Rezension: Jujutsu Kaisen (Crunchyroll) – Flüche, Monster und Magie-Meister inmitten von Tokio

In einer Welt, die von negativen Gefühlen in Form von Flüchen heimgesucht wird, versuchen Magie-Meister das Gleichgewicht herzustellen und die Fluch-Monster mit Hilfe ihrer Fluch-Energie zu beseitigen. Schafft es Yûji den Fluch Sukuna zu kontrollieren? Wir schauen rein in den Manga Jujutsu Kaisen.

Die Manga-Serie Jujutsu Kaisen wird seit dem 5. März 2018 im Weekly Shonen Jump publiziert. Seit dem Start von Jujutsu Kaisen wurden insgesamt 19 Sammelbände + Band 0 veröffentlicht. Auf Twitter wird die in Japan aktuelle Ausgabe #22 besonders lebhaft diskutiert. Auch die Anime-Adaption erfreut sich großer Beliebtheit und gewann den Preis für den Anime des Jahres 2022 bei den Crunchyroll Anime Awards.

Handlung

Bevor wir in die Welt von Jujutsu Kaisen abtauchen können, sollte noch etwas erklärt werden.

In dieser Welt strahlen alle Lebewesen eine Energie aus, die als „Fluch-Energie“ bezeichnet wird und die aus negativen Emotionen entsteht, die auf natürliche Weise durch den Körper fließen. Normale Menschen können diesen Fluss in ihrem Körper nicht kontrollieren. Infolgedessen verlieren sie ständig Fluch-Energie, was zur Entstehung von Flüchen führt. Die dadurch entstehenden sogenannten „Fluch-Geister“ können von gewöhnlichen Menschen in der Regel nicht wahrgenommen werden.

Magie-Meister sind Menschen, die in der Lage sind, den Fluss der Fluch-Energie in ihrem Körper zu kontrollieren, so dass sie diese nach Belieben nutzen und auch ihre Freisetzung verringern können. Darüber hinaus können sie Fluch-Energie und Fluch-Geister aufspüren und wahrnehmen. Sie werden in der Städtischen Fachoberschule für Magie in Tokio ausgebildet.

Band 0 erzählt die Vorgeschichte eines Charakters, der in der eigentlichen Reihe erst später vorgestellt wird – Okkotsu Yûta.

Der Manga beginnt mit einem Bericht über einen Vorfall, bei dem vier Highschool-Schüler in einen Spind gepfercht wurden, weil sie Yûta schikaniert hatten. Dieser wurde von einem Fluch namens Rika vor den Tyrannen beschützt.

In der Rückblende wird erklärt, dass Rika eine Kindheitsfreundin von Yûta war. Sie hatten vereinbart zu heiraten, wenn sie älter wären. Kurz nach diesem Versprechen wurde Rika beim Überqueren der Straße von einem Lastwagen erfasst und kam dabei ums Leben. Yûta ist durch den Schock wie gelähmt und wird von dem Geist des überfahrenen Mädchens gepackt, der ihr Versprechen wiederholt und darauf besteht, ihn zu heiraten. Fortan wird Yûta von diesem Trauma und dem besitzergreifenden Fluch verfolgt, der bereit ist, jeden zu ermorden, der ihn verletzt oder ihm zu nahekommt.

Er hat das Glück, an die Fachoberschule für Magie zu kommen, um dort zu lernen, den Fluch zu kontrollieren und mit dieser Fähigkeit die Menschen vor weiteren Flüchen zu beschützen.

Band 1 startet mit der Geschichte von Itadori Yûji. Dieser ist ein scheinbar gewöhnlicher Schüler einer Oberschule in Sendai. Obwohl er für die Leichtathletik-AG angeworben wurde, ist Yûji lieber Teil der Okkult-AG, die sich mit dem Beschwören von Geistern und der Aufklärung von Mysterien beschäftigt.

Als Yûjis Großvater stirbt, gibt dieser ihm einen Rat auf dem Weg: Da er stark sei, solle er die Menschen beschützen. Dies nimmt Yûji sich zu Herzen, als er einen Fluch-Gegenstand – Sukunas Finger – isst, um seine Freunde von der AG vor einem Fluch-Monster zu retten. Somit wird er zum Wirt von Ryômen Sukuna, einem mächtigen Fluch des Sonderrangs. Yûji wird daraufhin von den Magie-Meistern in Gewahrsam genommen. Er soll sofort hingerichtet werden, da es zu gefährlich ist, einen solchen Fluch in sich aufzunehmen. Da Yûji jedoch in der Lage zu sein scheint, die Kontrolle über den Fluch zu behalten, hat der Magie-Meister Lehrer Gojô Satoru die Idee, Yûji so lange am Leben zu lassen, bis er die restlichen (19) Finger der Kreatur gefunden und gegessen hat. Dann hätte er alle Fluch-Gegenstände in sich aufgenommen, und die Magie-Meister könnten Yûji samt dem Fluch vernichten.

Charaktere

Einige Charaktere in Jujutsu Kaisen haben typische Shônen-Eigenschaften, und die Grundessenz der Charaktere ist folglich vergleichbar mit Charakteren wie zum Beispiel aus Naruto. Man hat den optimistischen Protagonisten, der die Menschen beschützen will – hier Itadori Yûji. Man hat einen dunkelhaarigen, ruhigen Charakter – Fushiguro Megumi –, der sich schon bald mit dem Protagonisten anfreunden wird. Gojô Satoru als cooler weißhaariger Sensei mit Augenbinde, der humorvoll, aber in der entsprechenden Situation auch sehr ernst sein kann. Er ist auch scheinbar der stärkste Magie-Meister. Kugisaki Nobara ist das einzige Mädchen in dieser Truppe. Sie ist eine Fluch-Magierin, allerdings kommt sie vom Land und hat daher keine Erfahrung mit den gefährlicheren Flüchen der Großstadt. Sie möchte aber ihrer Heimat entkommen und ist stets bereit, ihr Können zu beweisen.

