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Die erste German Comic Con Berlin ist vorüber und zwei Tage zwischen Staunen, Spaß und Chaos liegen hinter uns. Neben internationalen Stars, nationalen und internationalen Comic-Zeichnern, allerlei Workshops, Panels, Photoshoots und Autogrammstunden herrschte buntes Treiben in Form von selbst gestalteten Kostümen anwesender Cosplayer.

Zahlen und Fakten

30.000 Besucher haben die Messehallen gestürmt, obwohl man mit nur etwa 15.000 Interessierten gerechnet hatte. Verrückt. Wer sich da wohl beim verfügbaren Ticketkontingent verzählt hat?

Eingeleitet wurde die Comic Convention mit einer kleinen Pressekonferenz im CityCube Berlin am Freitagvormittag. Zusätzlich bot sich die besondere Gelegenheit, sich mit einem Konzert von James Marsters auf das Wochenende einzustimmen, das am Freitagabend in der Messe Berlin stattfand.

Hallenplan German Comic Con Berlin
Hallenplan der GCC Berlin

Ab Samstag gab es dann, verteilt auf zwei Hallen über 24.000 qm, die Möglichkeit, seinen Stars näher zu kommen, Autogramme zu jagen, Zeichnungen signieren zu lassen, zahlreichen Merchandise-Angeboten zu frönen und sich mit Cosplayern zusammenzufinden und auszutauschen.

Zwischen beiden Hallen befand sich ein Bereich mit zahlreichen Sitzgelegenheiten und Ständen, an denen man hungrige Mäuler stopfen oder einfach nur beisammen hocken konnte.

Halle 1 selbst stand ganz im Zeichen der Comics. Hier durfte man den Künstlern aus den Bereichen Comic, Manga und Anime über die Schulter schauen, Verlage, Illustratoren und Autoren kennenlernen, an Workshops teilnehmen oder in einer Leseecke einfach durch den neuesten Comic blättern oder die erworbenen signierten Zeichnungen bestaunen. Mit dabei waren u. a. Don Rosa (Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden), Steve Scott (Batman, X-Men Forever, Hulk, Indiana Jones, …), Annalisa Leoni (Waisen, GCC Berlin 2016 Artwork), Elisabetta Melaranci (Die Eiskönigin – Völlig unverfroren, Die Monster AG, Findet Nemo, Findet Dorie, …), Felix Pestemer (Der Staub der Ahnen) und zahlreiche Indie-Talente und Newcomer.

Halle 2 hingegen war ganz auf Filme ausgelegt. Hier fanden die Panels (jeweils 30 Minuten), Photoshoots und Autogrammstunden statt, mit Stars wie Christopher Lambert (The Highlander), Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft), Robert Englund (A Nightmare on Elm Street), Chad L. Coleman (The Walking Dead), James Marsters (Buffy, Torchwood, Warehouse 13), Natalia Tena (Game of Thrones, Harry Potter), Billie Piper (Doctor Who), Famke Janssen (X-Men, Wolverine, Taken), Ray Park (Star Wars, X-Men, Heroes), Roy Scammell (Alien, Doctor Who) und vielen mehr.

Und mittendrin und überall Merchandise soweit das Auge reichte, von einfachem Plüsch und Lego, über Filme und Spiele, bis hin zu Sammelfiguren, Kostümbedarf und Waffen ganz im Stile des Walking Dead Charakters Michonne.

German Comic Con Berlin – Auswahl an Verkaufsständen
German Comic Con Berlin – Auswahl an Verkaufsständen

Bunte Kostüme, schrille Töne

Es ist Samstag. Mitteilzeitheldin Sarah kämpft gerade noch mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln, also habe ich Zeit, mich anzustellen. Ich bin neugierig, wie lange es wohl dauert, den Eingang zu erreichen. Die Stimmung ist gut, neugierige Blicke wandern über gesichtete Kostümierungen, erste Fotos werden mit dem Handy geschossen.

Nach etwa 15 Minuten ist die von mir erwählte „Testschlange“ bereits überwunden, ein paar Eingänge weiter geht es deutlich langsamer voran. Über den halben Messevorplatz schlängeln sich dort die Leute langsam auf den Eingangsbereich zu. Das Wetter spielt zum Glück mit, wenn auch nicht sonnig, so ist es zumindest trocken.

