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Ein erster Blick in das 36-seitige Heft, das hier als PDF vorlag, sorgte zunächst mal für Begeisterungsstürme. Etwas mehr als ein Dutzend Illustrationen, die Halblinge nicht nur richtig gut in Szene setzen, sondern darüber hinaus auch in Posen und Situationen zeigen, die zumindest ich zuvor so noch nicht gesehen hatte. Großartig! Die Lektüre ließ den Sturm der Freude dann allerdings recht schnell abebben.

Inhalt

Das Heft beginnt mit einer ganzseitigen Übersicht zu Halblingen. Hier findet man ihre Eckdaten in Kürze und sehr übersichtlich, also ihre Volksmerkmale und eine kleine Liste der Halblinggötter.

Es folgen einige Seiten mit dem Titel Halblinge in der Geschichte. Wer hier allerdings tatsächlich einen mehrseitigen historischen Abriss erwartet, irrt. Gerade mal knappe zwei Seiten widmen sich dem Überschriftsthema, danach folgen Absätze zu körperlichen und geistigen Merkmalen der Halblinge. Zu den körperlichen Merkmalen zählen hierbei Antworten auf die Fragen, wie sie kämpfen, sich ernähren, kleiden, welche Statur sie haben und welche Sinneswahrnehmungen bei ihnen besonders ausgeprägt sind. Zu den geistigen Merkmalen zählen ihre Anpassungsfähigkeit, Tapferkeit und Neugier. Auch das sprichwörtliche Glück der Halblinge sowie eine Beschreibung des Gegensatzes, den sogenannten Unglücksbringern, gehört in diese Sparte, außerdem ein Absatz zum Thema Opportunismus.

Das folgende Kapitel zur Kultur enthält dann detaillierte Information zur Geburt von Halblingen, dem Übergang zum Erwachsenenalter, wichtige Ereignisse wie Heirat und Tod, außerdem detaillierte Informationen zu Halblingsgemeinschaften und ihrer Anpassung innerhalb verschiedener bestehender (menschlicher) Nationen. In diesem Kapitel werden auch weitere Informationen zu Gebäuden und Baustil sowie zur Halblingsprache gegeben, typische Namen und deren Bildung aufgeschlüsselt, und zu guter Letzt erfährt man in diesem Kapitel auch einiges zu der Beziehung der Halblinge zu anderen Völkern sowie zum Thema Religion, Arbeitsethos, Handwerk und Beruf. Doch damit nicht genug. Was einen Halbling zum Abenteurer werden lässt und welche Waffen er bevorzugt verwendet, erfährt man auch bereits in diesem Kapitel. Und abgerundet wird das Ganze durch ein paar Absätze zum Glockenblumennetzwerk und der Gesellschaft der Kundschafter.

Nachdem man damit das umfangreichste Kapitel des Hefts hinter sich gelassen hat, widmet man sich dem Thema Kampf nochmals separat. Im Vordergrund stehen hierbei die von den Halblingen bevorzugte Schleuder und verschiedene Munitionsarten, außerdem werden fünf Talente vorgestellt.

Im Kapitel zum Glauben liegt der Schwerpunkt bei den Erinnerungsstücken. Diese erhalten Halblinge beim Übergang zum Erwachsenenalter nach Erfüllung einer Aufgabe, und sie begleiten einen Halbling sein Leben lang. Fünfzehn Beispiele für solche Erinnerungsstücke ganz unterschiedlicher Art werden in diesem Kapitel vorgestellt.

Den Unglücksbringern, die ohne das sprichwörtliche Glück der Halblinge zur Welt gekommen sind, ist ein separates Kapitel gewidmet, auch wenn dieses lediglich zwei Seiten umfasst. Unglücksbringer ist als Volksmerkmal wählbar, und für den Fall, dass man seinem Charakter dies mit in die Wiege legen möchte, bietet das Kapitel elf Talente an, die damit nutzbar sind.

Es folgt ein Kapitel über Halbling-Opportunisten, eine Prestigeklasse mit einem Rang von mindestens 5 in Heimlichkeit und Wahrnehmung. Sie haben viel Schurkisches an sich und leben davon, andere zu täuschen und auszunutzen, was sie sicherlich zu einer interessanten Klasse macht, allerdings auch zu einer, die es nicht unbedingt leicht hat innerhalb einer guten oder rechtschaffenen Heldengruppe.

Das letzte Kapitel beinhaltet Wesenszüge für Halblinge. Davon basieren fünf auf dem Volk der Halblinge selbst, acht sind mit bestimmten Ländern Golarions verbunden, und weitere neun haben Bezug zu einer bestimmten Gottheit.

Das ist alles eine Menge Inhalt für ein Heft von insgesamt 36 Seiten Umfang, und tatsächlich finden sich darin viele sehr schöne Ideen für das Spiel. Beispielsweise die Tatsache, dass viele Halblinge als Sklaven Cheliax‘ gelebt haben und noch leben, und welche Veränderungen sich dadurch für ihre Kultur ergeben haben, ist richtig spannend zu lesen. Gekrönt werden diese Inhalte von solchen Beschreibungen wie der des Glockenblumennetzwerks (zu dem auch einiges im Almanach der Machtgruppen zu erfahren ist), das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Halblinge zu befreien. Und auch das Kapitel zu den Schleudern wirft mal ein ganz anderes Licht auf diese oft improvisierte Waffe. Verschiedene Munitionsarten und ihr beispielhafter Einsatz zeigen, wie viel Kreativität in diesen Bereich geflossen sind und inspirieren zu weiteren, eigenen Ideen.

