Rezension: Wonder Woman 1 – Die Lügen (DC Comics/Panini)

Das Rebirth-Ereignis bei DC Comics brachte viele Veränderungen, sowohl innerhalb des DCU als auch unter den Zeichnern und Autoren. Um den Neustart von Wonder Woman kümmerten sich Greg Rucka und das Zeichner-Duo Liam Sharp und Matthew Clark. Gemeinsam schufen sie die stärkste Reihe, die das DCU momentan zu bieten hat.

Wonder Woman gehört der Trias der wichtigsten Helden des DCU Natürlich wurde die Rebirth-Wiedergeburt ihrer Reihe heiß von den Fans erwartet. Zumal ja schon in Kürze der Kinofilm ansteht, der die Heldin erstmalig solo auf der großen Leinwand präsent werden lässt. Da freut es umso mehr, dass der Start der neuen Wonder Woman-Reihe so fulminant und spannend ausfällt, denn Greg Rucka, Liam Sharp und Matthew Clark entpuppen sich als ein Dreamteam. Und der Band lässt es weder an Storytiefe noch an künstlerischer Umsetzung mangeln.

Handlung

Jeder Held braucht seinen Widersacher, jedes Licht braucht die Dunkelheit. Denn was wäre Batman ohne den Joker, was wäre Superman ohne Lex Luthor? Und was wäre Wonder Woman ohne Cheetah, oder besser, Barbara Ann Minerva? In Wonder Woman 1 – Die Lügen macht sich Wonder Woman auf, um herauszufinden, warum ihr der Weg in den Olymp genauso versperrt ist wie der Zugang zu Themyscira. Und warum fühlt sich die Welt, die Realität um sie herum, so verändert an? Nicht einmal das Lasso der Wahrheit bietet hier die Antworten, und so wendet sich die Königin der Amazonen an ihre ehemalige Freundin und jetzige Rivalin Cheetah. Diese ist bereit, Wonder Woman zu helfen, wenn die Halbgöttin endlich ihr Versprechen wahr macht und Cheetah von ihrer Existenz als Katzengöttin befreit.

Dazu muss der Fluch des finsteren Männlichkeitsgottes Urzkartaga gebrochen werden. Und auch Wonder Womans Freund Steve Trevor ist in die Fänge der Gottheit geraten. Wonder Woman stellt sich der Herausforderung, um herauszufinden, dass das Netz aus Lügen und Intrigen, das sie umgibt, wesentlich dichter ist, als sie es sich vorgestellt hat. Auch die mysteriöse Doktor Veronica Cale scheint hier eine wichtige Rolle zu spielen. Wonder Woman 1 spinnt eine atmosphärisch dichte Geschichte zwischen Cthulhu und Indiana Jones, mit Mystery-Action und einer gewaltigen Prise Abenteuer. Der Band erinnert an Zeiten, in denen Graphic Novels wie Batman: Shaman entstanden. Er ist mutig, spannend und sehr weiblich. Besonders gefällt die einfühlsame Art, in der die Geschichte erzählt wird.

Charaktere

Die Darstellung der Charaktere ist in diesem Band ausgezeichnet gelungen. Der von Leidenschaft und Hingabe getriebene Steve Trevor ist genauso glaubwürdig dargestellt, wie die verwirrte und angeschlagene Diana Prince, die erst zu sich selbst finden muss, bevor sie sich wieder auf etwas anderes einlassen kann. Das Highlight der Charakterdarstellung ist aber Cheetah, der man ihr Leiden an ihren übernatürlichen Gaben sofort abkauft. Hier wurde der Charakter so liebevoll inszeniert, wie selten in den immerhin nun dreißig Jahren seiner Comic-Existenz. Dabei wird das Gefühl für die Figur nicht nur vom Text getragen, sondern zudem von den berauschenden Bildern bestens unterstützt.

