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Bereits im vierten Jahr befinden sich „die Tage des Gesellschaftsspiels“ namens Stadt Land Spielt! Von Jahr zu Jahr kamen neue Veranstaltungsorte hinzu, so dass am 10. und 11. September ganze 98 Locations beteiligt waren und zum geselligen Spiel einluden: eine echte Erfolgsgeschichte. Wir haben uns auf einer der größten Veranstaltungen umgesehen und zudem mit Peter Janshoff vom Spielezentrum Herne gesprochen, das einer von sechs Initiatoren ist.

Viele Verlage unterstützen die Veranstaltung mit „Hardware“, aber auch mit Supportern und Spieledemos, wie hier zu sehen.
Viele Verlage unterstützen die Veranstaltung mit „Hardware“, aber auch mit Supportern und Spieledemos, wie hier zu sehen.

Stadt Land Spielt!: Ein Überblick

98 Veranstaltungen unter dem Motto „Stadt Land Spielt!“ – eine Rekordzahl, und erneut ein Zuwachs zum Vorjahr. Von kleinen Veranstaltungen lokaler Spieleclubs bis zu größeren Events mit Ausstellern und Autoren ist alles dabei, und irgendeine der Veranstaltungen höchstwahrscheinlich auch in relativer Nähe eines jeden. Im vergangenen Jahr nahmen dabei geschätzt 11.000 Personen an den damals noch 76 Standorten teil, eine ziemliche Entwicklung des erst 2013 ins Leben gerufenen Projekts – damals noch mit nur 25 Veranstaltungen.

Organisiert wird das ganze Projekt von derzeit sechs Initiatoren:

 

Letztere dienen dabei als allgemeine Geschäftsstelle. Als Unterstützer kommt zudem der Spieleverlage e.V. hinzu, der Verbund fast aller relevanten deutschen Spieleverlage. Diverse Verlage unterstützen das Projekt und einzelne Veranstaltungen zudem durch Spielepakete, Turniere und jährlich neue Sonderdrucke, womit hauptsächlich Promo-Erweiterungen gemeint sind.

Die abgepackten Sonderdrucke des Jahrgangs 2016.
Die abgepackten Sonderdrucke des Jahrgangs 2016.

Allen Veranstaltungen ist dabei eines gemein: Sie kosten keinen Eintritt, selbst wenn als Veranstaltungsort sonst kostenpflichtige Einrichtungen wie Museen dienen. Die „Förderung des Kulturguts“ soll möglichst barrierefrei sein, weswegen es bei den Veranstaltungen auch immer Spieleerklärer gibt – vorbeischauen und losspielen wird so leicht gemacht, und für viele Besucher sind ihre regionalen Veranstaltungen heute schon fester Teil des Jahresplans.

Die Veranstaltung im Umspannwerk Recklinghausen

Im Umspannwerk Recklinghausen fand im zweiten Jahr erneut eine der größten Stadt Land Spielt!-Veranstaltungen statt. Trotz starker Konkurrenz in nächster Nähe (Kinderfest, Mittelaltermarkt, verkaufsoffener Sonntag) fanden wieder mehrere hundert Besucher ihren Weg in das Strommuseum. Vom Eindruck her waren es weniger als im Vorjahr, als rund 700 Besucher die Veranstaltung zum zweitgrößten Event von Stadt Land Spielt! machten – was dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch tat.

Bei freiem Eintritt konnten die Besucher dabei das vollständige Museum erkunden und einiges über Strom und elektrische Geräte lernen, so sie denn wollten. Für die meisten dürfte aber natürlich das Spielen im Vordergrund gestanden haben. Verteilt über das gesamte Museum gab es dabei einiges zu finden, wobei einige Spielorte leider tatsächlich gefunden werden mussten, da sie ein wenig versteckt waren. Ein Rundgang durch das Museum lohnte sich daher. Neben Turnieren waren am Stand der Spielothek (eine Art „Bücherei für Spiele“ des Spielezentrums Herne, das die Veranstaltung gemeinsam mit dem Museum ausrichtete) rund 200 der über 10.000 Spiele im Besitz des Spielezentrums zum Spielen verfügbar, inklusive der frisch gekürten Spiele des Jahres.

Über 200 Spiele hat die Spielothek mit ins Umspannwerk gebracht.
Über 200 Spiele hat die Spielothek mit ins Umspannwerk gebracht.

An anderer Stelle fanden sich diverse Aussteller, von Spieleautoren über lokale Spielevereine bis zu mehreren großen Verlagen, die teilweise sogar noch nicht erhältliche Spiele dabei hatten und präsentierten. Eine breite Auswahl war also geboten, und so konnten alle Besucher etwas für sich finden: von Kinderspielen über Klassiker wie Schach und Familienspielen bis hin zu Vielspielerspielen und Tabletops. Daneben gab es verschiedene Großspiele zu sehen, und ein kleines Außenprogramm mit Aktivitäten wie Kistenklettern. Für das leibliche Wohl konnten zudem neben Softdrinks auch Waffeln und Würstchen erworben werden.

Auch Tabletops wie Star Wars Armada konnten kennengelernt werden
Auch Tabletops wie Star Wars Armada konnten kennengelernt werden

Insgesamt eine überaus schöne Veranstaltung, die sich für viele gelohnt hat, wie bereits im Vorjahr. Viele der letztjährigen Besucher waren auch in diesem Jahr wieder zugegen und dürften es nicht bereut haben.

