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Die Cities of Sigmar war lange ein Sammelbecken der „Übriggebliebenen“. Nun erfahren sie eine Überarbeitung inklusive neuer Truppen und Spielmechanismen. Allerdings heißt es auch Abschied nehmen, denn bei dem Relaunch verlassen auch eine Reihe von Figuren das Sortiment Wir schauen uns an, wie gut Games Workshop der Neustart gelingt.

Die Ursprünge der Fraktion Cities of Sigmar schien aus der Not heraus geboren. Neben dem Imperium mussten noch „übrige“ Modelle der Duardin (Zwerge) und unterschiedlicher Elfenfraktionen aus dem Warhammer Fantasy Battles-Spiel irgendwo untergebracht werden. So wurde aus den Städten Sigmars ein Schmelztiegel aus Duradin, elfischen Phoenixkriegern und Dunkelelfen. Zumindest teilweise möchte Games Workshop damit aufräumen. Waldelfen und Phoenixkult sind unter den Einheiten ebenso wenig zu finden, wie viele der bunten Freigildetruppen. Dafür betreten mit Stahlhelmen und Füsilieren neue Modelle die Bildfläche und schaffen einen wesentlich einheitlicheren Look. Im neuen Battletome Cities of Sigmar präsentieren sie sich nun der Öffentlichkeit

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Leuchttürme der Ordnung – Aufbau und Aufmachung

Für die Rezension lag uns die Sonderausgabe des Battletomes aus dem Armeeset vor, die zusätzlich zu dem stabilen Einband aus Karton noch vergoldete Seitenränder und ein alternatives Deckblatt hat, aber inhaltlich mit der regulären Ausgabe übereinstimmt.

Wie schon aus anderen Battletomes gewohnt, enthält der Band zunächst einen recht umfangreichen Teil mit Hintergrundgeschichte zu der Weltgeschichte, den Städten Sigmars, und den einzelnen Einheiten. Es schließen sich zahlreiche Aufnahmen von Modellen inklusive (Be-)Malanleitungen an. Im dritten Teil findet sich schließlich der Regelteil, der Fraktionsfähigkeiten, Einheitenschriftrollen und den „Pfad des Ruhms“ für die Städte Sigmars enthält.

Neben dem stabilen Äußeren ist das Buch auch von der Aufmachung her gut gelungen. Zahlreiche Illustrationen lassen einen in die Welt der sigmaritischen Bewohner*innen eintauchen. Immer wieder liest man Briefe einer Kriegerin an ihren Vater, die ihre Erfahrungen auf einem der zahlreichen Kreuzzüge darstellt.

Was besonders ins Auge sticht, ist die bei den Menschen dargestellte Diversität. Alter, Geschlecht, Körperform, Hautfarbe  das Battletome Cities of Sigmar zeichnet das Bild einer bunten Gesellschaft, die sich auch jenseits der Spezies in den Armeen widerspiegelt. Das gilt sowohl für die Geschichten und Illustrationen als auch für die (Be-)Maltutorials. Ohne das bis ins Detail analysiert zu haben, wirkt die Vielfalt erfrischend im Gegensatz zum „die (weißen) Männer regeln das schon“ älterer Publikationen.

Von der Aufmachung und der Struktur macht das Battletome also einen insgesamt stimmigen Eindruck, und verspricht, auch einen Transport zum Hobbyclub oder Wochenendturnier ohne Knicke und Risse gut zu überstehen.

