Geschätzte Lesezeit: 12 Minuten

Dartblaster lassen sich auf die verschiedensten Weisen modifizieren. Ob bei Blastertreffen oder als Fernkampfwaffe beim LARP, durch den Einsatz von gemoddeten Blastern kann es durchaus zu Verletzungen kommen, wenn eine Leistungsgrenze überschritten wurde. Darum sollte man sich vor dem Modding ein paar Gedanken machen.

Bisher in der Reihe „Dartblaster Modding im LARP“ erschienen:

 

Die juristischen Hinweise sind allgemeiner Art und stellen keine Rechtsberatung dar. Alle Auskünfte sind unverbindlich. Individuelle rechtliche Fragen können nicht beantwortet werden, da dies einen Verstoß gegen das Rechtsberatungsgesetz bedeuten würde.

Wenn man einen Dartblaster kauft, ist er ein Spielzeug, welches für Kinder gedacht und konzipiert ist. Es steht explizit auf den Blastern von Nerf, BuzzBee und AirZone, und in der Anleitung, dass man weder die Munition oder den Blaster selbst verändern sollte. Ebenso soll man nicht auf andere Menschen oder Tiere, und speziell auf Augen oder Gesicht zielen. Darum gibt es von den meisten Herstellern auch Schutzbrillen im Angebot. Oft ist dies eine Vorsichtsmaßnahme, um sich rechtlich abzusichern. In der Steinzeit warf man sich vielleicht ja auch Steine zum Spaß an den Kopf, konnte damals nur leider niemanden verklagen, die Joule errechnen (weil der Namensgeber noch nicht geboren war), oder sich überlegen, ob der Stein verformbar ist, oder eher den Körper des Getroffenen verformt. Heute ist die Rechtslage anders, und gerade große Firmen müssen sich bei weltweitem Vertrieb besonders absichern. Insbesondere Hasbro baut im Vergleich sehr viele Sperren (Locks) in seine Blaster ein, um wirklich jeden Fall von unsachgemäßer Handhabung zu vermeiden.

Der gemoddete Blaster

Gerade chinesische Anbieter von Klonprodukten sind da weniger zimperlich. So erhält man die Nerf Modulus mit vier 6V (vier AA-Batterien), Sperre bei offener Ladehemmungsklappe (Jam Door/Access Door) und Sperre bei nicht eingelegtem Magazin. Der Made-in-China-Klon wird ohne alle diese Sperren geliefert und mit einem NiMH-Akku betrieben, was von vornherein eine deutlich bessere Leistung bringt. Also kann man von anderen Herstellern ein quasi-gemoddetes Produkt schon ab Werk kaufen, ohne selbst Hand anlegen zu müssen. Hasbro ist generell sehr zurückhaltend und vorsichtig bei seinen Produkten. Wenn man mit einem völlig unmodifizierten Blaster spielt, ist das gewöhnlicherweise sicher. Ab dem Zeitpunkt, da man den Blaster in irgendeiner Form innerlich verändert, stellt man etwas her. Die Summe der Teile ergibt ein neues Produkt. Damit wird man zum Hersteller. Der Hersteller übernimmt für sein Produkt auch die Garantie! Gerade die Firma Blasterparts löst das sehr schön. Auf jedem Tuning-Produkt steht explizit, dass es sich nicht um ein Nerf-Produkt handelt und man in keiner Verbindung zu Hasbro oder anderen Herstellern steht, und dass es sich um kein Produkt für Kinder handelt. Das Modifizieren geschieht auf eigenes Risiko. Wie Charlton Heston schon sagte: „Guns don’t kill people, people do.“

Verantwortungsvoller Umgang ist der Schlüssel

Der Anwender ist, wie auch bei der Standard-Polsterwaffe, selbst für das Führen verantwortlich. Wer moddet, sollte auch kontrollieren, was er da tut, vor allem, wenn man es ohne externe Kontrolle macht. Darum sei einmal mehr auf die Blastermodding-Gemeinschaft Blasted.de hingewiesen, wo seit Jahren ein reger Austausch zum Thema Modding stattfindet. Es gibt auch zahlreiche Anleitungen im Internet zu dem Thema. Wenn man selbst modifizieren möchte, ist es sicherer, wenn man die Teile dafür von einer Firma aus Europa, oder noch besser, aus dem eigenen Land bezieht. Das hat den Vorteil, dass es geringe Abwicklungskosten verursacht, und man die Rechtslage besser einschätzen (lassen) kann. In Deutschland hat sich die Firma Blasterparts dem Leistungsmodding verschrieben. Sicheres und sachgemäßes Tuning ist mit den dort angebotenen Produkten sehr gut möglich.

