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Seit 2001 begeistert Steve Jacksons satirisches Kartenspiel Munchkin Rollenspielliebhaber und Meisterschatzjäger. Ob nun ganz klassisch, im Weltall oder im wilden Westen: Es gilt, die Monster zu töten, den Schatz zu klauen und die Kumpel zu erstechen. Mit Munchkin: Quacked Quest landet dieser Spielspaß im Herbst 2019 auf PC und Konsole.

Während viele Dungeon Crawler SpielerInnen mit einem finsteren Szenario und gefährlichen Kreaturen konfrontieren, geht Asmodee Digital mit Munchkin: Quacked Quest einen anderen Weg.  Eine bunte Spielwelt, nicht ganz ernstzunehmende Aufgabenstellungen und Anleihen aus dem analogen Kartenspiel sind die Grundfesten des Partyspiels, das mit bis zu vier SpielerInnen im lokalen Multiplayer-Modus gespielt werden kann.

Wer das höchste Level hat, gewinnt dieses Partyspiel

Für diesen Spieltest wurde die PC-Version von Munchkin: Quacked Quest getestet. Anstelle von Tastatur und Maus wurde, wie im Spiel empfohlen, ein Kontroller benutzt. Es handelt sich hierbei um einen Xbox One-Controller, allerdings sollten andere Modelle ebenso funktionieren.

Ein Dungeon Crawl der besonderen Art

Munchkin: Quacked Quest greift beliebte Spielmechaniken von seinem Vorbild, dem Kartenspiel, auf. Allerdings folgt das Partyspiel nicht dem gleichen Ablauf, sondern verfügt über einen dynamischeren Ansatz. Gleichgeblieben ist der Humor – wie könnte es auch anders sein?

Spielablauf

In Munchkin: Quacked Quest geht es darum, mit bis zu drei weiteren SpielerInnen Dungeons zu durchforsten, Ausrüstung und Gold zu sammeln sowie Level für Level aufzusteigen. Dies innerhalb eines bestimmten zeitlichen Limits und auf spaßige Art und Weise. Spielt man allein, wird spielseitig ein Limit von fünf Minuten vorgeschlagen, spielt man mit anderen SpielerInnen oder schaltet sich Bots, also computergesteuerte Konkurrenten, dazu, wird das Limit auf acht Minuten erhöht. Eine Veränderung des Zeitfensters ist vor Spielbeginn möglich. Ziel des Spiels ist es, am Ende der Zeit der Munchkin mit dem höchsten Level zu sein.

Vor dem Abenteuer werden die Besonderheiten des jeweiligen Dungeons zufällig generiert.

Ehe es nun in den Dungeon geht, ziehen die skelettierten Gebrüder Wight Karten aus ihrem sogenannten Dungeonarium. Diese definieren die Rahmenbedingungen des bevorstehenden Abenteuers. Die damit einhergehende Randomisierung des Dungeons sorgt für immer neue Spielerlebnisse.

Es gibt insgesamt vier Kartenkategorien, die sich wie folgt auswirken:

  • „Modifiers“ verändert grundlegende Aspekte des Dungeons (z. B. Wände, an denen alle Munchkins abprallen oder eine erhöhte Chance, Gold zu erhalten),
  • „Combat flavors“ verändert die gegnerischen Dungeon-Bewohner (z. B. Anzahl oder Art der Bewaffnung),
  • „Layout flavors“ befasst sich mit der architektonischen Grundstruktur der einzelnen Räume (z. B. erhöhtes Aufkommen von Fallen oder Fallgruben) und
  • „Bosses“ legt fest, welcher finale Boss den Munchkins gegenübertritt und was genau zu erledigen ist (z. B. „Mache den meisten Schaden am Boss.“ oder „Setze den finalen Treffer.“).

Am Ende jeder Runde kommt eine neue Karte zum Dungeonarium hinzu und zwar solange, bis die Sammlung komplett ist.

Haben die Karten gesprochen, kann das Abenteuer beginnen. Durch eine Falltür in der Lobby des Spiels, in welcher Zugriff auf alle Einstellungen den Spielablauf betreffend gegeben ist, gelangen die Munchkins direkt in den ersten Raum des Dungeons.

Während die Zeit abläuft, werden die SpielerInnen in immer neue Räume teleportiert. Hier müssen sie nun Aufgaben wie beispielsweise das Finden und Einsammeln von kleinen gelben Enten bewältigen. Hierbei gilt es, schneller als die Mit-Munchkins zu sein.

Neben der primären Aufgabe dürfen nützliche Items aufgesammelt oder verkauft werden. Das so angesammelte Gold hilft dabei, Level aufzusteigen – ebenso wie das Erledigen der Aufgabe innerhalb des aktuellen Raums. Wenn die Aufgabe erfüllt ist, wird der oder die SiegerIn gekürt und die Zeit stoppt. Nun kann weitergekämpft oder Gold gesammelt werden. Sobald ein Munchkin die Tür zum nächsten Raum aufschlägt, geht das Abenteuer weiter. Alle SpielerInnen werden in den nächsten Raum gebracht und erhalten eine neue Aufgabe. Die Zeit läuft dann wieder weiter.

So ein Bosskampf kann ganz schön chaotisch werden.

Ist die Zeit abgelaufen, werden die Munchkins unabhängig davon, ob die aktuelle Aufgabe erledigt ist oder nicht, zum Endboss gebracht. Hier dürfen sie sich in einer chaotischen Schlacht beweisen.

Final findet eine Siegerehrung statt. Nun wird sich genau angesehen, wer die meisten Enten gesammelt oder am häufigsten gestorben ist. Dies führt dazu, dass weitere Level dazugewonnen werden können. Wer nach dem Endboss noch auf Platz 1 stand, kann hier noch hinter die übrigen Munchkins zurückfallen.

Am Ende einer Runde steht die Siegerehrung.

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

SpielerInnen können zwischen vier verschiedenen Rassen (Orks, Elfen, Halblinge und Zwerge) und vier verschiedenen Klassen (Krieger, Priester, Dieb und Kleriker) wählen. Diese Auswahl kann im Spielverlauf gewechselt werden – dies in Abhängigkeit davon, was der jeweilige Munchkin von bezwungenen Feinden oder aus Truhen zieht. Insgesamt sind also 16 Kombinationsmöglichkeiten gegeben, die immer eigene Vorteile und Zusatzfertigkeiten aufweisen.

Mit über 20 Waffen, die sowohl im Nah- als auch im Fernkampf verwendet werden können, kann eine breite Auswahl von Feinden und Bossen besiegt werden.

Gefundene Waffen können selbst genutzt oder verkauft werden.

Aufgaben, Atmosphäre und anderes

Munchkin: Quacked Quest mag zwar chaotisch erscheinen, aber das Ziel ist klar: Steige schneller auf als deine MitspielerInnen. Dies ist möglich, indem Gold gesammelt, Feinde erschlagen und Aufgaben erledigt werden. Letzteres so schnell wie möglich, denn es gibt nur einen Platz 1.

Das Partyspiel ist leicht zu verstehen und zugänglich. Die Aufgabenstellungen sind zum einen nicht komplex und werden zum anderen mithilfe von grafischen Darstellungen vermittelt. Auch der Umstand, dass einige Tätigkeiten im gleichen Durchlauf mehrfach vollzogen werden müssen, sorgt für eine schnelle Lernkurve – wirkt sich allerdings auch negativ auf den Wiederspielwert von Quacked Quest aus.

Zu jeder Zeit sind die aktuellen Level der Munchkins einsehbar, sodass es sich anbietet, sich gegen denjenigen zu verbünden, der den größten Vorsprung hat. Wer allerdings Munchkin schon einmal gespielt hat, weiß: Solche Bündnisse sind nicht von Dauer.

Humor als Grundprämisse

Alles andere als hilfreich: humorvolle Hinweise im Ladebildschirm.

Asmodee Digital kreiert grafisch und musikalisch die richtige Atmosphäre für einen Titel, der vor allem die Lachmuskeln ansprechen möchte. Die Figuren, ihre Ausrüstung und die Dungeons selbst sind farbenfroh gestaltet und ihre epischen Abenteuer werden mit einem verspielten Soundtrack begleitet.

Darüber hinaus sorgen amüsante Kommentare sowohl während des Spiels als auch während des Ladebildschirms für den ein oder anderen Lacher. Wer oft stirbt, muss mit Sticheleien seitens des digitalen Kommentators rechnen, der das Vorankommen der SpielerInnen dokumentiert.

Die charakteristischen Illustrationen von John Kovalic, die als Aushängeschild des Munchkin-Kartenspiels gelten, fehlen bei Munchkin: Quacked Quest leider.

Technisches

Wie oben erwähnt, wurde in diesem Spieltest die PC-Variante von Munchkin: Quacked Quest ausprobiert. Dies kurz nach Veröffentlichung des Spiels über die Plattform Steam. Die nachfolgenden Aspekte sind demnach lediglich auf die PC-Umsetzung des Spiels anwendbar.

Das Optionsmenü in Pixeloptik bietet leider nur wenige Anpassungsmöglichkeiten.
Das Optionsmenü in Pixeloptik bietet leider nur wenige Anpassungsmöglichkeiten.

Beim Start von Munchkin: Quacked Quest wird das Verwenden eines Controllers empfohlen. Dies ist leider aufgrund der mangelhaften Portierung von Konsole auf den PC auch notwendig: Die Steuerung mit Tastatur ist aufwendig und nicht zielführend. Auch kann die Tastenbelegung nicht den persönlichen Vorlieben entsprechend geändert werden, sodass eine Abmilderung des Problems auf diesem Wege nicht möglich ist. Beides sorgt zum einen dafür, dass der Controller zum Muss wird, und zum anderen für Frustration vor dem Bildschirm.

Denkbar ist, dass dank geeigneterer Steuerungsoptionen die Nintendo Switch– oder eine andere Konsolenvariante eine bessere Grundlage zum Genießen des Partyspiels schafft.

Des Weiteren ist anzumerken, dass kein Online-Multiplayer von Munchkin: Quacked Quest existiert. Mehrere SpielerInnen auf einmal können ausschließlich im Rahmen eines lokalen Multiplayers (sog. „Couch-Koop“) zusammenkommen. Wer allein spielt, kann dank der Bots uneingeschränkt alle Inhalte des Couch-Koops nutzen. Zusätzliche Singleplayer-Inhalte sind nicht gegeben.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Asmodee Digital
  • Publisher: Asmodee Digital
  • Plattform: PC, PlayStation 4, Nintendo Switch, Xbox One
  • Mindestanforderungen:
    • Betriebssystem:  Windows 7
    • Prozessor: Intel Core i5-2300, 2.8 GHz
    • Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
    • Grafik: Geforce 950
    • Speicherplatz: 2,3 GB freier Festplattenspeicher
  • Genre: Dungeon Crawler, Partyspiel
  • Releasedatum: 19.11.2019
  • Spielstunden: unbestimmt
  • Spieleranzahl: Einzelspieler, lokaler Multiplayer
  • Altersfreigabe: FSK 0
  • Preis: 24,99 EUR
  • Bezugsquelle: Steam, PlayStation Store, Nintendo eShop, Microsoft Store

 

Fazit

Munchkin: Quacked Quest ist ein Partyspiel im Stil eines nerdigen Mario Party: Farbenfrohe und witzig gestaltete Level, humorvolle Kommentare und Musik, die für gute Laune sorgt, garantieren ein unterhaltsames Miteinander.  

Für Einschränkungen im Spielspaß können fehlende Singleplayer-Inhalte sorgen. Trotz computergesteuerter Ersatzfreunde ist dieser mit wenig Wiederspielwert ausgestattet. Auch im lokalen Multiplayer-Modus demotivieren die repetitiven Aufgabenstellungen nach nur wenigen Runden des lustig-bunten Dungeon Crawlers. In Verbindung mit den genannten technischen Schwächen der PC-Umsetzung von Munchkin: Quacked Quest, insbesondere in Bezug auf die Steuerung, ist lediglich eine eingeschränkte Spielfreude gegeben. Diese dürfte sich negativ auf die Bereitschaft interessierter SpielerInnen auswirken, den Vollpreis in Höhe von 24,99 EUR für das Spiel zu entrichten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Munchkin: Quacked Quest ein Titel ist, der humorbegeisterte Couch-Koop-SpielerInnen anspricht. Obwohl viele Aspekte aus dem Munchkin-Kartenspiel aufgegriffen wurden, ist das Spiel aufgrund eigener Mechaniken und Inhalte nicht zwangsläufig für jeden Munchkin-Fan geeignet. Andersherum bedeutet das aber auch, dass Quacked Quest von SpielerInnen verstanden und gespielt werden kann, die das Kartenspiel nicht kennen.

Die technischen Schwächen und der fehlende Online-Multiplayer zügeln das Potenzial des Partyspiels. Ein Nachbessern mithilfe von Patches könnte nicht nur diese Schwachstellen ausgleichen, sondern Munchkin: Quacked Quest für eine größere PC-Spielerschaft erschließen. Eine solche wäre dem digitalen Abkömmling des beliebten Kartenspiels mehr als bloß zu wünschen – immerhin gibt es viele Schätze (und Enten) zu klauen!

 

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: Asmodee Digital, Screenshots: Asmodee Digital, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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