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Apple Arcade ist das Gaming-Abo des Tech-Riesen Apple, mit dem wir so viel spielen können, wie wir wollen. Für monatlich 4,99 Euro erhalten wir Zugriff auf über 200 Games, die auf allen gängigen Apple-Geräten laufen. Lohnt sich das Abo, wie ist die Spieleauswahl und worauf ist zu achten?

Am 15. März 2019 kündigte Apple sein Videospiel-Abonnement namens Apple Arcade an; seit September desselben Jahres ist der Dienst verfügbar. Das Abo bietet die Möglichkeit, auf den gesamten, über 200 Games umfassenden Spielekatalog zuzugreifen. Dabei handelt es sich nicht um Cloud-Gaming wie Google Stadia – die Spiele werden ganz gewöhnlich runtergeladen und benötigen dann ein abgeschlossenes Abo, um gespielt zu werden. Die Spiele sind allesamt auf sämtlichen Apple-Geräten – abgesehen von der Apple Watch – spielbar. Was das Gaming-Abo des Tech-Riesen zu bieten hat, und wie ihr die besten Spiele findet, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Das Angebot

Apple Arcade kostet monatlich 4,99 EUR, wobei es den ersten Monat gratis gibt. Käufer*innen eines neuen Apple-Geräts erhalten drei zusätzliche Gratismonate. Das Abo lässt sich außerdem über die Familienfreigabe mit bis zu fünf Personen teilen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, das Kombi-Abo Apple One abzuschließen: Darin sind – abhängig vom gewählten Preismodell – weitere Dienste wie Apple Music, Apple TV+ und Apple Fitness+ enthalten.

Das reine Spiele-Abo ist nicht in Preismodelle aufgeteilt – für den oben genannten Preis erhält man unbegrenzt Zugriff auf den gesamten Game-Katalog. Die Spiele sind, anders als die meisten kostenlosen Spiele, frei von Werbung und In-App-Käufen. Eine Auswahl von über 200 Spielen bietet eine Menge Potential für zahlreiche Stunden Spielspaß. Wie in allen Online-Stores gibt es jedoch auch hier natürlich qualitative Unterschiede.

Die Sache mit den Handy-Spielen

Ob nun Candy Crush, Angry Birds, Flappy Bird oder Clash of Clans – die mit Abstand meisten und beliebtesten Games fürs Handy lassen sich als Minispiele bezeichnen: simple Aufbauspiele, Tower-Defense-Games, einfache Puzzle- und Rätselspiele, Point & Click Adventures. In den seltensten Fällen kommt auf dem kleinen Bildschirm echte Immersion zustande (damit wollen wir nicht sagen, Handyspiele seien im Vergleich zu Konsolen- und PC-Games minderwertig, sondern lediglich, dass dabei ein anderes Spielerlebnis zustande kommt und damit ein anderer Spielstil einhergeht; siehe hierzu auch den offenen Abschiedsbrief an meinen inneren Gatekeeper).

Zum größten Teil liegt das sicherlich an der Plattform selbst – ein Handy ist nicht nur da, um als Spielkonsole zu fungieren. Dadurch kann es jederzeit zu Unterbrechungen kommen, sei es, weil Nutzer*innen das Spiel beenden oder weil ein Anruf reinkommt. Aufgrund dieser Faktoren müssen Spiele für Smartphones so designt sein, dass es möglich ist, jederzeit aus dem Spiel auszusteigen und zu einem späteren Zeitpunkt fortzufahren – und das ist am einfachsten, wenn das Spiel in sehr kurze Level aufgeteilt ist.

Wollen die Entwickler*innen hingegen ein zusammenhängendes Spielerlebnis ermöglichen, müssen sie sich mit allerlei Fragestellungen und Eventualitäten auseinandersetzen. Wann und wie oft wird gespeichert, damit der Fortschritt möglichst erhalten bleibt? Was passiert, wenn das Spiel unvermittelt geschlossen wird? Zudem greifen Nutzer*innen des Öfteren zum Handy, wenn gerade ein paar Minuten Zeit ist, und wollen diese kurze Zeit nicht damit verbringen, auf einen Ladebildschirm zu starren, nur um es wieder wegstecken zu müssen, kaum dass der Ladebalken voll ist.

