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Als plötzlich eine Armee aus Pinguinen und weitere mysteriöse Vorfälle in der Stadt auftauchen, heißt es für den klugen Schüler Aoyama und seine Freunde, der Sache auf den Grund zu gehen. Wir haben einen Blick auf den verrückten Animationsfilm Penguin Highway

Wenn aus heiterem Himmel Pinguine in einer Vorstadt auf den Straßen watscheln und auf einer Lichtung eine schwebende Wasserkugel erscheint, dann erweckt das den Wunsch nach Antworten. So auch bei Aoyama, der neben seinem Weg zum Erwachsenwerden, nun auch mit mysteriösen Phänomenen konfrontiert wird. Penguin Highway wirft den Zuschauer in einen wunderschönen, japanischen Sommer, mit einer Geschichte, die wie eine Achterbahnfahrt zwischen Traum und Wirklichkeit daherkommt.

Story

Im Film begleitet der Zuschauer den aufgeweckten und hochintelligenten Schuljungen Aoyama, der von seiner großartigen Zukunft träumt. Doch als in seiner Stadt, wie aus dem Nichts, Pinguine auftauchen, von denen niemand weiß, woher sie kommen und was sie eigentlich wollen, entschließt sich der junge Aoyama dieses Geheimnis zu lüften. Unterstützung bekommt er dabei von seinem besten Freund Ushida. Nach und nach folgen eine ganze Reihe weiterer merkwürdiger Ereignisse, die irgendwie alle zusammenhängen, sodass die beiden schon bald mit ihrer Klassenkameradin Hamamoto ein gemeinsames Forschungsteam gründen. Dass es sich bei all den Dingen, die in der Stadt vor sich gehen nicht mehr nur um eine Kinderfantasie handelt, wird schnell klar, als sogar die Regierung einschreitet. Ein Wettlauf um die Lösung des Rätsels beginnt. Aber neben all den unerklärlichen Mysterien muss sich Aoyama noch mit den Fragen des Erwachsenwerdens auseinandersetzen und mit der ersten Liebe zu einer Zahnarzthelferin, die mehr zu sein scheint, als zunächst gedacht.

Penguin Highway basiert auf dem Roman von Tomihiko Morimi, aus dessen Feder auch die Basis für die Adaptionen von Electric Family, Night is Short und Walk On Girl stammen. Dies sind ebenfalls skurille Geschichten mit allerlei verrückten Ereignissen, die wie auch bei Pinguin Highway für eine aufgedrehte und eigenwillige Story auf dem heimischen Fernseher sorgen.

Die Charaktere

Neben der knuffigen Armee der Pinguine, die den Titel und auch die Promobilder beherrschen, darf man sich nicht zu sehr darauf fokussieren, dass sie die Hauptrollen spielen. Tatsächlich sind sie mehr oder weniger Randcharaktere ohne wirkliche Persönlichkeiten, dreht sich doch die Hauptgeschichte um Aoyama.

Der Fünftklässler Aoyama nimmt uns mit in sein Leben, das nicht nur aus den Problemen eines Heranwachsenden besteht. Der intelligente Junge will das Rätsel um die Pinguine lösen.

Der Viertklässler symbolisiert die Hauptfigur und kommt als hochintelligenter Junge, der am liebsten als Erwachsener gesehen werden möchte und sich auch so verhält, daher. Doch eigentlich ist er im Herzen noch immer ein Kind, geht mit seinen Freunden auf Entdeckungstour und muss zusätzlich zu seiner Forschung auch mit den alltäglichen Problemen an der Schule klarkommen. Neben seiner Leidenschaft für die Wissenschaft, hat es ihm die mysteriöse Zahnarzthelferin angetan, die ihn im Schach unterrichtet.

Die junge Frau, die der Zuschauer nur durch Aoyama mit dem Namen One-san kennenlernt, scheint eine seltsame Verbindung zu den Pinguinen und den sonstigen Ereignissen in der Stadt zu haben. Wie ihr Name, so ist ihre Figur vor allem charakterisiert durch ihre schwesterliche Beziehung zu Aoyama, obwohl die beiden nicht verwandt sind. Wie eine gute Seele erscheint sie oft, mit der Prämisse Aoyama eine gute Freundin zu sein und ihm zur Seite zu stehen, obgleich dieser ihr in einer unrealistischen Liebe zugeneigt ist.

Hinter der mysteriösen Frau, die man nur als One-san kennenlernt, steckt ein Geheimnis, das möglicherweise der Schlüssel zur Lösung des Rätsels ist.

