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Joe Schreiber ist als Autor von Star Wars-Romanen nicht unumstritten. Bereits in seinen zwei vorherigen Büchern Der Todeskreuzer und Darth Scabrous bewies er, dass er sich eines Elements bedienen kann, welches im Fandom bereits Kontroversen auslöste: des Horrors.

Mit Darth Maul: In Eisen siedelt Schreiber seine Geschichte kurz vor dem Kinofilm Episode I – Die Dunkle Bedrohung an und rückt den Zabrak Sith Darth Maul in den Fokus der Handlung und in ein düsteres Szenario.

Story

Darth Maul, ein Dunkler Lord der Sith, findet sich in einer, als Gefängnis genutzten, Raumstation wieder. Radbau Sieben ist in der Region der Galaxis, die als Outer Rim bezeichnet wird, sowohl berühmt wie berüchtigt. Ausgestattet mit einer Deckidentität als Krimineller, soll Maul im Auftrag seines Meisters, Darth Sidious, einen sehr speziellen Insassen ausfindig machen. Noch ehe Maul mit seiner Suche beginnen kann, wird er jedoch mit dem Hauptzweck des Gefängnisses konfrontiert: Tödliche Gladiatorenkämpfe. Maul selbst ist sich bewusst, dass seine Gegner für ihn keine Herausforderung darstellen würden, dass er ihnen als Sithlord weit überlegen ist, doch beinhaltet sein Auftrag eine massive Einschränkung: Es ist ihm nicht gestattet sich als Sith zu offenbaren. Dies schließt ein Verbot jeglicher Art der Machtnutzung bei Konflikten mit ein.

Das Ziel von Mauls Suche selbst ist ein Häftling namens Iram Radique, ein Waffenbauer, der sich angeblich vor einiger Zeit freiwillig nach Radbau Sieben begab, um das Gefängnis als Operationsbasis zu nutzen. Radiques Name löst, wie Maul schnell feststellen muss, sowohl Schweigen wie verblüffte Irritation aus, wird er von vielen doch eher als Legende gesehen denn als real existierende Person.

So beginnt seine Suche nach der vermeintlichen „Sagengestalt“ Iram Radique. Eine Suche, die immer wieder von tödlichen Duellen unterbrochen wird, die als das eigentliche Hauptgeschäft der Verwalterin von Radbau Sieben, Sadiki Blirr, dienen. Interessierte Glücksspieler aus der gesamten Galaxis können auf anstehende Duelle wetten und die Liveübertragung selbiger verfolgen. Doch das Geschäft läuft augenscheinlich zu gut, weshalb die Galaktische Glücksspielkommission ein sehr kritisches Auge auf die jüngsten Wettergebnisse wirft und der InterGalaktische Bankenclan gar einen Außendienstanalysten entsendet, um eine Inspektion der Station durchzuführen.

Schreibstil

Joe Schreiber lässt den Leser direkt in die schmutzige, klaustrophobische und tödliche Atmosphäre von Radbau Sieben eintauchen. Statt einer langen Einleitung beginnt die Handlung während des ersten Kampfes von Darth Maul gegen eine monströse, unmenschliche Bestie. Schon bei diesem ersten Kampf kann ein gesundes Augenmaß des Autors bei Kampfsituationen bestechen: Nicht wenige Kampfsituationen, die im Star Wars-Universum zwischen Anwendern der Macht und „normalen Wesen“ stattfinden, enden in einer zu starken Darstellung auf die absolute Überlegenheit der Machtanwender. Nicht nur durch die Einschränkung, die dem Protagonisten in der Story auferlegt wird, nämlich sich nicht seines vollen Potentials bedienen zu dürfen, sondern auch die adäquate Darstellung herausfordernder Gegner lässt den Leser hier durchaus aufhorchen. Darth Maul ist hier weder als unaufhaltsam, noch als Mary Sue dargestellt worden, was die gesamte Situation spannend bleiben lässt.

Das Buch selbst ist sehr deutlich im Bereich der Erwachsenenliteratur anzusiedeln. Die Atmosphäre des Gefängnisses ist passend eingefangen und wird dem Leser eindrücklich transportiert. Die sonst typische Star Wars-Märchenromantik wird man in diesem Werk nicht wiederfinden. Dafür ist Darth Maul: In Eisen zu düster, zu blutig, zu sehr das, was man eigentlich von einem Buch, dessen Hauptdarsteller zu den „Bösen“ gehört auch erwarten sollte: dunkel.

Diese Atmosphäre kann, und wird, bei Lesern ebenso angenommen wie abgelehnt, da es mit der gewohnten Stimmung des Star Wars-Universums bricht. Wirklich typische „Helden“ finden sich hier nicht.

Die Story selbst ist deutlich verzwickter als es am Anfang scheint. Joe Schreiber schafft es durchaus, den einen oder anderen „Storytwist“ parat zu halten, um damit gehörig an der Spannungsschraube zu drehen und den Leser an das Buch zu binden.

Angenehm ist ebenso, dass durch wechselnde Charakterfokussierungen differenzierte Blickwinkel auf die einzelnen Charaktere möglich gemacht werden. Der Autor vermeidet die Gefahr einer zu stereotypen Darstellung. Selbst der sonst als kalte, berechnende und methodische Tötungsmaschine dargestellte Hauptcharakter des Buches erfährt ebenso mehr Tiefe, ohne jedoch seine charakterlichen Markenzeichen zu verlieren und zu sehr vermenschlicht zu werden.

