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She-Hulk wurde geschaffen, um das Urheberrecht auf den Namen zu bekommen. Doch das hat spätere Macher*innen nicht davon abgehalten aus ihr eine eigene, besondere Figur zu machen. Jetzt bekommt die Anwältin mit Superkräften ihre eigene Serie und wir erzählen euch alles, was ihr wissen müsst.

Es gibt zwei Arten von She-Hulk-Geschichten: Die einen könnten genauso gut Comics sein, die von Hulk handeln mit einer zwiegespaltenen Heldin und einer wilden fast primitiven She-Hulk-Persona. Die anderen sind viel unbeschwerter und humorvoll geschrieben von kreativen Köpfen wie John Byrne oder Dan Slott. Hier ist der Unterschied zwischen She-Hulk und Jennifer Walters nicht die Intelligenz, sondern vor allem das Selbstbewusstsein. She-Hulk ist eine extrovertierte und von sich überzeugte Person, die sich immer mal in Schwierigkeiten bringt, während Jennifer Walters eine eher schüchterne und vorsichtige Person ist. In diesen Comics ist She-Hulk vor allem eine Anwältin und erst dann eine Superheldin. Hier hat She-Hulk zum ersten Mal in einem Marvel-Comic (und vor Deadpool) die vierte Wand durchbrochen und sich sogar selbst durch das Comic geblättert, um uninteressante Stellen zu überspringen. Wir hoffen, dass die Show uns genau diese Stimmung vermitteln wird, aber bis es so weit ist, schauen wir uns gemeinsam die spannende und abwechslungsreiche Geschichte von She-Hulk an.

Wie wurde Jennifer Walters zu She-Hulk?

Jennifer Walters ist eine Anwältin. Sie legte sich mit dem Mafia-Boss Nicholas Trask an und geriet so im wörtlichen Sinne in die Schussbahn. Der Mordversuch hätte sie getötet, hätte ihr Cousin Bruce Banner sie nicht mit einer Blut-Transfusion gerettet. So gelangte auch sein mit Gamma-Strahlen versetztes Blut in ihren Kreislauf und gab ihr dieselben Fähigkeiten, wie ihrem männlichen Pendant. Nun legte sie sich in beiden Gestalten mit Trask an, so dass er letztendlich besiegt wurde.

© Marvel

Von Anfang an, hatte She-Hulk mehr Kontrolle über ihre Hulk-Gestalt als es ihr Cousin konnte. Diese gab ihr ein Selbstbewusstsein, dass sie als Jennifer Walters niemals hatte. Es folgten etliche Affären und Kurzzeitbeziehungen. Neben einigen Models, waren darunter auch Tony Stark, Luke Cage, Starfox und John Jonah Jameson III. Die regelmäßigste Beziehung hatte sie aber mit Wyatt Wingfoot, dem besten Freund von Johnny Storm. Während sie im Studium keine Freunde fand, schaffte sie es als Superheldin Freundschaften zu Janet Van Dyne und Patsy Walker aufzubauen. In ihrer She-Hulk Persona fühlt sie sich überlegen und kann all das ausleben, was sie sich als schüchterne Jennifer niemals trauen würde. Dies führte sogar so weit, dass sie sich durch eine gedankliche Blockade nicht zurück in ihre menschliche Gestalt verwandeln konnte. Inzwischen ist es für sie wieder problemlos möglich ihre gewünschte Erscheinungsform selbst zu wählen. Einzig im Schlaf kann es ihr passieren, dass sie unabsichtlich als menschliche Jen aufwacht.

Secret Wars, die Fantastic Four und die Avengers

Als die wichtigsten Held*innen und Schurk*innen vom Beyonder nach Battleworld teleportiert wurden, um gegeneinander zu kämpfen, war auch She-Hulk dabei. Dies war kurz nachdem Janet sie überreden konnte Teil der Avengers zu werden. In Battleworld traf sie zum ersten Mal auf Titania, die sich über all die Jahre als ihre Nemesis herausstellte. Titania bekam von Doctor Doom Superkräfte und konnte sich ähnlich wie Jennifer in ihrem neuen stärkeren Körper selbstbewusster zeigen. Diese Selbstsicherheit wurde durch den Kampf gegen She-Hulk getrübt und resultierte in ihrer langjährigen Rivalität.

