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Zum Kinostart von Captain Marvel schauen wir in die Comics und erzählen euch von den wichtigsten Episoden in ihrem Leben: wie Rogue ihr die Kräfte nahm, sie einst der beliebteste Held des Universums war, wie sie den zweiten Civil War ausgelöst hat und was sie zu einer feministischen Heldin macht.

Carol Danvers wurde als Nebenfigur in den Captain Marvel-Comics eingeführt. Sie war bei der U.S. Airforce, NASA und später Redakteurin einer Frauenzeitschrift. Als sie in den 70ern selbst zur Heldin wurde, bekam sie nicht den Namen Mrs Marvel oder Miss Marvel. Man nannte sie Ms Marvel. Dieser kleine aber feine Unterschied gab die Richtung vor: Carol Danvers ist eine selbstbewusste Frau, die nicht von Männern abhängig ist.

Später nahm sie selbst den Namen Captain Marvel an, unter dem sie nun auch ins Kino kommt. Dabei war sie niemals nur eine Vorzeigeheldin: Sie hatte Alkoholprobleme, traf einige streitbare Entscheidungen und verlor sogar mehrmals große Teile ihres Gedächtnisses. Sie ist fehlbar und gerade deshalb ein so spannender Charakter. Wenn ihr mehr wissen wollt, dann lest direkt weiter.

Miss Danvers

Schon als kleines Mädchen aus Boston wollte Carol zu den Sternen. Als Schwester von zwei älteren Brüdern litt sie an den Wutausbrüchen ihres Vaters. Dieser war es auch, der ihr verbieten wollte, aufs College zu gehen. Doch Carol floh von zu Hause und meldete sich als Pilotin bei der U.S. Air Force. Als ihr Bruder Steven im Krieg fiel, kam sie zwar zurück zu ihrer Familie, doch das Verhältnis war nie wieder dasselbe. Im gerade erst erschienenen Band Captain Marvel: Die ganze Geschichte wurde ein Familiengeheimnis offenbar, das im Spoiler verborgen ist:

Spoiler

Ihre Mutter Marie war in Wirklichkeit eine Kree-Soldatin mit dem Namen Mari-Ell. Carol ist das einzige Kind zwischen Mari-Ell und Joe Danvers, der ihre Halb-Brüder mit in die Ehe brachte. Ihr Kree-Name erinnert an Superman und lautet Car-Ell. Somit hatte sie schon von Geburt an Kräfte, die nur darauf warteten, erweckt zu werden.

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Yon-Rogg

Später wurde sie Sicherheitschefin in Cape Canaveral. Dort traf sie auf Mar-Vell, den Kree-Krieger, der sich als Doktor Walter Lawson ausgab. Dieser sagte sich von der obersten Kree-Intelligenz los und wurde zum Helden Captain Marvel. Carol unterstützte ihn bei seinen Abenteuern, wurde aber auch regelmäßig entführt.

Als der Kree Yon-Rogg sie als Geisel nahm, kam es zu einem tragischen Unfall mit einer Maschine namens Psyche-Magnitron. Zunächst unbemerkt entwickelte sie in der Folge Kräfte, die mit denen von Captain Marvel identisch waren.

Nachdem sie auf Grund der vielen Unfälle versetzt wurde, kündigte sie und schrieb ein Enthüllungsbuch über ihre Erlebnisse bei der Weltraumbehörde. So war ihre Karriere bei der NASA endgültig vorbei, doch dafür eröffneten sich ihr neue Möglichkeiten als Redakteurin für das Magazin „Woman“ des Daily Bugle.

Ms. Marvel

Captain Mar-Vell

Die neue Karriere begann mit einigen Filmrissen. Gleichzeitig tauchte eine neue Heldin mit dem Namen Ms. Marvel auf. Der Grund: Carol Danvers hatte eine gespaltene Persönlichkeit entwickelt. Erst später konnte sie ihre Persönlichkeitsanteile wieder vereinen, als sie merkte, dass sie sich selbst in Ms. Marvel verwandeln konnte. Sie konnte fliegen und bekam übermenschliche Reflexe und Ausdauer. Außerdem entwickelte sie ein kosmisches Bewusstsein ähnlich zum Spinnensinn von Spider-Man. Als Mensch-Kree-Hybrid wurde sie Teil der Avengers.

Im Comic Avengers #200 kam es zu einer Geschichte, die heute gerne von Autoren ignoriert wird. Der Zeitreisende Marcus entführte sie und machte sie sich gefügig. Er schwängerte sie, und ihr Kind wuchs innerhalb kürzester Zeit zu einem ausgewachsenen Mann heran. Ihr Sohn war Marcus selbst, der ihr offenbarte, dass er von Immortus erschaffen wurde. Sie begab sich freiwillig mit ihm in den „Limbo“. Erst später, unter einem anderen Autor (Chris Claremont), kam heraus, dass sie diesen Schritt nicht so freiwillig ging, wie es den Anschein hatte, und sie ihre Kollegen dafür verurteilte, dass keiner von ihnen etwas gegen diese Vergewaltigung unternommen hat.

