Mit Schatten und Geheimnisse wird der zweite Handlungsbogen veröffentlicht, der den Dunklen Lord der Sith, Darth Vader, in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Die Geschichte wird nahtlos dort fortgeführt, wo sie in Star Wars 6 – Darth Vader 3 endete: Darth Vader erfuhr durch den Kopfgeldjäger Boba Fett, wer den vernichtenden Schuss auf den Todesstern abgab. Die Information offenbarte Vader nicht nur den Namen des unbekannten Piloten, vielmehr offenbarte sie auch, dass sein vermeintlich bei der Geburt gestorbener Sohn auf Tatooine überlebt hatte und von Obi-Wan Kenobi versteckt gehalten wurde. Nun zieht Darth Vader aus, um seinen Sohn zu finden und auf seine Seite zu ziehen.
Vader befindet sich noch immer in einer für ihn ungewohnt herabgesetzten Position. Seinen Wert muss er gegenüber seinem Meister, dem Imperator, aufs Neue beweisen. Dabei sieht er sich mit seinen potenziellen Nachfolgern, den kybernetisch verbesserten und über Jahre trainierten Wesen aus dem Forschungslabor des Wissenschaftlers Cylo, in Konkurrenz gesetzt. Zu allem Überfluss wird Darth Vader von Großgeneral Tagge ein neuer Inspektor zur Seite gestellt, der ihn sowohl beraten als auch überwachen soll.
Gemeinsam mit seiner ganz persönlichen geheimen Truppe um Doktor Aphra sowie den beiden Droiden Triple-Zero und BT-1, plant der Sithlord verdeckte Operationen, um seinen Sohn vor seinen Kontrahenten zu erreichen. Diese richten sich mitunter auch gegen das Galaktische Imperium selbst, weshalb Vader dazu angehalten wird, de facto gegen sich selbst Untersuchungen anzustellen. Für den Dunklen Lord der Sith beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel um den Erhalt sorgsam aufgebauter Scharaden.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Band 10 – Schatten und Geheimnisse 1 & 2
Nachdem Darth Vader durch den angeheuerten Kopfgeldjäger Boba Fett erfuhr, dass ein gewisser Luke Skywalker für die Zerstörung des Todessterns verantwortlich ist, reist der Dunkle Lord persönlich zu seiner Geburtswelt Tatooine. Vor Ort inspizieren Vader, Aphra und die Droiden Triple-Zero und BT-1 jenen Platz, an dem Luke aufwuchs. Dort sind noch immer die Spuren der Ereignisse sichtbar, die Luke vor Monaten dazu brachten, Tatooine zu verlassen und sich letztendlich der Rebellion anzuschließen. Mehr findet sich jedoch weder auf der verwüsteten Feuchtfarm der Lars‘ noch in der verlassenen Hütte, die Obi-Wan Kenobi über 20 Jahre lang seine Exilheimat nannte. Vader beschließt die Orte zu vernichten, um wirkliche alle Spuren zu beseitigen, ehe er sich wieder seinen Pflichten gegenüber dem Galaktischen Imperium zuwendet.
Offiziell wird der Dunkle Lord der Sith ausgesandt, um auf dem Planeten Son-tuul den Kopf einer kriminellen Gruppe namens Son-tuuls Stolz zur Strecke zu bringen und damit die Beziehungen mit den Hutten zu festigen. Der Anführer, ein Rodianer, wird durch die von Vader angeführte Eingreiftruppe getötet, ehe das Imperium seine Schmuggelware und die von ihm gehorteten Credits beschlagnahmt und den Planeten wieder verlässt. Der dortige Markt wird dem Huttenkartell unter der Führung Jabbas überlassen.
Die beschlagnahmten Ressourcen werden mit einem Frachter aus dem System gebracht. Ehe dieser seinen sicheren Hafen jedoch erreichen kann, wird er von einem verschlagenen Trupp angegriffen. Doktor Aphra führt eine Gruppe von Kopfgeldjägern an, um den Reichtum des getöteten Rodianers zu stehlen und den Überfall wie eine unglückliche Kollision mit einem Meteoriten erscheinen zu lassen.
