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Wer kennt sie nicht, die Sage um König Arthur und die Ritter der Tafelrunde? Der Zauberer Merlin und der edle Ritter Lancelot gehören zu diesen Geschichten, ebenso wie das Schwert im Stein – Excalibur! Die Teilzeithelden haben sich für euch den Film-Klassiker dieses Namens angeguckt.

“Anál nathrach, orth’ bháis’s bethad, do chél dénmha.” – “Atem der Schlange, Zauber von Leben und Tod, Zeichen der Entstehung.“

– Merlin


Beinahe wäre John Boormans nächster Film Der Herr der Ringe geworden. In den 1970er Jahren sucht der Regisseur nach einem Studio, das ihm einen Film über das Leben des Zauberers Merlin finanziert. Er startet mit guten Voraussetzungen, denn mit Deliverance (zu Deutsch: Beim Sterben ist jeder der Erste) hat er einen schmerzhaft harten Thriller geschaffen, der drei Oscars gewinnt, darunter die Auszeichnung für den besten Film und den besten Regisseur.

© Warner Bros.
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Die Kosten für einen Merlin-Film schätzt man jedoch sehr hoch ein und lehnt die Idee ab. Boorman soll es stattdessen eine Nummer kleiner versuchen und sich um die Rechte an einem Fantasy-Roman bemühen, der sich damals steigender Beliebtheit erfreut: Der Herr der Ringe. Der Regisseur setzt sich mit J. R. R. Tolkien in Verbindung und gibt erste Konzeptzeichnungen in Auftrag. Doch auch aus diesem Film wird nichts, da er zu teuer scheint. Stattdessen erscheint 1974 mit Zardoz ein halbgarer SciFi-Fantasy-Mix, der in einer post-apokalyptischen Zukunft spielt. Selbst Hauptdarsteller Sean Connery kann den Film nicht retten, der an den Kinokassen floppt und von den Kritikern zerrissen wird. Danach soll sich Boorman mit Der Exorzist II rehabilitieren, der jedoch von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist.

Boorman kehrt schließlich zu seinem Merlin-Projekt zurück, an dem er zwischendurch immer mal wieder gearbeitet hat. Gemeinsam mit Rospo Pallenberg schreibt Boorman ein dreistündiges Drehbuch, dessen Basis die spätmittelalterliche Schrift Le Morte d’Arthur ist. Diese wurde anonym verfasst, vermutlich von Sir Thomas Mallory, der seine Werke in Gefangenschaft schrieb. Das Drehbuch wird jedoch gekürzt, um die Handlung in gut zwei Stunden unterzubringen. Zur Gestaltung des Films verwendet Boorman Konzeptzeichnungen, die er einst für einen Der Herr der Ringe-Film anfertigen ließ, der niemals Wirklichkeit wurde. 1980 können die Dreharbeiten an Excalibur endlich beginnen.

Story – Excalibur, das Schwert im Stein

Während neuere Filme entweder versuchen, die Sage um König Arthur zu historisieren (King Arthur, 2004 & Die Letzte Legion, 2007) oder zu modernisieren (King Arthur, 2017), stellt Excalibur den Versuch dar, den klassischen Stoff der mittelalterlichen Epen fantasievoll aufzubereiten.

Schlaglichtartig umreißt der Film die gesamte Sage. Es beginnt mit Uther Pendragon, der vom Zauberer Merlin das Schwert Excalibur überreicht bekommt und damit die anderen Fürsten Britanniens unterwirft. Doch dann erliegt er seiner Lust, eine Nacht mit Ygraine, der Frau des Herzogs von Cornwall, zu verbringen. Merlin hilft Uther, Ygraine zu vergewaltigen, indem er dem König das Aussehen des Herzogs verleiht. Die einzige, die diesen Zauber durchschaut, ist Morgana, die kleine Tochter des Herzogs.

© Warner Bros.

Neun Monate nach dieser Nacht wird Arthur geboren. Doch als Gegenleistung für seine magische Unterstützung will Merlin den Säugling haben und nimmt ihn mit sich. Uther folgt dem Zauberer, gerät jedoch in einen Hinterhalt und wird von jenen erschlagen, die ihn nicht als König akzeptieren wollen. Bevor er stirbt, rammt er Excalibur, das Schwert der Macht und Zeichen der Königswürde, in einen Stein. Wer es schafft, dieses Schwert aus dem Stein zu ziehen, soll König werden.

Jahre später gelingt dies Arthur, nachdem andere vor ihm an dieser Aufgabe gescheitert sind. Aufgewachsen am Hof des Ritters Ector, begleitet er als Knappe seinen Ziehbruder Kay, der das Schwert für sich erlangen will. Als Arthur jedoch Excalibur aus dem Stein befreit, enthüllt Ector seinem Ziehsohn dessen wahre Herkunft.