Im Gespräch mit Peter Janshoff

Peter Janshoff ist der langjährige Leiter des Spielezentrums Herne und hat dieses im Laufe der Zeit zu einer überregionalen Einrichtung gewandelt, unter anderem mit einer Spieleausleihe (über 10.000 Spiele), einem großem Stand auf der Spielemesse Essen, einer eigenen kleineren Spielemesse und der Organisation und Ausrichtung mehrerer Deutscher und Weltmeisterschaften. Seit 2015 ist das Spielezentrum Herne auch einer der Initiatoren von Stadt Land Spielt! und richtete nun zum zweiten Mal zusammen mit dem Umspannwerk Recklinghausen die dortige Veranstaltung aus.
Peter Janshoff
Peter Janshoff

Teilzeithelden: Hallo Peter! Kannst du uns zunächst ein wenig über die Hintergründe von Stadt Land Spielt! aufklären?

Peter: Stadt Land Spielt! wurde 2013 ins Leben gerufen, mit der ersten Veranstaltung im Deutschen Spielearchiv Nürnberg. Bundesweit folgten dann weitere, im ersten Jahr waren es insgesamt 25, im darauffolgenden Jahr gab es schon 45, im letzten Jahr 76, und in diesem Jahr sind es schon 98. Von kleinen Veranstaltungen mit 20, 30 Leuten bis hin zu 700 und mehr Besuchern ist alles dabei.

Generell ist es dabei so, dass alle Veranstaltungen nicht kommerziell sind. Man zahlt keinen Eintritt, kann sich die Spiele zeigen und erklären lassen, und im Gegensatz zu Messen steht hier auch keiner, der einem sein Spiel verkaufen will. Stadt Land Spielt! ist ein deutschlandweites „non-profit-Event“.

Das hauptsächliche Ziel der Initiatoren ist es, das Kulturgut Spiel zu fördern: dass Leute jedes Alters zusammenkommen und gemeinsam etwas spielen. Dabei geht es nicht ausschließlich um Brett- oder Kartenspiele, sondern um alle Arten des Gesellschaftsspiels, da, wo Menschen zusammenkommen, um zu spielen. Die Spieleverlage unterstützen uns dabei im weitesten Sinne mit Hardware, also mit Spielen.

Teilzeithelden: Du meinst damit die Spielepakete und Promo-Erweiterungen?

Peter: Ja, die Pakete und Promo-Erweiterungen. Letztere stellen uns die Verlage zur Verfügung: Die verschiedenen Erweiterungen und vollständigen Spiele werden in einen Clipbeutel gepackt und sind dann für die Besucher kostenlos erhältlich. Das Spielezentrum hat in diesem Jahr wieder eine Spendenaktion für die in der Nähe des Umspannwerkes befindlichen AWO-Kindertagesstätte, die Uferfrösche, daraus gemacht. Wer wollte, konnte etwas spenden, es war keine Bedingung. Im Gegensatz zu früheren Jahren sind diesmal bei den Sonderdrucken nicht nur Mini-Erweiterungen dabei, sondern auch ein vollständiges kleines Spiel. Wahrscheinlich wird es in den nächsten Jahren auch so sein, dass es etwas Vollständiges zum Spielen geben wird.

Teilzeithelden: Bezüglich des Wachstums – siehst du da weiter Potenzial, dass es auch in den nächsten Jahren mehr Veranstaltungsorte werden?

Peter: Ich habe heute noch hier ein Gespräch mit jemanden geführt, der bei sich im Kreis Coesfeld im nächsten Jahr in den zugehörigen Städten diese Veranstaltung durchführen will. Es gibt natürlich auch immer Fluktuationen, aber wenn man sich die Entwicklung anschaut, denke ich, dass es durchaus noch so weitergehen kann.

Teilzeithelden: Du bist mit dem Spielezentrum Herne ja nun das zweite Jahr dabei. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr als Initiatoren dazu gekommen seid?

Peter: Aus der Initiatoren-Riege ist ein Partner ausgetreten, und daraufhin wurden wir vom Spielearchiv Nürnberg gefragt, ob wir mit einsteigen würden. Gleichzeitig ist zudem auch das Spielemuseum Österreich dazugekommen. Im Übrigen bin ich in diesem Jahr von den Initiatoren zu ihrem Sprecher gewählt worden, was ich als eine besondere Anerkennung betrachte.

Ursprünglich wären wir aber bereits 2014 gerne dabei gewesen, was allerdings auch daran scheiterte, dass wir nicht die passende Location hatten, um solch eine Veranstaltung ausrichten zu können, bis wir dann hier mit dem Umspannwerk zusammengekommen sind.

Teilzeithelden: Was ja auch eine schöne Kooperation ist – man kann auf diese Weise ja heute auch einmal umsonst durch das Museum schlendern.

Peter: Ja, wir schlagen hier quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Es ist ja auch eine Bedingung bei Stadt Land Spielt!, dass für die Veranstaltungen kein Eintritt genommen wird. Daneben ist heute aber auch noch Tag des Denkmals, was als zweite Veranstaltung im Museum stattfindet – passenderweise mit der gleichen Bedingung, dass an diesem Tag kein Eintritt genommen wird.

Teilzeithelden: Die Kooperationsveranstaltung mit dem Umspannwerk war ja auch schon im letzten Jahr sehr erfolgreich und die zweitgrößte gewesen.

Peter: Ja, im letzten Jahr hatten wir hier rund 700 Besucher.

Teilzeithelden: Seid ihr denn auch in diesem Jahr wieder zufrieden?

Peter: Natürlich. Es macht uns Spaß, es macht unseren Besuchern Spaß, und das ist ja das Entscheidende. Einen kleinen Wermutstropfen gab es trotz aller Erwartungen nun doch. Anstatt ca. 700 Besucher kamen in diesem Jahr knapp 400, was meines Erachtens dem guten Wetter geschuldet ist. Aber wir lassen uns den Mut nicht nehmen. Auch 2017 ist das Spielezentrum wieder dabei.

Fotografien: Michael Fuchs
Portrait: Stadt Herne

 

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