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Jedes Jahr veröffentlicht Games Workshop ein neues Missionspaket, welches angepasste Regeln für das Spiel mit sich bringt. Die Auswirkungen zeigen sich auf Turnieren und anderen kompetitiven Spielveranstaltungen. Dementsprechend haben wir die Änderungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Armeezusammenstellung und Missionen etwas genauer betrachtet.

Dieses kleine Buch im DIN-A5-Format weist drei Abschnitte auf: Der erste Teil ist zugleich der Kürzeste, bringt jedoch die weitreichendsten Änderungen mit sich, indem Einfluss auf die Armeeerstellung und auf die Wahl der sekundären Missionsziele genommen wird. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Befehlspunkte und deren Generierung wurde dort angepasst. Im zweiten Teil werden die verschiedenen neue fraktionsspezifischen, sekundären Missionsziele, als auch die neuen Missionen für die Schlachten in den Punktegrößen von „Aufmarsch“ und „Einsatzverband“ vorgestellt.

Der Buchinhalt wird knapp auf der Rückseite zusammengefasst.

Im letzten Abschnitt zeigt uns das Buch das Grundregelwerk von Warhammer 40.000, welches bereits einige der vorhandenen Errata und FAQs integriert hat.

Es stehen einige Neuerungen für die Spieler*innenschaft an, daher werden wir mögliche Auswirkungen sowohl innerhalb der Vorgehensweise der Armeeerstellung als auch in der Wahl von Missionszielen betrachten.

Befehlspunkte sind nun ein wohlüberlegtes und wertvolles Gut – die Armeezusammenstellung

Relativ schnell fällt auf, dass sich die Anzahl der Befehlspunkte und deren Generierung stark verändert hat. Generell wurde die Anzahl der am Anfang verfügbaren Befehlspunkte halbiert. Dafür erhalten die Spieler*innen nun in jeder Kommando-Phase, sowohl in der eigenen als auch in der feindlichen, einen Befehlspunkt. Also erhält man fast die gleiche Anzahl an Befehlspunkten wie zuvor, als Vergleich dient hier die Spielgröße „Einsatzverband“.

Die Befehlspunkte bei der Armeeerstellung wurden angepasst.

Die zweite größere Änderung betrifft den Kriegsherrn der Armee. Dieser erhält keine kostenlose Begabung des Kriegsherren mehr. Ebenso ist die erste Reliquie der Armee nicht mehr kostenlos. Hierfür muss jeweils ein Befehlspunkt ausgegeben werden. Es stehen also nicht mehr siebzehn Befehlspunkte – wenn man von einem kompletten Spiel mit fünf Zügen ausgeht – zur Verfügung,  sondern nur noch vierzehn.

Vor dem Missionspaket Nephilim waren die erste Kriegsherrenfähigkeit und die erste Reliquie kostenlos.

Soviel zur Theorie, doch wie wirkt sich das auf das Spielgeschehen aus? Vorab sei gesagt, dass einige Armeen mit weniger Befehlspunkten im Spiel auskommen als andere und somit von den Änderungen nicht so stark betroffen sind. Manche Zusammenstellungen von Armeen scheinen kaum bis gar nicht mehr möglich zu sein, da die benötigten Befehlspunkte über die Anzahl der zur Verfügung stehenden Punkte hinaus gehen.

Voraussichtlich werden die meisten Armeen aufgrund der Auswahl der Begabungen für Kriegsherren und Reliquien mit keinem bis etwa drei Befehlspunkten ins Spiel starten.

Hierdurch zeichnen sich bereits die nächsten Auswirkungen auf den Spielverlauf ab. Einige Armeen bauen zum Beispiel auf einen harten, ersten Schlag in den ersten zwei Runden auf, da hier normalerweise eine Kombination verschiedener Gefechtsoptionen verwendet wird. Dies könnte sich um eine Runde weiter nach hinten verschieben, bis die nötigen Befehlspunkte über die Kommandophasen generiert wurden.

Weiterhin wird sich der Einsatz von Kern-Gefechtsoptionen ändern oder auch reduzieren. Ein*e Spieler*in wird sich nun noch genauer überlegen, ob die Einheit ihren Moralwurf automatisch bestehen oder ob ein Notausstieg aus einem explodierenden Fahrzeug gemacht werden soll. Somit bekommen solch kleinere Spielereignisse eine höhere Bedeutung, was eindeutig zu begrüßen ist.