Ein Spiel, vier Geräte

An dieser Stelle glänzt Apple Arcade besonders. Alle in dem Abo enthaltenen Spiele sind über die gesamte Apple-Produktpalette hinweg spielbar: auf dem iPhone, iPad, Apple TV und dem Mac. Damit ergeben sich zusätzliche Design-Herausforderungen, die über die oben beschriebenen hinausgehen. So müssen die Spiele nicht nur auf allen Plattformen – und damit auf verschiedenen Bildschirmgrößen und unterschiedlicher interner Hardware ­– gut aussehen, sondern im besten Fall auch flüssig laufen und sich dabei auch noch bequem bedienen lassen. Der letzte Punkt ist dabei besonders kritisch: Die Spiele müssen sich nicht nur gut mit Maus und Tastatur sowie Controller, sondern auch mit Touchscreen-Steuerung und sogar einer Fernbedienung spielen lassen.

Eine Vielzahl an unterstützten Plattformen geht mit verschiedenen Steuermethoden einher.
Eine Vielzahl an unterstützten Plattformen geht mit verschiedenen Steuermethoden einher.

Zwar haben wir nicht versucht, Spiele mit der Fernbedienung auf dem Apple TV zu spielen, sondern haben einen PS5-Controller verbunden, dennoch ist es bemerkenswert, was die Entwickler*innen hinter den Spielen leisten müssen, um derart vielfältige Steuermöglichkeiten umzusetzen – von den Leistungsoptimierungen ganz zu schweigen.

Wer sich unter Aufwendung teuren Geldes in das Apple-Ökosystem eingekauft hat, kann die Spiele darüber hinaus auf allen Apple-Geräten zocken und muss dabei nicht einmal das Spiel unterbrechen. Das Speichern des Spielfortschritts in der Cloud ermöglicht kontinuierliches Gaming über alle Geräte hinweg – somit können wir einen Titel bequem auf der Couch am Apple TV beginnen, im Bus auf dem iPhone fortsetzen und abends noch ein paar Stunden auf dem iPad weiterzocken.

Rückgrat für das iPhone

Wir empfehlen auf allen Geräten die Nutzung eines Controllers, um eine bequeme Steuerung zu gewährleisten. Mit Apple TV und Mac lassen sich leicht die Controller aller gängigen Gaming-Konsolen verbinden – auch die JoyCons der Nintendo Switch werden inzwischen unterstützt. Gleiches gilt für das iPad, vorausgesetzt es ist eine Hülle vorhanden, mit der das Tablet aufgestellt werden kann.

Mit einem Smartphone-Controller spielt es sich auf dem Handy gleich bequemer.
Mit einem Smartphone-Controller spielt es sich auf dem Handy gleich bequemer.

Der kleine Bildschirm des iPhone hingegen lädt dazu ein, es beim Spielen in der Hand zu halten – für Smartphones gibt es daher zahlreiche Controller mit einer Vorrichtung, in die das Handy geklemmt werden kann. Wir haben uns das Backbone besorgt, das das Handy in eine Handheld-Konsole im Switch-Format verwandelt. Der Controller wird per Lightning-Anschluss verbunden und kommt dadurch ohne eigenen Akku aus. Der Controller verfügt darüber hinaus über einen weiteren Lightning-Anschluss, um das Handy zu laden, während wir spielen, und einen Audio-Ausgang, an dem wir unseren Kopfhörer anschließen können. Das Backbone ist bei Amazon und idealo erhältlich.

Auf der Suche nach dem nächsten Spiel

Auch wenn Apple Arcade kein Abo spezifisch für Handyspiele ist, so finden sich dennoch zum größten Teil Games darin, die sich wie oben beschrieben als Minispiele bezeichnen lassen. Wer Freude an dieser Art von Spielen hat, kann sich in der gesamten Bibliothek austoben.

Seit Apple Arcade gestartet hat, ist die Auswahl an Spielen jedoch immer größer geworden und kann inzwischen auch einige immersivere Titel vorweisen – wenn man weiß, wie man sie findet. Controller-Unterstützung ist ein guter erster Hinweis auf ein solches Spiel. Leider ist die Filter-Option im App Store nicht auf einen Blick aufzufinden.

Die Filteroptionen sind im App Store etwas versteckt. © Apple
Die Filteroptionen sind im App Store etwas versteckt. © Apple

Zunächst müssen wir den Arcade-Tab am unteren Rand auswählen und dann an den ganzen Sammlungen vorbei ganz nach unten scrollen, wo uns der „Alle Spiele anzeigen“-Button erwartet. Dieser bringt uns in einen Bildschirm, auf dem wir am oberen Bildschirmrand ins Sortier- und Filtermenü gelangen, wo wir nach Controller-Unterstützung filtern können.

