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Wann immer der Name dieses Superhelden fällt, beginnt jemand, Big Bang Theory zu zitieren. Dabei ist der Prinz von Atlantis besser als sein Ruf. Und dies versucht er auch den Landbewohnern im neuen DC-Universum (DCU) zu beweisen, in einem fulminanten neuen Auftakt aus der Feder von Dan Abnett.

Wenn Dan Abnett einen Comic, einen Roman oder eine Comic-Reihe anfasst, kommt in der Regel ein gigantischer Erfolg dabei heraus. Auch die neu konzipierte Aquaman-Serie, die wie alle Reihen des DCU in dem Megaevent Rebirth eine Wiedergeburt erlebte, schlug in den USA bereits wie eine Bombe ein. Ob es Abnett gelingt, das durch Big Bang Theory beschädigte Image des Helden aus dem Meer zu verbessern? Zumindest geht er ganz definitiv sehr eigene Wege.

Handlung

Der Ruf des Reiches Atlantis und auch seines Königs ist schwer beschädigt, seit ein erbitterter Kampf um den Thron Teile des Festlandes verwüstete. Auch wird Aquaman als „der Superheld, der mit Fischen redet“, nicht ganz ernst genommen. Und die Zurückhaltung liegt auf beiden Seiten, denn auch die Bewohner von Atlantis vertrauen den Festländern nicht im Geringsten. In dieser angespannten Lage wagt es Aquaman, eine atlantische Botschaft in den USA zu errichten, und lädt zur Eröffnung die amerikanische Öffentlichkeit in das eindrucksvolle Repräsentativgebäude ein.

Doch die Eröffnung wird zu einem Desaster, als Black Manta, der alte Erzfeind des Atlanters, die Feierlichkeiten stört und Aquaman des Mordes bezichtigt. Doch damit nicht genug: die USA werten diese Attacke als Terroranschlag auf amerikanischem Boden und nehmen Aquaman gefangen. Mera, die Gemahlin des Königs, bereitet eine Befreiungsaktion vor, und Aquaman sieht sich nicht nur einer neuen Organisation von Schurken gegenüber, sondern auch dem US-Militär.

Dan Abnett macht in dieser Storyline keine halben Sachen. Das Weiße Haus, Hochsicherheitsgefängnisse und eine atlantische High-Tech-Botschaft sind nur einige der Schauplätze, die er hierfür auffährt. Die Geschichte erzählt sich rasant und ohne Längen und ist unerwartet politisch. Die Konflikte zwischen den einzelnen Figuren sind glaubhaft in Szene gesetzt und machen das Lesen der Story insgesamt zu einem Vergnügen.

Charaktere

Abnett bietet uns einen sehr zerrissenen Aquaman. Auf der einen Seite ist er der König von Atlantis, der edle Herrscher, der den Kampf um den Thron gewonnen hat und über eine sehr treue, wenn auch temperamentvolle Leibgarde verfügt. Auf der anderen Seite ist er aber auch den Menschen verpflichtet, denn er ist an Land aufgewachsen und empfindet viel für dessen Bewohner, auch wenn diese ihn nicht einmal im Ansatz verstehen und auch nicht ganz ernst nehmen. Die Figur hat Ecken und Kanten, was es spannend macht, ihrer Geschichte zu folgen.

Black Manta ist hier ebenfalls äußerst einfühlsam und interessant dargestellt. Sein Rachedurst mag ihn für manche Dinge blind machen, trotzdem bleibt er ein Profi, der sich seiner Haut zu erwehren weiß. Seine Hintergründe machen den Kampf zwischen ihm und Aquaman fast schon zu einem emotionalen Moment.

Spannend ist der kurze Blick, den der Leser auf Tula werfen kann. Die Halbschwester des Ocean Masters dient dem König von Atlantis treu und wird mit Sicherheit noch eine größere Rolle zu spielen haben, wenn im Rahmen von Rebirth alte Interpretationen der Charaktere wieder an Bedeutung gewinnen. Denn ursprünglich war sie als Aquagirl konzipiert, als Gefährtin von Aqualad, was sich aber nach dem Flashpoint-Event änderte. Man darf gespannt sein, welche Funktion sie im DCU nach Rebirth einnehmen wird.

Nicht gefallen hat mir die Interpretation von Mera. Bis jetzt wird sie ein wenig zu sehr als getreues Weibchen dargestellt, das es seinem Gemahl um jeden Preis recht machen möchte. Und der einzige Moment, in dem sie einmal die Initiative ergreift, endet in einer Katastrophe.

Zeichenstil

Die Zeichnungen des Bandes gehören für mich zu den besten, die ich bislang im Rebirth-Event gesehen habe. Klare Formen und Farben schaffen es spielend, auch Energieeffekte und eine maritime Umgebung lebendig werden zu lassen. Das Kostüm des Black Manta ist durch geschickt eingesetzte Licht- und Schattenwürfe besonders eindrucksvoll geraten und macht, verbunden mit der Dynamik der Bewegungen, die Actionszenen des Comics zu cineastischen Momenten.

Erscheinungsbild

Der Comic ist eine Sammlung des Rebirth-Specials sowie der ersten drei Bände der US-Ausgabe der neuen Aquaman-Serie. Als Sammelband hat er ein etwas festeres Cover bekommen, das mit seinem glänzenden Papier das eindrucksvolle Titelbild gut zur Geltung bringt. Auf knapp 130 Seiten bietet Panini die gewohnt hohe Qualität.

Die harten Fakten:

  • Verlag: DC/Panini
  • Autor(en): Dan Abnett
  • Zeichner(in): Phil Briones
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 130
  • Preis: 12,99 EUR
  • BezugsquellePanini Comics

 

Fazit

Multitalent Dan Abnett, der für Titel wie Guardians of the Galaxy genauso erfolgreich arbeitete wie für Warhammer 40k, verleiht der Serie Aquaman neue Lebendigkeit. Dabei gelingt es ihm nicht nur, eine bombastische und überraschend politische Handlung zu entwerfen. Auch die Figuren sind einfühlsam, mit klaren Motivationen und starken Charakterzügen dargestellt. Die Zeichnungen machen das Lesen zu einem cineastischen Erlebnis, und es bleibt sehr spannend, in welche Richtung sich die Figuren entwickeln. Dies gilt insbesondere für den Schurken Black Manta, aber auch für Tula, die in früheren Inkarnationen des DCU als Aquagirl zu sehen war.

Auf etwa 130 Seiten erwarten den Leser Spannung, politische Ränke und echte Comickunst. Ich kann für meinen Teil behaupten, dass es Abnett gelungen ist, die Serie faszinierend zu halten. Einzig die Darstellung von Aquamans Gefährtin Mera weiß mich nicht zu überzeugen. Sie gibt zu stark die brave Ehefrau unter dem Pantoffel ihres Gatten.

 

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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