Ein positiver Aspekt kann sich, je nach Leser, jedoch als größte Schwäche des Buches entpuppen. Joe Schreiber hat sein Werk in den Kontext des Star Wars-Metaplots zu dieser Zeit eingewoben. So begegnet man auch Charakteren wie Darth Sidious und dessen Meister Darth Plagueis, die ihr ganz eigenes Spiel mit- und gegeneinander spielen. Kennt man weitere Bücher, wie etwa James Lucenos Darth Plagueis sowie Michael Reaves‘ und Regina Winters Darth Maul: Der Schattenjäger, dann erfährt man einige „Aha-Momente“. Fehlen diese jedoch im eigenen Fundus, dann können einige Seitenstränge durchaus zu verwirren wissen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Bei einem Preis von 13,00 EUR für 464 Seiten gibt es nichts zu klagen oder zu kritisieren. Bei der E-Book Version lohnt ein skeptischerer Blick. Diese kostet den interessierten Leser mit 9,99 EUR nur unwesentlich weniger als die Printausgabe und ist damit, meiner Ansicht nach, nicht lohnenswert günstiger. Dies mag allerdings der allgemeinen Preispolitik für E-Book-Varianten dieser Tage geschuldet sein.

Erscheinungsbild

Schreiber_Joe_-_Star_WarsTM_Darth_Maul_-_In_EisenDas Cover fängt das inhaltliche Thema des Buches gut ein und präsentiert sich in einem Mix aus Schwarz und Rot. Das Titelbild nimmt der Protagonist, in Ketten gelegt, ein. Der Inhalt ist in angenehmer Größe gedruckt und lässt sich gut lesen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
  • Autor(en): Joe Schreiber
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Großes Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 464
  • ISBN: 978-3442269839
  • Preis: 13,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Es ist kein Bonus bzw. Downloadcontent vorhanden.

Fazit

Ein Buch mit Darth Maul als Hauptfigur in einem brutalen Gefängnis. Hier schrie in mir zunächst alles „Gefahr! Gefahr!“. Der Ursprung dieser Skepsis ist sehr schnell zusammengefasst. Darth Maul präsentierte sich im Star Wars-Universum bisher nicht als sehr vielschichtiger Charakter und wurde von anderen Charakteren, darunter seinem eigenen Meister, nie als solcher beschrieben.

Wer die Figur des Maul schon durch andere Werke kennengelernt hat, wird erkennen, dass man es auf den ersten Blick mit einem typischen „Hau Drauf“-Charakter zu tun hat, denn genau darauf wurde er trainiert. Doch schon andere Werke, zuletzt gar die vorletzte Folge der Animationsserie Clone Wars zeigte einen differenzierten Darth Maul. Joe Schreiber nimmt diesen gewissen Tiefgang des Charakters auf und baut ihn ebenfalls weiter aus, ohne den Charakter vollkommen zu verdrehen und ihm seine charakterlichen Markenzeichen zu nehmen. Dies gelingt ihm sehr angenehm trotz, oder vielleicht sogar gerade wegen, der Umgebung, die die gleiche Gefahr einer zu stereotypen Darstellung besitzt wie der Hauptakteur selbst.

Joe Schreibers Art ein düsteres Setting zu generieren, gefiel mir bereits in seinen früheren Star Wars-Werken Der Todeskreuzer und Darth Scabrous. Dies vor allem, weil es düsterer, erwachsener ist und Aspekte des Star Wars-Universums herausgreift, welche in den typischen Geschichten dieser Sci-Fi-Welt nur sehr weit am Rande angedeutet werden.

Die sonstigen Charaktere werden ob ihrer eigenen Motivationen ansprechend präsentiert, selbst wenn diverse davon das Ende der Geschichte nicht erleben dürfen. Die Charaktertode wirken jedoch weder redundant, das Element des Todes nutzt sich nicht ab und wirkt nicht beiläufig, noch sind sie vor dem Hintergrund des Szenarios überdramatisiert oder gar melodramatisch aufgesetzt. Das Ambiente wirkt schlicht authentisch. Dinge aus der Geschichte, die den Charakteren Furcht bereiten, schlagen auf den Leser über, was für eine angenehm emotionale Transferleistung spricht.

Wer bereits ein Fan des Star Wars-Universums ist, wird viele Hinweise auf parallele Handlungsstränge aus anderen Büchern und Comics finden. Wer diese anderen Handlungsstränge noch nicht kennt wird seinerseits Anreize finden, sich doch damit auseinander zu setzen und gelockt diese Seitenstränge weiter zu verfolgen. Leider gibt es für den absoluten Star Wars-Neuling hier und da seichte Stolperfallen in Form von Seitenhandlungen, die er nicht verstehen kann. Diese Stolperfallen halten sich jedoch in deutlichen Grenzen und beeinflussen den eigentlichen Hauptstrang der Geschichte nicht.

Am Ende konnte ich nur den Daumen heben und wurde gut unterhalten. Was man von Sith undercover in einem mörderischen Gefängnis, dessen Architektur an The Cube erinnert und diverse Monstren bereithält erwartet, bekommt man hier geliefert.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Blanvalet Taschenbuch Verlag

 

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