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EOS-Andy ist mit über 72.000 Followern einer der erfolgreichsten Cosplay-Fotografen. Ich habe den sympathischen Familienvater und Brötchenholer in seiner Wahlheimat Radevormwald besucht und uns über den Menschen, den Fotografen und die Technik unterhalten. Da ich selbst fotografiere, war ich neugierig, ob er mir das Geheimnis seines Erfolgs verrät.

Seit März 2011 ist EOS-Andy auf Facebook unterwegs. Mittlerweile hat er über 37.500 Abonnenten auf Facebook und über 72.000 Follower auf Instagram hinter sich vereinen können. Damit zählt EOS-Andy alias Andreas Krupa (Baujahr ’75) zu den erfolgreichsten Cosplay-Fotografen NRWs. Wir haben uns an einem verregneten Donnerstagnachmittag zum Interview in einem Café getroffen.

Privat: Der Andy hinter dem EOS

Teilzeithelden: Hallo Andy, schön, dass du Zeit für mich gefunden hast. Wir sitzen ja hier zusammen im Café einer der Bäckereien, wohin wir dich samstäglich auf Instagram begleiten dürfen, wenn du deine Brötchen holst. Damit kommen wir direkt zur ersten Frage: Womit verdienst du denn deine berühmten Samstagsbrötchen?

Andy: Lieben Dank für das Interview, ich freue mich sehr. Ich verdiene meine Brötchen nicht mit der Fotografie. Ich bin in einem Chemiebetrieb in Radevormwald beschäftigt. Dort arbeite ich in einem Qualitätssicherungslabor und bin verantwortlich für die Freigabe der Produkte, die hergestellt werden.

Teilzeithelden: Ich höre bei dir so einen leichten Dialekt heraus. Bist du vielleicht kein gebürtiger Deutscher?

Andy: Nein, Ich bin gebürtig aus Polen. Erst mit 14 Jahren bin ich nach Deutschland gekommen.

Teilzeithelden: War das schwierig für dich, dich einzugliedern? Konntest du überhaupt schon Deutsch?

Andy: Nein, ich konnte noch kein Deutsch, aber mit 14 ist alles irgendwie noch leichter. Man macht sich nicht so viele Sorgen oder Gedanken wie  jetzt. Ich glaube, für meine Mutter war es schwieriger, diese Entscheidung zu treffen. Für mich lief das hier irgendwie. Man kam hierher, kannte niemanden, kannte die Sprache nicht, und dann wurde man in die Schule rein geschmissen. Da gab es auch schon Aussiedler, so nannte man uns damals, und dann wurde man in die Klasse aufgenommen und alles hat sich so entwickelt. Ich habe es nicht als schlimm empfunden. Für mich war es eher wie ein großes Abenteuer. Mit 14 ist man da irgendwie ungezwungener.

 Teilzeithelden: Ich habe das Gefühl, die Fotografie nimmt sehr viel deiner Freizeit in Anspruch.

Andy: Alles.

Teilzeithelden: Was sagt denn deine Familie dazu?

Andy: Wir haben die Kämpfe hinter uns. Nein, es hat sich einfach so ergeben. Ich bin früher mit den Kindern viel herumgefahren, weil ich Sport fotografiert habe. Meine Kinder waren beim Cheerleading, und damit fing es an. Ich bin mit dem Verein herumgefahren. Dann ist eine Agentur auf mich aufmerksam geworden, die sich auf Cheerleading-Fotos spezialisiert hat. Damit fingen die Massen der Fotografien an. Alles wurde professioneller, die Kamera wurde professioneller und dann wurde der Wahnsinn sozusagen geboren.

Teilzeithelden: Wie viel Zeit verbringst du mit der Fotografie? Am Wochenende bist du unterwegs, klar, aber du veröffentlichst ja fast jeden Tag ein neues Bild. Wie viel Zeit frisst das?

Andy: Ich sage es mal so: Ich verbringe bestimmt jeden Tag 2–3 Stunden am Laptop. Ich arbeite acht Stunden. Ich komme nach Hause, esse, quatsche mit meiner Familie, und abends, wenn andere sich Netflix oder so reinziehen, dann sitze ich am PC und bearbeite Bilder. Der Fernseher läuft natürlich im Hintergrund. Ich sitze mit meinem Laptop auf dem Sofa und arbeite nebenbei.

Teilzeithelden: Du holst dir hier im Ort jeden Samstag deine Brötchen, das ist bei dir ein festes Ritual. Wie kam es dazu, dass du immer eine Insta-Story dazu machst?