Expansion im Namen Sigmars – Der Hintergrund

Die „Reichen der Sterblichen“ sind acht Welten eines Multiversums, in denen Warhammer – Age of Sigmar angesiedelt ist. Jedes der Reiche hat einen eigenen Charakter, der auch die Menschen der dortigen Ansiedlungen prägt, sei es das heiße Temperament der Flammenwelt Aqshys oder die Düsterheit des Reiches der Toten Shyish. In diesen Welten befinden sich die Cities of Sigmar, Bastionen der Ordnung und des Lichts in den sonst von Mächten des Chaos verwirkten Sphären. Gottkönig Sigmar, Herrscher und Patron der Menschen, will es nicht beim Erhalt und der Verteidigung seiner Städte belassen. Mit dem Ziel, die Reiche der Sterblichen zu befrieden, lässt er Kreuzzug um Kreuzzug aussenden. Diese sollen das Licht der Zivilisation in die lebensfeindlichen und von Kreaturen der Dunkelheit bevölkerten Gegenden zu bringen. Dabei wird jeder Meter mit Blut erkauft und so mancher errichteter Stützpunkt fällt wieder dem Feind zum Opfer.

Während sich das vorherige Battletome stark auf die Bevölkerung der einzelnen Städte und die Geschehnisse vor Ort fokussierte, spielen nun die „Kreuzzüge der Boten des Morgens“ eine große Rolle. Auch vorher gab es immer Expansionsversuche. Doch der bunt zusammengewürfelte Haufen bisheriger Kreuzzüge wird inzwischen besser ausgebildet, geformt und in Uniformen gesteckt. Neue Anführer*innen sind hervorgetreten. Mit der Kastelitenformation wurde eine Kriegstaktik (aka ein Bataillon) mit starker Panzerung geschaffen, die selbst feindlichen Übermachten widerstehen kann. So schließt sich Generation um Generation der Städte Sigmars dem Kreuzzug an, um das Licht des Gottkönigs in die Welten zu tragen.

Auf in den Kreuzzug – Die Regelerweiterungen

Kampfeigenschaften und Verbesserungen

Grundsätzlich orientiert sich das Battletome Cities of Sigmar an dem bisherigen Konzept der Unterfraktionen. Die Truppen der einzelnen Städte haben gemäß ihrer Welt spezifische Sondereigenschaften. So sind die Monster aus Excelsis, eine Stadt im Reich der Bestien, besonders widerstandsfähig. Auch bringen einige für die Städte besonders typische Verbündete Sondereigenschaften. Die Lichtfürsten der Lumineth aus Siedlers Gewinn, bescheren der Unterfraktion beispielsweise einen zusätzlichen Befehlspunkt pro Runde.

Es gibt jedoch auch Neuerungen. Verbesserungen sind nicht mehr auf die einzelnen Städte zugeschnitten, sondern werden zwischen Menschen, Aelf und Duardin getrennt. So gibt es spezifische Verbesserung und Lehren, die nur auf die entsprechende Rasse anzuwenden sind.

Die neue Spezialfähigkeit Kommandos wird ähnlich gehandhabt. Bei den Kommandos handelt es sich nicht um Befehle. In der Wirkungsweise sind sie jedoch ähnlich. Jeder Heldenfigur wird nach dem Prioritätswurf am Anfang der Schlachtrunde verdeckt ein Kommando zugewiesen, welches im Laufe der Schlachtrunde eingesetzt werden kann. Neben zwei universellen Kommandos sind diese ebenfalls an die Spezies der Einheit gebunden. Sie beziehen sich überwiegend auf Mobilität, Angriffsbewegungen und Fernkampf, sind aber recht stimmungsvoll. Menschliche Einheiten können mit dem Kommando Feuer erwidern auf gegnerischen Beschuss antworten. Im andauernden Nahkampf sind es lediglich die Duardin, die beispielsweise mit Schildwall bilden Rettung 5+ erhalten (allerdings verbunden mit einem Zuletzt-zuschlagen-Effekt).

Pfad des Ruhms

Der Pfad des Ruhmes unterscheidet sich in der Anfangsphase von dem gewohnten Muster. Zunächst muss ein Kreuzzug eine Stadt gründen, bevor man sich auf das Erobern und Erweitern von Gelände konzentrieren kann.

Der Kreuzzug bringt unterhaltsame neue Mechanismen ins narrative Spiel.

