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Jedes Jahr starten bei Marvel neue Comicreihen mit altbekannten Helden. Wer lange dabei bleibt, wird dessen überdrüssig. Aber dann und wann gibt es doch Neustarts, die aufhorchen lassen. So ist es auch mit Iron Man von Gerry Duggan und Spider-Man von Dan Slott. Werden sie den Erwartungen gerecht?

Gerry Duggan ist hierzulande für seine Serien zu Doctor Strange und Deadpool bekannt. In den letzten Jahren schrieb er hauptsächlich über die Mutanten. Nun ist ihm Iron Man in die Hände gelegt worden, doch auch hier lassen den Autor die Entwicklungen auf Krakoa nicht los. Er greift Ereignisse auf, die bei der letzten Hellfire Gala ihren Anfang nahmen. Ein neuer Feind hat es auf Tonys Privatleben und seine Technologie abgesehen.

Kein*e Marvel-Autor*in schrieb häufiger Spider-Man als Dan Slott. So beendete er seine letzte Saga mit dem Roten Kobold. Unter ihm begannen die Abenteuer im Spider-Verse. So erzeugt es natürlich Aufmerksamkeit, wenn Slott eine neue Reihe mit dem Titel „Das Ende des Spider-Verse“ beginnt. Wir klären hier, ob es wirklich das Ende ist oder alles nur ein guter Marketing-Gag.

Triggerwarnungen

Gedankenkontrolle, Alkoholmissbrauch, Gewalt

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Der Unbesiegbare Iron Man #1 – Das Leben des Tony Stark

Tony Stark fängt ganz von vorne an. Dazu schreibt er seine Memoiren. Um weltweit Unmengen an Massenvernichtungswaffen zu kaufen, hat er sich finanziell so verausgabt, dass er ein wenig zurücktreten muss. Seine Firma wird nicht mehr von ihm geführt und auch die meisten Iron Man-Rüstungen sind vernichtet. Doch als er in seiner privaten Werkstatt tüftelt, explodiert die ganze Wohnung. Wäre das schon nicht genug, wird er dafür verantwortlich gemacht. Die öffentliche Meinung stellt sich gegen ihn. Er forscht hinterher und erfährt, dass ein neuer Feind sein Leben auseinandernehmen möchte.

Tony muss sich auf alte Bekannte wie Rhodey, Riri oder seine Anwältin She-Hulk verlassen. Im Laufe der Geschichte erfährt er, dass sein Feind Iron Man-Sentinels bauen will, wodurch auch die Mutanten betroffen sind und Emma Frost ins Boot geholt wird. Es scheint, dass Tony in jedem Kapitel ein Sidekick an die Seite gestellt wird. Doch auch, wenn sie ihn manchmal übertrumpfen, bleibt Iron Man die Hauptfigur und Protagonist. Seine Suche nach dem Drahtzieher führt ihn von einem Kampf zum nächsten. Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist stets ähnlich. Gerry Duggan schafft es aber dennoch, Spannung aufzubauen und Tony vor immer neue Herausforderungen zu stellen, während ihm sein Leben unter den Füßen weggezogen wird.

Der eigene Ton

Iron Man-Geschichten zeichnen sich oft durch die Lässigkeit der Hauptfigur und seine ganzen Gadgets aus. Die letzte Serie von Christopher Cantwell hatte nichts dergleichen, gefiel mir aber anfangs dennoch richtig gut. Hier ist es ähnlich. Die Handlung dreht sich hauptsächlich darum, wie das Leben von Tony Stark langsam auseinandergenommen wird. Das Wiederzusammenbauen folgt vermutlich im nächsten Band. Auch auf Grund des starken Mutanten-Bezugs wirkt es so, als ob Duggan auf ein gemeinsames Crossover mit der X-Men-Serie hinarbeitet, die auch aktuell von ihm geschrieben wird. Dabei scheint Emma in eine Schlüsselrolle zu kommen. So ist ein ganzes Kapitel der ersten Begegnung zwischen Tony und Emma gewidmet und spielt anscheinend in den 80ern.

