Das Hellfrost Kreaturenhandbuch ist der dritte und letzte Band der Regelwerk-Serie von Hellfrost. Die ersten beiden Bände waren das Spielerhandbuch und der Weltenband Rassilon. Während der erste Band in das Setting einführt und die Regeln erläutert, geht der Weltenband auf Rassilon an sich ein, vermeidet aber konsequent regeltechnisch relevante Werte. Diese werden im vorliegenden Kreaturenband nachgelegt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Kreaturenband ist genau das: Eine Referenz mit allerlei Wesen, Monstern und Kroppzeug, das Rassilon bevölkert. Über 210 Seiten lang findet man Werte zu Drachen, Echsen, Orks, Geistern, Dämonen und was sonst noch alles zu finden ist.
Dabei bleibt der Fokus in der Detaillierung auf Hellfrost gerichtet. Während seitenweise die Boten der Götter in unterschiedlichen Spielarten beleuchtet werden, existieren für andere Gruppen (wie zum Beispiel riesige Monster) nur ein oder zwei Beispiele und eine Randnotiz mit Tipps, wie man weitere Wesen dieser Art erschaffen kann.
Die Werte beginnen bei gewöhnlichen Wesen wie Auerochsen, Pferden und Wölfen und enden bei exotischen Cryohydren, mehrköpfigen, kaltfeuerspeienden Bestien. Dazwischen bietet sich allerhand Raum für mehr oder weniger bekannte Monster und Wesen aus der allgemeinen Fantasyliteratur, hier und da spezifisch auf Hellfrost angepasst.
Die Organisation der Charaktere ist gewöhnungsbedürftig. Sie ist rein alphabetisch, hin und wieder aber, wird ein großer Überbegriff direkt in seine Unterarten aufgesplittet. Dadurch steht schon mal der Kriegsbaum neben dem Kriegshund, ein kausaler Zusammenhang besteht aber nur selten. Damit ist es egal, ob man das Inhaltsverzeichnis oder den Index bemüht, beide sehen sich ohnehin sehr ähnlich.
Die Aufbereitung wirkt etwas lieblos, eher wie ein lose geordnetes Brainstorming, das dem Spielleiter aber die Sucharbeit überlässt, welches Monster an welchem Teil der Welt eingesetzt werden könnte.
Überraschend lassen sich jedoch auch wahre Perlen im Wust der Charakterwerte finden: Der in Sundered Skies eingesetzte, erweiterte Fallengenerator (der im Kompendium vorgestellt wurde) hat auch Einzug in diesen Band gehalten. Außerdem verstecken sich spannende Regeln für allgemeine Gefahren, wie zum Beispiel Treibsand oder einen Schneesturm auf See, alphabetisch einsortiert zwischen Falke, Feuerwicht und Geist. Ein ähnliches Schicksal ist dem Kapitel über Krankheiten widerfahren, welches immerhin mit einer Markierung hervorgehoben wurde. Den Relikten wurde ein kleines aber feines Kapitel am Ende des Bandes gewidmet.
Insgesamt bietet dieser Band über 300 verschiedene Wesen zur Verwendung im eigenen Spiel an.
Preis-/Leistungsverhältnis
Für knapp 20 EUR erhält man einen Referenzband, der für das Spielen von Hellfrost praktisch unabdingbar ist. Durch die clevere Trennung zwischen dem Weltenband und den Charakterwerten kostet das gesamte Regelwerk stolze 60 EUR, dafür stehen die einzelnen Teile aber auch für sich. Viele der Monster sind zwar an ein eisiges Setting angepasst, aber es existieren genügend generische Monster, wie sie in jeder Fantasywelt eingesetzt werden können.
Das Kreaturenhandbuch bietet daher auch für andere Savage Worlds–Settings, wie zum Beispiel Sundered Skies durchaus einen Mehrwert. Der Preis ist für den Inhalt sicherlich im oberen Segment angesiedelt, dafür bietet der Band aber ein hervorragendes Erscheinungsbild und liefert zahlreiche Archetypen für alle möglichen Gelegenheiten.