Drinnen angekommen verlieren sich die Leute ein wenig. Einige strömen zum Infostand, andere direkt zur Garderobe, um unnötigen Ballast wie Jacken und Trolleys loszuwerden und Cosplayer stellen sich der „Waffenkontrolle“. Hier liegt das Augenmerk klar auf der Einhaltung der GCC Waffen- und Gestaltungsregeln. Dann steht dem Eintauchen ins bunte Treiben nichts mehr im Wege.

Sarah hat mich inzwischen auch gefunden, also stürzen wir uns ins Getümmel. An dieser Stelle wären Flyer mit Hallenplänen für einen kurzen Überblick über die Bereiche der German Comic Con Berlin schön gewesen, die gab es aber nicht. Wieso, bleibt ein Rätsel. Also der Menschentraube angeschlossen, die eines der großen Hallenplan-Poster begutachtete. Linkerhand Halle 1, rechterhand Halle 2, übersichtlich, das konnten wir uns merken.

Panels –erster Versuch

Erstes Ziel: die Panels an der Hauptbühne (Main Stage). Wir liegen gut in der Zeit. Als wir ankommen, hat sich Chad L. Coleman (The Walking Dead) gerade gesetzt. An der „Seitenlinie“ sichern wir uns eine Position mit gutem Blick auf die kleine Bühne und warten gespannt darauf, was er zu erzählen hat. Aber die Akustik will nicht so, wie sie eigentlich sollte. Sehr schade. Vielleicht hätte die Technik vorab einmal eingehender überprüft werden sollen? Selbst mit höchster Konzentration gelingt es uns nicht, etwas Brauchbares herauszufiltern. Unserer Laune tut das aber keinen Abbruch.

Stattdessen begnügen wir uns ein wenig damit, den GCC Mitarbeitern (Stewards) zuzusehen, wie sie versuchen die ersten drei Stuhlreihen für die Besucher mit VIP Ticket freizuhalten. Immer wieder eilen sie umher, um „Fehlbesetzungen“ zu korrigieren und Falschplatzierte ihrer Plätze zu verweisen, während eine Dritte hektisch durch die Reihen des Publikums eilt, um das offenbar einzig zur Verfügung stehende Mikrofon zum jeweils Fragenden zu tragen. Man hätte es den Stewards wirklich leichter machen können, die entsprechenden Reihen einfach mit VIP Kennzeichnungen versehen oder ein zweites Mikrofon zur Verfügung stellen können. Die Orga wird doch wohl nicht etwa überfordert sein?

Wir geben unseren Beobachtungs- und Lauschposten auf, lassen das Panel erst einmal hinter uns und schlendern über das Messegelände, um ein paar Bilder zu machen. Sehen Deadpool im Kampf mit einer kleinen Jedi-Ritterin und die „großen“ Besucher in ihre Jugendtage zurückversetzt mit Fotosessions in oder an einem der drei ausgestellten Autos von Zurück in die Zukunft (DeLorean), Batman (Batmobil) und Knight Rider (K.I.T.T.), wobei K.I.T.T. sogar ganz vorbildlich mit grüner Umweltplakette glänzt. Das lässt uns ein wenig Schmunzeln. An diesen drei Stationen warten Kinder mal auf ihre Eltern, statt umgekehrt.

 

Im Greenscreen-Bereich lassen sich Mutige direkt in die Welt von The Walking Dead versetzen, während sich ein Stück weiter die Jugend spielerisch an Final Fantasy XIV versucht. Doctor Who Interessierte nutzen die Möglichkeit, sich mit TARDIS ablichten zu lassen, Fans mit ihren Stars und Kostümbegeisterte mit Cosplayern.

Die erste Bilanz zeigt, dass Spiderman, Deadpool, Joker, Harley Quinn und die Jedi-Ritter in der Überzahl sind. Bei all den Harley Quinns munkelt man, dass sie unterschiedlichen Welten entsprungen sind und darauf bestehen könnten, der jeweils richtigen zugeordnet zu werden: Comic, Videospiel und Film stehen da zur Auswahl.