Auch der Auftritt von Dr. Cale ist gelungen in Szene gesetzt. Hier wird eine ernstzunehmende Schurkin aufgebaut, von der viel zu erwarten ist. Eine Frau zwischen Ehrgeiz und Fanatismus, die noch viel von sich reden machen wird.

Zeichenstil

Das, was Liam Sharp und Matthew Clark hier an Comic-Kunst bieten, sucht seinesgleichen. Während Matthew Clark schon seit den 1990er Jahren mit Wonder Woman vertraut ist, und auch schon in der Vergangenheit einige Geschichten der berühmten Amazone zeichnete, dürfte sich bei Liam Sharp die Erfahrung in der Bebilderung des Conan-Rollenspiels bemerkbar machen. Zusammen schaffen beide eine Ästhetik, die vom Kino kaum zu übertreffen wäre.

Den Bildern wohnt Kraft und Energie inne, und doch schaffen sie es auch, die sensiblen Momente einzufangen, die diese Geschichte so besonders machen. Dazu kommen die absolut stimmigen Farben, die Colwell und Martin den Illustrationen verliehen haben, und die von starker Strahlkraft und Symbolik strotzen. Dieser Comic ist ein Fest fürs Auge und lässt die Nachfolgebände fast sehnsuchtsvoll erwarten.

Erscheinungsbild

Wonder Woman 1 – Die Lügen umfasst das Rebirth Special sowie die komplette Saga The Lies. Damit bekommen wir einen der dicksten Sammelbände des Rebirth-Events geliefert, aber das ist absolut stimmig, um die Geschichte in einem sinnvollen Rahmen zu präsentieren. Bei Panini ist man sich sehr wohl bewusst, was für ein Kleinod dieser Comicband ist. Über 160 Seiten auf sehr wertigem Papier und in einem wunderbar gestalteten Umschlag mit Einschlägen, die beim Lesen als Lesezeichen dienen können, überzeugen in gewohnter Panini-Qualität. Auch bei den gewohnten Anmerkungen der Redaktion hat man sich diesmal gestalterisch besonders viel Mühe gegeben. So entstand ein in sich runder Band, der inhaltlich und qualitativ nur das Beste bietet.

Die harten Fakten:

• Verlag: DC Comics/ Panini
• Autor(en): Greg Rucka
• Zeichner(in): Liam Sharp / Matthew Clark
• Erscheinungsjahr: 2017
• Sprache: Deutsch
• Format: Sammelband
• Seitenanzahl: 164
• Preis: 16,99 EUR
• Bezugsquelle: Panini Comics

Fazit

Wonder Woman 1 ist bislang der absolute Höhepunkt des Rebirth-Events. Star-Autor Greg Rucka, der mit Wonder Woman bestens vertraut ist, erzählt einfühlsam und spannend zugleich eine faszinierende Abenteuergeschichte. Dabei wird die atmosphärische Dichte, die irgendwo zwischen Cthulhu und Indiana Jones anzusiedeln ist, durch das atemberaubend schöne Artwork von Comic- und Rollenspielillustrator Liam Sharp und Matthew Clark untermauert. Wonder Woman muss sich der Frage nach der Wahrheit stellen, der Suche nach der eigenen Identität, und benötigt dabei die Hilfe ihrer einstigen Freundin und nun bitteren Rivalin Cheetah. Doch diese möchte ihrerseits erst einmal von ihrem grausamen Fluch erlöst werden. Und dann gerät auch noch Wonder Womans Freund Steve Trevor in die Fänge der uralten Gottheit Urzkartaga.

Panini hat die amerikanische Reihe The Lies in diesem Sammelband zusammengefasst und bietet dem Leser zu einem fairen Preis das Gesamtpaket in hochwertiger Ausstattung an. Man weiß sehr wohl, dass Wonder Woman in Erwartung des Kinofilms auch für neue Leser sehr attraktiv ist. Und denen wird der Einstieg in den Band und seine Welt leichtfallen. Doch auch erfahrene Fans der Prinzessin Themysciras werden voll auf ihre Kosten kommen. Und der Preis für den Band ist absolut fair.

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.