Dennoch muss diese andere Richtung der Geschichte nichts schlechtes sein. Das Leiden von Tony Stark erinnert an seine schlimmsten Zeiten als Alkoholiker und sein Gegner ist hier derjenige mit den Ressourcen und Gadgets. Optisch ist der Band von solider Kost mit leichten Schwächen bei den Gesichtern und Hintergründen. Dafür aber mit starken Perspektiven und ausdrucksstarken Splash-Pages.

© Panini Comics

Der Comic ist für alle zu empfehlen, die bisher noch nie in einen Iron Man-Comic hineingeschaut haben oder von ihm nicht genug bekommen können. Er erzählt die Geschichte eines einzelnen Mannes auf der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit. Man bekommt ein gutes Porträt des beliebten Helden und ein unterhaltsames Abenteuer.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Gerry Duggan
  • Zeichner*innen: Juan Frigeri, Andrea Di Vito
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Spider-Man #1 – Das Ende des Spider-Verse

Wie wir aus dem letzten Spider-Verse-Band wissen, sammelt Shathra Spinnenheld*innen und macht sie zu einem Teil ihres Wespen-Schwarms. Als ihre Armee auf Peter Parker trifft, muss er erstmal erkennen, welche Figur auf seiner Seite ist, denn auch der Spinnen-Killer Morlun taucht auf und seine Absichten sind nicht so offensichtlich, wie es sonst der Fall ist. Gemeinsam mit einer kleinen Truppe von Verbündeten versucht Spidey, seine Freunde von Shathras Einfluss zu befreien und zu verhindern, dass das Spider-Verse in sich zusammenbricht.

Es ist eine gute Idee, sich diesmal auf wenige Figuren zu fokussieren, die dadurch alle ein wenig Platz zum Scheinen bekommen. In früheren Abenteuern im Spider-Verse waren es so viele Figuren, dass jeder Auftritt wie ein Cameo wirkte. Auch ist klar, dass Peter Parker hier nicht die alleinige Hauptrolle spielen wird. Die geheime Hauptfigur ist aber nicht wie erwartet Araña, die im Hintergrund agiert, sondern Silk, die von derselben Spinne wie Peter gebissen wurde und ihr Leben in einem Bunker verbrachte.

Deus Ex Machina

Die größte Schwäche dieses Comics ist aber ein Problem, das mir in letzter Zeit viel zu oft bei Marvel-Comics sauer aufgestoßen ist: Anstatt dass die Lösungen der Probleme aus der Geschichte erwachsen und es so zu einer befriedigenden Auflösung kommt, tauchen die Problemlösungen aus dem Nichts auf. Dabei wird die Spannung aber unnatürlich gebrochen. Die Handlung bekommt dadurch zwar viele Wendungen, diese wirken aber unnötig. Schlimmer noch: Lesende fühlen sich von den Autor*innen hinters Licht geführt. In diesem Fall wirkt es beinahe so, als ob der Autor selbst nicht wusste, wie er die Handlung auflösen möchte, und hat sich so möglichst viele Optionen offen gehalten, nur um sich dann für die sonderbarste zu entscheiden.

Dabei hat der Comic gute Ideen. Uns wird beispielsweise die Geschichte erzählt, was Peter passiert wäre, wäre er nicht von der Spinne gebissen worden. Leider wird diese Handlung zu schnell wieder fallengelassen, anstatt hieraus ein moralisches Dilemma zu entwerfen.

© Panini Comics

Trotz der hübschen Bilder und spannenden Grundprämisse konnte mich dieser Comic nicht überzeugen. Auf Grund der alternativen Lebensgeschichte von Peter Parker und der spannenden Figuren Kraven the Hunter-Spider und Night-Spider Felicia Hardy schafft es der Band gerade so auf eine durchschnittliche Wertung. Mehr ist hier aber nicht drin. Wem das reicht, kann hier zulangen. Alle anderen sollten besser die Finger davon lassen.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Dan Slott
  • Zeichner*in: Mark Bagley
  • Seitenanzahl: 172
  • Preis: 20 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Artikelbilder: © Panini Comics, Marvel Comics, Disney
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Katrin Holst

Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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