfen. Besonders zu erwähnen ist hier das Schattentor. Dabei handelt es sich um ein Objekt mit eigenem Profil, welches von einem Charakter über das Spielfeld geschleppt werden und an einem beliebigen Ort aufgestellt werden kann. Schattencharaktere können sich durch ein Schattentor hindurchbewegen, um aus einem zweiten Schattentor das Spielfeld wieder zu betreten. Dadurch wird die Mobilität der Schatten deutlich erhöht. Ein Schattentor kann außerdem durch weitere Ausrüstungskarten aufgewertet werden. Nebeltor ermöglicht es Schattencharakteren, eine beliebige Rauchwolke als Ziel zu verwenden, statt durch ein zweiten Schattentor zu springen. Dimensionstore verleihen einer Schattenmannschaft am Ende jeder Runde eine zusätzliche Schattenmacht, wenn wenigstens ein Schattentor aufgestellt ist. Die Schattenquelle ermöglicht es Schattencharakteren, in Basekontakt mit einem Schattentor eine Beschwörungsaktion durchzuführen und so einen Schemen auf das Spielfeld zu bringen. Dieser muss allerdings mit Lebenspunkten und Schattenmacht bezahlt werden.

 

Auch die übrigen Ausrüstungskarten spiegeln gut die Besonderheit der Fraktion wider und fügen sich gut ein. Mimikry zum Beispiel lässt einen Schattencharakter den Arm samt dort getragener Waffe eines anderen Modells im Umkreis von 20 cm kopieren. Gestaltloser Rauch ermöglicht es einem Charakter, zu explodieren, anstatt sich in Rauch aufzulösen, und so Schaden bei umstehenden Gegner*innen zu verursachen. Darüber hinaus erscheint an seiner Stelle eine Rauchschwade, welche sich mit dem Nebeltor nutzen lässt. Verhüllung wirft mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit die abgerundete Hälfte des durch einen Angriff erlittenen Schadens auf den Angreifer*in zurück. Andere Ausrüstungskarten erhöhen Profilwerte, verleihen neue Schattenmachtfähigkeiten oder generieren Schattenmacht.

Taktische Möglichkeiten

Da die Schatten recht zerbrechlich sind, sollten Konfrontationen gut abgewogen werden. Trotzdem müssen die Schatten sich nicht verstecken und durch den geschickten Einsatz von Schattenmacht kann gegnerischen Mannschaften das Leben schwer gemacht werden. Dies erfordert allerdings auch eine gute Portion Ressourcenmanagement. Es sollte nicht zu verschwenderisch mit der Schattenmacht umgegangen werden, damit nicht im entscheidenden Moment etwas davon fehlt. Spielsituationen können es notwendig machen, Charaktere zu opfern, um neue Schattenmacht zu erhalten oder mittels Verschmelzung für den Moment wichtigere Modelle zurückzuerlangen. Durch gut platzierte Schattentore wird es möglich, mehrere Gebiete mit nur wenigen Modellen zu kontrollieren. 

Die Modelle

Die Modelle sind stimmungsvoll und lassen sich kreativ bemalen.
Die Modelle sind stimmungsvoll und lassen sich kreativ bemalen.

Die Modelle der Schatten haben den üblichen Charme, welcher für Freebooter’s Fate charakteristisch ist. Ihre nicht konsistente Substanz wird hierbei gut dargestellt. So bestehen sie zum Teil aus Personen, Tieren oder Konstrukten, haben aber trotzdem noch sie umgebende Nebelschwaden oder scheinen zu einem Teil noch daraus zu bestehen. Die Wiedergabe anderer Lebewesen ist nie perfekt und so sind Züge verzerrt oder es stehen Tentakel oder andere Dinge, die nicht zum kopierten Subjekt gehören, aus dem Körper hervor. Alle haben aber etwas Düsteres und Unheimliches an sich, was die Fraktion gut darstellt.

Nur ein Schatten?

Die Schatten sind eine schön gestaltete Mannschaft, welche durch ihre besonderen Eigenschaften wieder einmal eine neue Spiel- und Herangehensweise an das Spiel erfordern. Dadurch wird das Spiel belebt und es kommt definitiv keine Langeweile auf. Durch ihre besondere Spielweise sind sie vielleicht für Anfänger*innen nicht die beste Wahl. Auch der Umstand, dass zusätzliches Spielmaterial angeschafft werden muss, spricht wohl eher erfahrenere Spieler*innen an. Wer sich auf die Schatten einlässt, erhält aber eine stimmungsvolle Fraktion, welche nicht nur den spielerischen Horizont erweitern. Die Modelle sind schön gestaltet und auch Vitrinenmaler*innen werden an ihnen ihre Freude haben und die vielen Möglichkeiten der Farb- und Effektgestaltung zu schätzen wissen.

Artikelbilder: © Freebooter Miniatures
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Jessica Albert
Fotografien: Dennis Rexin

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