Spiele für den Start

Für alle, die keine Muße haben, den App Store nach Spielen zu durchsuchen, haben wir hier eine kleine Liste von Titeln zusammengetragen, die uns allesamt gefallen haben – sei es im Rahmen von Apple Arcade oder auf anderen Plattformen.

Limbo

Limbo von Playdead ist ein atmosphärisch-gruseliger Sidescrolling-Plattformer, der sich im Limbus abspielt, also in der Welt zwischen Leben und Tod. Wir spielen einen namenlosen kleinen Jungen auf der Suche nach seiner Schwester. Dabei begegnen wir allerlei tödlichen Hindernissen wie Bärenfallen und monströsen Riesenspinnen.

Die Welt von Limbo ist nicht nur für den Hauptcharakter tödlich. © Playdead
Die Welt von Limbo ist nicht nur für den Hauptcharakter tödlich. © Playdead

Das Spiel ist grafisch äußerst einfach in Graustufen gehalten und dennoch schaurig-schön anzuschauen. Obwohl – oder gerade weil – beim Design gänzlich ohne Farben gearbeitet wurde, ist die Grafik erstaunlich wirksam. Trotz der unheimlichen Aufmachung bietet das Spiel darüber hinaus ein frustfreies Erlebnis – stirbt unser Hauptcharakter einmal (und das geschieht sehr schnell), so können wir die Sequenz beliebig oft wiederholen, bis wir die Lösung für das Hindernis gefunden haben.

Dead Cells

Dead Cells von Motion Twin ist ebenfalls ein Sidescroller und auch in diesem Spiel sind zahlreiche Tode vorprogrammiert. Da enden allerdings auch schon die Gemeinsamkeiten mit Limbo. Schon grafisch macht das Spiel einen ganz anderen Eindruck: Das Spiel ist in einer hübschen, farbenfrohen Pixel-Grafik designt und schillert geradezu vor lauter Glanz- und Glitzer-Effekten.

Dead Cells verspricht knallbunte Effekte und actionreiche Kämpfe. © Motion Twin
Dead Cells verspricht knallbunte Effekte und actionreiche Kämpfe. © Motion Twin

Spielmechanisch handelt es sich hierbei um ein Roguelite/Soulslite/Metroidvania. In den Schuhen unseres unsterblichen Helden schlagen wir uns durch ein labyrinthartiges Schloss und stellen uns den Monstern darin, bis wir sterben – und dann geht es von vorne los. Doch mit jedem Tod verändert sich das Schloss ein bisschen und zwischen den Runs sammeln wir permanente Upgrades, damit wir nächstes Mal ein bisschen länger überleben. Kämpfe sind schnell, flüssig und actiongeladen – wer sich an Roguelites erfreut, wird mit Dead Cells eine gute Zeit haben.

Wylde Flowers

Wylde Flowers von Studio Drydock ist ein Farming-Sim mit diversen Charakteren unterschiedlichster Herkünfte und sexueller Identitäten. Wir spielen Tara, eine junge Frau, die in das beschauliche Dorf Fairhaven zieht, um ihre Großmutter auf ihrer Farm zu unterstützen. Wie es sich für einen Farming-Sim gehört, ist der Hof jedoch heruntergekommen und will zunächst von uns wiederaufgebaut werden.

Zu Beginn noch ein üblicher Farming-Sim, bezaubert Wylde Flowers bald mit Magie und Herz. © Studio Drydock
Zu Beginn noch ein üblicher Farming-Sim, bezaubert Wylde Flowers bald mit Magie und Herz. © Studio Drydock

Bald stellt sich jedoch heraus, dass in Fairhaven ein Hexenzirkel aktiv ist – und Tara selbst eine Hexe. Wylde Flowers verbindet das Genre Farming-Sim mit einer herzerwärmenden Story, vielschichtigen Charakteren und einer Prise Magie zu einem phantastischen Spielerlebnis.

Alba: A Wildlife Adventure

Ähnlich erbaulich, wenn auch weniger magisch, ist Alba: A Wildlife Adventure von ustwo Games. Alba besucht darin ebenfalls ihre Großeltern, allerdings nur für die Dauer ihrer Ferien. Die Großeltern leben auf einer hübschen kleinen Insel, auf der es eine Menge wilder Tiere zu entdecken gibt. Doch das Idyll droht zu zerbrechen: Eine Hotelkette versucht, die Insel zu einem touristischen Hotspot zu machen und droht damit, den Lebensraum zahlreicher Tierarten zu zerstören; darüber hinaus schadet der von Touristen hinterlassene Müll den wilden Tieren an Land und im Wasser.