Wenig später finden sich Darth Vader und seine aktuellen Kontrahenten in Form der Astarte-Zwillinge, General Karbins, sowie Tulons bei Großgeneral Tagge ein, um neue Aufgaben zu empfangen. Den Astarte-Zwillingen wird die Aufgabe zuteil, eine Rebellentruppe unschädlich zu machen, die sich die Plasmateufel nennen. Zu Vaders Zorn wird nicht er, sondern General Karbin damit beauftragt den Piloten ausfindig zu machen, der den Todesstern zerstörte. Vader selbst soll den vermeintlichen Diebstahl des Vermögens der Son-tuul’s Stolz aufklären. Für diese Aufgabe wird ihm der erfahrene und pflichtbewusste Inspektor Thanoth zur Seite gestellt.
Band 11 – Schatten und Geheimnisse 3 & 4
Darth Vader und Inspektor Thanoth haben ihre Suche nach den Dieben des Vermögens der Son-tuul’s Stolz begonnen. Hierbei zeigt sich schnell, dass der pflichtbewusste und hochgradig intelligente Thanoth nicht leicht in die Irre zu führen und von Spuren abzulenken ist. Vader darf nicht den Eindruck erwecken seine Aufgabe halbherzig zu bearbeiten, und dennoch darf er keinen Erfolg bei seiner Suche haben, endet diese doch bei ihm selbst.
Gemeinsam reisen Vader und Thanoth zunächst nach Anthan Prime, um einen Waffenhändler zu finden, der sich selbst der Drache nennt. Durch ihn erwartet Thanoth eine Spur zu den Dieben zu finden, hätte doch nur er Sprengsätze verkaufen können, die die Hülle eines imperialen Frachters durchbrechen können. Statt auf den Drachen treffen die beiden jedoch auf die Astarte-Zwillinge. Diese hoffen ebenfalls tief in der Unterwelt Anthan Primes eine Spur zu der Rebellengruppe der Plasmateufel zu finden und gehen dabei alles andere als diskret vor. Dennoch gelingt es Vader und Thanoth den Aufenthaltsort des Drachen aufzudecken.
Doktor Aphra agiert währenddessen auf Order Vaders allein. Sie wurde angewiesen, das gestohlene Vermögen zu nutzen, um Informationsquellen in der Unterwelt aufzutun und schlussendlich Luke Skywalkers aktuellen Aufenthaltsort zu erfahren. Dazu reist sie ebenfalls nach Anthan Prime. Vor Ort trifft sie einen Informationshändler, der sich selbst der Ante nennt. Durch ihn erkauft sie sich den Standort eines Naboo, der nach seinem aktiven Militärdienst für die Republik Bestatter wurde und Anakin Skywalkers Frau, Senatorin Amidala, beerdigte. Dieser kann Aphra bestätigen, dass Amidala vor ihrem Tod einen Sohn gebar.
Band 12 – Schatten und Geheimnisse 5 & 6
Der Aufenthaltsort des Ante wurde durch das Imperium aufgedeckt. Ebenso ist dem Imperium bewusst, dass der Ante den Dieben des Vermögens der Son-tuul’s Stolz Informationen verkaufte. Während dieser just Doktor Aphra die Information über den aktuellen Aufenthaltsort Luke Skywalkers verkauft, greifen imperiale Streitkräfte unter der Führung Darth Vaders und Inspektor Thanoths die Basis des Ante an. Dieser kann gefasst werden und offenbart, ehe er in einem Feuergefecht umkommt, sowohl den Standort der Basis der Plasmateufel als auch die Identität Doktor Aphras als seiner Kundin.
Doktor Aphra selbst kann von Anthan Prime nur entkommen, indem sie Vader mit der Information über den Aufenthaltsort seines Sohnes erpresst, ehe er sie töten kann, um seine eigenen Spuren vor Inspektor Thanoth zu verwischen. Überlebt hat sie jedoch noch lange nicht. An Bord ihres Schiffes muss sie erkennen, dass die sich vor Ort befindende Imperiale Flotte einen engen Gürtel um Anthan Prime gelegt hat, den Aphra kaum zu durchdringen in der Lage ist.
Die Information des Ante über den Aufenthaltsort der Plasmateufel erweist sich für Vader als der richtige Hebel, um Inspektor Thanoth davon zu überzeugen, die Zielprioritäten zu ändern. Anstelle einer einzelnen Diebin nachzujagen haben beide spontan die Möglichkeit, die rebellischen Plasmateufel zu vernichten ehe diese erneut im Untergrund verschwinden. Doktor Aphras Verfolgung wird zu Gunsten eines größeren Ziels abgebrochen.
