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Rollenspielsysteme werden stetig erweitert, verbessert oder verändert – so auch So nicht, Schurke! Die beiden Erweiterungen Auweia, Monster! und Ich bin Erzähler! erschienen zeitgleich mit der Basis-Box und bringen Papp-Minis, Handouts, neue Monster und Abenteuer. Wir haben uns die Boxen für euch angeschaut.

Mit der Veröffentlichung von So, nicht Schurke! hat Monte Cook ein Rollenspiel für Kinder entwickelt. Es geht um die erdachte Welt Fabula, die von den Kinderzimmern der Charaktere aus erreichbar ist und bunte, alberne oder gruselige Abenteuer verspricht. In unserem letzten Artikel haben wir bereits die deutsche Übersetzung der Basis-Box von Uhrwerk Verlag und Pegasus Spiele besprochen. Wie schlagen sich die Erweiterungen?

Auweia, Monster!

In dieser Erweiterungsbox geht es hauptsächlich um Monster, das verrät schon der Name. Im Heft „Hauer und Hörner“ geht aber nicht ausschließlich um fantastische Kreaturen an sich. Im ersten Kapitel werden Tipps und Hinweise gegeben, wie man Kreaturen als Erzähler*in im Spiel einsetzt und neue erschafft.

Die beiden Hefte der Box Auweia, Monster!
Die beiden Hefte der Box Auweia, Monster!

Danach wird das Monstermuseum vorgestellt. An diesem Ort kann man sich über Kreaturen informieren, wenn man die informationssammelnde Spinne Sternenbauch oder den Computer namens Kreaturen-Kenner befragt. Man kann dort ein paar Abenteuer erleben und neue Gegenstände oder Plüsch-Kreaturen erwerben.

 

Die Erweiterung bietet zusätzlich ein paar neue Begleiter und zwei neue Nomen zur Charaktererstellung: Alien und Sturmbringer. Den Hauptteil des Hefts machen aber die Kreaturen aus. In einem Inhaltsverzeichnis werden alle bisher veröffentlichten Kreaturen mit Seitenzahl im So nicht, Schurke!-Regelbuch oder im „Hauer und Hörner“-Heft aufgelistet. Rund 50 neue Kreaturen mit unterschiedlichem Gruselgrad gilt es zu entdecken. Zu jeder gibt es eine neue Karte im Kartendeck.

 

Am Ende des Hefts findet sich ein Größenvergleichsbild und die DIN-A5-Version der Monstermuseumsschilder für die Spieler*innen. Das zweite Heft „Schlupfwinkel und Schrecken“ bietet vier ganz unterschiedlich gestaltete Abenteuer in der Spielwelt Fabula mit allem nötigen Material. Alle Handouts der Hefte und die Junior-Sheriff-Abzeichen sind noch einmal separat in großer Ausführung in der Box enthalten.

Die Pappaufsteller mit Basen aus der Box.
Die Pappaufsteller mit Basen aus der Box.

Für die neuen Charakternomen, einen Begleiter und einige der Kreaturen sind in der Box robuste Pappaufsteller mit Basen enthalten.

Erscheinungsbild

Auweia, Monster! schließt an den Stil der Basis-Box an und punktet mit vielen Bildern und einer fröhlich-bunten Gestaltung. Die Abenteuer haben sinnvolle Informationskästchen und Tabellen für Zusatzinformationen und Hinweise. Für jüngere Kinder könnte an der Schriftgröße und -art eine Anpassung vorgenommen werden.

Alle neuen Kreaturenkarten sind wie im Basisspiel fantastisch illustriert. Diese Illustrationen sind auch auf den Pappaufstellern zu finden, sofern es für die entsprechende Kreatur einen solchen gibt. Es fällt auf, dass einige der Illustrationen eine etwas gruseligere Stimmung vermitteln, als es bisher der Fall war. Damit kann man älteren Kindern etwas mehr Spannung bieten.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Uhrwerk Verlag, Pegasus Spiele
  • Autor(en): Shanna Germain, Monte Cook; dt. Ausgabe Claudia Heinzelmann
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Box
  • Seitenanzahl: 88 und weiteres Material
  • ISBN: 4250231718649
  • Preis: 24,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, Sphärenmeister, idealo

 

Fazit

Die erste Erweiterung von So nicht, Schurke! bringt zwei neue Nomen zur Charaktererstellung und viele neue Kreaturen mit dazugehörigen Kreaturenkarten. Dazu kommen das Monstermuseum und vier kleine Abenteuer, die gut ausgearbeitet sind. Einige Pappaufsteller und die großen Handouts vervollständigen das Ensemble.