Der unsachgemäße Gebrauch von Blastern, modifiziert oder nicht, kann einfach von keinem Hersteller ausgeschlossen werden. Als Hersteller muss man immer vom dümmsten anzunehmenden Anwender ausgehen, in der IT-Branche als DAU (dümmster anzunehmender User) bekannt.

Gerade im Zombie-LARP, wo man den Zombie mittels Blaster oftmals ausschließlich durch Kopftreffer ausschalten kann, verstößt jeder LARPer gegen die Herstellerangaben von Blastern, doch auch das geschieht auf eigenes Risiko … und hoffentlich unter Berücksichtigung des Zombies, der montags auch wieder arbeiten gehen muss.

Die Munition – Darts und Co.

Es gilt jedoch nicht nur den Blaster zu bedenken. Auch die Munition spielt eine ganz erhebliche Rolle bei der Sicherheit. Generell sind Darts, oder auch Discs und Kugeln, ungefährlich, da es sich hier um verformbare Munition bzw. Projektile handelt. Diese geben ihre Energie beim Aufprall nicht unvermindert auf das Ziel weiter, wie es nicht verformbare Projektile tun, sondern absorbieren diese durch Verformen beim Aufprall.

Bereits das Umfärben von Darts kann diese jedoch verändern und beschweren. Beliebt ist dabei Plasti Dip (Flüssiggummi aus der Dose), oder einfacher Sprühlack. Der Dart wird dadurch aber nicht signifikant an seiner Fähigkeit, sich zu verformen, verlieren und bleibt ungefährlich. Dennoch sollte nach dem Umfärben die Härte des Darts überprüft werden.

Ebenfalls kürzen Modder schlicht die Darts um über die Hälfte. Dafür gibt es auch Magazine und verlängerte Dartpusher (Schieber, die den Dart zwischen die Schwungscheiben, auch Flywheels genannt, führen). Auch das ist unbedenklich: Ist der Dart zu kurz, fliegt er aufgrund seines geringen Gewichts auch nicht weit oder präzise. Das geringe Gewicht des abgeschossenen Körpers limitiert Flugverhalten und Energie.

Wird die Munition schwerer gemacht, um bessere aerodynamische Eigenschaften zu erhalten, kann das problematisch werden. Unter anderem kam es bereits auf Cons dazu, dass Streamline Darts mit Nägeln darin gefunden wurden, und auch Airsoftkugeln (BBs) steckten teilweise direkt hinter dem Dartkopf. Mal von den BBs abgesehen, sollte der gesunde Menschenverstand schon nahelegen, dass man so Verletzungen „billigend in Kauf nimmt“. Damit kann man sich durchaus im Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung bewegen, und man muss sich gerichtlich dann eventuell noch über „Vorsatz“ unterhalten. Hinzu kommt noch, dass daraus eine schwere Körperverletzung werden kann, je nach Ergebnis der hervorgerufenen Wunde. Von einer Manipulation der Blastermunition, über neue Farbe oder Kürzen hinaus, sei also dringend abgeraten.

Welche Schaumstoffmunition ist am ungefährlichsten?

Die Energie des Geschosses und die Energieverteilung bei der abrupten Entschleunigung auf 0 m/sek. sind der Schlüssel. Je größer das Gewicht, desto höher die transportierte und abgegebene Energie. Obwohl die Rival Balls deutlich schwerer sind als Darts, haben sie bessere Eigenschaften bei der Energieverteilung. Zum einen bieten sie eine größere Aufprallfläche als ein Dart, und der gesamte Körper kann die Energie verteilen. Bei Darts verhält sich das durch die Zusammensetzung aus Gummikopf und Schaumstoffkörper anders. Man muss sich auch noch vor Augen führen, dass es sich bei allen Originalprodukten gerade der Firma Nerf um ausgewiesenes Spielzeug handelt, was dazu bestimmt ist, dass Kindern (Zielgruppe bei N-Strike sind unter 14-jährige, bei Rival 15+) nichts passiert, wenn sie aufeinander schießen. Bei der höheren Energiezahl der Rival-Serie werden in dieser Reihe auch Schutzmasken empfohlen. Es gibt auch immer wieder Diskussionen darüber, ob einige Darts überhaupt von einigen Veranstaltern zugelassen werden sollten, oder nicht.

Auch hier vergegenwärtige man sich, dass Ingenieure und Produktentwickler in einem langen Prozess mit Testphasen, vor allem in einem Land mit einer sehr geringen Klageschwelle, diese Darts als Spielzeug entwickelten, vertreiben und seit Jahren auf dem Markt bestehen, ohne in die Insolvenz geklagt worden zu sein. Somit erscheint es etwas komisch, wenn man dann die Spielzeugdarts, die eigentlich für Kinder klagefreudiger Eltern konzipiert wurden, nicht auf einer Veranstaltung mit einem Mindestalter von 18 Jahren, verwenden darf.

