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Das neuste Marvel Event Empyre startet und eine Alien-Invasionsarmee taucht im Erdorbit auf. Die Kree und die Skrulls haben sich vereinigt. Doch auch die friedfertigen Cotati haben ein Wörtchen mitzureden. In diesem Event laufen diverse Fäden zusammen. Wir haben uns das erste Heft und den Vorgeschichtenband zur Rezension vorgenommen.

Der Kree-Skrull-Krieg ist eine der ersten großen Avengers-Crossovers und hat bereits viele Marvel-Comics beeinflusst. Bis heute sind die Kree und die Skrulls ein paar der beliebtesten Außerirdischen im Marvel-Universum. Im Captain Marvel-Film hat eine Abwandlung der Handlung auch Einklang ins MCU gefunden. Kein Wunder, dass man sich nun auf die alte Handlung stürzt und aus den losen Fäden ein neues episches Event zusammenbastelt. Die ersten Andeutungen dazu gab es bereits in Marvel Comics 1000 und vor allem in Incoming. Nun ist es soweit und Hulkling zieht mit der gemeinsamen Kree-Skrull-Armee in Richtung Erde. Doch im Fokus steht keine einfache Invasion der Erde. Nein, es geht um den Konflikt zwischen den kriegerischen Kree und den friedliebenden Cotati, einem Pflanzenvolk, das in die Anfangszeit des Kree-Skrull-Kriegs verwickelt ist. Die Autoren Al Ewing und Dan Slott haben dies alles zu einem großen Epos zusammengeflickt, bei dem nicht ganz klar ist auf welcher Seite die Avengers und die Fantastic Four stehen werden. Können die ersten Ausgaben überzeugen? Wir machen für euch den Check.

Haupthandlung/Metaplot

Die Skrull waren einst ein friedliches Volk, das vor vielen tausend Jahren Handelsbeziehungen im ganzen Weltall aufbauen wollte. Als sie auf Hala, den Planeten der Kree und der Cotati kamen, wollten sie wissen, welche der beiden Spezies die besseren Handelspartner wären. Also nahmen die fortschrittlichen Skrull Vertreter beider Völker und brachten sie auf einen unbewohnten Mond. Dieser Mond war zufällig der Mond der Erde. Dort ließen sie die Vertreter der Völker mit denselben Materialen zurück. Der Sieger sollte zum Herren von Hala ernannt werden. Nach einem Jahr schauten sie, welche Spezies die Aufgabe besser gemeistert hatte. Die Kree hatten eine große Stadt gebaut und die Skrull-Technologie erfolgreich kopiert. Die Cotati dagegen hatten einen Garten angelegt. Die Skrull ernannten die Cotati zu den Sieger*innen. Daraufhin griffen die Kree diese an, da sie sich um ihren Sieg gebracht sahen und erklärten danach den Skrull den Krieg. Dies war der Anfang des Kree-Skrull-Kriegs der Ewigkeiten dauerte, bis irgendwann die Avengers in diesen Konflikt gezogen wurden.

Der Super-Skrull kidnappte Mar-Vell und brachte ihn zum Imperator Dorrek VII. Dieser hatte eine Affäre mit der Tochter des Imperators Anelle. Der gemeinsame Sohn wurde auf die Erde geschickt, die inzwischen durch das Eingreifen der Avengers vom Krieg ausgenommen wurde. Aufgewachsen als Theodore Altman wurde er mit dem Namen Hulkling ein Teil der Young Avengers. Vor kurzem erlangte er das Schwert Excelsior, das seine wahre Herrschaft beweist. Der Super-Skrull und die Kree Tanalth konnten seine Herrschaft über beide Völker sicherstellen und so beide Völker zu einer riesigen Streitmacht vereinen.

Nun ist diese Streitmacht auf dem Weg zum Erdmond, da sie gemeinsam die Cotati vernichten wollen. Bei denen gibt es inzwischen auch einen Auserwählten. Sequoia (kurz Quoi), ein Kind von den Avengers Mantis und Swordsman, der im Tod mit den Cotati verschmolz. Quoi und Hulkling steuern auf einen großen Konflikt zu.