Die Box Auweia, Monster! ist eine passgenaue Erweiterung der Basis-Box für knapp 25 EUR, mit der die Spielwelt an Greifbarkeit und Inhalt gewinnt und die Vorbereitung erleichtert wird. Der einzige Wermutstropfen ist, dass nicht alle Kreaturen auch als Aufsteller vorhanden sind.

 

Anmerkung: Jede Erweiterungsbox verfolgt einen anderen Fokus, dennoch ist eine klare Abgrenzung kaum möglich. Teils bauen die Boxen aufeinander auf: Die Junior-Sheriff-Abzeichen aus Auweia, Monster! werden zum Beispiel von Ronja Rechtschaffen vergeben, die ihren großen Auftritt in Ich bin Erzähler! Schafft man sich nur eine der beiden Erweiterungsboxen an, könnten also ein paar Fragen unbeantwortet bleiben.

Ich bin Erzähler!

In der zweiten Erweiterung des Rollenspiels So nicht, Schurke! geht es um die Rolle als Spielleitung. Ich bin Erzähler! soll junge Spieler*innen an diese besondere Rolle heranführen. Zusätzlich wird das Grundspiel ergänzt.

 

Wenn die Box geöffnet wird, liegt zuoberst ein Übersichtsblatt. Ohne Vorkenntnisse ist dieses aber etwas diffus gestaltet: Erklärt wird, was ein Abenteuer ist und was das beiliegende Kartendeck „Noch eins, bitte!“ beinhaltet und wie es zu nutzen ist. Das Kartendeck befindet sich ganz unten in der Box und umfasst 100 Karten.

Das Kartendeck „Noch eins, bitte!“ liegt der Box bei.
Das Kartendeck „Noch eins, bitte!“ liegt der Box bei.

Außerdem finden sich dort Basen für die 23 Papp-Miniaturen, die der Box beiliegen. Die Box beinhaltet darüber hinaus ein Activity-Book, ein Abenteuer und das Heft, mit dem man an die Rolle als Erzähler*in herangeführt werden soll.

 

Das Activity-Book „Ronja Rechtschaffens Fabula Entdecker“ ist ein guter Einstieg in die Box. Hier macht einen die Namensgeberin, ihres Zeichens Sheriff, zum Junior-Sheriff und führt malend durch Fabula. Das ist eine niedliche Idee und größtenteils witzig umgesetzt. Lediglich die letzten Seiten wirken deplatziert, spätestens, wenn man unbenannte Gebäudepläne anmalen soll. Die Gebäudepläne stammen aus der Schreck-Fabrik, die im Abenteuerheft „Schlupfwinkel und Schrecken“ in Auweia, Monster! zu finden ist, was sich einem nur erschließt, wenn man auch diese Erweiterungsbox erworben hat.

Im Einführungsbuch „Mein erstes Abenteuer als Erzähler!“ tritt Ronja Rechtschaffen erneut auf und verweist zuallererst auf die Basis-Box von So nicht, Schurke!, in der man unbedingt gelesen haben sollte, ehe man selbst Erzähler*in wird. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Erzähler-Führerschein, der unterstützen soll, und einem liebevoll gestalteten Einführungsabenteuer komplettieren das Heft. Am Ende ist man dann hoffentlich bereit für die Rolle der Spielleitung.

