Wir alle lieben Spiele. Wir spielen sie ständig, erweitern unsere Sammlung und freuen uns über gute und innovative Regeln. Die Autoren dieser Regeln sind jedoch oft weitestgehend unbekannt oder nur Hardcore-Fans ein Begriff. Eine der wenigen Ausnahmen hiervon ist Eric M. Lang. Der sympathische Spieleautor wirkt nicht nur regelmäßig an neuen Spielen mit, sondern ist innerhalb der Spiele-Szene ein solcher Begriff, dass seine Mitarbeit gerne betont und hervorgehoben wird.
Inhaltsverzeichnis
Interview
Das Interview wurde am 11. Oktober 2015 von Michael Fuchs und Holger Christiansen im Rahmen der Internationalen Spielemesse SPIEL geführt. Dort überraschte uns der Kanadier am Event-Stand von Asmodee bereits vorab damit, dass er äußerst fähig die deutsche Sprache beherrscht.
Teilzeithelden: Eric, woher kannst du unsere Sprache so gut?
Eric: Ich bin zwar gebürtiger Kanadier, aber Deutsch war früher meine Muttersprache. Meine Eltern kommen aus Deutschland: Mein Vater aus Erfurt, meine Mutter aus dem Westerwald. 1960 sind die beiden nach Kanada gezogen. Bis zu meinem fünften Lebensjahr haben wir zuhause aber nur Deutsch gesprochen.
Historie und Lieblingsspiele
Teilzeithelden: Du entwickelst inzwischen schon seit 17 Jahren Spiele, richtig?
Eric: Ja, sogar seit fast 18 Jahren schon. Ich habe damit im Jahr 1997 begonnen und dort mein erstes Spiel veröffentlicht. Und das habe ich damals auch hierher, nach Essen, gebracht.
Teilzeithelden: Welches Spiel war das?
Eric: Es war ein Spiel namens Mystick Domination, ein Kartenspiel. Von der Spielweise her war es wie ein Sammelkartenspiel, ohne dass es sammelbar war. Das ganze Spiel war vollständig in einer Box.
Teilzeithelden: Und von den vielen Spielen, die du in der Zeit gemacht hast – welches findest du, ist das Beste, oder das, welches dir am meisten Spaß gemacht hat bei der Entwicklung?
Eric: Naja – ich sage immer, dass mein Lieblingsspiel das ist, an dem ich gerade arbeite. Oder das als letztes erschienen ist. Aber wenn ich eines wählen müsste, dann wäre es wohl Warhammer Invasion. Das macht mir am meisten Spaß zu spielen. Es spielt sich schnell, ist aber auch taktisch. Ohne dabei zu kompliziert zu werden.
Teilzeithelden: Abgesehen von deinen eigenen Spielen – welche Spiele haben dich in der Art, wie du Spiele siehst und entwickelst, beeinflusst ?
Eric: Da habe ich vier Spiele. Dungeons & Dragons, Cosmic Encounter, World of Warcraft und Magic: The Gathering. Zwischen diesen vier Polen bewegen sich meine eigenen Spiele.
Teilzeithelden: Klassische Brettspiele sind das aber, bis auf Cosmic Encounter, nicht?
Eric: Ich habe, als ich jung war, viele klassische Brettspiele gespielt. Als Kind zum Beispiel oft mit meiner Großmutter Mensch-ärgere-dich-nicht. Auch Sachen wie Poker oder Stratego habe ich schon mal gespielt, aber da merkte ich einfach, das ist nichts für mich. Das sind dann eher die neueren, modernen Spiele.
Das letzte Spiel und Kickstarter
Teilzeithelden: Das letzte Spiel, dass du gemacht hast – das war The Others: 7 Sins, welches erst kürzlich über Kickstarter finanziert wurde, oder?
Eric: Ja, das habe ich über 15 Monate hinweg entwickelt. Und es war ein sehr schwieriges Spiel für mich. Die Geschichte kam von meinen Kollegen und das Artwork war auch schon vorher fertig. Und auf deren Grundlagen musste ich dann das Spiel machen. Dazu kommt, dass es ganze elf Erweiterungen in der Kickstarter-Kampagne gab, die alle vorher fertig werden mussten. Dadurch war es schwer, aber nun bin ich auch durchaus sehr stolz darauf.
Teilzeithelden: Die eigentliche Arbeit für dich kommt also vor dem Kickstarter? Oder gibt es auch hinterher noch viel zu tun?