Neben diesen Protagonisten gibt es weitere interessante Charaktere, die die Leser*innen näher kennenlernen werden. Da wäre beispielsweise Inumaki Toge, der sich nur durch Sushi-Zutaten verständigt. Das liegt daran, dass Toges besondere Fähigkeit seine Eigenschaft der Fluch-Sprache ist. Das heißt, der Fluch interpretiert alles, was er sagt, wörtlich. Um seine Mitmenschen nicht aus Versehen zu verletzen, hat Toge sein alltägliches Vokabular auf Sushi-Zutaten begrenzt, so kann er nicht versehentlich einen Fluch äußern. Im Laufe der Handlung erfahren die Leser*innen, dass Lachs Ja und Bonito Nein bedeutet.

Zeichenstil und Erscheinungsbild

Jujutsu Kaisen ist eine typische Shônen-Action-Serie mit einer Menge gut platziertem Humor. Aus diesem Grund ist es völlig normal, dass einige Illustrationen während Actionszenen voller komplizierter Details sind, während in einigen der entspannten und komödiantischen Momente der Detailgrad reduziert wird und die Charaktere sehr vereinfacht dargestellt werden. Zwischen den Kapiteln fügt Autor Gege Akutami eine Menge lustiger Selbstgespräche über den kreativen Prozess ein. Dabei erfährt man Details über die Figuren, wie zum Beispiel ihre Körpergröße und besondere Eigenschaften. Es werden auch Begriffe und Techniken der Handlung genauer erklärt, was ziemlich hilfreich ist. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die den Manga noch lesenswerter machen.

Es gibt jedoch einige Panels, bei denen es verwirrend war, zu erkennen, wer spricht, wenn z. B. eine Figur etwas sagt, obwohl sie nicht im Panel zu sehen ist, oder wenn die Gedanken eines Charakters zu lesen sind. Das bedeutet, dass man den Gesprächsfaden besonders genau verfolgen muss. Manchmal macht es der Autor den Lesenden einfacher, indem er ein Chibi-Gesicht der Figur in der Sprechblase zeichnet. Aber trotz der wenigen Momente der Verwirrung ist Jujutsu Kaisen ein angenehmes Leseerlebnis.

Als Extra gibt es auf den ersten Seiten der Mangas jeweils eine eingeklebte und faltbare Illustration eines oder mehrerer Charaktere in Farbe.

Die Mythologie hinter Ryômen Sukuna

Sukuna findet Erwähnung in einem japanischen Buch mit dem Titel Nihon Shoki, manchmal auch Nihongi genannt. Es handelt sich hierbei um Chroniken Japans. Es ist ausführlicher und detaillierter als das Kojiki, in dessen Vorwort behauptet wird, es sei im frühen 8. Jahrhundert (711–712) verfasst worden und gilt daher als das älteste erhaltene literarische Werk Japans. Es enthält historische Aufzeichnungen des alten Japans und wurde etwa im Jahr 720 n. Chr. geschrieben. Dort wird Sukuna als Yôkai beschrieben, der grausame Untaten begeht. Er hat insgesamt acht Arme und Beine und zwei Gesichter auf Vorder- und Rückseite.

„65. Jahr. In der Provinz Hida gab es einen Mann namens Sukuna, der so geformt war, dass er auf einem Rumpf zwei Gesichter hatte. Die Gesichter waren voneinander abgewandt. Die Schädel berührten sich, und es gab keinen Nacken. Jeder hatte Hände und Füße. Es gab Knie, aber keine Kniekehlen oder Fersen.
Er war stark und geschickt. Er trug Schwerter auf der rechten und linken Seite und benutzte Pfeil und Bogen mit allen vier Händen gleichzeitig. […] er [war] ungehorsam gegenüber dem kaiserlichen Befehl und plünderte gerne das Volk aus.“ ^[1] 

Die harten Fakten:

• Verlag: Crunchyroll/Kaze
• Autor: Gege Akutami
• Erscheinungsjahr: 2019
• Sprache: Deutsch
• Format: Taschenbuch 180mm (Höhe) x 120mm (Breite)
• Seitenanzahl: 192
• Preis: 6,95 EUR
• Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Crunchyroll

Fazit

Jujutsu Kaisen ist ein Manga mit einem raschen Handlungsaufbau, was eine schnelle Lesegeschwindigkeit begünstigt. Wichtige Details der Geschichte werden auf eine leicht verdauliche Weise präsentiert, und Leser*innen haben nicht das Gefühl, dass die Handlung unnötig gestreckt wird.

Action und Humor gehen in diesem Manga Hand in Hand, und während der Humor an manchen Stellen unangemessen erscheint, nimmt er einigen Panels das düstere Gefühl und rückt alles in ein etwas helleres und optimistischeres Licht.

Besonders unterhaltsam sind die Kommentare und Zusatzinformationen des Autors. Somit erhält man neben der Geschichte auch interessante und lustige Hinweise zum Charakterdesign oder zum Handlungsinhalt.

• Rasche Handlung
• Detaillierte Darstellungen der Flüche
• Detaillierte Darstellungen der Flüche

 

• Verwirrende Panelgestaltung

Artikelbilder: © Crunchyroll
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Simon Burandt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Fußnoten:
[1] Aston, W. G. (Übersetzer) (2011): NIHONGI – Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D.697. Routledge.