Das Abenteuer „Ronja Rechtschaffen und die widerliche Waffel“ leitet dann den nächsten Schritt ein: Eine einführende Geschichte setzt das Setting und daraus wird ein Abenteuer in der Knusperküche entwickelt, die in der Basis-Box beschrieben wird. Die Informationen sind überschaubar und es werden bereits einige Erzähler-Fähigkeiten vorausgesetzt, die zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht vorhanden sind.

Der Beginn des Abenteuers „Ronja Rechtschaffen und die widerliche Waffel“ ist in Reimform verfasst.
Der Beginn des Abenteuers „Ronja Rechtschaffen und die widerliche Waffel“ ist in Reimform verfasst.

Hat man auch dieses Abenteuer bewältigt, kommt der Abenteuer-Baukasten „Noch eins, bitte!“ zum Einsatz. Die 100 Karten können durch die Karten aus der Basis-Box oder der anderen Erweiterung ergänzt werden und funktionieren wie ein typischer Baukasten: Geschichten, Orte, Personen, Kram und Wendungen werden zufällig gezogen oder ausgewählt und zu einem kleinen Abenteuer verbunden. Damit lassen sich schnell und anschaulich kleine Abenteuer generieren.

Die zehn Karten-Karten sind doppelseitig verwendbar und zeigen entweder einen Schauplatz (z.B. ein Raumschiff oder das Innere eines Fisches) oder eine kombinierbare Dungeon-Karte. Hinzu kommen zehn Handout-Karten, die für Abenteuer verwendbar sind. Man kann z.B. eine Einladung von Prinzessin Pin zu einem ihrer Bowling-Bälle an die Spieler*innen ausgeben.

Erscheinungsbild

Auch Ich bin Erzähler! setzt den Stil der Basis-Box nahtlos fort und ist bunt und (positiv) verrückt gestaltet. Die Kritik an den Texten bleibt aber ebenso die gleiche: Der Spagat, die verschiedenen Altersgruppen gleichermaßen mit den Formulierungen einzubinden, ist nicht zur Gänze gelungen, wenn das denn überhaupt möglich ist.

Die Papp-Minis sind robust und nett, wenn man mit Bodenplänen arbeiten möchte. Auch wenn das nicht der Fall ist, können sich Kinder sicherlich besser mit Charakteren identifizieren oder Monster besiegen, wenn sie etwas Handfestes vor sich haben.

Das Activity-Book bietet viel Platz für eigene Kreativität und alle Hefte sind mit Liebe zum Detail gestaltet. Besonders die Karten sind dabei hervorzuheben.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Uhrwerk Verlag, Pegasus Spiele
  • Autor(en): Shanna Germain, Monte Cook; dt. Ausgabe Claudia Heinzelmann
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Box
  • Seitenanzahl: 104 und weiteres Material
  • ISBN: 4250231718656
  • Preis: 24,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, Sphärenmeister, idealo

 

Fazit

Die Erweiterung Ich bin Erzähler! zielt darauf ab, Kindern die Rolle der Spielleitung näher zu bringen und die Basis-Box sinnvoll erweitern. Der Inhalt der Box ist liebevoll gestaltet und besonders die Spielkarten sind eine tolle Ergänzung des Spiels. Mit einem taffen, jungen Mädchen namens Ronja Rechtschaffen, die Sheriff in Fabula ist, erhalten die Kinder eine Begleiterin, die anschauliche Erklärungen liefert.

Je nach Alter sollten Kinder dennoch unterstützt werden, während sie die Box durchgucken, denn auch mit den Hilfsmitteln ist es nicht unbedingt einfach, sich als Erzähler*in zurechtzufinden. Die Materialien helfen aber ungemein.

Mit knapp 25 EUR kostet die Erweiterung fast so viel wie die Basis-Box und, wie es bei Erweiterungen sein sollte, nicht zwingend notwendig, um ein gutes Spielerlebnis zu haben. Für den Inhalt ist der Preis aber in Ordnung. Die Anschaffung lohnt sich besonders dann, wenn man das Spiel in die Eigenverantwortlichkeit der Kinder übergeben möchte.

Artikelbilder: © Pegasus Spiele, © Montecook Games
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Lukas Heinen
Fotografien: Norbert Schlüter
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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