Es wird auf jeden Fall bunter, lauter und voller. Wir „schwimmen“ mit dem Strom einmal durch beide Hallen hindurch und wieder zurück, schießen Fotos und bemühen uns, bei unzähligen Verkaufsangeboten nicht schwach zu werden.

 

Panels – zweiter Versuch

Famke Jannsen  - Comic Con Berlin - Fotografie: Sarah Liebigt
Famke Jannsen – Comic Con Berlin – Fotografie: Sarah Liebigt

Wir sind rechtzeitig zurück, um am Panel ein Foto von Famke Janssen schießen zu können. Wer sich nicht ein exklusives Photoshoot mit seinem Star gesichert hat, hat hier an der Haupttribüne die einzige Möglichkeit sie oder ihn auf erlaubte Weise vor die Linse zu bekommen. Extra für Teilzeithelden-Chef Roger schießen wir ein Foto von Famke Janssen, der sich an diesem Wochenende zusammen mit anderen Teilzeithelden auf der Spiel in Essen herumtreibt.

Die Akustik ist inzwischen etwas besser, aber noch nicht wirklich gut genug. Und voll ist es hier, alle Stühle sind besetzt, die Gänge teilweise recht dicht bevölkert, die Luft wird etwas dünn und stickig, als wir darauf warten, dass James Marsters die Bühne betritt. Der hat sein Publikum gleich fest im Griff. Wir flüchten allerdings erst einmal aus dem beengenden Gefühl und in die Mittagspause. Zeit zum Durchatmen.

Cosplay Contest am Samstag

Im Kurschritt schlängeln wir uns nach der kleinen Pause zwischen dem Autogramm- und Photoshoot-Bereich hindurch in Richtung „Hintereingang“ zur Main Stage. Hier stehen sich die Autogrammjäger und Fotowartenden schon fast auf den Füßen. Da wäre eine bessere Aufteilung der Bereiche wirklich vorteilhaft gewesen. Aber wir finden unseren Weg durch die Massen hindurch und werden, gerade angekommen, direkt wieder fortgeschickt. Man hat sich der Sicherheitsbestimmungen erinnert und aus diesem Eingang einen Ausgang gemacht. Gute Entscheidung, gute Umstellung seitens der Orga, wenn auch Pech für uns, denn nun müssen wir uns wieder durchs Gewühl kämpfen.

Den Main Stage Bereich haben die Stewards jetzt fest im Griff. Es werden nur noch so viele Besucher eingelassen, wie freie Plätze vorhanden sind. Das sorgt im Eingangsbereich zwar für eine größere Menschentraube, im Bereich der Bühne aber für deutlich bessere Luft, Ordnung und Übersicht.

Wir ergattern zwei gute Plätze für den anstehenden Cosplay-Wettbewerb. Als allerdings überlaute Musik an unsere Ohren dröhnt, verlieren unsere guten Plätze ein wenig an Glanz. Bei unausgefeilter Akustik zwei Meter neben einem Lautsprecher zu sitzen, kann ganz schön auf die Ohren gehen.

Dann wird es kurios. Die Moderation wirkt unvorbereitet und planlos. Die Teilnehmer werden zum Teil mit falscher Begleitmusik auf die Bühne geschickt, um sich dem begeisterten Publikum zu präsentieren. Wer keine gute Kamera dabei hat, hat hier definitiv Schwierigkeiten ein gutes Foto zu erhaschen. Es hätte sicher nicht geschadet, die Teilnehmer einzuweisen oder anzuleiten, neben ihrer kleinen Darbietung auch für wenige Augenblicke einfach still stehend zu posieren. Die Nervosität ist einigen deutlich anzumerken, da wäre es schön gewesen, man hätte sie ein wenig „an die Hand genommen“.

1, 2, 3 …

Elf Teilnehmer stellen sich dem Publikum und dem Urteil der Jury. Nach zehn Minuten Urteilsfindung steht das Ergebnis fest. Unter den Gewinnern ist auch Aloy (Horizon: Zero Dawn), die zusammen mit ihren Mitgewinnern für ihre großartige Kostümierung „echt tolle Preise“ in Form von „Zeug zum Cosplay machen“ erhält. Was dieses ominöse „Zeug zum Cosplay machen“ nun aber genau ist, sollte ich erst am nächsten Tag erfahren.