Immortus sollte jedoch auch für seine Taten bestraft werden – aber wer bleibt schon ewig tot in Comicwelten?

Binary

Spider-Woman (Jessica Drew) rettete Carol vor dem Ertrinken, als diese sich nach Marcus’ Tod aus dem Limbo befreien konnte. In den folgenden Jahren wurden die beiden beste Freunde. Kurz nach ihrer Rettung traf Carol auf Rogue, die damals noch bei der Bruderschaft der bösen Mutanten war.

Carol als Binary

Diese stahl ihr die Kräfte und ihre Erinnerungen. Dies ist zugleich die Origin-Story von Rogue, denn dieser Kräfteraub wurde zu einem Dauerzustand. Außerdem weckte er in der Mutantin den Wunsch, über sich hinaus zu wachsen und letztendlich eine Heldin zu werden.

Danvers landete bei den X-Men und wurde von den Brood entführt, die an ihr Experimente durchführten. Dadurch wurde zum ersten Mal ihr vollständiges Potenzial geweckt und sie wurde zu Binary. In dieser Form ist es ihr möglich, nahezu jede Kraft des Universums zu absorbieren und umzuwandeln. Diese Kraft äußert sich in der Regel durch Strahlen, die aus ihren Fäusten kommen. Zusammen mit den X-Men zerstörte sie den Heimatplaneten der Brood. Doch aufgrund von Rogue sagte sich Binary von der Gruppe los und verließ den Planeten Erde vollständig. In diese Zeit schloss sie sich den Starjammers an, einer Truppe von Weltraum-Piraten und Abenteurern.

Warbird

Carol als Warbird

Als sie Jahre später zur Erde zurückkehrte, war nicht mehr viel von ihren Binary-Kräften übrig. Sie nannte sich nun Warbird. Dabei litt sie aber immer stärker an innerer Leere und Alkoholismus. Erst Tony Stark konnte sie überreden, zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen. In dieser Zeit arbeitete sie auch wieder mit den Avengers.

Als Scarlet Witch die Realität veränderte und die Welt unter der Herrschaft vom House of M erzeugte, schuf sie dabei für jeden Helden des Universums eine vollkommene Version. In dieser Realität war Carol Danvers die beliebteste und berühmteste Heldin der Welt und ein gern gesehener Gast in Talkshows. Sie nannte sich dort zum ersten Mal selbst Captain Marvel. Erst mit der Zeit dämmerte ihr und den anderen Helden, dass dies nicht die Welt ist, die real sein sollte, und die Erinnerungen an ihr altes Leben kamen zurück. Die Realität wurde mit wenigen Unterschieden wieder hergestellt. Als einziges Überbleibsel aus dem House of M blieb Carol eine Katze mit langen roten Haaren. Sie taufte den vermeintlichen Kater Chewie, benannt nach Chewbacca aus Star Wars.

Ms. Marvel, die Zweite

Die Ereignisse um House of M weckten in Carol den Wunsch, als Ms. Marvel neue Heldentaten zu vollbringen und die beste Version ihrer selbst zu sein. Sie stellte sich im Civil War auf die Seite von Tony Stark. Als dieser dann der Anführer von S.H.I.E.L.D. wurde, machte er sie zur Anführerin der Avengers. Sie startete die Operation Lightning Storm, die es sich zum Ziel machte, Verbrecher hochzunehmen, bevor diese zu einem Problem wurden.

Karla Sofen, die „falsche“ Captain Marvel

Nach der Skrull-Invasion löste Norman Osborn S.H.I.E.L.D. auf und ersetzte es durch H.A.M.M.E.R. Für sein Avengers-Team rekrutierte er die Schurkin Karla Sofen (Moonstone) als Ms. Marvel. Carol selbst wurde vom Storyteller in mehrere Wesen geteilt und erlebte eine Geschichte von Tod und Wiedergeburt. Osborns Herrschaft endete mit der Belagerung von Asgard.

Darauf folgte der Konflikt Avengers vs. X-Men, in welchem die Phoenix-Kraft zurückkehrte. Diese belebte Mar-Vell, den ursprünglichen Captain Marvel, wieder, der sogleich auf Carol traf. Doch er lebte nur kurze Zeit, denn er opferte sich, um Hala zu retten, die Heimatwelt der Kree.

Captain Marvel

Das Opfer ihres Mentors brachte Carol dazu, ihr Erbe anzuerkennen. Seitdem nennt sie sich Captain Marvel und trägt das rot-blaue Kostüm mit dem Stern Halas auf ihrer Brust. Sie arbeitete auch mit Monica Rambeau zusammen, die früher selbst als Captain Marvel unterwegs war. Doch ein anderer Teil ihres Erbes kam zurück: Yon-Rogg, der Kree-Krieger und Schurke, der für den Unfall verantwortlich war, bei dem sie ihre Kräfte erhielt. Er selbst wurde eins mit dem Psyche-Magnitron. Seine Pläne konnten aber vereitelt werden. Dies verursachte aber bei Captain Marvel einen Hirnschaden, der zu Gedächtnisverlust führte.