Andy: Das hat sich bei mir so eingebürgert. Man muss ja die Leute auch irgendwie unterhalten, und da hast du einmal diese blöde Story gemacht, dass du Brötchen holst, und dann hast du ein paar Nachrichten bekommen, ein paar Smileys, und die Leute haben sich gefreut. Dann hast du das die Woche darauf noch einmal gemacht. Das Wochenende darauf dann nochmal, und am dritten Wochenende, als ich es dann einmal nicht gemacht habe, kamen sofort die Nachrichten: Hey, hör mal, wo sind denn deine Brötchen-Storys? Ich brauche meine Brötchen-Story! Da habe ich gemeint: Na gut, wenn ihr das so wollt, dann mache ich das jetzt immer.

Teilzeithelden: Ich wette mit dir, wenn du ein Foto nur von deinem Brötchen machen würdest, du würdest dafür über 1.000 Likes bekommen.

Andy: Ja, das könnte passieren. Ich glaube den Joke mache ich mal.

Teilzeithelden: Dann fühl dich hiermit von mir einfach einmal herausgefordert.

Andy: Alles klar (lacht schallend).

Der Fotograf: EOS-Andy

Teilzeithelden: Wie bist du zur Cosplay-Szene gekommen?

Andy: Als ich damals mit der Sportfotografie anfing, habe ich auch viele YouTube-Videos geschaut. Da bin ich auf Calvin Hollywood gestoßen. Sein Stil hat mir damals schon gut gefallen. Ich habe ihn dann kennengelernt, und wir sind befreundet. Ich habe auch viel von ihm gelernt, aber ich hatte nie diese Charaktertypen, ich hatte immer nur meine Sportleute. Eines Tages habe ich YouTube geschaut und einen Wettbewerb für die Gamescom entdeckt, und da habe ich das erste Mal gesehen, dass es solche Verrückten in Deutschland gibt. Da habe ich mir nur gedacht: Da muss ich rein. Dann habe ich recherchiert, welche Fotografen so etwas fotografieren, und bin auf Thorsten gekommen. Fotograf 13 nennt er sich. Ich habe ihn einfach angeschrieben: Hör mal, wie komm ich denn dahin? Wie komme ich an die Leute? Und er hat mir geantwortet: „Bald ist Dokomi, komm doch mit nach Düsseldorf!“ Als ich da im Park stand, dachte ich nur: Krasser Scheiß. So fing das an. Ich habe den Bildstil von Calvin und das Cosplay zusammengebracht, und das hat dann gepasst.

Teilzeithelden: Du sagst also ganz klar: Calvin Hollywood war dein Vorbild. Was macht denn diesen Stil aus?

Andy: Früher: extrem hohe Kontraste, sehr farbenkräftig. Heute bin ich schon wieder mehr in diesem Lightroom-Look. Und Ich bin gar nicht mehr so viel in Photoshop. Aber früher war dieses Extreme, das Kontrastreiche, viel Schatten, viel Licht, Dodge and Burn, plastische Fotografie und geblitzt das, was mich so fasziniert hat. Ich fand’s passend für die Cosplay-Szene.

Teilzeithelden: Dieses Künstliche?

Andy: Ja genau. Es sollte wie ein Gemälde aussehen, wie ein Filmplakat.

Teilzeithelden: Du fotografierst lieber draußen, bei natürlichem Licht – stimmt das?

Andy: Ja, nein. Ich blitze schon. Auch outdoor habe ich meinen Blitz immer dabei. Früher habe ich immer mit einer Fotowand fotografiert und Composings gemacht. Heute fahre ich lieber direkt an eine Burg, bin dann an der frischen Luft und die Fotos sehen auch noch besser aus.

Teilzeithelden: Wie würdest du deinen eigenen Foto-Stil beschreiben?

Andy: Ich finde, die Bilder sind immer stimmig. Ich versuche immer, die Farben und die Bilder passend zum Charakter zu machen. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich den beschreiben soll. Ich verändere mich gefühlt jedes halbe Jahr. Wenn ich Bilder mache und dann irgendetwas anders mache, nicht so wie die anderen – ich hoffe, ich klinge jetzt nicht arrogant –, dann merke ich, dass die Stile anderer Fotografen sich nach ein paar Monaten an meinen Stil angleichen. Na klar, ich gucke auch bei anderen ab, schaue, was gut aussieht, und versuche das dann für mich zu übernehmen. Ich merke, dass sich das alles irgendwie vermischt, und dann versuche ich, etwas Neues hinzuzufügen, um mich von der Masse abzuheben.