… Tag vorbei

Der Samstag neigt sich dem Ende, Sarah verabschiedet sich, ich bleibe noch ein wenig länger. Einen letzten Punkt auf meiner Liste will ich mir nicht entgehen lassen und unbedingt noch dem Comic Workshop/Panel „Creating … Horror Comics: Das Grauen in Bilder packen“ mit Rahsan Ekedal (Echoes) und Erik Kriek (H.P. Lovecraft, In the Pines) beiwohnen, der nur an diesem Tag stattfindet. Und wie sich dann auch herausstellt bereits stattgefunden hatte, denn gegen 11 Uhr hatte es wohl eine Planänderung gegeben, die wohl über Facebook mitgeteilt worden war.

Facebook nicht im Dauerbetrieb und bei dem Datenvolumen auf der Comic Con auch auf Kriegsfuß mit einem stabilen Netzbetrieb, gab es keine Chance an diese Info heranzukommen. Ärgerlich, wenn auch nicht zu ändern. Tag vorbei.

Highlights am Sonntag

Neuer Tag, neues Glück, neue Schützenhilfe. Auch heute gibt es einen Cosplay Wettbewerb und die Panels, die am Vortag unter keinem guten Stern standen, will ich heute anders erleben.

Es scheint ruhig heute, vielleicht halb so viele Besucher wie am Vortag. Von Anstehen keine Spur, weder auf dem Weg zum Eingang noch an der Garderobe. Die Kostümierten sind aber nicht ausgeblieben, da tummeln sich auch an diesem Sonntag noch einige herum und finden zu etlichen Gruppen und Sit-Ins zusammen.

Star Wars Invasion auf der German Comic Con Berlin - Sonntag - Fotografie: Christin Grigowski
Star Wars Invasion auf der German Comic Con Berlin – Sonntag – Fotografie: Christin Grigowski

 

Auf dem Weg zu den Panels fallen mir ein alter SEGA und ein C64 ins Auge, die mir gestern in den Massen wohl entgangen sind. Nostalgie pur, auch wenn man bei deren Anblick deutlich das eigene Alter spürt. Und nun sitzen hier die Kinder am Stand der Ghostbusters und zocken an diesen Urgetümen alte verpixelte Ghostbusters Spiele. Herrlicher Anblick.

Panels – dritter Versuch

Geschafft! Die Akustik ist heute erstaunlich gut, wir können alles verstehen, keine Störungen in Hörweite. Wenn auch die Hallen weit leerer sind, ist der Bereich um die Hauptbühne noch immer voll besetzt. Und Fans warten mit vielen Fragen an ihre Stars auf. Ein paar lockere, lustige Panelrunden sind uns vergönnt, bei denen einige Ausschnitte nicht fehlen sollen, für alle, die nicht dabei sein konnten.

Panel Main Stage – GCC Berlin – Chad L. Coleman, Famke Janssen, James Marsters
Panel Main Stage – GCC Berlin – Chad L. Coleman, Famke Janssen, James Marsters

 

Chad L. Coleman

Chad Coleman gibt sich locker und sympathisch, ermutigt die Herren im Publikum nicht alle Fragen nur den Damen zu überlassen. Als es endlich einer wagt, fragt er den Schauspieler ob er in der Highschool Football gespielt hat, so wie der Charakter von Tyreese in den Comics von The Walking Dead. Die Antwort ist ein klares „Nein.“

In der Highschool hat er kein Football gespielt, dort war er lang und schmal, nicht gerade das, was man sich beim Football vorstellt. „Ich habe kein Football gespielt, weil ich mir nicht die Beine brechen wollte.“ Er war eher der Läufer, auch wenn er natürlich Straßenfootball gespielt hat, das aber nicht sehr gut.