Dazu werden durch das Gewinnen von Schlachten und erfüllen von Aufgaben sogenannte Kreuzzugspunkte gesammelt. Hat man genügend beieinander, so kann man in einem eigens dafür geschaffenen Schlachtplan die Eroberung eines Gebietes spielen. Gelingt es, das ersehnte Gebiet bis zum Ablauf der Schlacht zu halten, gründet man damit eine eigene Stadt. Die fraktionsspezifischen Territorien orientieren sich ebenfalls an den sigmaritischen Städten mit Duardin-Vierteln und Nexusbrunnen.

Beim ersten Lesen hört sich dieses Modell des Pfads des Ruhmes auf jeden Fall recht stimmungsvoll und spaßig an. Es bleibt offen, ob das späte Erobern von Territorien am Ende Nachteile bringt.

In Reih und Glied – Neue und alte Truppen

Die Erneuerung der Bandbreite an Einheiten rüttelt einiges durcheinander. Ohne dies in der Hintergrundgeschichte weiter zu begründen, verschwinden Phoenixorden und Waldelfen völlig von der Bildfläche. Dafür hat Games Workshop jedoch sowohl in der Führungsriege als auch bei den regulären Soldat*innen neue Truppen ersonnen.

Die fragilen, mit Monstern, Magie und scharfen Klingen bewaffneten Aelf und den recht langsamen Duardin bestehen weiterhin. Die Neuerungen beschränken sich allein auf die Menschen, die mit Gewehren, Rittern und magischer Unterstützung das gesamte Battletome hindurch dominieren. Angeführt von Marschällen und begleitet von schnellen und schlagkräftigen Freigilde-Rittern sind die Generäle und Demigryph-Ritter der vorhergegangenen Ausgabe des Battletome Cities of Sigmar schnell vergessen.

Thalia Vendra als erster Marschall Hammerhalls auf ihrem Mantikor ist nicht nur ein sehr beeindruckendes Modell, sondern verfügt auch über Durchschlagskraft und die Fähigkeit den Befehl Sammeln signifikant zu verbessern. Pontifex Zenestra kann den sigmaritischen Einheiten Rettung verleihen, den Zorn Sigmars auf die Gegner herabregnen lassen und noch eine Reihe weiterer Gebete sprechen.

In dem neuen Bataillon Kastellitformation finden sich neuersonnene Bodentruppen wieder. Dieses besteht aus der Eisenschmiede-Großkanone, den mit Gewehren bewaffneten Füsilieren und die im Krähennest auf einem Ogor sitzenden Füsiliermajore. Neben Feuerkraft sind alle mit Schilden ausgestattet, die Abzüge auf ihre Schutzwürfe abwehren. Freigilde-Stahlhelme bilden schließlich das (nicht wirklich stabile) Rückgrat der Armee. Die neuen Modelle machen Lust auf mehr. Neben dem auf die Menschen zugeschnittenen Bataillon sind keine weiteren enthalten.

Was auch bei den Truppen auffällt, ist die strikte Trennung der Abstammungen. Menscheneinheiten teilen ihre Fähigkeiten so gut wie ausschließlich mit anderen Menschen, ebenso bleiben Aelf und Duardin unter sich. Die Richtung, in die die Cities of Sigmar zukünftig gehen sollen, wird deutlich: Die Menschen werden in vielerlei Hinsicht bevorzugt. Ein Trend, der in Zukunft möglicherweise noch weitere Folgen hat.

Taktische Einschätzung

Durch den neuen Fokus auf die Abstammung wird das Zusammenstellen einer schlagkräftigen Armee noch etwas komplexer. Es muss nicht nur eine Entscheidung für eine Stadt getroffen werden, sondern auch das richtige Verhältnis von Menschen, Aelf und Duardin mit den entsprechenden Kommandos und Fähigkeiten. Von der sehr reichhaltigen Auswahl an Verbündeten ganz zu schweigen. Es hat durchaus seinen Reiz, hier die perfekte Mischung zu finden. Allerdings muss hier immer eine entsprechende Heldeneinheit hinzugefügt werden, möchte man in den Genuss der anderen Kommandos kommen. Von der Bandbreite, aber auch von den Fähigkeiten und Werten her führt der Weg allerdings schwerlich um eine solide Auswahl an menschlichen Truppen vorbei. Diese können sogar völlig autark ohne Duardin oder Aelf ins Feld geführt werden. Eine effiziente Armee aus den anderen beiden Völkern dürfte sich hingegen etwas schwieriger gestalten. Das gilt zumindest, wenn man vor allem kompetitiv spielt.

