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Star Trek: Strange New Worlds hat sich mit großartigen Stand-Alone-Episoden, einer starken Crew und einer gesunden Mischung aus alten Trek-Traditionen und neuen Ideen zum Liebling der Fans entwickelt. Hält die zweite Staffel an ihren Idealen fest oder geht sie neue Wege?

Hier ist ein kleines Unternehmensgeheimnis: Unsere Film- und Serien-Redaktion ist nicht groß. Es gibt mehr als genug für alle zu reviewen. Wenn wir koordinieren müssen, wer den Piloten und wer die Staffel als Ganzes besprechen soll, ist viel Liebe für eine Serie im Spiel. Und Strange New Worlds hat sich seinen Platz mit starker Handwerkskunst voll verdient. Die zweite Staffel sieht also hohen Erwartungen entgegen – und der Auftakt enttäuscht nicht.

Triggerwarnungen

Kriegstrauma, PTSD/PTBS, Entführung, Stimulanzienmissbrauch, implizierte Stimulanziensucht

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Story

The Broken Circle geht direkt zu Beginn neue Wege und nimmt nicht nur Una Chin-Riley, sondern gleich auch Captain Pike aus der Handlung der Episode heraus. In Abwesenheit der Erwachsenen und mit Mr. Spock als amtierendem Kapitän empfängt die Enterprise ein dringendes Notsignal von Lt. Noonien-Singh, die seit dem Finale der ersten Staffel beurlaubt ist.

Aus politischen und strategischen Gründen ist der Enterprise ein Eingreifen verboten, doch das beeindruckt in Abwesenheit der Erwachsenen niemand. Die Crew stolpert in ein Komplott, um den Krieg zwischen Klingonen und Föderation wieder anzufachen. Dr. M’Benga und Nurse Chapel werden vom Rest des Teams getrennt. Das Paar, über dessen Vergangenheit die Zuschauer in dieser Folge ein wenig mehr erfahren, steht im Fokus, sowohl der Action als auch der emotionalen Momente.

Chapel und M’Benga
Chapel und M’Benga

Erzählstil

Wie man vielleicht schon erahnen kann, reiht sich der neue Eintrag in Strange New Worlds´ Tour durch die Genres nahtlos ein, als ein Action-Abenteuer. Eine rebellische Jungcrew, coole Kampfszenen mit gekonnten Fliegerassen und chemischen Stimulanzien, viel notwendige Gewalt für die gute Sache und jede Menge anonyme Klingonen, durch die man sich kämpfen kann, ich meine muss.

Spock als kommandierender Offizier
Spock als kommandierender Offizier

Wie jede neue Folge Strange New Worlds wird auch diese ihre Freunde und Kritiker haben. Man kann sich definitiv am dünnen Netz von Plotverbiegungen stören, die das ruppige Vorgehen der Enterprise-Crew begründen. Oder an der plötzlichen Flexibilität von sowohl Autoritäten als auch Antagonist*innen. Doch in gewisser Weise gehört das zum Stil des Genres. Ein belustigtes, aber nicht böswilliges Kopfnicken in Richtung der JJ Abrams-Filme können die Zuschauer sich oft mitdenken.

Darsteller*innen

Alle Rückkehrer*innen liefern weiterhin solide Arbeit ab. Besonders Ethan Peck kann glänzen, wenn Spocks Aufgabe als Kapitän seine relative Jugend herausstellt, ohne dabei inkompetent oder hilflos zu wirken. Der Cast schafft es ein weiteres Mal, die Ansprüche des Genres nicht billig aussehen zu lassen, und ihre Charaktere stringent weiterzuführen.

The Broken Circles´ Antagonist*innen der Folge sind weitgehend anonym. Das lässt Platz, neben Ethan Peck vor allem für Jess Bush und Babs Olusanmokun. Bush blüht im Actiongenre auf und wirft sich mit dramatischer Coolness in die einzelnen Szenen, ob nun Kämpfe oder ruhige Momente dazwischen. Dr. M’Benga ist ebenfalls überraschend gut hier aufgehoben. Olusanmokun schöpft das Potenzial für tiefgründige Intensität, dass dem Doktor innewohnt, wirksam aus. Und die Dynamik zwischen ihm und Chapel funktioniert auch in dieser ganz anderen Situation wunderbar.

Inszenierung

Trotz seiner humoristischen Ader verkneift sich The Broken Circle, mit Lens Flares, also den typischen blendenden Lichtpunkten der neuen Star Trek-Filme, in denen sich die Setbeleuchtung bewusst spiegeln soll, um sich zu werfen. Stattdessen setzt es sein Budget in handwerklich solide Action um, sowohl zwischen Personen als auch zwischen Raumschiffen. Wirklich umwerfend oder enorm innovativ ist hier nichts, zumindest nichts auffälliges, und Strange New Worlds weiß, dass dies nicht der Teil des Abenteuergenres ist, den es dringend zu imitieren gilt. Aber allein eine kompetent designte und gut umgesetzte Actionszene in Star Trek mit den Möglichkeiten moderner Technologie und einem belastbaren Budget ist immer noch ein Genuss.

Zum Abschluss kommt hier noch ein geradezu schockierender Satz: Es ist im Grunde nicht so wichtig, wie die Klingonen aussehen. In The Broken Circle begegnen wir zum ersten Mal seit dem Krieg und dem auffällig anderen Design in Discovery wieder persönlich den bekanntesten Star Trek-Aliens, und sie sehen wesentlich mehr aus wie ihrer Nachfahren in The Next Generation. Vermutlich lösen sie trotzdem neue Diskussionen unter den Kanon-fokussierten Fans aus, aber sie bewirken, was Klingonen bewirken sollten: Sie sind sympathisch und gleichzeitig bedrohlich, fremd und gleichzeitig herzlich.

Klingonen in Strange New Worlds
Klingonen in Strange New Worlds

Die harten Fakten:

  • Regie: Chris Fisher
  • Darsteller*in(nen): Ethan Peck, Jess Bush, Babs Olusanmokun
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Englisch
  • Format: Streaming
  • Preis: im Abo enthalten
  • Bezugsquelle: Paramount+, Amazon Prime (als Zusatzbuchung)

 

Fazit

The Broken Circle ist mehr vom Guten. Es ist Star Trek in einem neuen Genre, mit starken Charakteren und viel Liebe zur Sache. Handwerklich ist es keine der herausragendsten Episoden, aber definitiv solide. Alles weitere kommt darauf an, ob man mit einer actiongeladen Folge Star Trek etwas anfangen kann. Ich persönlich freue mich über mehr Strange New Worlds und fand den Auftakt super. Wir können der zweiten Staffel hoffnungsvoll entgegensehen.

 

  • Auf bestem Strange New Worlds-Niveau

  • Gute Kampfszenen

  • Charakter-Spotlights gut gewählt

 

  • Inkonsistent handelnde Nebencharaktere

  • Viel Gewalt für Star Trek

 

Artikelbilder: © Paramount
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
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