© Warner Bros.
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Die weitere Geschichte ist jedem bekannt, der sich schon einmal mit dem klassischen Mythos um Arthur und Merlin befasst hat, denn Excalibur bleibt nahe bei seiner Vorlage. Arthur baut gegen anfängliche Widerstände seine Macht aus, gründet die Tafelrunde, in der sich seine Ritter einfinden und lässt das prächtige Schloss Camelot erbauen. Er lernt den edlen Lancelot kennen und verliebt sich in die schöne Guinevere. Als Lancelot jedoch das erste Mal die Braut seines Königs erblickt, verlieben sich die beiden ineinander, verbergen dies aber aus Loyalität gegenüber Arthur.

© Warner Bros.
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Arthurs Halbschwester Morgana spinnt ihre Intrigen am ansonsten friedlichen Hofe Camelots. Sie sperrt Merlin auf magischem Wege ein und sorgt dafür, dass Arthur der Liebe zwischen Lancelot und Guinevere gewahr wird. Diese verlassen den Hof und Arthur zerbricht am Verlust seiner Ehefrau und seines besten Freundes. Sichtlich geschwächt entgleitet Arthur außerdem die Kontrolle über sein Königreich. Morgana sammelt Getreue um sich und ihren Sohn Mordred, den sie mit Arthur zeugte, indem sie auf magischem Wege das Aussehen Guineveres annahm. Arthur entsendet schließlich seine Ritter, den Heiligen Gral zu suchen, da nur dieser es vermag, die Missstände zu beheben.

Der Ritter Percival ist es, der nach zehn Jahren der Suche erkennt, was den Gral tatsächlich ausmacht und seinem König Heilung bringt. Dabei handelt es sich um eine mystische und spirituelle Reise, die einen guten Teil des Films ausmacht und auf die man sich als Zuschauer einlassen muss. Der genaue Inhalt dieser Enthüllung sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

Es endet schließlich, wie die meisten Erzählungen der arthurischen Epik enden: In der Schlacht von Camlann treffen Arthur und seine verbliebenen Ritter auf Mordred und dessen Gefolgsleute. Beide Feldherren werden in der Schlacht tödlich verwundet, doch Arthur schafft es noch, Percival das Schwert Excalibur zu übergeben. Dieser überbringt es der Herrin des Sees, bei der es bleiben soll, bis eines Tages der König zurückkehrt. Der Film beginnt also mit dem Auftauchen Excaliburs und endet mit dem Verbergen des Schwertes.

© Warner Bros.
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Darsteller – Die Ritter der Tafelrunde

© Warner Bros.
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Aufgrund der teils sehr kurzen Szenen, mit denen der Film die gesamte Handlung rund um Excalibur mit all ihren Aspekten darzustellen versucht, wird der Zuschauer auch mit einer Vielzahl von Charakteren konfrontiert. Deswegen haben die Darsteller nur wenige Möglichkeiten, den Figuren etwas mehr Tiefe zu verleihen. Diese nutzen sie aber in den meisten Fällen effizient. Es wurden vor allem erfahrene Schauspieler gecastet, die ansonsten eher auf den britischen Bühnen zuhause sind. Dies führt oft zu übertriebener Mimik und Gestik, was aber gut zur theatralischen Gestaltung des Films passt. In wenigen Fällen übertreiben es die Darsteller jedoch geradezu, schreien – zumindest in der englischsprachigen Originalfassung – und ziehen übertriebene Grimassen. Anscheinend sind sie es eher gewohnt, das Publikum in großen Hallen zu erreichen.

Eine besondere Chemie ist zwischen Merlin-Darsteller Nicol Williamson und Helen Mirren, die Morgana Le Fay verkörpert, zu spüren. Die beiden Schauspieler konnten sich nicht leiden, weswegen beide zunächst nicht mit dem anderen arbeiten wollten. Gerade aus diesem Punkt bestand John Boorman jedoch darauf, die beiden in Excalibur aufeinander loszulassen.

Wer übrigens einmal einen verhältnismäßig jungen Patrick Stewart als Ritter sehen möchte, der mit einer zweihändigen Axt eine Horde Angreifer von seiner Burgmauer zurückschlägt, wird in Excalibur fündig. Der Brite, der einige Jahre später mit Star Trek: TNG weltweit bekannt werden sollte, spielt Leondegrance, den Vater von Guinevere und einen von Arthurs ersten Unterstützern. Liam Neeson hat eine Nebenrolle als Ritter Gawain, der den Einflüsterungen Morganas erliegt.

Inszenierung – Eine nachwirkende Inspiration

Wer sich heute Excalibur ansieht und ausuferndes CGI gewohnt ist, wird sicher das ein oder andere Mal schmunzeln. Die wenigen Effekte sind hoffnungslos veraltet und oft ist zu erkennen, dass die Schauspieler nicht schwere Plattenpanzer, sondern leichtere Requisiten tragen. Dennoch ist die Ausstattung beachtlich. In den Schlachtszenen bekämpfen mehrere Dutzend Gepanzerte einander, gedreht wurde in realen Burgen, und Merlins Magie wird gekonnt in Szene gesetzt.