Famke Janssen

Auch Famke Janssen ist gut zu verstehen und weiß mit ruhiger Art und Humor zu begeistern. Auf Gerüchte um einen zweiten Teil von Hänsel und Gretel – Hexenjäger kam einer der Fans zu sprechen und stellte die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, in einem zweiten Teil mitzuwirken. „Nun, ich bin am Ende gestorben, definitiv“, entgegnet sie lachend „aber das hat mich bisher noch nie aufgehalten. Ich bin schließlich schon oft gestorben. Sehr oft.“ Zu etwaigen Gerüchten um Fortsetzungen weiß aber niemand etwas zu sagen.

Auf die Frage, wer denn ihr Lieblingscharakter in X-Men sei, fällt ein eindeutiges „Ich“ und gibt die Frage gleich an den Fragesteller zurück. Er antwortet, dass er Jean Grey (Famke Janssen) und natürlich Mystique (Jennifer Lawrence) am besten findet und erntet ein lachendes „… ist klar, nackte Frauen …“, die sind bei Männern immer beliebt.

James Marsters

James Marsters rockt die kleine Bühne mit seiner humorvollen und charmanten Art. Nachdem die Moderatorin endlich auch dem Publikum die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen, ermuntert er, keine Zurückhaltung zu üben, und egal welche Frage zu stellen „Ich kenne da keine Scham.“ Er wird jede beantworten. Und das tut er, offen und überraschend persönlich spricht er über kritischen Szenen aus der Zeit von Buffy. „Die Serie hat mich gebrochen. Die Badezimmerszene hat mich in die Therapie getrieben. Es waren viele Sitzungen. Aber durch die Therapie wurde ich auch ein viel glücklicherer und besserer Mensch.“ Neben solchen Geständnissen hat er viele lustige Anekdoten aus dieser Zeit und anderen Serien wie Smallville parat, spricht von seinem „Hass“ auf David Boreanaz, weil seine damalige Freundin für diesen geschwärmt hat, wie idiotisch das eigentlich war und dass er heute darüber lachen muss. Auch Fragen, was er denn von anderen Vampirserien wie True Blood halte, bleiben nicht aus: „True Blood ist eine nette Sendung, eine gute Sendung. Aber ich durfte mit Joss Whedon arbeiten, somit…“ und deutet lachend ein erhebliches Ungleichgewicht mit den Händen an. Als eine Publikumsfrage mit „Ich habe dich in Buffy gesehen, als ich Teenager war …“ beginnt, fühle ich mich schon wieder etwas alt, aber sehr gut aufgehoben unter Gleichaltrigen.

Cosplay Contest am Sonntag

Mir tun die Teilnehmer leid. Die Musik ist teilweise wieder zu laut oder falsch, die Moderatorinnen abermals schlecht vorbereitet. Gerade in einem Umfeld, wo erstaunliche Kostüme präsentiert werden, in die zum Teil monatelange Arbeit gesteckt wird, sollte man doch erwarten dürfen, dass in so einem Wettbewerb auch der Anspruch besteht, ebenso gute Arbeit abzuliefern, wie die Cosplayer mit ihren Kostümen? Ich erwarte das.

Teilnehmer am Cosplay Wettbewerb auf der GCC Berlin - Sonntag - Fotografie:  Christin Grigowski
Teilnehmer am Cosplay Wettbewerb auf der GCC Berlin – Sonntag – Fotografie: Christin Grigowski

Den ersten Platz machte am Sonntag das handgearbeitete Jaina Proudmoore Kostüm. Und das mysteriöse „Zeug“ gehört auch heute mit zum Preissortiment. Jetzt wird es allerdings Cosplayflex genannt und entpuppt sich als thermoplastisches Material, das für den Kostüm- und Requisitenbau eingesetzt wird und auch als Modelliermasse verwendet werden kann. In einem kleinen Bereich rund um das Thema Cosplay in Halle 1 informieren wir uns ein wenig darüber. Hier gab es über das Wochenende für Cosplayer neben einer praktischen Umkleide auch spannende Workshops zum Thema Rüstungsbau sowie Rüstungsbemalung zu erleben und natürlich das „Cospital“ zu nutzen, ein Cosplay Hospital für Notfallreparaturen aller Art.