Die Plasmateufel können, zum Verdruss der Astarte-Zwillinge, welche eigentlich damit beauftragt wurden sie zur Strecke zu bringen, von Vader vernichtet werden. Doktor Aphra schafft es, sich zunächst in Sicherheit zu bringen, erwartet jedoch bei ihrem nächsten Treffen mit Darth Vader von ihm für ihre Erpressung getötet zu werden. Statt zu töten offenbart dieser ihr mahnend, dass er ihre Talente zu schätzen gelernt hat und geneigt ist sie weiterhin zu nutzen.
Charaktere
Schatten und Geheimnisse vertieft die Charaktere, die bereits im vorherigen Darth Vader-Handlungsbogen auftauchten und eingeführt wurden. Während Vader selbst den zentralen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet, wird Doktor Aphra als deutlich selbstständiger handlungsfähig präsentiert. Leider werden die Hintergründe von Vaders Truppe nicht weiter beleuchtet. So sieht man im Laufe der Handlung zwar, dass hinter Doktor Aphra nicht nur eine Marionette Vaders steckt, sondern eine intelligente Frau, die völlig freiwillig für den Dunklen Lord arbeitet – viel mehr über die Vita dieses Charakters erfährt man jedoch leider nicht. Die beiden Droiden Triple-Zero und BT-1 werden in dieser Geschichte zu Randfiguren, deren Handlungen erfrischend und teils morbide humorvoll sind, die jedoch keinen eigenen Fokus genießen, und sei er noch so klein.
Weitere Randfiguren bilden die kybernetischen Schöpfungen des Wissenschaftlers Cylo, die im Finale des letzten Darth Vader-Handlungsbogens ihren Erstauftritt bekamen. Auch von ihnen erfährt man leider, über bloße Randnotizen und Gastauftritte hinaus, nicht mehr.
Lediglich Inspektor Thanoth wird, als neuer Berater und Überwacher des Lords der Sith, neu in die Handlung eingewoben. Thanoth ist ein altgedienter imperialer Offizier mit einem messerscharfen analytischen Verstand, der die imperiale Ordnung nicht naiv, sondern wohl überlegt und zu seinem Charakter passend, als richtig einordnet. Pflicht, Gehorsam und taktisches Fingerspitzengefühl prägen sein Handeln. Bei Thanoth wird jedoch sehr gut hervorgehoben, dass imperiale Offiziere nicht böse um des böse Seins willen sind. Neben Vader nimmt er einen sympathischen Platz ein. Unnötige Gewalt und überzogen barsches Handeln sind ihm zuwider. So bezeichnet er die blindwütig handelnden Astartes-Zwillinge gar als Kinder und fährt ob ihres Handelns aus der Haut.
Weitere auftauchende Nebencharaktere sind bekannte Kopfgeldjäger wie der Attentäterdroide IG-90, der Wookie Black Krrsantan und der Trandoshaner Bossk, der seinen ersten Auftritt in Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück feierte. Großgeneral Tagge reiht sich in die Riege der Nebencharaktere ein und dient als Koordinator und Auftraggeber Darth Vaders.
Zeichenstil
Die Federführung für diesen abgeschlossenen Handlungsbogen übernahm erneut Salvador Larroca, der der Geschichte des Autors Kieron Gillen Leben einhauchte. Die Farbgebung übernahm, ebenfalls abermals, Edgar Delgado. Damit arbeitete an diesen Comicbänden dasselbe Team wie in der ersten Darth Vader-Geschichte aus dem Hause Marvel.
Das klassisch kalte, metallische und dunkle imperiale Thema wird gut aufgegriffen und in Szene gesetzt. Actionreiche Momente werden kontrastreich beleuchtet, ohne in unüberschaubare Aneinanderreihungen hektischer Schnitte auszuarten. Damit ist die grafische Inszenierung abwechslungsreich und dem Thema angemessen getroffen. Gerade Darth Vader, als durch die Maske bedingt natürlich mimiklosen Protagonisten, weiß Larroca abermals Leben einzuhauchen. Auch ohne das Gesicht sehen zu können werden die Intentionen Vaders sichtbar ohne ihn zu überzeichnen.