Empyre: Die Vorgeschichte

Für diesen Band braucht ihr keinerlei Vorwissen. Alles was hier unter Haupthandlung/Metaplot erzählt wurde, wird in diesem Band sehr schön anhand von drei guten Geschichten aufgearbeitet. Zuerst erlebt man die Geschichte einer Skrull-Familie, die auf der Erde eine neue Heimat gefunden hat. Die Skrull als Gestaltwandler*innen können gut untertauchen, doch dann werden sie entdeckt und sie stellen ihre eigenen Nachforschungen an.

Derweil landen die Avengers auf dem Mond und treffen dort auf den als Cotati wiedergeborenen Swordsman, sowie auf deren Messias Quoi, der ihnen berichtet, das Hulkling nur eine Marionette ist und der Krieg gegen die Cotati nur eine Fassade ist, um die Völker in einem gemeinsamen Krieg zu einen. In der letzten Geschichte landen die Fantastic Four auf einer Casino-Welt, in welcher der Kree-Skrull-Krieg bis heute Bestand hat und in Form von Arenakämpfen weiter ausgetragen wird. Dort versuchen sie einen jungen Kree und eine junge Skrull zu retten.

Diese drei Geschichten funktionieren alle ganz wunderbar als Einleitung für das, was darauf folgen wird. Jede Handlung hat ihren ganz einen Drive und einen eigenen Spannungsbogen. Da neben dem klassische Kree-Skrull-Krieg noch weitere Geschichten, wie die Hintergründe um die Cotati und auch Hulkings Geschichte, zusammenfließen, hat dieser Band auch sicher noch einige Informationen für jede*n parat, die*der tief in die Handlung einsteigen will.

Ein Comic der Lust auf mehr macht

Dieser Band verrät noch nichts genaueres, bringt aber aller wichtige Figuren ins Spiel und führt Aspekte ein, die später noch einmal aufgegriffen werden. Über die Agenda von Hulkling erfährt man zwar noch recht wenig, dafür lernt man sehr gut die Cotati kennen.

Die erste Geschichte ist optisch wirklich gut gelungen mit einem sehr plastischen Stil für die aktuellen Ereignisse und einem sehr altmodischen Stil für die Rückblenden. Diese sehen aus, als ob sie einem Comicheft der 60er oder 70er entsprungen sind, benutzen aber moderne Anordnungen und Perspektiven. Die Ähnlichkeit zur gelungenen Die Geschichte des Marvel-Universums wird hier deutlich. Der Avengers und der Fantastic Four Comic sind im Stil der aktuellen Reihen gehalten, die beide von Dynamik und bunten Bildern nur so strotzen.

Ich kann nur jedem empfehlen, mit diesem Band anzufangen, wenn man das Event verfolgen will. Zwar sind die drei Geschichten ziemlich unterschiedlich, geben aber zusammen schon einen guten Einblick in alle Ereignisse, die im kommenden Event zusammengestrickt werden. Man könnte kritisieren, dass eigentlich noch gar nicht viel passiert, aber hier sollte einem klar sein, dass man eine Art Prolog liest. Und für einen Comic, der Lust auf das Event machen soll, wird hier alles richtig gemacht.

Die harten Fakten

  • Autoren: Al Ewing, Dan Slott, Robbie Thompson
  • Zeichner: Javier Rodriguez, Pepe Larraz, R.B. Silva
  • Seitenanzahl: 108
  • Preis: 13 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Empyre #1

Das Event startet mitten in einer Actionszene. Die Fantastic Four befinden sich mit ihrem Raumschiff im Erdorbit und sehen dort die riesige Armee der Kree und Skrulls, die sich direkt auf die Erde zubewegen. Derweil befinden sich die Avengers auf dem Mond und bewundern den Garten der Cotati, der sich dort befindet. Es dauert nicht lang, bis es zum Aufeinandertreffen der Avengers mit der Kree-Skrull-Flotte kommt. Die Frage ist nur, auf welche Seite sich die Fantastic Four schlagen werden und ob die Fronten hier so klar sind, wie es zunächst den Anschein macht.

Ob es sich hier um eine klassische Gut-gegen-Böse-Story handelt, kann nicht direkt geklärt werden. Hulkling selbst gehört offensichtlich nicht zu den Bösen. Wurde er manipuliert? Sagt er die Wahrheit, dass der Garten der Cotati die ganze Galaxis bedroht? Oder sind hier andere Mächte am Werk? Einen Teil seiner Spannung zieht dieses kurze Heft aus solchen Fragen. Dazu gibt es einige kleinere Wendungen, die hier natürlich nicht verraten werden.