Fazit

Es war ein großer Spaß, es könnte aber noch spaßiger sein. Nachdem im letzten Jahr die German Comic Con in Dortmund den Startschuss lieferte, hätte man annehmen können, man würde aus dort gemachten Fehlern lernen. Oder muss ein Event in jeder Stadt für sich die gleichen Fehler machen und daraus für sich selbst erst wachsen? Ist man in jeder neuen Stadt überrascht, wenn mehr Leute kommen, als erwartet? Eines steht fest: Die German Comic Con ist ausbaufähig mit sehr viel Luft nach oben: die organisatorischen Defizite, wie fehlende Hallenpläne, keine Sticks für Fotos, aufzupeppende Kulisse — gerade auch im Bühnenbereich sollte doch der Hintergrundbereich hoch genug sein, damit beim Präsentieren der Kostüme die Köpfe noch vor dem Hintergrund zu sehen sind und nicht darüber hinausragen. Während die Moderation der Panels, sowohl im Main Stage- als auch im Comic Stage-Bereich ganz ordentlich und gut war, war die Führung durch die Cosplay-Wettbewerbe eine Katastrophe. Und ein paar Mülleimer mehr wären auch nett gewesen, damit im Tagesverlauf sich nicht allzu viel Dreck auf dem Boden sammelt. Dass einige organisatorische Mängel aber direkt im Convention-Verlauf auch behoben wurden, soll natürlich nicht unerwähnt bleiben.

Die Orga einmal beiseite geschoben, war es doch ein tolles Wochenende, ein Treffen Gleichgesinnter, die gemeinsame Hobbies miteinander teilen und Spaß haben, zusammen mit einer Menge großartiger Cosplay-Momente. Der Bereich Comics ist vielleicht etwas zu kurz gekommen, für eine Comic Con? Aber das können die Comic-Interessierteren vermutlich eher beurteilen, als ich. Bis zur nächsten Veranstaltung hier in Berlin ist dann vielleicht auch der Teil der Berliner soweit aufgetaut, der sich dieses Jahr noch zurückhaltend und schüchtern gab und erst einmal schauen musste, was man auf so einer Comic Con denn macht und „was“ da so herumläuft. Dann wird vielleicht auch ein Sonntag etwas voller.

Fotografien: Christin Grigowski, Sarah Liebigt

 

2 Kommentare

  1. Danke für den Bericht – deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich war nur am Samstag da und die Panels da waren eine Katastrophe – nix zu hören, nix zu sehen (die Leinwand fiel nämlich mittendrin dann auch aus), vor mir brach dem Mädel, das da saß, der Stuhl zusammen und wir mussten danach der Helferin, die die freien Stühle an den Einlass meldete, mehrfach sagen, dass da wirklich keiner sitzen kann…

    Teilweise haben sie aus den Fehler von Dortmund letzten Dezember schon gelernt, z. B. war da die Einlassschlange über einen Kilometer lang und wir haben 2 h gebraucht, um reinzukommen, weil da ganze 3 Leute am Einlass standen. Das ging in Berlin dann doch etwas schneller. Auch waren in Berlin sehr viel mehr Helfer und Info-Leute vorhanden, da hab ich in Dortmund nur mal alle Stunde überhaupt einen im Con-T-Shirt gesehen.

    Die Main Stage in Berlin war allerdings wirklich bescheuert und das war in Dortmund sehr viel besser. Da waren die Panels in einer eigenen Halle, in der es zwar auch nicht superleise war, weil da auch die Essensstände waren, aber da gab es ne richtige große Bühne samt Laufsteg und guter Soundanlage und funktionierenden Videoscreens, insofern hat man trotzdem alles gut verstehen können (und es haben auch mehr als die vielleicht 500 Leute reingepasst, die in Berlin jeweils da sitzen durften).

