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Savage Hulk hat seinen ganz eigenen Charme. Statt einer Erzählung neuer Erlebnisse zu bieten, begleitet der Leser den grünen Gammastrahlen-Mutanten auf eine Reise zu ehemaligen Erlebnissen. Davon gibt es gleich zwei. In den 70er Jahren prallten Hulk und die originale X-Gruppe zusammen. Damals konnte Jean Grey den Riesen in Dr. Bruce Banner zurückverwandeln – dafür gab dieser ihr ein Gerät, mit dem sie Professor Xavier aus dem Koma erwecken konnte. Der Hulk folgt jedoch seiner Natur, wurde wieder groß, grün und verschwand.

In der zweiten Geschichte setzen wir in 1984 ein. Hier verbannte Dr. Strange den grünen Riesen durch Zauberei in eine Welt zwischen den Welten – magisches Niemandsland.

Beide Handlungen wurden nicht weitergeführt, sondern endeten mit diesem Cliffhanger. Nun hat die Leserschaft die Chance, zu erfahren, was weiterhin rund um Hulk geschah.

Die Übersetzung beinhaltet die Bände Savage Hulk 1 bis 6.

Handlung

Alles beginnt mit der großen Schlacht um Las Vegas, wo Gruppe X auf den grünen Riesen trifft. Hulk, zurückgedrängt von den Mutanten, flieht in die Wüste Nevadas, wo er jedoch weiterhin angegriffen wird. Die damalige Spezialeinheit des Militärs, die Hulkbuster, setzen ihm mit den Monster-Missiles hart zu. Indes beratschlagen die X-Men zusammen mit Professor Xavier, wie dem Hulk zu helfen sei. Eigentlich will er nur seine Ruhe – aber die hält nicht lang. Bruce kommt kurz bei einer Familie unter, die in einem Van lebt, muss aber wieder fliehen, als seine Wut erneut erwacht. Und schon prallt er mit den X-Men zusammen – wenn sich dann nicht auch noch Abomination einschalten würde. Es geht heiß her: massig Prügelei, stellenweise seitenfüllende Panels. Beeindruckend inszeniert, aber auf Dauer sehnt man sich als Leser schon nach einer Weiterführung der Handlung. Als Bruce beruhigt ist, wiederum von Jean Grey/Marvel Girl, will Professor X ihm mit dessen eigener Maschine (siehe oben) helfen. Doch als sich der Leader einschaltet, eskalieren Dinge in epische Proportionen.

Was steckt hinter den in Stranges Augen plötzlich entstandenen Städten?
Was steckt hinter den in Stranges Augen plötzlich entstandenen Städten?

Die zweite Geschichte ist um so kürzer, dafür aber charmanter. Dr. Strange ist in einer Gerichtsanhörung in Washington D.C. und muss sich seiner Taten verantworten. Er erklärt, dass er das Monster Hulk aufgrund dessen unstoppbarer Wut, und damit verbundenen Gefahr, in einen Nexus der Welten verbannt hat. Bei der Anhörung steht ihm Agentin Becerra von S.H.I.E.L.D. zur Seite. Doch plötzlich erscheint eine insektoid-humanoide Kreatur aus dem Nichts und fordert Strange auf, ihr zu folgen, da er Schuld am nahen Tod dessen Volkes trüge. Der Erzmagier, neugierig und verantwortungsvoll wie (fast) immer, folgt ihm – Agentin Becerra kommt mit. Ausgehend vom Nexus zwischen den Welten leiten fremdartige, an Tribbles erinnernde, Wesen den Erzmagier in eine als unbewohnt angenommene Welt. Doch sind dort gigantische moderne Städte! Strange ist verwirrt. Noch verwirrter wird er, als er von der insektoiden Kreatur hört, dass sie den Hulk seit Äonen bekämpfen. Aber eigentlich ist die Verbannung des großen Grünen erst ein paar Tage her …

Charaktere

Hulk in seiner ganzen Bandbreite! Grün, groß und wütend – oder auch Banner mit seiner introvertierten und nervös-unsicheren Art. Wer Hulk nicht kennt, erfährt eigentlich alles Wichtige in dem Band. Ausgenommen sind jedoch Erzählungen von Episoden wie World War Hulk oder Planet Hulk. Der Fokus in diesem Comic liegt auch deutlich auf der wilden, zerstörerischen Seite des großen Grünen. Und diese wird eindrucksvoll in vielen mehrseitigen Kampfsequenzen in großen Panels illustriert. Das führt uns zum …

Zeichenstil

Marvel Hulk-Girl Xavier gefällig
Marvel Hulk-Girl Xavier gefällig?