Preis-/Leistungsverhältnis
Jeder der drei Comics schlägt mit 4,99 EUR zu Buche und liefert jeweils 60 Seiten an Inhalt. Selbiger ist schnell gelesen und liefert eine an sich spannende Geschichte. Was dem Comic stark anzumerken ist, ist sein Charakter als Interludium. Der gesamte Handlungsbogen führt den Leser auf die nachfolgende Geschichte, Vader Down, hin. Einen in sich aufbauenden runden Abschluss findet Schatten und Geheimnisse ebenso wenig wie eine eigene, große, Spannungsspitze.
Vor dem Hintergrund der abermals großartigen zeichnerischen Darstellung, der für Panini Comics gewohnt guten Druckqualität und spannenden Inszenierung der Geschichte kann man am Preis-/Leistungsverhältnis jedoch nichts kritisieren.
Erscheinungsbild
Jeder einzelne Comic greift das jeweilige Inhaltsthema passend auf. Über die handwerkliche Verarbeitung selbst gibt es, wie bei den vorherigen Star Wars-Comics rein gar nichts zu beklagen. Der gesamte Comic lässt sich ob seiner Stabilität nicht versehentlich zerknittern, die Seiten sind griffig und der Kontrast ist tadellos.
Die harten Fakten:
- Verlag: Panini Comics
- Autor(en): Kieron Gillen
- Zeichner(in): Salvador Larroca, Edgar Delgado
- Erscheinungsjahr: 2016
- Sprache: Deutsch
- Format: Comic Softcover
- Seitenanzahl: je 60
- Preis: je 4,99 EUR
- Bezugsquelle: Amazon
Bonus/Downloadcontent
In der Mitte eines jeden Comics findet sich, typisch für die neuen Star Wars-Comics, sowohl das Cover der Comicshop-, wie auch der Kiosk-Ausgabe als Faltposter. Typische Informationseinschübe, die einzelne Elemente des Star Wars-Universums kurz beleuchten, finden sich jeweils am Ende jeder Ausgabe.
Fazit
Das Fazit fällt mir bei diesem Comic fast ebenso schwer wie die Gesamtbewertung. Auf der einen Seite ist die erzählte Geschichte in sich spannend, die Charaktere konsistent, und sie macht Lust auf mehr. Auf der anderen Seite bleibt ein etwas bitterer Geschmack auf der Zunge, da sich der Eindruck nicht abschütteln lässt, dass mehr dem Comic gut getan hätte: Mehr Charakterhintergründe, mehr Spannungsspitzen, mehr Offenbarungen, mehr Neues.
Gerade nach dem einführenden Handlungsbogen Darth Vader und den Offenbarungen um Darth Vaders neue Nebenbuhler aus den Laboren Cylos hätte ich mir gewünscht, dass diese Charaktere intensiver beleuchtet werden würden. Dies bleibt, bis auf einige Gastauftritte, nahezu vollständig aus. Insgesamt bietet der Comic damit nicht das, was ich an neuer Handlung erwartet hätte. Er lässt Chancen offen liegen.
Dennoch muss man der Geschichte zugutehalten, dass er dem Leser diese verpassten Chancen nicht zu offensichtlich präsentiert. Es ist nicht so, dass man sich beim Lesen fragt, warum sich Darth Vader nicht um das kümmert, was er von seinem Meister, Darth Sidious, erfuhr. Die Handlung als solche, wie auch die Handlungsweise der Charaktere, ist durchaus konsequent. Dennoch erfährt der Leser nichts Neues. Darth Vader weiß bereits zu Beginn der Handlung, dass er einen Sohn hat, und dass dieser den Todesstern zerstörte. Diese Information wird lediglich verifiziert, ehe ganz am Ende der vermeintliche aktuelle Aufenthaltsort Lukes offenbart wird. Mit dieser Offenbarung endet der Handlungsbogen jedoch bereits. Das sprichwörtliche Salz in die Suppe der Handlung bildet das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Vader und Aphra plus dem, nur dem Leser bekannten, Fakt, dass der Dunkle Lord sich die ganze Zeit eigentlich selbst, beziehungsweise seinem eigenen Schergen, nachjagt.
Schlussendlich hätte der Comic mehr gekonnt. Dem Eindruck eines Zwischenspiels kann Schatten und Geheimnisse am Ende nicht entfliehen, da auch eine wirkliche abschließende Spannungsspitze ausbleibt. Es bleibt grundsolide und gut zu lesen, hat aber deutlich Luft nach oben.
Artikelbilder: Panini Comics
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