    Wenn ich so die Fotos vom Cosplay-Wettbewerb sehe, dann scheint mir cosplaymäßig auch eher Dortmund das Hauptevent zu sein. Die Kostüme sind zwar cool, aber in Dortmund waren da doch krassere Leute am Start mit teilweise superaufwändigen Kostümen. (Ihr habt ja selber sogar drüber berichtet mit vielen Fotos: https://www.teilzeithelden.de/2015/12/07/german-comic-con-2015-voll-sehr-voll-laut-und-gut-viele-viele-bilder/ – da sieht man mMn doch den Unterschied). In Dortmund war der Wettbewerb übrigens auch das Highlight der Veranstaltung (fand ich), als letztes Event auf der Mainstage und halt ziemlich gut in Szene gesetzt mit toller Stimmung im Publikum. Das Problem mit der falschen Musik gab es da allerdings auch – aber die Moderatorin (Mháire von Orkenspalter TV) hat sowohl souverän durch den Wettbewerb geführt als auch immer wieder der Tontechnik gesagt, wenn ein falsches Stück gespielt wurde. Am Ende durften da sogar die Teilnehmer, die ihren Auftritt zur falschen Musik durchgezogen haben, nochmal zur richtigen antreten.

    Orgamäßig fand ich jetzt beide GCCs, auf denen ich war, eher sehr chaotisch, deswegen habe ich da auch gar nicht versucht, Autogramme oder Fotos zu erwerben, weil ich befürchtet habe, dass das dann eh schiefgeht. Ich verstehe auch nicht, wie es auf nem professionellen Messegelände dazu kommen kann, dass die Mülleimer überquellen und kein Toilettenpapier mehr auf der Toilette ist. Das geht bei jeder Rollenspielcon von weniger professionellen Veranstaltern mal echt bessre. Auf der Konkurrenzveranstaltung in Stuttgart lief es hingegen etwas professioneller ab (dafür war der Cosplaywettbewerb da für mich ein Reinfall mit superpeinlicher Moderation) – da waren die Panels der Hauptstars auch in einer gesonderten Halle und kosteten nochmal ne Kleinigkeit extra (10 Euro), dafür war das Panel dann aber auch in einer Länge, in der man was von hat (30 min find ich zu wenig) und mit gutem Sound und guter Videotechnik.

    Insgesamt fand ich es in Berlin auch wieder sehr nett, weil einfach viele nette Verkaufsstände da waren, coole Leute mit tollen Kostümen rumliefen und es halt einfach schön ist, sich da so ins Nerd-Getümmel zu stürzen. Allerdings wirkte die Veranstaltung auf mich ein wenig lieblos, gerade was so die Präsenz von irgendwelchen Ausstellern anging. Was hat der ADAC da zu suchen? Oder ein Stand von Pizza.de? Und wenn ich mir so die weiteren Pläne des Veranstalters ansehe (GCC 3 x in Deutschland, ComicCon Österreich, ComicCon in Polen…), dann habe ich ein bisschen den Eindruck, dass man versucht, da so viele Hallen mit dem selben Konzept zu füllen und so viele Tickets wie möglich zu verkaufen. Das ist an sich nix Schlechtes, allerdings habe ich manchmal ein bisschen den Eindruck, dem Veranstalter isses dann nicht ganz so wichtig, dass die einzelnen Cons auch bestmöglich ablaufen.

    Okay, das war mal ein langer Kommentar ;) . Danke jedenfalls nochmal für den Bericht und die zahlreichen Fotos :)

    • Schön zu lesen, dass zumindest einige Punkte im Vergleich zur GCC in Dortmund behoben wurden. Aber der Weg zu einem professionell aufgezogenem und gut organisiertem Event ist noch lang, ja. Manchmal ist es sinnvoller sich erst einmal zu etablieren, statt Qualität gegen Quantität und gefühlter „Geldmacherei“ zu tauschen. Ich blicke auch mit etwas Skepsis auf die anstehenden „Ausbreitungspläne“, gerade im Bezug auf Orga. Mit der Einschätzung „etwas lieblos wirkend“ bin ich ganz bei dir. Auch im Vergleich der Contests von Dortmund und Berlin. Grundsätzlich ist vieles schlicht schade gewesen, einiges sicher leicht besser zu machen gewesen, meiner Meinung nach. Hoffen wir, dass sie daraus doch mal noch mehr lernen, damit aus dem „Nerdgetümmel“ noch ein viel schönere Zeit werden kann. :) Und den noch folgenden GCCs wünscht man, dass es besser läuft.

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