Der nächste Aspekt ist, ob nun häufiger namhafte Charaktere in einer Armee auftauchen werden, da diese Fähigkeiten mit sich bringen, welche eine kostenlose Begabung des Kriegsherren für die Armee zur Verfügung stellen können. Auch tragen die Charaktere nicht unbedingt die schlechtesten Waffenoptionen mit sich und sorgen für eine nicht zu verachtende Schlagkraft. Einige wenige Charaktermodelle, wie zum Beispiel Marneus Calgar oder Roboute Guilliman, geben bei der Armeeerstellung zusätzliche, wertvolle Befehlspunkte. Dementsprechend kann hier dann weiter in Reliquien, Begabungen des Kriegsherren oder Gefechtsoptionen am Anfang investiert werden.

Auch wird durch die Reduktion der anfänglichen Befehlspunkte die Möglichkeit eingeschränkt, mehrere verschiedene Kontingente mit sich zu führen und somit auch verschiedene Armeen miteinander zu mischen.

Dadurch fällt die Wahl der für die Spieler*innen schwerer, ob man weitere Befehlspunkte ausgeben möchte, um ein weiteres Kontingent in die Armee aufzunehmen. Dies ist leider zu bedauern, da hier dem Spiel einiges an Armeevielfalt genommen wird. Am stärksten werden hierunter wohl Armeen leiden, welche schlichtweg auf verschiedene Kontingente angewiesen sind, wie zum Beispiel die Chaosdämonen.

Weitere kleine Änderungen sind, dass man zu Beginn des Spiels keine leeren Transporter mehr aufstellen darf, da diese sonst als zerstört entfernt werden müssen. Darüber hinaus gibt ein super-schweres Unterstützungskontingent statt zwei nun drei Befehlspunkte.

Das Kriegsgebiet Nephilim – die sekundären Missionsziele und Kampfeinsätze

Aufgrund der vorgenommenen Änderungen sind nun weniger sekundäre Missionsziele vorhanden, die jeder Armee zur Verfügung stehen. Diese wurden gemeinsam mit anderen Zielen überarbeitet und zusammengefasst. Darunter fällt zum Beispiel „Titanenbezwinger“. Dieses Missionsziel existiert nun nicht mehr und wurde in „Vernichtet es“ integriert. Das überarbeitete Ziel sieht vor, Siegpunkte für Monster oder Fahrzeuge, abhängig ihrer Lebenspunkte zu Anfang des Spiels, zu erhalten. Einige Missionsziele sind somit nun besser zu erreichen, beziehungsweise wurde es dem*der Spieler*in erleichtert, Siegpunkte zu erringen.

Das angepasste Missionsziel erleichtert es, Siegpunkte gegen Armeen zu erringen, die einen Fokus auf Fahrzeuge oder Monster legen.

Andere sekundäre Missionsziele haben zwar keine Zusammenführung erfahren, wurden jedoch in Form von weiteren Reglementierungen oder Änderungen angepasst. „An allen Fronten“ ist hier das beste Beispiel. Eine Einheit muss sich nicht nur in einem Spielfeldviertel aufhalten und eine Entfernung zur Spielfeldmitte aufweisen, sondern zusätzlich sechs Zoll von den anderen Spielfeldvierteln entfernt sein. Beispielsweise eine Infanterie-Einheit kann somit nicht so schnell das Spielfeldviertel wechseln, um die Punkte zu erringen.

Ein großer Gewinner, unter Betrachtung des vorangegangen Absatzes zu den Befehlspunkten, wird die Psionische Befragung sein. Die Anforderungen zum Gelingen der Psi-Aktion sind unverändert, somit erhält der*die Spieler*in nicht nur die üblichen drei Siegpunkte, sondern seine*ihre Armee generiert zusätzlich einen Befehlspunkt am Ende der Psi-Phase. Daher sollte diese mögliche Wahl immer im Hinterkopf behalten werden, wenn die eigene Armee viele Befehlspunkte benötigt.

Auch wurde „Die Standarten aufpflanzen“ verstärkt, sodass diese Mission nicht mehr so leicht verhindert werden kann. Erst wenn eine feindliche Einheit das Missionsziel, wo eine Standarte aufgepflanzt wurde, am Anfang der feindlichen Kommandophase kontrolliert, wird das Banner herunter gerissen. Somit ist das Erzielen der Bedingungen für die Siegpunkte sicherer geworden.