Teilzeithelden: Du erfindest dich quasi immer wieder neu?

Andy: Ja. Ich glaube, wenn ich merke, dass ich ein Jahr lang immer das Gleiche mache, dann wäre es für mich langweilig.

Teilzeithelden: Was war denn dein bisher aufwändigstes Foto-Shooting?

Andy: Tschernobyl, alleine schon vom Weg her. Auch mit dem ganzen Drumherum, obwohl ich nicht so viel zu tun hatte. Ich musste nur ins Flugzeug einsteigen, die Kamera auspacken und fotografieren. Um alles andere hat sich Maya, die Frau von Maul-Cosplay, gekümmert. Maul wollte die Endzeit richtig einfangen, und wo findet man so richtig Endzeit? In Tschernobyl.

Teilzeithelden: Gab es irgendwelche Hürden, die ihr überwinden musstet?

Andy: Das Schwierigste war meiner Meinung nach, jemanden zu finden, der die ganzen Genehmigungen für uns übersetzen und ausfüllen konnte. Wir brauchten eine Fotogenehmigung und das alles auf Russisch. Jedoch hatten wir einen Cosplayer von vor Ort, der hat uns da sehr geholfen. Das war ein echtes Abenteuer, das war schon krass.

Teilzeithelden: Wie hat es sich für dich angefühlt, dort vor Ort zu sein?

Andy: Teilweise sehr bedrückend, teilweise fasziniert von diesem Ort. Zu beobachten, wie die Natur sich ihren Lebensraum zurückholt. Und wenn man weiß, was da alles passiert ist, dann ist es schon sehr bedrückend. Auch gab es viele Stellen, die sehr gefährlich waren. Diese waren allerdings ausgeschildert, wenn auch nicht alle. Es ist eine ganz andere Welt da, in der allerdings auch Menschen leben. Wir haben auch eine Nacht in der Zone übernachtet, da ist ja ein Hotel drin.

Teilzeithelden: Hast du momentan ein Lieblingsbild, von dem du sagst: Wow?

Andy: Nein, ja, nein, ja, nein – ach, das ist schwierig. Ich sage immer, das aktuelle Shooting ist immer mein Lieblingsshooting. Okay, ich muss schon sagen, dass das Bild mein Lieblingsbild ist, wo die Stormtroopers (Anm. d. Verf.: aus Star Wars) die Fahne aufrichten. Nach dem Vorbild des Fotos der Amerikaner, die in Japan ihre Fahne aufrichteten (Anm. d. Verf.: Hissen der Flagge von Iwo Jima). Die Idee kam von den Cosplayern, die wollten das unbedingt machen. Das Bild hängt bei mir riesig an der Wand.

Andreas Krupkas Lieblingsbild: Stormtroopers hissen die Fahne © EOS-Andy

Teilzeithelden: Entwickelst du eigentlich die Fotoideen, oder kommen Cosplayer auf dich zu und sagen: Ich habe eine geile Idee, lass uns mal das machen.

Andy: Eigentlich beides. Ich habe ein paar Standards, immer passend zu den Charakteren, aber die Ideen an sich entwickeln sich meistens während des Shootings. Sehr oft ist man auch charaktergebunden, ein Charakter würde manches nie machen. Die Cosplayer wissen das viel besser als ich. Wenn ich jetzt sagen würde: „Kannst du mal springen?“, sagen die mir: „Hör mal, der springt doch nicht.“ Es ist halt immer so ein gemeinschaftliches Ding. Ich kenne nicht alle Charaktere, daher recherchiere ich im Vorfeld im Internet. Ich will auch gar nicht alle kennen, die müssen nur cool aussehen.

Teilzeithelden: Welchen Platz nehmen für dich Facebook und Instagram ein?

Andy: Facebook nutze ich mittlerweile nicht mehr so wie früher. Früher war es sehr wichtig und ich war sehr gerne auf Facebook. Da hat sich halt alles abgespielt. Und ich bin likegeil, das gebe ich gern zu.

Teilzeithelden: Wir machen es doch wegen der Likes, oder?

Andy: Ja genau. Und seitdem Facebook die Bremse eingebaut hat, dass du nicht mehr gesehen wirst, ist es für mich jetzt Instagram, und Instagram macht Spaß. Zurzeit funktioniert das. Die Leute sehen deine Arbeit, sie mögen deine Arbeit. Das ist schon sehr wichtig.