Erscheinungsbild
Der Umfang des Bandes versetzt in Staunen. Mit über 210 Seiten, den größten Teil davon mit Charakterwerten gefüllt, ist dieser Band genauso groß wie das Spielerhandbuch. Ebenso wie seine Schwesterbände verfügt es über einen Hardcover-Einband mit Fadenbindung. Das verwendete Papier lässt sich hervorragend blättern und ist von hoher Qualität. Leider wurde beim Kreaturenhandbuch auf das mittlerweile schon lieb gewonnene Lesezeichen-Bändchen, das die anderen Bände vorweisen können, verzichtet. Schade, gerade bei einem solchen Referenzband wünscht man sich ein mitgeliefertes Lesezeichen.
In Sachen Illustrationen wartet das Kreaturenhandbuch mit zahlreichen Bildern auf. Der Großteil besteht aus hochwertigen schwarz-weiß Zeichnungen, die für die Vermittlung der Idee völlig ausreichend sind. Ein echter Hingucker sind die vollfarbigen Illustrationen, die hin und wieder im Band auftauchen, um einem besonders furchterregendem Monster ein Gesicht zu geben.
Der Textsatz ist bei diesem Band wieder hervorragend. Die Abstände sind angemessen gewählt, es wirkt nichts gedrängt. Die Charakterwerte sind sinnvoll aufgeteilt und schlüssig erläutert. Der Band verfügt über ein Inhaltsverzeichnis und einen Index, wobei beide, wie weiter oben beschrieben, praktisch identisch sind.
Dieser Band muss sich weder vor dem Spielerhandbuch noch vor Rassilon verstecken. Was das Erscheinungsbild der Serie angeht, so kann man dieses nur als herausragend bezeichnen. Beste Materialien, professionelle grafische Gestaltung und ein ordentlicher Textsatz ergeben ein stimmiges Ganzes, so dass man bereits beim bloßen durchblättern zu zahlreichen Geschichten inspiriert wird.
Die harten Fakten:
- Verlag: Prometheus Games
- Autor(en): Paul „Wiggy“ Wade-Williams
- Erscheinungsjahr: 2010
- Sprache: Deutsch
- Format: Hardcover
- Seitenanzahl: 214
- ISBN: 978-3-944713-03-8
- Preis: 19,95 EUR
- Bezugsquelle: Amazon, Sphärenmeister
Fazit
Und schon sind wir am Ende unseres Kurzchecks. Insgesamt ist der Band ein würdiger Abschluss der Regelserie rund um Hellfrost. Die zur Verfügung gestellten Archetypen sind zahlreich und gut ausgearbeitet. Die eingestreuten Geschichten vertiefen die Welt von Rassilon und geben dem Spielleiter Werkzeuge an die Hand, mit denen er sofort losspielen kann – oder könnte.
Die Einbindung der Sonderregeln für Fallen und Gefahren ist ärgerlich. Tolle Regeln gehen so einfach im Wust der Charakterwerte unter und hätten ein eigenes Kapitel verdient gehabt.
Das Inhaltsverzeichnis und der gesamte Aufbau hätten dazu genutzt werden können, die Kreaturen in Regionen einzusortieren oder wenigstens thematisch zu gruppieren. Hier wurde eine große Chance vergeben, den Band deutlich aufzuwerten.
Der Großteil der Inhalte kann sogar in anderen Settings verwendet werden. Gerade der Umgang mit Umweltgefahren oder der Fallengenerator sind universell übertragbar. Viele der vorgestellten Monster und Bewohner Rassilons sind zwar an die Gegebenheiten des Settings angepasst, können aber mit wenigen Handgriffen für andere Settings bereitgemacht werden. Generische Einträge wie Pferde oder Meuchelmörder sind im Savage Worlds Kontext ohnehin direkt in anderen Settings einsetzbar.
Insgesamt bietet Prometheus Games eine Fülle an Informationen, die für Savage Worlds Spielleiter wertvoll sind und präsentieren diese höchst ansprechend. Seitdem der Preis auf 19,95 EUR gesenkt wurde, kann dieser Band, trotz der chaotischen Aufbereitung, für Fantasy-Fans als Referenzband empfohlen werden.
Artikelbild: Prometheus Games
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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