Eine weitere Überarbeitung haben die fraktionsspezifischen Missionsziele erfahren. Hier ist die Limitierung weggefallen, dass nur ein einzelnes Missionsziel der eigenen Fraktion von den drei Zielen ausgewählt werden darf. Es dürften also alle sekundären Missionsziele fraktionsspezifische Ziele sein. Nur muss beachtet werden, dass nicht zwei Ziele aus der gleichen Kategorie, wie zum Beispiel „Verdeckte Operationen“, stammen.

Insgesamt sind sekundäre Missionsziele einer Fraktion besser oder einfacher für die Armee zu erreichen, da diese passgenau auf die Armee zugeschnitten wurden. Daher stellt sich natürlich die Frage, wie viele der allgemeinen Missionsziele in die engere Auswahl genommen werden sollten, wenn man auf seine*n Gegner*in stößt. Dies hängt aber von der eigenen Armeezusammenstellung, dem Spielfeld, der gegnerischen Armee und dem eigenen Spielstil ab.

Mit der Aura, welche jeder Chaos Knight erzeugt, ist dieses fraktionsspezifische Missionsziel sehr gut an die Fähigkeiten der Fraktion angepasst.

Durch das Entfernen einiger sekundärer Standard-Missionsziele ist auch die Anzahl der Ziele zurückgegangen, welche die maximale Anzahl an Siegpunkten pro sekundären Missionsziel ermöglichen. Somit ist es noch etwas schwerer geworden bis zu hundert Siegpunkte zu erringen.

Auch bekommen ältere Codex-Ergänzungen aus der letzten Edition neue, fraktionsspezifische Missionsziele, was zum Beispiel die Auswahl für die Space Marine Orden der ersten Gründung und deren Nachfolgeorden erheblich steigern sollte.

Nach den verschiedenen Missionszielen stellt das Paket insgesamt achtzehn Missionen vor, davon jeweils neun für „Aufmarsch“ sowie „Einsatzverband“. Leider gibt es hier keine wirklichen Neuerungen, da die Missionen zu großen Teilen den Missionen aus dem Missionspaket „Nachmund“ entsprechen. Es fanden nur kleine Anpassungen statt.

Im Namen des Imperators – das Grundregelwerk

Dies ist das erste Mal, dass Games Workshop in einem In Nomine Imperatoris-Buch das Grundregelwerk hinzugefügt hat. Bemerkenswert hierbei ist, dass bereits veröffentlichte FAQs und Errata eingearbeitet wurden, wodurch ein sehr aktuelles Regelbuch zur Verfügung steht. Leider sind die aktuellsten Änderungen aus dem letzten Monat nicht hinzugefügt worden, was an der Vorlaufzeit für Buchdrucke liegen dürfte.

Allein, dass das Grundregelwerk in „Kriegsgebiet Nephilim: Grand Tournament“ enthalten ist, sollte für alle, die das Grundregelwerk noch nicht besitzen, ein Grund sein, das Buch zu kaufen.

Weiterhin wird das offizielle Regelbuch nicht mehr aktualisierst und kostet doppelt so viel im Vergleich zum „Kriegsgebiet Nephilim“.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Englisch
  • Preis: UVP 22,50 EUR
  • Bezugsquelle: KuTaMi, Fachhandel

 

Auf zur nächsten Schlacht – ein Fazit

Das neue Missionspaket „Nephilim” enthält viele gute Neuerungen und birgt sehr viel Potential, um das derzeitige Erstellen der eigenen Armee zu beeinflussen. Es wird für viele Armeen somit auch einen Einfluss auf den gesamten Spielverlauf, wie zum Beispiel die Wahl der sekundären Missionsziele, haben. Wie die wirklichen Auswirkungen dieser Regeländerungen ausfallen werden, ist noch nicht genau abzusehen. Hinzu kommt, dass im nächsten Quartal wahrscheinlich die jährlichen Punkte-Updates veröffentlicht werden, was noch einmal entsprechende Auswirkungen mit sich bringen dürfte.

Zuletzt sei anzumerken, dass es es sehr schön festzustellen ist, dass Games Workshop zum ersten Mal in einem Missionspaket die Grundregeln, inklusive der meisten vorangegangen Errata, abgedruckt hat.

Alles in allem ist dieses Buch für jede*n Spieler*in eine gute Investition, da es für Erfahrene als auch Neueinsteiger*innen etwas bietet.

  • Enthaltenes Grundregelwerk
  • Neue Missionen und sekundäre Ziele
  • Änderungspotential auf die derzeitige Meta
 

  • Nicht die aktuellsten Grundregeländerungen

 

Titelbild: © Games Workshop
Fotografien: © Robert Wolfes
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Denise Hollas
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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