Teilzeithelden: Welches ist die nächste Veranstaltung, auf der man dich treffen kann?

Andy: Ich glaube, das ist die CCXP in Köln. Wenn alles klappt, so wie ich mir das vorstelle, werde ich mit einem Fotostand da sein.

Teilzeithelden: Macht das noch Spaß, die Leute so am Fließband abzufotografieren?

Andy: Ja, denn auf diesen Cons, wo ich meinen Stand aufbaue, feste Beleuchtung habe und so weiter, muss ich nur noch klicken und die Bilder sind soweit fertig. Da kommen die ganzen kleinen Cosplayer, die sonst nie irgendwo eine Chance haben, ein professionelles Foto zu kriegen, weil sie einfach noch nicht so weit sind oder weil sie nicht so vorteilhaft aussehen. Aber mir ist das einfach egal, weißt du. Die kriegen alle ein Foto von mir. Das macht so viel Spaß, denen in die Augen zu sehen. Wenn sie auf dich zukommen und nach einem Foto fragen und ich sage: „Ja klar, stell dich dahin.“ Die sind einfach glücklich. Die Großen, die guten Cosplayer, die haben ihre Fotos. Aber die Kleinen, die sind aufgeregt, die freuen sich. Das ist mein Ding.

Teilzeithelden: Mal einen Tipp von dir an Fotografie-Anfänger! Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste im Umgang mit den Modellen?

Andy: Schimpfen. Nein, Quatsch. Du musst einfach nur Respekt haben vor der Person, die vor dir steht. Du musst dich mit ihr beschäftigen und auf sie eingehen und nicht versuchen, immer nur dein Ding durchzuziehen. Es geht um die gemeinschaftliche Arbeit. Das funktioniert am besten. 99 Prozent der Cosplayer wissen, wann und wie ihr Kostüm am besten aussieht.

Das EOS und der Andy – technische Fragen

Teilzeithelden: Nikon zahlt dir 10.000 EUR, damit du ab morgen Nikon-Andy bist…

Andy: Zu viele Knöpfe an der Nikon. Ich komm mit den Bodys nicht klar. Vom Können her, vom Chip, finde ich die genial. Gerade im Bereich der hohen Isos. Alles viel besser als Canon. Aber es ist doch immer so: Du hast das erste, was du hast. Du verliebst dich in diese Haptik von Canon. Du weißt, wo alles liegt, und wenn ich eine Nikon in die Hand nehme … Die hat so viele Knöpfe, und ich weiß nicht wofür. Aber ja, für 10.000 EUR würde ich mir das schon noch einmal überlegen.

Teilzeithelden: Womit fotografierst du denn genau?

Andy: Heute kam die 5D Mark IV. Meine D Mark III habe ich vor kurzem ausgelesen und festgestellt, dass sie 10 Prozent über der Lebenszeit ist, so dass sie jeden Augenblick den Geist aufgeben kann. Wenn ich meine 3–4 Hochzeiten fotografiere oder für Bethesda unterwegs bin, dann brauche ich einfach regelmäßig ein Update.

Teilzeithelden: Finanzierst du durch solche Projekte dein Hobby?

Andy: Genau. Das Geld, das ich da verdiene, geht sofort wieder in neues Equipment. Auch für die ganze Fahrerei. Wenn da ein paar Euros übrigbleiben, dann geht das in die Familienkasse.

Teilzeithelden: Was muss eine Kamera können? Worauf legst du Wert?

Andy: Sie muss einfach scharfe Bilder machen. Ich denke, ich würde auf den zweiten Speicherslot nicht mehr verzichten wollen. Bei vielen Fotografen ist das wohl so eine Entwicklung: Man kauft sich am Anfang immer mehr technischen Schnickschnack, aber irgendwann reduziert man nur noch. Viele fragen mich: Warum kaufst du dir nicht die und die Kamera, die ist doch viel besser. Denen sage ich immer: Für die Bilder, die ich machen möchte, reicht diese Kamera vollkommen aus. Ich habe mittlerweile nur noch eine Tasche.

Teilzeithelden: Worauf legst du bei deinen Bildern Wert? Was magst du am liebsten?

Andy: Ich mag Bilder mit einer extremen Tiefenunschärfe. Wo viele Leute, die sich nicht damit beschäftigen, sagen: Dieser Effekt allein ist ja schon genial.