Ein bisschen Mathe

Dann ist noch zu berücksichtigen, dass die Energieverteilung auch auf den entschleunigten Körper wirkt. Ein völlig starrer Körper gibt seine Beschleunigungsenergie einfach weiter, während ein weicher Körper einen Teil davon selbst aufnimmt, Stichwort „verformbare Munition“.

Bei diesem Vergleich schneiden Nerf Vortex Discs und Rival Balls deutlich besser als die Streamline oder Elite Darts ab, da der Dartkopf aus Gummi besteht; bei den Anderen handelt es sich um knautschbaren Schaumstoff. Bei Vortex Discs besteht der Kern aus Gummi und der Mantel aus Schaumstoff, bei den Rival Balls besteht die gesamte Kugel aus Nerf-Schaumstoff. Dafür ist das Gewicht größer. Ein Nerf Elite Dart wiegt ca. 1 g (0,96 – 1,00 g tatsächlich) während der Nerf Streamline Dart 1,3 g wiegt, und ein Nerf Rival Ball 1,67 g hat.

Die Joulezahl berechnet sich wie folgt: (Geschossgewicht in Gramm x Geschossgeschwindigkeit in m/sek²) : 2000.

Somit ergibt sich für einen Nerf Elite Dart mit unmodifiziertem Blaster (~72 feet per second) eine Joulezahl von 0,24 J. Bei einer Nerf Rival Khaos (~101 fps) ergibt sich also ab Werk 0,79 Joule.

Wem das nun zu kompliziert ist, findet hier eine Onlinerechner.

Auch wenn die Rival-Serie deutlich höhere Joulezahlen liefert, fühlen sich die Kugeln beim Aufprall subjektiv besser an, als die Darts bei gemoddeten Blastern mit identischer Energie. Dies ist vermutlich auf die größere und verformbarere Aufprallfläche zurückzuführen.

Was bedeutet das nun für Blaster im LARP?

Solange der Blaster mit seiner Munition 0,5 Joule nicht überschreitet, ist er ein Spielzeug. Im Waffengesetz steht dazu: „Ein Körper von 1 kg Masse hat nach einem widerstandsfreien Fall aus 1 m Höhe eine Bewegungsenergie von etwa 10 J. Die Bewegungsenergie der Geschosse ist nach den in Anlage 1 festgelegten Grundsätzen zu ermitteln.“ Siehe Formel weiter oben. Daraus ergibt sich auch, dass selbst bei einer Feder mit 10kg äquivalenter Masse (Maßeinheit der Tuningfedern), also der fünffachen Kraft der Originalfeder vieler Blaster, die normalen und ungetunten Darts nicht 0,5 Joule überschreiten. Das Gewicht der Munition limitiert dies von vornherein. Ab einer gewissen Federstärke führt dies eher dazu, dass die Darts ausreißen, durch den Druck aufreißen oder Bauteile im Blaster beschädigt werden. Dennoch gilt, wie für jede LARP-Fernkampfwaffe: Schüsse ins Gesicht müssen vermieden werden, sei es nun ein getunter oder ungetunter Blaster.

Daraus leitet sich aber vor allem ab, dass die Munition auf keinen Fall mit zusätzlichen Dingen beschwert werden sollte. Insbesondere mit Dingen, die bei genauem Nachdenken darüber schon als Verletzungsgefahr erkannt werden können – sonst hat man einen Nagel im Kopf.

Für Rival-Munition gilt indes, dass das Geschoss sehr wohl durch eine stärkere Feder deutlich über 0,5 Joule erreichen kann. Das ist im Fall der erwähnten Khaos ja bereits im Originalzustand der Fall.

Schade ist, dass es bisher keinen einheitlichen Standard dessen gibt, was erlaubt ist. So gibt es LARPs, bei denen nur Nerfs erlaubt sind, die auch wie Spielzeug aussehen, und wieder andere, bei denen der Blaster explizit nach einer Waffe aussehen muss. Sicher ist das auch der Auswahl des Spielortes geschuldet. Dennoch ist es für Spieler frustran, wenn sie ihre Lieblingsblaster zwei- oder dreimal kaufen müssen, den einen dann lackieren, und den anderen im Originalzustand lassen.

Als einheitlicher Lösungsansatz könnte man beispielsweise auch die Blaster in Farben lackieren, die weder das Ambiente stören, noch nach Waffe aussehen, z. B. ein Farbschema in weiß/schwarz.

Auch im Bereich des Leistungsspektrums der Blaster gibt es nur schwammige Kriterien. Dabei ist es so einfach, wie im Airsoft auch jeden Blaster durch einen Chronographen laufen zu lassen. Überschreitet er eine bestimmte fps-Rate, wird er nicht zugelassen; ebenso beschwerte Munition.

