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Ihr kennt und mögt Schach, findet es aber ein bisschen zu lang, komplex und von der Startaufstellung zu monoton? Dann gibt es aus dem Hause Pegasus nun ein Spiel, das für euch von Interesse sein dürfte. Wir haben es uns für euch angesehen.

Abstrakte Spiele für zwei Personen ohne jeglichen Glücksfaktor gehören zu den ältesten überlieferten Spielen, die noch heute gespielt werden. Schach, Go oder Mancala gibt es seit Jahrhunderten, und sie begeistern nach wie vor unzählige Spieler.

Doch auch in der jüngeren Vergangenheit gab und gibt es immer wieder Spiele aus dieser Kategorie. Ein solches liegt nun mit Onitama vor, das von Pegasus auf Deutsch übersetzt wurde, nachdem es 2014 auf Japanisch erschien. Einen erheblichen Teil seiner Bekanntheit dürfte es aber durch die 2016 erschienene englische Version erlangt haben, die von Arcane Wonders produziert wird und es auf die Liste der Essential Games des Dice Tower geschafft hat.

Spielablauf

Gespielt wird Onitama auf einem fünf mal fünf Felder großen Spielfeld. Das mittlere Feld der jeweils ersten Reihe ist der Zugang zum eigenen Tempel. Dort steht zu Spielbeginn der Lehrmeister des eigenen Teams. Dieser ist auf beiden Seiten flankiert von je zwei Schülern. Dieser Teil des Aufbaus ist in jeder Partie identisch.

Was sich jedoch unterscheidet, sind die fünf Karten, die in jeder Partie neu gezogen werden. Sie geben die möglichen Bewegungen an, die die Figuren ausführen können. Jeder Spieler erhält zwei davon, eine Karte kommt neben den Spielplan und bestimmt dabei gleich noch den Startspieler.

Onitama wird immer abwechselnd gespielt. Wer an der Reihe ist, muss eine seiner beiden Karten auswählen, eine Figur entsprechend des darauf angegebenen Musters bewegen, und die verwendete Karte dann gegen die zur Seite gelegte Karte tauschen. Gelingt es einem Spieler dabei, eine eigene Figur auf das Tempelfeld des Gegners zu ziehen, oder den gegnerischen Lehrmeister gefangen zu nehmen, also eine eigene Figur auf dessen Feld zu bewegen, so hat er die Partie gewonnen. Die anderen Figuren können auch gefangen genommen werden. Sie werden dann aus dem Spiel entfernt, sorgen aber nicht für einen augenblicklichen Sieg einer Seite.

Die Startaufstellung nach Verteilung der Bewegungskarten. Hier würde Rot beginnen, da die neutrale Karte ein rotes Feld unten rechts zeigt.
Die Startaufstellung nach Verteilung der Bewegungskarten. Hier würde Rot beginnen, da die neutrale Karte ein rotes Feld unten rechts zeigt.

 

Jede der vorhandenen sechzehn Karten gibt etwa drei bis vier Felder an, auf die sich eine Figur bewegen kann, immer relativ zu der Position, von der aus sie gestartet ist. Sie darf dabei nicht gedreht werden, sondern muss immer mit der Schrift in Richtung Gegner gehalten werden. Das, gepaart mit fünf Figuren und zwei Karten pro Seite, ergibt an sich schon eine Menge Möglichkeiten pro Zug. Dazu muss man noch im Auge behalten, dass die Karte, die man selbst verwendet, ab dem übernächsten Zug dem Gegner zur Verfügung steht, was eine weitere interessante Ebene hinzufügt.

Die Komplexität ist also relativ hoch, die Spieldauer wird dadurch aber nicht unnötig erhöht. Eine Partie Onitama dauert im Schnitt etwa 10 bis 15 Minuten. Das Spiel ist jedoch schnell aufgebaut und fesselnd genug, dass es meist nicht bei einer Partie bleibt.

 

Ausstattung

Viele abstrakte Spiele punkten einzig und allein durch ihre Spielmechanismen und sind beim Spielmaterial ebenso trocken wie in den Regeln. Hier weicht Onitama erfrischend ab und bietet extrem hochwertiges Spielmaterial, das ein echter Hingucker ist. Von der magnetisch verschlossenen und hochkant stehenden Box, über den zusammengerollten Spielplan, bis hin zu den massiven und soliden Spielfiguren aus hochwertigem Plastik stimmt hier einfach alles. Die Karten mit den Zügen sind ebenfalls hochwertig und funktional absolut gelungen, obwohl sie am Ende dann doch nur normale Karten sind.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus / Arcane Wonders / conception
  • Autor(en): Jun Kondo
  • Erscheinungsjahr: 2017 / 2016 / 2014
  • Sprache: Deutsch / Englisch / Japanisch
  • Format: 26,7 x 9,5 x 9,5 cm
  • ISBN/EAN: 4250231712449
  • Preis: 22,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Produktseite von Pegasus gibt es die deutschen Regeln als PDF zum Herunterladen.

Fazit

Wer wollte nicht schon immer mit seiner Kung Fu-Schule gegen die eines anderen Spielers antreten, und mit Zügen wie dem Drachen oder dem Tiger in den Tempel vordringen und so den Titel des besten Lehrmeisters erlangen?

Man sollte meinen, dass bei einem abstrakten Spiel, wie es Onitama ohne Zweifel ist, das Thema keine große Rolle spielt. Aber durch die wirklich gelungenen und überzeugenden Spielkomponenten ist hier das Thema, trotz der eigentlich sehr abstrakten Mechanismen, stets präsent.

Die Mechanismen erinnern ein wenig an Schach, sind jedoch viel schneller zu lernen und zu erklären. Das bedeutet aber keineswegs, dass das Spiel nicht komplex wäre. Jeder Spielzug bietet genug unterschiedliche Möglichkeiten, um den Entscheidungsbaum schnell anwachsen zu lassen. Da eine Partie kaum länger als 20 Minuten braucht, ist es auch einfacher zu verschmerzen, wenn man mal einen Fehler macht und dadurch unterliegt. Und da in jeder Partie nur fünf zufällig ausgewählte Karten aus einem Vorrat von sechzehn Stück verwendet werden, sind die Partien auch unterschiedlich genug, um Spaß für viele, viele Stunden zu garantieren.

Wer gerne abstrakte Spiele für zwei Personen spielt, sollte sich Onitama auf jeden Fall einmal ansehen. Für mich gehört das Spiel auf jeden Fall zu den besten Titeln dieses Segments, und es gibt kaum ein anderes Spiel, das so schnell aufgebaut, gespielt und geliebt werden wird.

Artikelbild: Pegasus Spiele
Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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