Wie so viele König-Arthur-Verfilmungen kümmert sich auch diese nicht um Historizität. Die Ritter in Excalibur tragen Vollplatte und schwingen Waffen des Spätmittelalters. Der König, ein Heroe des Frühmittelalters, wird wohl kaum einen Plattenpanzer getragen haben, ebenso wenig wie Lancelot eine silbrig schimmernde Ritterrüstung. Es sind Figuren alter Sagen, die irgendwo tief in dunklen Zeiten ein historisches Vorbild haben mögen, doch letztlich bleiben sie Fiktion. Eine romantische Annäherung ist deswegen vollkommen legitim.

Der Film wirkt häufig wie ein opulentes Theaterstück. Dies ist nicht nur den Schauspielern zu verdanken, sondern auch der schlaglichtartigen Fokussierung auf einzelne Episoden der Geschichte, von denen mehrere für sich stehen könnten, ohne in den Film eingebettet zu sein.

Besonders hervorzuheben ist die Schlacht, die Arthur gegen seine ersten Widersacher schlagen muss. Er, der nur Knappe war, wird von einigen Rittern nicht als König akzeptiert. Dies ändert sich erst, als er sich vor dem Rädelsführer Uryens auf die Knie wirft und von diesem zum Ritter schlagen lässt. Eine wunderbare Inszenierung, die auch heute noch glänzt.

Immer wieder blitzt zudem eine Faszination durch, wie sie nur ein Film ausstrahlen kann, dessen Effekte alle handgemacht sind. Der einstürzende Belagerungsturm ist echt, ebenso wie der dampfende Nebel und die sich im Hintergrund einer Schlachtszene prügelnden Ritter.

Aus heutiger Sicht fühlt man sich als Zuschauer natürlich auch an andere Produktionen erinnert, die nach Excalibur folgten und von dem Film inspiriert wurden: schwarz gepanzerte Ritter, die an Uruk-Hai aus Der Herr der Ringe erinnern, prächtige Rüstungen, die der Königsgarde in Game of Thrones gut stehen würden und ein Merlin, an dessen Gebaren sich Ian McKellen orientierte, als er sich auf seine Rolle als Gandalf vorbereitete.

Die harten Fakten:

  • Regie: John Boorman
  • Darsteller: Nigel Terry, Nicol Williamson, Helen Mirren, Nicholas Clay, Gabriel Byrne, Patrick Stewart, Liam Neeson
  • Erscheinungsjahr: 1981
  • Sprache: Englisch
  • Format: DVD/Bluray
  • Preis: 8,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Dies vorweg: Excalibur ist gealtert, allerdings weder gut noch schlecht. Der Film hat seinen mystischen Glanz gegen charmanten Staub eingetauscht. Dass er förmlich durch die Handlung eilt und versucht, möglichst viele Episoden der König-Arthur-Sage darzustellen, macht ihn zu einem etwas anstrengenden Filmerlebnis, das aber auch eine fesselnde Spannung bietet. Dadurch bricht er mit Erzählstrukturen, wie sie heutzutage in Filmen üblich sind. Er gönnt sich keine künstliche Pause kurz vor dem Finale, sondern schreitet konsequent in seiner Handlung voran.

Die Gestaltung ist bildgewaltig und in den Schlüsselmomenten brillieren die Schauspieler, aber auch das Skript selbst, das antiquierte aber keineswegs kitschige Dialoge beinhaltet. Gemeinsam mit den prachtvollen Bildern transportieren diese Worte eine epische Handlung, die in manchen Momenten aber etwas zu gezwungen in einen engen Rahmen gezwängt wurde.

Wären es doch drei Stunden gewesen, Excalibur wäre vermutlich ein meisterliches Epos geworden. John Boorman nutzte den engen Spielraum gekonnt, musste aber darauf verzichten, seine Vision vollends umzusetzen. Viele Motive wie der Kreislauf des Lebens, der sich in Arthurs Aufstieg und Fall wiederspiegelt, würden deutlicher zu erkennen sein. Vor allem Percivals Gralsqueste hinterlässt zwar einen bleibenden Eindruck, wirkt aber nicht ganz stimmig in den Film eingefügt, da sich das dahinterstehende Motiv nicht jedem Zuschauer erschließen mag. Wer aber Grundkenntnisse der Sage besitzt, sollte der Handlung ohne Mühe folgen können.

Nichtsdestotrotz kann man auch heute noch ohne Bedenken mit Excalibur einen Ausflug ins arthurische Britannien wagen. Die übersichtliche Laufzeit mag sogar noch dazu anspornen. Vor allem für jene, die sich nach mehreren modernen Ansätzen eine klassische Aufbereitung des Stoffes wünschen und diesen Film bisher nicht gesehen haben, ist Excalibur eine Empfehlung wert.

Artikelbilder: © Warner Bros.
Dieses produkt wurde privat finanziert.

 

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