Der arme Delfin hat sich in einem Netz verfangen. © ustwo Games
Der arme Delfin hat sich in einem Netz verfangen. © ustwo Games

Unsere Aufgabe ist es, den Bau des Hotels aufzuhalten, indem wir Unterschriften für unsere Petition sammeln. Um die Bewohner*innen der Insel zu einer Unterschrift zu überzeugen, müssen wir die eine oder andere Aufgabe erledigen. Nebenbei säubern wir außerdem die Insel und fotografieren Wildtiere für unser Fotobuch. Alba: A Wildlife Adventure ist ein niedliches kleines Spiel mit Herz, das nicht nur Sammelspaß verspricht, sondern auch eine wohlige Story zu bieten hat.

Manifold Garden

Manifold Garden ist ein philosophisches Puzzle-Game in Ego-Perspektive. Darin schlagen wir uns durch eine eigenartige Welt, in der nichteuklidische Geometrie an der Tagesordnung steht: Laufen wir beispielsweise immer weiter geradeaus, so landen wir schließlich dort, wo wir losgegangen sind; Durchgänge verbinden Räume, die in unserem dreidimensionalen Verständnis von Raum unmöglich miteinander verbunden sein können.

Manifold Garden spielt mit dem Unerwarteten und stellt damit unsere geistige Flexibilität auf die Probe. Das Spiel hat keine Story, bietet aber eine spannende Auseinandersetzung mit den Implikationen, die eine vierte Dimension auf unsere Realität hätte. Die Rätsel reichen von einfach bis knifflig und bieten eine hübsche Dauer an Knobelspaß.

© William Chyr Studio
© William Chyr Studio

Fazit: Günstiger Spielspaß auf teuren Geräten

Apple Arcade kostet nicht viel und bietet dafür nicht wenig: ein Katalog von über 200 Spielen, die Möglichkeit, auf allen aktuellen Apple-Geräten zu spielen und ein kontinuierliches Spielerlebnis zwischen den Geräten durch Cloud-Saves. Die Spiele sind so optimiert, dass sie auch auf mobilen Endgeräten laufen und sich auch auf einem Touchscreen gut steuern lassen, viele Spiele unterstützen aber auch die Steuerung mittels Controller.

Das Spieleangebot richtet sich eher an Casual Gamer*innen: 200-Stunden-Klopper sucht man vergeblich. Dennoch gibt es einige hübsche Spiele zu entdecken – Wylde Flowers, Alba: A Wildlife Adventure und Manifold Garden sind nur einige davon.

Der monatliche Abo-Preis ist angemessen – Vielspieler*innen kommen definitiv auf ihre Kosten. Doch auch jene, die nur gelegentlich zum Videospiel greifen, können sich das Abo gut zunutze machen: Der Preis ist mitunter deutlich geringer als der Kaufpreis der angebotenen Spiele auf anderen Plattformen. Im Zweifelsfall lässt sich das Abo monatlich kündigen, wenn mal keine Zeit für Games bleibt oder die Spieleauswahl erschöpft ist. Darüber hinaus lässt sich das Spiele-Angebot einsehen, ohne das Abo abschließen zu müssen – so haben wir die Möglichkeit, nur dann zu bezahlen, wenn es auch etwas Spannendes zu spielen gibt.

Der große Nachteil ist, dass Apple Arcade nur innerhalb des Apple-Ökosystems funktioniert – auf anderen Geräten haben wir keinen Zugriff auf das Abo. Wer sich bereits in die Apple-Welt gekauft hat, kann für kleines Geld großen Spaß haben, alle anderen müssen sich ihre Spiele wohl oder übel weiterhin auf herkömmliche Art und Weise besorgen – oder Netflix Games ausprobieren.

 

Artikelbilder: © Titelbild: Apple, andere Bilder wie angegeben
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Milanko Doroski
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1 Kommentar

  1. Meine Lieblingsspiele sind Alba, sneaky Sasquatch, mini metro, Lego builders journey und crossy road castle (multiplayer) und reigns+

    (Oh, doch mehr als ich dachte 😅)

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