Neben diesen beiden Schlüsselfiguren sind noch Aoyamas Freunde mit von der Partie. Sie gründen gemeinsam mit der Hauptfigur eine Art Untersuchungsteam, um den Mysterien mit vereinten Kräften auf den Grund zu gehen. Da wäre einmal der brillentragende Angsthase Uchida, auf den man sich jedoch immer verlassen kann. Und die ebenfalls hochintelligente, aber mit wesentlich mehr Emotionen ausgestattete Hamamoto. In sie ist ausgerechnet der Klassenfiesling Suzuki verliebt, der mit seiner Gang dem Forschungsteam im Verlauf des Films immer wieder Schwierigkeiten bereitet.

Schwache Figuren vor wunderschöner Kulisse

Der Zeichenstil von Pengiun Highway wird Viele auf den ersten Blick an die klassischen Ghibli Filme erinnern. Detailreiche Hintergründe und Settings kreieren eine stimmige Atmosphäre, die förmlich zum Träumen einlädt. Der Zuschauer wird dabei mit allen Sinnen in die fiktive japanische Stadt katapultiert, in der Penguin Highway spielt. Zusätzlich begleiten entspannt klingende Violinstücke den Film an den perfekten Momenten, die einen oftmals in die Geschichte selbst abtauchen lassen. In Sachen Animationsstil kann man Penguin Highway nicht kritisieren, denn die Zeichner haben wirklich ganze Arbeit geleistet, eine wunderschöne, bunte Welt zu kreieren, die zum Teil an einen Traum erinnert.

Innerhalb dieser Welt wird die Geschichte eines heranwachsenden Jungen erzählt, der sich mit dem Erwachsenwerden und der Welt um sich herum auseinandersetzen muss. Eigentlich eine typische Coming-of-Age-Geschichte, nur wesentlich verrückter. Penguin Highway entscheidet sich nicht, ob der Film realistisch sein will oder phantastisch. Das muss er auch gar nicht, denn gerade der phantastische Aspekt verhindert, dass der Film nicht langweilig wird. Der Zuschauer bekommt immer wieder Fragen vorgesetzt, Mysterien, die Antworten erwarten. Woher, zum Beispiel, kommen all die Pinguine? Was hat es mit dem geheimnisvollen „Meer“ auf sich, welches auf einer Lichtung im Wald auftaucht? Man fiebert mit der jungen Forschergruppe mit, in der Hoffnung eine Antwort auf all diese Fragen zu finden. Immer wieder spielt der Film mit Fiktion und Wirklichkeit, sodass man zwischendurch an den Punkt kommt, an dem man sich fragt, ob all das was geschieht, überhaupt real ist. Eines ist jedoch sicher, während der Ereignisse müssen die Figuren über sich hinauswachsen und vor allem Aoyama muss lernen, was es wirklich bedeutet Erwachsen zu sein.

Leider können die Charaktere, neben dem eigentlich interessanten Konzept und der Stärke der Bilder, einen nicht wirklich mitreißen. Das wirkt sich vor allem darauf aus, dass man öfter das Gefühl bekommt, dass die Geschichte schleppender vorangeht, als es eigentlich der Fall ist.

Ein Team wie die drei Fragezeichen. Aoyama, Uchida und Hamamoto machen sich gemeinsam auf, den seltsamen Phänomenen in ihrer Stadt auf den Grund zu gehen.

Das ist schade, da das Dreierteam um Aoyama, Uchida und Hamamoto gemeinsam wunderbar funktioniert und eine herrlich kindliche Leichtigkeit und Abenteuerlust versprüht. Leider wird die Dynamik dieser Charaktere immer wieder von der Sidestory von Aoyama und seiner, zum Teil merkwürdig wirkenden (und brustfixierten), Beziehung zu One-san unterbrochen, obwohl eben diese für den weiteren Verlauf der Geschichte immer wichtiger wird. Allgemein wird der Charakter des Protagonisten Aoyama nicht allen Zuschauern auf Anhieb gefallen, da er aufgrund seiner hohen Intelligenz oftmals zu rational und emotionsarm daherkommt. Man kann ihn gut mit einer Mischung aus Sherlock Holmes und Sheldon Cooper (Big Bang Theory) vergleichen. Denn seine Persönlichkeit baut scheinbar darauf auf, dass bei hoher Intelligenz, die zwischenmenschliche Komponente leidet. Leider hemmt dies den Zuschauer selbst mehr mitzufühlen, obwohl die Geschichte zum Teil bittersüße Momente hervorbringt. Der Film wäre einem vermutlich mehr ans Herz gegangen, wenn er sich die Zeit und die Mühe genommen hätte, eine bessere Nähe zu den Figuren aufzubauen. Es fällt am Ende viel zu schwer, die Beweggründe des Hauptprotagonisten wirklich nachzuvollziehen.