Eric: Nein, die meisten Spiele sind vor dem Kickstarter fertig. Manchmal müssen wir hinterher noch ein wenig überarbeiten, aber grundsätzlich sind die Spiele komplett und auch schon getestet. Wirkliche Änderungen am Spiel nehmen wir nicht mehr vor.
Teilzeithelden: Hattest Du auch jemals einen Kickstarter, der nicht finanziert wurde?
Eric: Nein, so etwas hatte ich nie. Ich habe bislang aber auch nur vier Kickstarter-Projekte hinter mir, allesamt mit Cool Mini or Not. Der kleinste davon war Kaosball, und selbst der hat rund 350.000 USD eingesammelt. Für Cool Mini or Not ist das aber eher wenig.
Generell interessiert mich Kickstarter aber nicht. Meine Leidenschaft ist nur das Entwickeln von Spielen. Für Cool Mini or Not dagegen ist es notwendig. Sie machen hervorragende Miniaturen und sind das beste Unternehmen dafür, aber sie müssen zur Finanzierung die Kickstarter-Kampagnen machen. Für mich ist das dann eher, sagen wir, ein notwendiges Übel.
Spiele zu Lizenzen und Dice Masters
Teilzeithelden: Du hast ja auch schon viele Spiele mit Lizenzen bekannter Welten gemacht. Hast Du da auch immer einen persönlichen Bezug zu?
Eric: Oh ja! Ich mache nur Spiele für Lizenzen, die ich selber mag. Ansonsten würde ich es ablehnen. Star Wars zum Beispiel ist meine Lieblingsgeschichte oder der Herrn der Ringe, den liebe ich einfach! Marvel natürlich auch, oder D&D. Das war übrigens mein erstes Spiel, das mich dann zum Spieler gemacht hat. Das dann für Dice Masters umzusetzen, war eine besondere Ehre für mich.
Teilzeithelden: Dice Masters ist ein gutes Stichwort. Das Spiel basiert ja auf Quarriors!, einer Eigenentwicklung von dir und Mike Elliott?
Eric: Ja, Quarriors! war das erste gemeinsame Spiel von mir und Mike Elliott. Wir haben das in rund vier Monaten zusammen entwickelt, aber es hat dann ungefähr anderthalb Jahre gedauert, bis eine Firma es angenommen hat. Wizkids, wo es dann erschienen ist, war dabei schon die siebte Firma, bei der wir es vorgestellt haben.
Teilzeithelden: Würdest du sagen, Dice Masters ist eine Weiterentwicklung vom ursprünglichen Quarriors?
Eric: Es ist ein anderes Spiel, auch wenn es auf derselben Spielidee basiert. Aber Dice Masters ist das, was ich damals schon machen wollte! Wir haben aber zuerst Quarriors! gemacht, weil es einfach mehr für die Familie geeignet ist und sich eher an den klassischen Deck-Building-Spielen orientiert.
Teilzeithelden: Wird es für Dice Masters irgendwann auch eine Multiplayer-Variante geben?
Eric: Wir denken immer wieder darüber nach. Es gibt ja eine Variante für 2vs2, aber kein jeder-gegen-jeden. Wir haben es ausprobiert und es funktioniert grundlegend auch, aber es macht einfach keinen richtigen Spaß. Es fühlt sich zu künstlich an.
Ausblick in die Zukunft
Teilzeithelden: Hast du auch schon neue Projekte in der Entwicklung, über die du uns etwas erzählen kannst oder darfst?
Eric: Ich kann zumindest ein klein wenig dazu sagen. Ich werde natürlich noch ein weiteres Spiel für Cool Mini or Not machen im nächsten Jahr, beziehungsweise sogar zwei. Außerdem beginne ich im nächsten Jahr mit der Arbeit an einem neuen Spiel für Fantasy Flight Games. Das wird aber nicht vor 2018 fertig sein.
Im November wird es eine außerdem Ankündigung für ein richtig großes Spiel geben, welches ich mit einem Freund mache. Dazu kann ich zumindest schon sagen, dass es völlig anders als alle meine anderen Spiele sein wird!
Teilzeithelden: Das sind wir schon sehr gespannt! Danke für das Gespräch und deine Zeit.
Fotografien: Holger Christiansen, Eric Lang
Produktbilder: Genannte Produzenten
Hey, Eric Lang, here’s your interview ;-)