Alan Davis, der Mann, der Captain Britain zeichnete, ist für die Bilder in der ersten und längeren Geschichte verantwortlich. Es gelingt ihm wunderbar, den Charme vergangener Comicjahrzehnte einzufangen und die Panels dennoch mit moderner Zeichenkunst und Dynamik zu füllen. Das ist ein wahres Fest. Dabei sind die Bilder mit vielen Details gefüllt, aber eben nicht so vielen, dass der Leser nicht weiß, wohin er zuerst blicken soll. Besonders Explosionen und Lichtauren beeindrucken in ihrer Schlichtheit und gleichzeitigen Vehemenz.

Gabriel Hardman zeigt sich für das zweite Kapitel verantwortlich. Seine feinen Striche und lebensechten Gesichter sorgen für ein „realistischeres“ Gefühl bei der Betrachtung der Panels. Er arbeitet viel mit Tiefenunschärfe und dramatischen Schatten. Das gibt dem Kapitel ein Gefühl einer grafischen Novelle und weniger eines üblichen Feld-Wald-und-Wiesen-Comics. Besonderen Fokus legt Hardman auf die Augensektion, das macht es auf einen Blick einfach, die Emotionen der Akteure zu lesen.

Preis-/Leistungsverhältnis

16,99 EUR ist schon ein Preis, den man zahlen wollen möchte. Doch was bekommt man dafür? Für Leser, die keine Hulk-Fans sind, eher wenig. Diese können die Ereignisse nicht einsortieren, weil ihnen die Vorkenntnisse fehlen. Aber: Ich habe mich selbst nie groß mit Hulk beschäftigt, kenne aber oben genannte Großereignisse. Zudem helfen erklärende Texte bei der Einsortierung. Ich fand die Lektüre lohnenswert und erhellend – und das Wichtigste: Sie hat Spaß gemacht!

Erscheinungsbild

MARVELEXKLUSIV116SAVAGEHULKSOFTCOVER_Softcover_288Auf handwerklicher Seite gibt es wenig zu bemängeln. Das Papier ist gut, das Cover stabil und plastifiziert. Der Druck jedoch könnte etwas intensiver sein und auch mit höherer Farbsättigung. Störend ist die mindestens viermalige Verwendung einer Illustration eines Zweikampfes zwischen Hulk und Abomination. Panini, das kennen wir besser! Das Cover zeigt die X-Men, wie sie versuchen, den Hulk aufzuhalten. Dieser scheint auf den Betrachter zuzustürmen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Alan Davis, Gabriel Hardman, Corinna Bechko
  • Zeichner(in): Alan Davis, Gabriel Hardman
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover, broschiert
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Textboxen zu Anfang und Ende geben hilfreiche weitere Informationen; zusätzlich sind die Originalcover enthalten.

Fazit

Dass Hulk mehr ist, als nur eine Zerstörungsmaschine, wissen Comicfans schon lange. Durch die erfolgreichen Avengers-Filme ist das mittlerweile auch einer größeren Gruppe bekannt. Auf Dr. Bruce Banner geht der Sammelband jedoch gar nicht ein. Er stellt das Monster, den Zerstörer, den Mutanten in den Vordergrund.

Die beiden Geschichten, die Bezug auf frühere Ereignisse im Marvel-Universum nehmen, haben ihren ganz eigenen Charme. Dabei kommt die zweite Geschichte rund um das Insektenvolk besser davon, wohingegen die erste Geschichte mit dem Leader, Professor Xavier und Hulk besonders am Ende ziemlich übertrieben scheint und zwischendurch von krassen, aber doch ermüdenden Kampfszenen gefüllt ist.

Zeichnerisch wissen beide Episoden zu überzeugen. Mir hat die Lektüre Spaß gemacht, auch wenn ich kein Hulk-Fan bin und es vermutlich auch nicht aus vollem Herzen sein werde.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

 

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