Die Charakterprofile stehen hier eher im Hintergrund. Jede*r, egal ob Ghost Rider, Iron Man oder She-Hulk, darf einmal glänzen. Dabei entstehen einige wunderbare Szenen, an die man sich auch noch nach dem Lesen erinnern wird. Kritisiert werden darf aber, dass es teilweise so schnell voran geht, dass man nicht immer ganz nachvollziehen kann, was gerade passiert ist. Außerdem bekommt man den Eindruck, dass man die Vorgeschichte gelesen haben muss, um zu wissen, warum die Avengers und Fantastic Four hier mitten in die Handlung geschleudert werden. Doch gerade dazu wird man auch im Vorgeschichtenband keine befriedigende Antwort finden.

Endlich mal ein gutes Event?

Marvel baut viel zu oft nur auf ihren Event-Charakter. Dabei bleiben dann oft die eigentlichen Geschichten auf der Strecke. Im Fall dieses Comics scheint das nicht zuzutreffen. Denn zu keinem Zeitpunkt verläuft die Handlung in geraden Bahnen. Überall gibt es kleinere Abzweigungen, die das Lesen interessant machen. Dabei baut Marvel aber auch darauf, dass Helden Fehler machen. Das wird sicher nicht jedem gefallen. Doch bietet es dadurch einen Erzählraum für den Rest der Reihe.

Optisch ist der Comic gute Standardkost. Valerio Schiti schafft es, jedem Charakter seinen eigenen Stil zu verleihen. Positiv heraus sticht dabei Quoi, der himmlische Messias der Cotati, der auf eine unheimliche Art sympathisch und unsympathisch zugleich wirkt. Und der Ghost-Quinjet ist fantastisch. Dazu schafft er es, die Invasionsflotte durch geschickte Platzierung verdammt riesig erscheinen zu lassen und auch der Garten der Cotati ist wunderbar gelungen.

Dem Comic liegt noch ein Poster bei. Dazu sind auf den Innenseiten sehr viele Variant-Cover abgedruckt. Einige Fans dürften davon sehr geschmeichelt sein, mir persönlich hat dieses Heft etwas zu wenig Geschichte fürs Geld. Von den 52 Seiten sind nur 30 Seiten reiner Comic. Der Rest ist mit Extras und Werbung gefüllt. So gern ich diese Extras auch habe, so ärgerlich wirken sie, wenn man gerne mehr von der Geschichte lesen möchte.

Ich halte diesen Auftakt-Comic für recht gelungen. Es gibt mehr Handlung als nur stumpfe Actionszenen, auch wenn diese darauf basiert, dass die Loyalitäten nicht klar sind und die Helden ein paar Fehler machen müssen, um die Handlung voranzutreiben. Es wird mit der Erwartungshaltung der Leser*innen gespielt, was nicht jeden zufriedenstellen wird. Doch ich möchte erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Ich bin nur nicht bereit, diese im Heftformat zu konsumieren und warte auf den Sammelband, der in ungefähr einem halben Jahr zu erwarten ist.

Die harten Fakten

  • Autoren: Al Ewing, Dan Slott
  • Zeichner: Valerio Schiti
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Schon wieder ein neues Event? Und wieder kommen böse Aliens, welche die Erde erobern wollen? Ganz so einfach ist es nicht und das ist gut. Empyre wird kein Meilenstein in der Comicgeschichte, aber möglicherweise eine ganz gute Unterhaltung. Der Vorgeschichtenband hat gute Arbeit geleistet und bereitet die zukünftigen Ereignisse vor. Gerade bei einer Handlung, bei der so viele Fäden zusammenlaufen war dies aber auch nötig. Ein wenig schade ist, dass die Hauptreihe mitten in der Handlung beginnt, so dass man das Gefühl hat, irgendwas verpasst zu haben. Dies basiert aber auch darauf, dass die Ereignisse des Comics bereits seit Monaten vorbereitet werden. Wer damit leben kann, dass kluge Figuren auch mal Fehler machen können, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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