Und dennoch konnte sich die anfängliche Begeisterung, die beim groben ersten Blättern aufkam, nicht halten. Hauptgrund dafür sind zahlreiche Rechtschreibfehler, deutlich zu viele für diesen geringen Seitenumfang, etliche Wiederholungen, schief klingende Übersetzungen sowie einige Dinge, die sich etwas seltsam lesen oder gar widersprüchlich erscheinen.

Einige Male findet man beispielsweise fehlenden Plural, sodass statt „die Halblinge“ nur „die Halbling“ zu lesen ist. Ein besonderes Highlight hinsichtlich der Rechtschreibung findet sich auf Seite zwölf: „Halblinge in Celiax‘ Vasallenstaat Isger leiden ebenso wie ihre Artgenossen in Cheliax selcbst.“ Zwei Fehler in einem Satz, und beide sind Fehler, die im Endprodukt nun wirklich nicht mehr auftauchen müssen.

Viel Raum wird darauf verwandt zu erklären, dass Halblinge darum so anpassungsfähig und geduldig erscheinen, ja beinahe etwas Heinzelartiges an sich haben, weil es sie nicht schert, wenn andere sie als geringere Personen und Diener betrachten. Der Schlüssel hierzu liegt laut den Erklärungen darin, dass Halblinge sich ihrer selbst als Volk so bewusst sind und so gefestigt in ihrer Identität, dass sie es einfach nicht nötig haben, sich darum zu scheren. Das ist eine grundsätzlich schöne Idee, aber wie passt sie dazu, dass es nie eine Heimat der Halblinge gab, nie ein gemeinsames Reich, auch nur eine gemeinsame Geschichte abseits derer, als Sklaven von Cheliax zu dienen und zu leben? Natürlich passt die Beschreibung, dass Halblingisch sich mehr oder minder aus der Not und ursprünglich geheimen Zeichen entwickelt hat, großartig zu dieser Historie, aber wie soll auf dieser historischen Basis – oder Nichtbasis – eine so allgemeingültige Volksidentität entstanden sein?

Weniger schwerwiegende Widersprüche finden sich ebenso an anderer Stelle. Beispielsweise wird eine bestimmte Munitionsart für Schleudern auf derselben Seite in einem Absatz als Seifenstein vorgestellt, doch in der direkt darunter befindlichen Tabelle finden sie sich als Schwammsteine wieder.

Zig Male findet man die Beschreibung, dass Halblinge ja diese und jene Berufsbilder bevorzugen, zur Arbeiterklasse gehören, etwa 90 cm groß sind, und auch ihre Vorliebe für Schleudern findet sich an mehreren Stellen des Buches in unterschiedlicher Länge. Und bei den Beschreibungen zu den Erinnerungsstücken findet sich beinahe jedes Mal die Formulierung „wird oft“ oder „wird häufig“ nach einer Aufgabe dieser oder jener Art verliehen. Um genau zu sein, ist drei Male die Rede von „wird häufig“ und acht Mal die Rede von „wird oft“ – bei insgesamt 15 Kurzbeschreibungen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Grundsätzlich ist die preisliche Differenz zwischen PDF- und Heftvariante nicht besonders groß, was schade ist. Hinsichtlich der Inhalte an sich sowie der Illustrationen sind Die Halblinge Golarions jeden einzelnen Cent wert, was die zahlreichen Wiederholungen und noch enthaltenen Fehler angeht, lässt sich diese Aussage allerdings so nicht halten. Das ist schlicht ärgerlich und wirkt ungewohnt schlampig.

Erscheinungsbild

Halblinge Golarions Pathfinder CoverPDF- wie auch Printvariante in Heftform umfassen lediglich 36 Seiten. Wie üblich sind die Illustrationen nicht nur vollfarbig, sondern auch sehr liebevoll erstellt und zeigen zudem Halblinge hier auch mal in anderen Varianten, als man sie sonst so kennt, was als wirklicher Bonus für diese Publikation zählt. Die groben Kapitel sind im PDF zudem als Lesezeichen anwählbar.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses
  • Autor(en): James Jacobs
  • Erscheinungsjahr: 2013
  • Sprache: Deutsch
  • Format: PDF/Print
  • Seitenanzahl: 36
  • ISBN: 978-3-86889-264-2
  • Preis: 8,99 EUR (PDF) / 11,95 (Print)
  • Bezugsquelle: Amazon, Ulisses Ebooks, Sphärenmeister

 

Fazit

Die Halblinge Golarions enthält auf 36 Seiten alles Wissenswerte zu den kleinen Gesellen. Damit spricht das Heft einerseits Neueinsteiger an und bietet diesen reichlich Hintergrundinformationen zu den Halblingen, doch auch bestehende Halbling-Fans kommen inhaltlich ganz auf ihre Kosten. Spezielle Ausarbeitungen zu beispielsweise Schleudern und Erinnerungsstücken zeigen viel Kreativität, die in die Ausarbeitung eingeflossen ist, und die vollfarbigen Illustrationen des Heftes zeigen Halblinge sowohl in klassischen als auch ungewöhnlichen Varianten, was nochmals einen Bonus darstellt.

Mehr als lästig bei diesem Heft sind allerdings Wortwiederholungen, und im Endprodukt enthaltene Flüchtigkeitsfehler sind ebenfalls keine Seltenheit. In Anbetracht des Gesamtumfangs drücken diese Punkte die insgesamte Begeisterung leider deutlich nach unten.

Daumen3weiblichArtikelbilder: Ulisses Spiele

 

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