Als She-Hulk aus Battleworld zurückkehrte, schlug Ben Grimm ihr vor, ihn bei den Fantastic Four zu ersetzen. Sie willigte ein und erlebte einige Abenteuer mit Marvels erster Familie. Unter anderem reiste sie ins Microverse, wo sie einer großen Strahlendosis ausgesetzt war. Mr Fantastic erzählte ihr, dass dies der Grund war, warum sie sich nicht mehr zurück verwandeln konnte. Dass dies psychische Gründe hatte, wurde ihr erst Jahre später bewusst. Zu dieser Zeit enthüllte sie ihre geheime Identität und trat auch im Gerichtssaal als Jennifer Walters mit grüner Haut auf.

Viele Jahre später, in denen sie immer mal wieder Teil der Avengers, Fantastic Four, S.H.I.E.L.D. oder anderer Teams wurde, kam es zum zweiten Secret Wars, bei dem sämtliche Welten durch Inkursionen aufeinander prallten und nur noch eine Battleworld zurückließen. Hier wurde She-Hulk die Anführerin eines rein weiblichen Avengersteams namens A-Force zu der auch Carol Danvers, Medusa oder Dazzler gehörten. Nach dem Ende von Secret Wars konnte sich niemand mehr daran erinnern, außer Singularity, einem einzigartigen und kindlichen Wesen. Sie brachte A-Force auch für eine Mission zusammen.

Ihre wichtigsten Fälle

Neben ihrer Heldinnenkarriere machte She-Hulk auch durch spektakuläre Gerichtsfälle auf sich aufmerksam. In der Kanzlei Goodman, Lieber, Kurtzberg & Holliway (welche nach den wichtigsten Köpfen von Marvel benannt wurde) wurde sie sogar speziell für das neue Spezialgebiet Superheld*innen-Recht eingesetzt. Dort fand sie aber mit Mallory Book eine interne Konkurrentin, die ihr das Leben schwer machte.

© Marvel

She-Hulk vertrat Spider-Man, der J. Jonah Jameson wegen Verleumdung verklagte. Als diese Klage im Laufe der Gerichtsverhandlung auf Peter Parker ausgeweitet wurde, der die Fotos von Spider-Man machte, zog Spider-Man überraschend die Klage zurück und einigte sich auf einen Vergleich, der dadurch endete, dass Parker und Jameson sich im Hühnerkostüm öffentlich entschuldigen mussten.

Sie setzte sich dafür ein, dass Mutanten ihre Identität nicht enthüllen müssen. Überraschenderweise stellte sie sich während des Civil Wars auf die Seite von Iron Man, der für eine Registrierung aller Superheld*innen eintrat.

Ihr spektakulärster Fall dürfte das Asylgesuch von Doctor Dooms Sohn Kristoff sein. Sie konnte diesen Fall lösen, indem sie selbst in Latveria eindrang und Doom in seinem eigenen Schloss überraschte und so einen ehrlichen Austausch zwischen Vater und Sohn herbeiführte. Kristoff verließ Latveria.

Doch sie saß auch auf der Anklagebank, als sie von der TVA angeklagt wurde, ihrem verstorbenen Freund Hawkeye einen Brief zuzustecken, der seinen Tod verhindern solle. Sie bekannte sich schuldig, so dass über das Strafmaß verhandelt wurde. Die TVA plädierte darauf, sie vollständig auszulöschen. Sie sei ein so unwichtiger Charakter, dass man sie ohne Probleme durch andere Figuren ersetzen könnte, ohne dass auf dem Zeitstrahl sonderliche Nachwirkungen zu spüren wären. Dort wurde ihr auch gezeigt, dass sie in der Zukunft für ein Ereignis namens Reckoning War verantwortlich sein würde. Letztendlich einigte man sich darauf, dass sie einen Gefangenen der TVA mitnehmen und sich um ihm kümmern solle: Two-Gun Kid.

Rückfälle und andere Probleme

Immer wieder gibt es auch schreckliche Ereignisse im Leben von Jennifer Walters. Während eines Einsatzes mit den Avengers rettete sie Wanda Maximoff, zerstörte dabei aber ihren Schutzanzug und setzte sich selbst einer hohen Strahlendosis aus. Sie zerstörte in einem Anfall von Angst und Wut die Stadt Bone in Idaho. Erst ihr Kollege Jack of Hearts konnte sie aufhalten. Kurz darauf starb Jack. Doch seine Leiche wurde als Untoter von Scarlet Witch wiederbelebt, nur um dann als Bombe die Avengers Mansion zu zerstören und dabei Scott Lang zu töten. Doch auch She-Hulk wurde von der Hexe benutzt und in einen Tobsuchtanfall versetzt, bei dem sie Vision in zwei Stücke zerriss. Auf Grund der Zerstörung der kleinen Stadt und von Vision verließ sie vorerst die Avengers.

Doch auch im zweiten Civil War spielte sie eine tragische Rolle. Das war das Event, in dem ihr Cousin durch einen Pfeil von Hawkeye ermordet wurde und sie selbst nach einem Kampf gegen Thanos ins Koma fiel. Dieser Vorfall führte zum Streit von Iron Man und Captain Marvel darüber, ob man Vorhersagen nutzen sollte, um Ereignisse zu verhindern, bevor sie geschehen. Als Jen aus dem Koma aufwachte, entwickelte sie eine neue graue Hulk-Inkarnation, die stärker von ihr selbst getrennt und nicht gut zu kontrollieren war. Sie musste sich erst ihren Gefühlen wie Angst, Trauer und Wut stellen, um wieder ganz sie selbst zu werden.

Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Als es zu einem Angriff der Celestials kam, trat She-Hulk in Verbindung mit Eson, wodurch sie eine so große Strahlendosis abbekam, dass ihr Hulk stärker und wütender wurde, als es Banners Hulk jemals zuvor war. In dieser Gestalt wurde sie Teil des neuen Avengers-Teams. Während des Empyre-Events wurde sie von den Cotati getötet und als Agent eingesetzt. Sie konnte sich aber wieder von ihrem Einfluss befreien. Danach entführten sie die russischen Winter Guard und setzten sie im Red Room einer Gehirnwäsche aus, die sie zum Winter Hulk machte. Doch dank ihrer guten Kontrolle über ihre Hulk-Persona konnte sie sich der Gehirnwäsche entziehen, wurde aber einer weiteren Strahlendosis ausgesetzt. Sie rettete sich zum Avengers Mountain. Dort konnte sie sämtliche überzählige Energie freisetzen, wodurch sie wieder zu der She-Hulk wurde, die zwar weniger stark, aber dafür eloquent und selbstsicher auftritt.

Sie verließ die Avengers ein weiteres Mal und widmete sich ihrer Anwaltskarriere unter der Führung ihrer ehemaligen Konkurrentin Mallory Book.

Leseempfehlung

Da es leider nur wenige gute She-Hulk-Comics gibt, haben es auch nur wenige nach Deutschland geschafft. Aus dem Run von John Byrne gab es einige Ausgaben in den alten Hulk-Taschenbüchern von Condor und als Teil der Marvel-Superhelden-Sammlung. Diese Comics sind aber inzwischen ausverkauft. Doch Panini hat sich nicht lumpen lassen und den vollständigen Run von Dan Slott als 800-Seiten Hardcover herausgebracht. In dieser Reihe wird sie als Anwältin für Superheld*innen-Recht angestellt und führt den Fall Spider-Man gegen J. Jonah Jameson, wird vom Living Tribunal eingezogen oder muss sich selbst vor der TVA verteidigen. Viel Humor und Selbstironie machen diesen Band zu einem ganz besonderen Erlebnis und als Omnibus macht sich das Buch auch gut im Regal.

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Sabrina Plote

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