Doch bisher bekommt man in den Regelwerken keine klare Aussage, und es gibt auch keine Kontrollmöglichkeiten. Die im LARP beliebte Ansage, die Polsterwaffe, oder hier den Dartblaster, bei sich selbst an einer sensiblen Hautpartie zu testen, ist nicht objektiv, sondern nur riskant.

Sehr schlecht ist vor allem auch, wenn Regeln einfach nicht schriftlich geändert werden, man sich das aktuelle Regelwerk von der Orga besorgt, und auf der Veranstaltung dann einige Darts oder Blaster nicht zugelassen werden, wobei andere Blasterbesitzer laut Eigenaussage mit Vollmetallteilen und Motoren von Tim Taylor unterwegs sind und keine Probleme bekommen, solche Dinge einzuchecken.

Vor allem verlässt man sich auch während der Veranstaltung darauf, dass der Veranstalter übertunte Blaster erkennt und aus dem Verkehr zieht, doch wie soll das ohne Chronographen und Prüfung der Blaster stattfinden? Im Fantasy-LARP werden Bögen und Armbrüste entsprechend getestet bzw. im Regelwerk explizit limitiert.

Ist ein Dartblaster eine Anscheinswaffe?

Nicht ganz unerwähnt sollten noch Gedanken zu Thema Anscheinswaffe bleiben. Im Waffengesetz § 42a ist geregelt, dass man keine Anscheinswaffe offen in der Öffentlichkeit führen darf. In einem verschlossenen Behältnis ist das kein Problem. Auf einem Privatgelände oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit sieht das wieder anders aus, und es gibt auch Ausnahmen. Da die meisten LARPs jedoch per Definition öffentliche Veranstaltungen sind (ausgenommen Einladungs-LARPs ohne öffentliche Ausschreibung und auf geschlossenem Gelände), trifft das also auf die meisten Fälle zu.

Alles, was nach Waffe aussieht, erfüllt die Definition einer Anscheinswaffe. Fast jeder schwarz lackierte Dartblaster fällt somit unter die Definition der Anscheinswaffe. Zwar kennt das Waffengesetz auch Spielzeugwaffen, doch sich hierauf zu verlassen, kann schief gehen.   Das Abschleifen der Nerf-Logos erschwert es zudem sehr, bei einer spontan ausgelösten Razzia durch besorgte Bürger, der Polizei zu erklären, dass es sich um ein Spielzeug handelt. Daher empfiehlt es sich, mindestens ein Nerf-Logo auf dem Blaster zu belassen. Wer nicht mit bunten Blastern glücklich wird, kann sie auch in anderen Farbschemata lackieren, um sowohl nicht als Anscheinswaffe, aber dennoch als stimmiger Blaster zu gelten. Letztendlich entscheidet das jedoch der Beamte vor Ort, und im Zweifelsfall zieht er die Waffe erst einmal ein.

Fazit

Eine einheitliche Regelung, zumindest bei Leistungsmodifikationen, wäre sehr wünschenswert. Für Bogen und Armbrust konnte sich das ja auch durchsetzen. Denkbar wären ja auch mehrere Kategorien, die nach Leistung sortiert sind. Exemplarisch wären Blaster-/munitionswerte bis maximal 0,5 Joule ein guter Richtwert. Alternativ, weil leichter zu Messen, eine Beschränkung der fps auf maximal 100 mit Elite Darts.

Ganz sicher fährt man also ganz ohne Veränderungen am Blaster. Externe Modifikationen bergen vor allem die Gefahr der Anscheinswaffe, aber keine Gefahr für die Mitmenschen. Leistungsmodifikationen sollten im LARP nicht das Ziel der absoluten Maximierung haben, sondern stets vor dem Hintergrund der Nutzung betrachtet werden. Gerade bei Schusswaffen hat man noch weniger Kontrolle über Treffer und sollte sich dessen immer bewusst sein. Das Modifizieren eines Dartblasters im LARP hat also stets das mögliche Opfer im Fokus, und nicht (nur) den eigenen Vorteil. Ein moderates Modding hingegen, um Reichweite und Präzision zu erhöhen, ist unter den obigen Gesichtspunkten vertretbar, und kann im Falle der Verbesserung der Präzision sogar die Sicherheit erhöhen.

Artikelbilder: © Teilzeithelden

 

4 Kommentare

  1. Schöner Artikel auch wenn ich das Leistungszeug mal wieder nicht verstanden habe. Ich unterscheide also nach wie vor in „tut weh“ (Disks als Zombie im gesicht sind einfach widerlich und können sogar ungemoddet blaue Flecken geben) und „tut nicht weh“ ;)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein