Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Kinder ohne elterlichen Beistand, einer namenlosen Gefahr ausgesetzt: Elin und ihr Trupp aus jungen Gefährt*innen müssen in Schnee und Eiseskälte fliehen. Denn hinter ihnen lauern der todbringende schwarze Nebel und angsteinflößende Kreaturen aus Stein. Schneekinder spielt gekonnt mit menschlichen Urängsten. Wird die Gruppe der Gefahr trotzen?

Auf einer fiktiven Insel, die an Island und seine Mythologie angelehnt scheint, sorgen Jugendliche dafür, dass sich das Leben der Kinder des Dorfes Kyrfjall schlagartig ändert. Ein Akt der Auflehnung gegenüber dem König Larus, für den einige Jungen in einem nahe gelegenen Berg Hilfsdienst in Kriegszeiten leisten müssen, sorgt dafür, dass ein unvorstellbares Grauen über den Landstrich hereinbricht. Denn durch einen aufgehakten Felsen entkommt ein giftiger Nebel, der die Berge umhüllt und sich immer weiter ausbreitet. Hinzu kommen die steinernen Kreaturen, die geradewegs auf das Dorf marschieren: Schnell wird klar, dass die Kinder das Dorf, in dem sie ohne ihre Eltern leben, da diese Kriegsdienst verrichten, verlassen müssen. Doch kommt die Gefahr wirklich nur von außen?

Triggerwarnungen

Tod, Krankheit, Flucht

[Einklappen]

Handlung & Charaktere

Stringent beschreibt Andreas Langer die Flucht der Kinder durch die gefährliche winterliche Landschaft. Unter der Führung der jungen Elin, die ihr Bestes gibt, die Flucht geordnet und mit Übersicht anzugehen, muss sich der Trupp aus Überlebenden der Jugendlichen, den Kindern des Dorfes und der zwei Dorfältesten, die aufgrund ihrer Gebrechlichkeit nicht in den Kriegsdienst berufen wurden, den Weg in eine ungewisse Zukunft bahnen. Neben der grauenhaften Gefahr, vor der sie fliehen, kommen immer größere Herausforderungen auf die Kinder zu. Die zusammengewürfelte Gruppe, die nicht lange allein bleibt, muss auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten: Sie müssen überleben. Dass dies mit kleinen Kindern beinahe unmöglich scheint, liegt auf der Hand. Zusätzlich wird das instabile Gefüge gehörig durchgeschüttelt, als sich offenbart, dass nicht alle an einem Strang ziehen und Egoismus und Gruppendynamiken ihren Lauf nehmen.

Die Karte des fiktiven eisigen Landes

Elin als Charakter sticht in Schneekinder heraus, denn sie ist es, die die Handlung vorantreibt, und durch ihre Perspektive wird ein Großteil der Geschichte erzählt. Es ist unglaublich spannend, ihre Entwicklung mitzuerleben und zu sehen, wie sie mit den Herausforderungen, denen die Gruppe auf ihrer Flucht begegnet, wächst. Doch sie zeigt ebenso Schwächen und hadert mit ihrer Rolle, was jederzeit gekonnt und überzeugend erzählt wird.

Doch auch die anderen Kinder werden jeweils sehr individuell erzählt, und Andreas Langer gelingt es, dass sich keinerlei Schablonen über die einzelnen Mitglieder der Gruppe legen lassen. Besonders Johan, der dem Grauen des Berges entkommt, und Smilla, die über eine große Empathie für mythische Wesen verfügt, machen Spaß. Keine*r ist unfehlbar, es sind Kinder in einer Extremsituation.

Auch die Jugendlichen, die sich gemeinsam mit den Kindern aus Kyrfjall auf den Weg in eine vermeintliche Sicherheit machen, sind sehr glaubhaft ausgestaltet. Ausgehend von diesen starken Charakteren ist es eine Stärke des Buchs, die Konflikte und Zuspitzungen spannend und vor allem verständlich in ihren Ursprüngen und Konsequenzen erscheinen zu lassen.

Junge Lesende können so, in einem phantastischen Setting, Flucht und die daraus resultierenden Folgen wie Mangel, Angst, Ungewissheit und Gefahr erleben, ohne mit wirklichen Schicksalen konfrontiert zu werden. Trotz des nicht neuen Settings, denn Kindergruppen, die gemeinsam überleben müssen, sind seit Herr der Fliegen bekannt, bekommt Schneekinder durch diese Dimension etwas Besonderes.

Schreibstil

Andreas Langer schafft es, die Kälte, die Angst und auch die Verzweiflung der Kinder mittels detaillierter Schilderungen zu transportieren und auch die Landschaft sehr plastisch und immersiv darzustellen. Trotz des phantastischen Settings wirkt das Buch sehr realistisch, denn es sind die Kinder, die nachvollziehbar gestaltet wurden und deshalb für junge Leser*innen unmittelbar bekannt erscheinen, die den Wirklichkeitsbezug vermitteln.

Nichtsdestotrotz ist das Buch nichts für schwache Nerven, denn auch die Gefahren und Zuspitzungen der Konflikte sind sehr immersiv beschrieben und können deshalb gruselig und grausam wirken. Das sehr weich gezeichnete Cover täuscht etwas über diese szenenweise Schrecken vermittelnde, gefährliche Welt, in der die Kinder sich behaupten müssen, weg.

Allgemeines zum Buch

Das Buch Schneekinder des 1980 geborenen Kinderbuchautors und Journalisten Andreas Langer wird vom Verlag für Kinder ab 11 Jahren empfohlen, und Teilzeithelden rät dringend, diese Altersempfehlung einzuhalten, da die Inhalte für jüngere Kinder verstörend wirken könnten. Dagegen ist der Roman auch für Erwachsene ein Vergnügen, da die dahinterliegenden Gruppendynamiken sehr spannend sind.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ueberreuter
  • Autor: Andreas Langer
  • Erscheinungsdatum: 19.09.2023
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 352
  • ISBN: 978-3-7641-5252-9
  • Preis: 16,00 EUR (Print) + 12,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Schneekinder begleitet einen Trupp von Kindern auf der Flucht vor schwarzen, todbringenden Nebelschwaden durch eine gefährliche, eisige Landschaft. Während die Kinder damit beschäftigt sind, im Schnee und Eis zu überleben, werden weitere Bedrohungen sichtbar. Und diese kommen nicht von außen.

Andreas Langer legt mit Schneekinder ein Buch vor, das sowohl ältere Kinder als auch Erwachsene begeistern wird, denn die Beziehungen zwischen den Figuren und die Plot-Twists sind gekonnt gestaltet. Die plastischen und immersiven Schilderungen lassen eine*n direkt in die weiße Hölle eintauchen und mit den Protagonist*innen die Höhen und zahlreichen Tiefen erleben. Ein eisiges, furchteinflößendes Vergnügen.

  • Starke Protagonist*innen
  • Varianz im Themenspektrum
  • Immersive Sprache

 

  • Cover wirkt zu weich für den Inhalt

Artikelbilder: © Ueberreuter
Layout und Satz: Kai Frederic Engelmann
Lektorat: Rick Davids
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Durch einen Einkauf bei unseren Partnern unterstützt ihr Teilzeithelden, euer Preis steigt dadurch nicht.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein