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Dezember – Keksgeruch hängt in der Luft, die Wohnungen sind festlich dekoriert, und im Kino ist es Zeit für die großen Blockbuster. Darunter dieses Jahr der neunte und vorerst letzte Star Wars-Teil, den wir uns vorab für euch ansehen durften (enthält SPOILER für die ersten 5-10 Filmminuten).

Star Wars – die erste Trilogie hatte längst Kultstatus erreicht. Dann kam eine zweite, die zwar finanziell erfolgreich war, bei vielen Fans aber zumindest langfristig einen faden Beigeschmack hinterließ. Dann übernahm Disney das Ruder, und die anfängliche Skepsis war groß. Konnte der Konzern die Reihe würdig fortsetzen?

Mit dem Erwachen der Macht waren die Fans zwar zufrieden, aber im Grunde war der Film nicht viel mehr als ein Remake des allerersten Films und traute sich wenig. Dann folgte Rogue One. Ein Film, der eine Vorgeschichte eines kleineren Handlungsdetails aus dem originalen Krieg der Sterne näher beleuchtete und dabei gleich eines der größeren Logiklöcher stopfte. Auch wenn der Film eine andere Stimmung hatte als man es von Star Wars sonst gewöhnt war, war er ein Erfolg. An der Kasse und bei den Fans. Es schien bergauf zu gehen, und Disney hatte sich als würdiger Bewahrer gezeigt.

© Disney

Diese Ansicht änderte sich dann aber in den vergangenen zwei Jahren deutlich. Zuerst kam mit Die letzten Jedi ein mindestens umstrittener achter Film der Hauptreihe ins Kino. Ob die angebrachten Kritiken gerechtfertigt waren oder nicht, soll nicht Bestandteil dieses Artikels sein. Aber sie waren der Anfang eines Stimmungsumschwungs, der für Star Wars an sich und damit im speziellen auch für The Rise of Skywalker eine große Bedeutung hatte.

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In dieser bereits aufgeheizten Stimmung unter vielen Fans erschien dann im vergangenen Jahr mit Solo der erste Star Wars-Kinofilm, der kommerziell als Flop bezeichnet werden muss, und auch viele Fans enttäuschte. Die Stimmung war endgültig gekippt, und die Zukunft des milliardenschweren Franchises in Gefahr.

Warum ich das hier alles noch einmal ausbreite, wenn ich es doch gar nicht kommentieren will? Weil es einige der Entscheidungen, die in der Erschaffung von Star Wars IX getroffen wurden, erklärt. Aber mehr dazu an späterer Stelle.

SPOILER Voraus! Um die Story des Films auch nur ansatzweise erklären zu können, ist es erforderlich, die ersten 5-10 Minuten zu spoilern. You have been warned! Die anderen Abschnitte verzichten weitestgehend auf Spoiler!

Story

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Eine unbestimmte Menge an Zeit ist seit dem Ende von Die letzten Jedi vergangen. Die Galaxis wird von einer sonderbaren Botschaft in Atem gehalten: Der alte Imperator Palpatine ist nicht tot, sondern kündigt seine Rückkehr an. Das besorgt natürlich die Rebellen um General Leia Organa zutiefst. Aber auch Kylo Ren sieht eine Bedrohung seiner Macht und begibt sich daher auf die Suche nach dem Ursprung der Nachricht. Er findet ihn auch und erfährt, dass sie der Wahrheit entspricht: Palpatine lebt. Irgendwie. Und er bietet Ren eine Flotte an. Alles, was er tun muss, ist, Rey zu töten, die offenbar doch mehr ist, als Ren zu wissen dachte. Also macht er sich mit den „Knights of Ren“, einer Truppe schwarz gekleideter, maskierter Typen mit unterschiedlichen Nahkampfwaffen, deren Raumschiff es selbst im Vakuum schafft, eine fiese Abgasspur hinter sich herzuziehen, auf die Suche nach seiner Widersacherin.

Durch einen Spion in den Reihen der ersten Ordnung erfahren auch die Rebellen von der neuen Flotte, sowie von der Tatsache, dass nur noch wenige Tage verbleiben, bis diese zum Großangriff übergehen wird. Die einzige Chance: Palpatine finden und aufhalten. Zum Glück hatte Luke Skywalker bereits in der Vergangenheit nach dem Planeten geforscht, auf dem sich der alte Imperator befinden soll, und so machen sich Rey, Poe, Finn und Chewie zusammen mit C-3PO und BB-8 auf die Suche nach den letzten noch fehlenden Hinweisen.

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Aus dieser Prämisse heraus entwickelt sich über die Laufzweit von 142 Minuten eine Story mit unzähligen Schauplätzen und diversen Wendungen. Schade, dass der Großteil dieser Wendungen bereits viel zu früh und zu offensichtlich angedeutet wird, sodass sie nicht mehr wirklich überraschen können.

Was übrigens auch nach Ende des Films nicht ganz klar ist: Warum dieser Titel? Mit dem, was im Film passiert, hat er herzlich wenig zu tun!

Darsteller

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Die Darsteller der vorherigen Teile nehmen natürlich auch im Aufstieg Skywalkers ihre Rollen wieder auf. Daisy Ridleys Rey zeigt noch immer genauso wenige Gefühle wie Schwächen, Adam Driver als Kylo Ren rastet gekonnt ein ums andere Mal aus. Und die Freundschaft zwischen John Boyegas Finn und Oscar Isaacs Poe Dameron ist ein weiteres Mal ein sehenswertes Schauspiel von beiden Seiten. Ob die Rolle von Carrie Fishers General Leia Organa ursprünglich größer eingeplant war, darüber lässt sich nur spekulieren. Statt aber wie in Episode 8 auf CGI-Effekte zu setzen, wurden dieses Mal bereits gedrehte Szenen neu zusammengeschnitten, sodass das Auftreten in den Film gut hineinpasst.

Apropos Die letzten Jedi: Auffällig ist, dass die in diesem Film neu eingeführten Figuren wie Kelly Marie Trans Rose Tico zwar im Film vorkommen, aber wenn sie überhaupt in Szenen sind, dann meist nur am Rande und eigentlich nie in wichtiger Funktion.

Aber auch ein paar neue Gesichter sind mit von der Partie, sowie einige ziemlich alte. Hier schließt der Film den Kreis zur ursprünglichen Trilogie und bringt ein paar Gesichter und Stimmen zurück, die seit Anbeginn der Geschichte zu Star Wars gehörten.

Inszenierung

Und nicht nur bei den Darstellern knüpft Der Aufstieg Skywalkers an die Erfolge der Vergangenheit an. Auch die Inszenierung bietet allerhand bekanntes: Verfolgungsjagden auf eine Wüstenplaneten, bunte Aliens, die ikonische Musik von John Williams – hier fühlt sich der geneigte Star Wars-Fan sofort zuhause. Sogar der eine oder andere Schauplatz der Vergangenheit wird erneut besucht, und Objekte der Vergangenheit tauchen wieder auf. So schafft es der Film, aus der Gesamtheit der Saga eine runde Sache zu machen.

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Was es dieses Mal weniger gibt sind große Raumschlachten. Zwar wird natürlich viel umhergeflogen, aber die meisten Konflikte finden eher am Boden statt. Mit Blaster und Lichtschwert gehen die verschiedenen Parteien aufeinander los, und es zeigt sich abermals, dass die Storm Trooper keine wichtigen Charaktere treffen können. Zumindest nicht ernsthaft. Und natürlich werden auch mal wieder Lichtschwerter im Reverse Grip geführt.

Interessantes Detail am Rande: Als es dann an die Planung einer Raumschlacht geht, wird das „Holdo Manöver“ vorgeschlagen aber abgelehnt, da die Erfolgschance nur eins zu einer Million beträgt – Einer von mehreren Punkten, an denen Dinge aus Episode 8 relativiert oder ignoriert wurden.

Erzählstil

Die beiden Hauptfiguren des Films sind ganz klar Kylo Ren und Rey. Ein Großteil der Szenen folgt einer dieser beiden Figuren. Ab und zu gibt es kleinere Ausflüge mit Poe, Finn und/oder Chewie. Noch seltener Szenen, in denen keine dieser Personen vorkommt.

Was dann an Geschichte erzählt wird, ist für 142 Minuten insgesamt nicht besonders viel. Wenn es Schleifen und Wendungen gibt, dann wirken diese oftmals künstlich. Ein neuer benötigter Plotgegenstand hier, die notwendige Umgehung einer komischen Sperre dort. Keine dieser Sequenzen ist so nutz- und folgenlos wie die Casinoplanetenstory aus Die letzten Jedi, aber überflüssig erscheinen ein paar davon dennoch. Dies fällt aber bei Schauen des Films kaum auf, denn langweilig wird es nie, und selbst die für die Story überflüssigen Szenen haben interessante Charaktere zu bieten.

Bonus/Downloadcontent

Zu Der Aufstieg Skywalkers gibt es einen Teaser/Trailer sowie zwei Trailer (D23 Trailer und Finaler Trailer) zu bestaunen. Die Trailer enthalten kleinere Spoiler, wie zum Beispiel ein paar der Gesichter, mit denen es ein Wiedersehen im Film gibt. Wirklich Wichtiges wird aber in den ersten beiden zumindest nicht offenbart. Lediglich eine Stelle im finalen Trailer deutet auf etwas hin, was erst spät im Film passiert, sodass ich von diesem Trailer abrate, sofern man wichtige Spoiler vermeiden will.

Im Gegensatz zu den Marvel-Filmen, die ja ebenfalls aus dem Hause Disney stammen, gibt es bei Star Wars 9 keine Szene im oder nach dem Abspann.

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Fazit

Ich bin zwiegespalten, wie gut ich Der Aufstieg Skywalkers finden soll. Es hat Spaß gemacht, den Film zu gucken. Über die vollen 142 Minuten wurde ich durchgehend unterhalten. Die Effekte, die Musik, das Anknüpfen an geliebte Dinge aus der Vergangenheit – all das sind große Pluspunkte, die den Film zu einem interessanten Erlebnis machten. Auch, dass die Kritik von Fans gehört wurdeund Fehler aus Episode 8 nicht wiederholt, ja teils sogar korrigiert wurden, sehe ich als positiv.

Aber reicht das am Ende, um einen Film wirklich gut zu finden? Oder sind der uninspirierte Plot, die noch immer extrem hölzerne Mary Sue als Hauptfigur, die unnötigen Handlungsstränge, das Ignorieren auch der guten Teile von Die letzten Jedi nicht Punkte, die gegen den Film sprechen?

Am Ende überwiegt in meiner Ansicht das Positive, und so gebe ich dem Film eine gute Note. Aber keine uneingeschränkte.

Wer Action und Spaß möchte, oder generell das Star Wars-Feeling, der wird mit diesem Film wenig falsch machen. Aber wer eine komplexe oder überraschende Story sucht oder gute Schauspielkunst beobachten will, dem empfehle ich andere Filme. Aber gut, wenn ich ehrlich bin, war das eigentlich nie anders.

 

 

Artikelbild: © Disyney, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Kinoticket wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

2 Kommentare

  1. mich hatte der Film überzeugt, nachdem ich von Episode 8 komplett enttäuscht war. Gestört hat mich der Humor, der hier und da eine Szene kaputt gemacht hat, z.B. als herauskam, wer der Spion ist. Als am Ende eine grandiose Stimmung aufgebaut wurde, hat das ganze: „Du bist tod, nein doch nicht, ich bin tod, wir lieben uns, kuss, etc.“ mir irgendwie das Ende verdorben.

    Ein Vater-Sohn-Gespräch und die damit zusammenhängende Wendung, war die für mich emotionalste Szene. Die Sache kam zwar nicht überraschend, aber ich war überrascht, wie gut man das umgesetzt hat. Nicht wie bei Episode 8 einfach etwas unerwartes passieren lassen, was nur Ernüchterung und Frustration erzeugt, sondern eine Wendung in der Geschichte, mit der man zwar irgendwie rechnet, so gut zu erzälen, davon sollte sich Rian mal ne Scheibe abschneiden.

    Genau so war die „Hilfe-in-Not“-Szene am Ende sowas von klar, aber dann doch überraschend episch umgesetzt, dass es richtig Spaß gemacht hat.

    Unterm Strich muss ich J. J. Abrams einfach zugestehen, dass er zum größten Teil doch sehr viel Fingerspitzengefühl bewiesen hat einen Film zu drehen, der den kritischen Fans gerecht wird.

  2. Ich fand Teil IX wie schon die beiden davor nicht gut. Man hätte viel mehr draus machen können. Gesamt über alle drei Teile finden ich fasst das Wort „lieblos“ es gut zusammen. Die Star Wars Saga hätte mehr verdient. Mehr als 2,5 von 5 Punkten kann ich dem Film nicht geben. Noch ein Zusatzinformation die mich überraschte, es gab von Disney keine übergreifend Plan für die drei Filme, darum wirken diese so wenig aus einem Guss.
    LG
    Clagor

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