Als Retterin New Yorks bekam sie nicht nur den Schlüssel der Stadt, sondern einen ganz besonderen Wohnsitz: Den Kopf der Freiheitsstatue. Sie begann eine Beziehung mit Jim Rhodes und freundete sich mit der kleinen Kit Renner an, die in ihr ein großes Vorbild sieht. Doch wirklich lange konnte sie nicht auf der Erde bleiben. Und so erlebte sie weitere Abenteuer in Weltraum. Dabei kam unter anderem heraus, dass ihre Katze Chewie weiblich und eine außerirdische Lebensform (Flerken) ist, die Eier legt. Außerdem war sie bei der Zerstörung Halas und der obersten Kree-Intelligenz anwesend.

Captain Marvel – Anführerin des Alpha Flight

Sie wurde die Anführerin von Alpha Flight, die in einer Weltraumstation nahe der Erdumlaufbahn residieren. Außerdem bildete sie das Team der Ultimates, das sich um außerirdische Bedrohungen kümmert. Als der Inhuman Ulysses in Civil War II die Kraft entwickelte, zukünftige Katastrophen hervorzusehen, sah Captain Marvel die Chance, diese präventiv zu verhindern. Dies führte zum Tod von Warmachine und zur Ermordung von Bruce Banner, der als Hulk eine potenzielle Bedrohung darstellte. Der Konflikt eskalierte, da Tony Stark gegen Präventivschläge ist. Dieser zweite Heldenkrieg endete damit, dass Iron Man ins Koma fiel und Ulysses zu einer höheren Bewusstseinsform aufstieg.

Ausblick

Trotz all der Rückschläge schafft es Carol Danvers immer wieder aufzustehen. Sie sieht ein, dass sie falsche Entscheidungen getroffen hat und schafft es zu lernen. Obwohl sie eher ein Einzelgänger ist, hat sie mit Jessica Drew oder Tony Stark starke Freunde, die ihr aus der Patsche helfen. Ihre neue Comicserie startet erst im Laufe des Jahres, aber man darf gespannt sein, wie die mächtigste Heldin der Erde in neue Abenteuer im Weltall oder auf der Erde eingebunden wird.

Durch ihre Kraft der Absorbierung gibt es nur wenig, das sich ihr in den Weg stellen kann. Doch ihre eigene Fehlbarkeit ist es, was ihre Geschichten so interessant macht. Ob der Film es schafft, diesen Spagat zu bewältigen, wird man sehen. Treu nach ihrem Motto: Höher, Schneller, Weiter.

Leseempfehlungen

Captain Marvel: Die ganze Geschichte

Der neuste Comic zu Captain Marvel interessiert sich ganz für ihre Ursprünge. Nach einem emotionalen Ausbruch kehrt sie zu ihrer Mutter und ihrem Bruder zurück. Doch dabei kommt es zu einigen Unglücken und dem Fund einer alten Schachtel ihres Vaters, die ein Familiengeheimnis offenbart. Wir haben den Band vor kurzem besprochen.

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Captain Marvel: Sie fürchtet weder Tod noch Teufel

Dies ist der Auftakt zum großartigen Run von Kelly Sue DeConnick. Carol nennt sich hier zum ersten Mal Captain Marvel und erinnert sich an ihr großes Vorbild Hellen Cobb, die als Fliegerin im zweiten Weltkrieg unterwegs war. Dabei gerät sie selbst in die Vergangenheit und muss sich ihren eigenen Dämonen stellen. Der Band eignet sich sehr gut als Einstieg und ist eine gute Mischung aus Spannung und Drama.

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Captain Marvel Megaband

Hier entscheidet sich Carol, an einer Weltraummission teilzunehmen. Der ganze Band ist ein großer Spaß und beinhaltet von Alien-Flüchtlingen bis Weltraumpiraten viele unterhaltsame Elemente. Sie erfährt das Geheimnis um ihre Katze und trifft die Guardians of the Galaxy.

Leider ist diese echt gelungene Zusammenstellung nur noch schwer erhältlich, so dass man wohl nur auf dem Gebrauchtmarkt fündig wird. Falls ihr aber noch ein Exemplar ergattern könnt, schlagt zu, denn es lohnt sich.

 

Artikelbilder: Marvel comics, Marvel Studios

7 Kommentare

  1. Die mit Abstand besten Geschichten sind die von DeConnick. Wirklich lesenswert. (und eigentlich erinnert sie weniger an Superman als an Supergirl: Linda Danvers/Carol Danvers Kara Zor El/Car Ell ). Heute Abend weiß ich mehr, was den Film angeht :-)

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