Eine besondere Stärke, die sich aus der Verschiedenheit ergibt, liegt in den zahlreichen Möglichkeiten bei der Armeezusammenstellung. Durch die unterschiedlichen Truppen und Spezies sind mannigfaltige Armeezusammenstellungen denkbar. In „Hammer und Amboss“-Zusammensetzungen könnten sich langsame Zwerge und schnelle Reiterei wiederfinden. Eine auf Fernkampf ausgerichtete Truppe, Kolosse oder auch Kavallerie als Hauptthemen sind ebenfalls denkbar. Wenn auch nicht immer jedes Turnier mit jeder Kombination gewonnen werden wird, die Bandbreite ist äußerst groß.

Die harten Fakten:

Das Battletome ist nach aktuellem Stand (17.10.2023) nur im Cities of Sigmar Army Set erhältlich. Der Preis orientiert sich daher an dem aller anderen Battletomes.

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2+
  • Alter: ab 12
  • Preis: 42,50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Fazit

Was die neue Ausrichtung des Battletome Cities of Sigmar angeht, bin ich zugegebenermaßen etwas zwiegespalten. Durch die Reduzierung der Einheiten und Spezies kommt etwas mehr Klarheit in die Fraktion, was ich durchaus erst einmal positiv bewerte. Die strikte Auftrennung nach Menschen, Duardin und Aelf fühlt sich eher wie das Verwenden von verbündeten Truppen als nach einer gemeinsamen (Unter-) Fraktion an.

Bei einigen Truppenschriftrollen, wie beispielsweise bei den Gyrokoptern der sigmaritischen Duardin, bieten Verbündete am Ende bessere Alternativen, wie in diesem Falle bei den Himmelsherrschern der Kharadron zu findende Fluggeräte. Die Komplexität mit den spezifischen Kommandos und Verbesserungen mögen für manche spannend sein, insgesamt scheinen mir jedoch die Menschen in den meisten Fällen die bessere Alternative zu sein und eine ausgewogene Armee aus unterschiedlichen Spezies ein nicht einfaches Unterfangen. Zudem ist es sicher für einige Spieler*innen mit einer bestehenden Armee recht unerfreulich, auf einmal einen Teil ihrer Figuren nicht mehr nutzen zu können. Über die Preisgestaltung der Battletomes insgesamt kann man mit 42,50 EUR mit Sicherheit auch diskutieren.

Neben der Spaltung der Völker und dem Ausscheiden von Einheiten empfinde ich den Fokus auf die Menschen aber als Gewinn, da die Cities of Sigmar ein klareres Bild bekommen. Außerdem hat die Wahl der Stadt einen nicht mehr ganz so gewichtigen Einfluss

Die neuen Einheiten sind ansprechend und detailliert gestaltet. Mit den Kastelliteinheiten bieten sich neue Möglichkeiten der Symbiose, auf deren Möglichkeiten auf dem Schlachtfeld ich mich schon freue. Mit den Kommandos kommt frischer Wind in die Armee. Zudem ist die Erzählstruktur und das Setting des Battletomes sehr gut gelungen, sodass ich insgesamt ein positives Fazit ziehe.

In den weiteren Artikeln der Cities of Sigmar-Reihe schauen wir uns die neuen Einheiten genau an und entwerfen einige Beispielarmeen. In diesem Sinne: Für Sigmar!

  • Roter Faden in der Erzählung
  • Schön gestaltete neue Modelle
  • Stimmige Treuefähigkeiten

 

  • Komplexer durch Fokus auf Spezies
  • Ausscheiden einiger alter Figuren
  • Hoher Preis

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Geoffrey Förste

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