Auch One-san, die eigentlich mit ihrer offenen Art wie eine liebe Schwester daherkommt und eine gewisse Ausgeglichenheit zu Aoyamas Charakter formt, bleibt leider bis zum Ende in einer eher ungreifbaren Position. Zumal sie die Figur ist, die neben den mysteriösen Ereignissen die meisten Fragen im Zuschauer weckt.

Im Grunde genommen ist das die einzige Kritik, die jedoch kleiner wäre, wenn es sich nicht um den Hauptcharakter handeln würde. Da trösten auch nicht die Pinguine, die mit ihrer tapsigen Art immer wieder für ein Schmunzeln sorgen und noch ein wenig mehr Screentime verdient hätten.

Immer wieder tauchen wie aus dem Nichts Pinguine auf. Doch was wollen sie eigentlich und wo kommen sie her?

Ein Wort zur Synchronisation

Da der Film als BluRay in deutscher Sprache auf dem Markt zu haben ist und in dieser Sprache geschaut wurde, ist es wichtig, auf die Synchronisationsleistung zu schauen. Diese ist für einen Anime-Film solide und bei den meisten Charakteren passend. Besonders One-san und Hamamoto, die beiden weiblichen Figuren haben gute Stimmen abbekommen, die ihre Charakterzüge und Emotionen sehr gut rüberbringen. Bei Aoyama ist es fairerweise, aufgrund der emotionsarmen Figur, für den Synchronsprecher nicht ganz leicht gewesen. Hier hätte man aber die Emotionen zumindest mit der Stimme an manchen Stellen deutlicher machen können, um ein bisschen mehr Tiefe in seine Figur einzubringen. Leider wirkt es am Ende nicht so passend. Aber, alles in allem, kann man sich Penguin Highway guten Gewissens auf Deutsch anschauen. Wer es trotzdem lieber Original mag, für den bietet die BluRay natürlich auch die Möglichkeit in Japanisch mit deutschen Untertiteln zu schauen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Hiroyasu Ishida
  • Drehbuch: Makoto Ueda
  • Vorlage: Tomihiko Morimi
  • Animation: Studio Colorido
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch/Japanisch
  • Format: BluRay
  • Preis: 24,99 €
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Penguin Highway vermischt eine abgedrehte Coming-of-Age-Geschichte mit Mystery-Abenteuer und fühlt sich ab und zu an, wie eine quirlige, japanische Version der drei Fragezeichen. Detaillierte, wunderschöne Bilder zaubern eine ganz besondere Atmosphäre, die den Zuschauer nicht nur in ein sommerliches Japan, sondern auch in ganze Traumwelten, oder vielmehr Traumdimensionen abtauchen lassen. Leider scheitert der Film daran, den Hauptprotagonisten Aoyama greifbar zu machen. Er kommt viel zu oft eher als ein sozial-inkompatibler Jungsherlock daher oder wie ein Sheldon Cooper, jedoch ohne die sympathisch schräge Nerdigkeit. Wer starke, toll animierte Bilder und verrückte, beinahe surreale Geschichten liebt, der wird mit Penguin Highway einen ziemlichen Treffer landen. Allerdings muss man im Gegenzug auf wirklich einzigartige Charaktere, die einen Mitfühlen lassen, verzichten können. Man muss ebenfalls ein Auge zudrücken, wenn es um die vollständige Auflösung aller Fragen geht, denn auf diese wartet man bis zum Ende des Films vergeblich.

Alles in allem ist Pinguin Highway ein interessanter Trip, begleitet von einer Horde Pinguinen, in eine wunderschöne Welt und darüber hinaus. Diese kreative Leichtigkeit, kann jedoch nicht die Schwächen des Films verbergen. 

 

Gut, aber es ist noch Luft nach Oben

Artikelbilder: ©Kaze
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Lisa (aka Kabuki Cosplay) schreibt als Redakteurin für das Ressort Cosplay. Sie selbst ist seit 2013 als Cosplayerin in der Szene aktiv. Ihr Herz schlägt neben Animes und Mangas auch für Geschichte, Videospiele und Filme.

 

 

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