Teilzeithelden: Was unterscheidet einen Knipser von einem Fotografen?

Andy: Es geht darum, wofür man die Bilder macht. Ein Knipser hat auch immer seine Kamera dabei, hat aber keinen wirklichen Plan. Er hat auch kein spezielles Genre, das er fotografiert. Er fotografiert einfach alles, was ihm gefällt. Er knipst halt so vor sich hin.

Teilzeithelden: Sollte man sich spezialisieren?

Andy: Ja. Ich glaube man wird dann auch besser. Aber man muss es nicht. Wenn man viele Sachen macht, dann muss man viele Aspekte berücksichtigen, die man bei anderen Sachen nicht sehen muss. Und wenn man sich auf eines konzentriert, dann wird das Ergebnis auch irgendwie besser.

Teilzeithelden: Wie viel Zeit investierst du in die Nachbearbeitung eines Bildes?

Andy: Immer weniger. Früher saß ich vielleicht eine Stunde oder anderthalb an einem Bild, weil ich es einfach perfekt haben wollte. Ich bin mittlerweile von der Perfektion komplett weg. Ich arbeite momentan sehr viel mit Lightroom.

Teilzeithelden: Das bedeutet, du machst keine Beauty-Retuschen mehr?

Andy: Doch, schon. Da wo es nötig ist. Aber das geht mittlerweile sehr schnell. Ich zoome nicht mehr auf 100 Prozent heran, sondern gucke mir die Bilder im Ganzen an und schaue, was ich verbessern muss. Dann wird nur noch das Nötigste gemacht. Die meisten Leute, die sich die Bilder anschauen, wissen nicht einmal, dass da irgendwas gemacht wurde.

Teilzeithelden: Vielleicht ist das das große Geheimnis. Dass man nicht mehr erkennt, dass das Bild bearbeitet wurde.

Andy: Ja, und man bremst sich durch Perfektion selbst aus. Das ist so. Es gibt viele Sachen, die man perfekt haben will, die gar nicht perfekt sein müssen.

Teilzeithelden: Wie oft drückst du bei einem Shooting auf den Auslöser, und wie viele Bilder bearbeitest du dann im Endeffekt?

Andy: Wenn ein Shooting eine Stunde oder anderthalb dauert, selten länger, dann drücke ich den Auslöser vielleicht hundertmal. Etwa 10–20-mal pro Set. Manchmal werden dann nur fünf Bilder bearbeitet, manchmal nur zwei Bilder und manchmal auch zwanzig Bilder. Das liegt sehr oft am Licht. Wenn man draußen ein gutes Licht hat, es auf allen Bildern passt und es dann fantastisch aussieht, mache ich auch 20 Bilder und jage sie dann durch Lightroom. Wenn ich viel korrigieren muss, werden es nicht so viele. Dann suche ich nur die besten raus.

Teilzeithelden: Du veröffentlichst also auch nur die Bilder, die du absolut genial findest?

Andy: Ja genau. Ich stehe hundertprozentig hinter jedem einzelnen Bild von mir.

Teilzeithelden: Was ist deiner Meinung nach der größte Bildbearbeitungsfehler von Anfängern?

Andy: Die Regler zu weit nach rechts oder links zu drehen. Ich sehe sehr oft, wenn der Klarheitsregler zu weit nach rechts gezogen wird, dann wirkt alles so „grr“. Da sage ich mir: Manchmal ist weniger mehr. Und zu früh Sachen von anderen Fotografen übernehmen zu wollen. Man muss erst einmal im Kleinen anfangen und Bilder erst einmal in kleinen Schritten korrigieren. Etwa die Helligkeit. Doch viele fangen sofort mit dem Composing an oder machen sofort Dodge and Burn, obwohl sie noch gar nicht so richtig das Feeling dafür haben. Dann kommen Bilder heraus, bei denen man sagt: Das war zu viel. Das ist aber eine Entwicklungssache. Manche finden es schneller heraus, andere ein bisschen später, andere gar nicht.

Ab und an werde ich gefragt: „Gefällt dir mein Bild?“, oder „Kannst du mein Bild kritisieren?“ Das mache ich total ungern. Ich sage immer: „Das Bild muss nur dir und deinem Modell gefallen, alles andere ist egal.“

Teilzeithelden: Ich bedanke mich für das spannende Interview.

Andy: Sehr gerne, ich hatte viel Spaß.

 

Artikelbilder: © photo-deamles | depositphotos.com, Fotografien: © EOS-Andy, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

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