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Die Animuc in Fürstenfeldbruck bei München fand 2018 zum zehnten Mal statt und lud bei strahlendem Sonnenschein zum Genießen des weitläufigen Geländes und der Cosplays auf den Wiesen ein. Im Inneren gab es ein reichhaltiges Programm, internationale Cosplayer, Sänger und Showgruppen waren ebenso vor Ort wie viele Workshopleiter mit interessanten Themen.

Inzwischen ist die Animuc eine feste Größe im Con-Kalender und lud auch dieses Jahr wieder Anfang April in die Anlage rund um die Klosterkirche Fürstenfeld ein. Nach kalten Temperaturen und eher schlechtem Wetter im Vorjahr zeigte sich die Natur dieses Mal von ihrer besten Seite und zeichnete damit ein umso schöneres Bild von den hunderten Kostümen, die auf der Veranstaltung zu bestaunen waren. Der Veranstalter Animexx e.V. hat auch dieses Jahr wieder eine runde und vergnügliche Veranstaltung ermöglicht.

Das Gelände

Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld ist seit ihrer Gründung 2009 das angestammte Gelände der Animuc und befindet sich in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Zisterzienserklosters Fürstenfeld. Vom Kloster ist noch heute die barocke Klosterkirche erhalten, deren Eingangstüren auf tausenden Fotos den Cosplayern als Hintergrund dienen. Nicht selten standen Cosplayer und Fotografen Schlange, um für einige Minuten den begehrten Platz zu ergattern.

Die modern ausgebauten Gebäude sind von innen noch mit Holzgebälk und rustikalem Charme ausgestattet, lassen aber dennoch keine Annehmlichkeit vermissen. Es gibt ausreichende Mengen sauberer Toiletten, moderne Inneneinrichtung und der große Saal ist mit guter Licht- und Tontechnik ausgerüstet. Was beim guten Wetter dieses Jahr kein Problem war, aber das Gelände für Neulinge etwas unübersichtlich macht, ist, dass die Animuc sich tatsächlich auf mehrere Gebäude auf dem Gelände erstreckt, zwischen denen man teilweise ohne Überdachung gehen muss. Vom Haupteingang (und Parkplatz) des Geländes kommend ist das erste Gebäude links die Tenne, in der der Händlerbereich untergebracht war. Im rechts liegenden Hauptgebäude befindet sich mittig der Eingangsbereich mit Kasse und Infostand, von dort hat man Zugang zum großen Saal (Showacts und Wettbewerbe) und zum Obergeschoss, wo sich in einem über eine kleine Brücke verbundenen Nebengebäude der kleine Saal (Ball, größere Panels etc.) befindet. Um in den Workshopbereich zu gelangen, musste man das Hauptgebäude verlassen und durch einen hinteren Eingang wieder betreten. Im gleichen Nebengebäude wie der kleine Saal befand sich auch der Karaoke-Bereich und der Gamesroom, aber auch hier musste man zunächst das Gebäude verlassen und durch einen anderen Eingang betreten, der zunächst aussieht, als würde er nur zur Küche des Biergartens führen.

Verwirrend? Absolut. Alle Nebeneingänge und Schleichwege durch das Gelände kennen allenfalls langjährige Helfer. Die Beschilderung war inzwischen recht gut, aber ohne den ständigen Blick auf den Übersichtsplan und die eine oder andere Nachfrage verlief man sich als Neuling doch öfters, wenn man einen bestimmten Raum suchte.

Die verschachtelten Räume und Wege sorgen für erschwerte Bedingungen, viele Cosplayer waren im Außengelände zu finden.

Vielleicht war auch das ein Grund, dass die Cosplayer sich lieber auf den Wiesen aufhielten. Derer gibt es vier. Eine befindet sich zwischen Biergarten, Hauptgebäude und Bach, wegen der größten Nähe zum Eingangsbereich und den eigentlichen Congebäuden war sie die am meisten genutzte Picknickwiese. Über eine Brücke hinweg auf der anderen Seite des Bachs befinden sich zwei Wiesen, eine am Flussufer und die andere zwischen dem Restaurant Klosterstüberl und der Kirche. Die letzte Wiese befindet sich „hinter“ dem Congelände, auf der Außenseite des Hauptgebäudes und neben einem weiteren Bach. Diese ist die größte, gleichzeitig aber auch am wenigsten genutzte Wiese.

Fotos wurden auf den Wiesen, an den Bächen, vor der Kirche, hinter der Kirche, an der Böschung hinter der Kirche, am Tümpel ein paar Meter weiter und auch überall dazwischen gemacht. Die Rückseite des großen Saals ist mit einer spiegelnden Glasfassade auch für moderne bis futuristisch anmutende Bilder geeignet, sodass kaum ein Hintergrundmotiv fehlte. Es gibt sogar einen Brunnen.

Das Gelände liegt etwa zwölf Minuten zu Fuß vom S-Bahnhof Fürstenfeldbruck entfernt, dieser befindet sich im Außenbereich des Münchner Nahverkehrsnetzes. Es gibt einen zum Gelände gehörenden Parkplatz, der aber schon seit Jahren mit dem Besucheransturm der Animuc nicht mithalten kann. Als Ausweichmöglichkeit gibt es nur etwas weiter entfernt noch Parkplätze am Sportzentrum. Direkt vor dem Gelände hält ein Bus, die Fahrt damit lohnt aber ob der Taktung kaum, von der S-Bahn ist man zu Fuß regelmäßig schneller. Wenn die S-Bahn denn fährt: Das Animuc-Wochenende scheint in dieser Hinsicht etwas verflucht. Ohne Störung oder Schienenersatzverkehr gab es noch keine Animuc – dieses Jahr gab es am Freitagabend einen Unfall auf den Gleisen in Richtung Stadt, wodurch die Bahnstrecke über eine Stunde lang unterbrochen war.

Da das Gelände und die Barockkirche sowohl als Naherholungsgebiet bekannt sind als auch in diversen Reiseführern stehen, sind bei gutem Wetter auch massenweise Tagesbesucher vor Ort, die mit der Animuc nichts zu tun haben. Die meisten von ihnen sind aber freundlich und aufgeschlossen gegenüber den kostümierten Besuchern der Animuc, Konflikte sind überaus selten.

Das Wetter und die Cosplayer

Schon seit der ersten Animuc 2009 hatte sich herumgesprochen, dass die grünen Wiesen, Bäche und Kirchengebäude eine fantastische Kulisse für Cosplayer darstellen. Das ist bis heute ein entscheidendes Kapital der Animuc, die mit dem gewählten Termin aber keine Schönwettergarantie hat. Im April (immer kurz nach Ostern) tut das Wetter bekanntlich, was es will – von Schneeschauern bis sommerlichen Temperaturen war auf der Animuc entsprechend schon alles geboten. Dieses Jahr war eher Sonnenbrand- denn Erfrierungsgefahr, und die Besucher haben entsprechend viel Zeit auf dem Außengelände verbracht. Das Sehen und Gesehenwerden der Cosplayer war damit besonders am Samstag ein deutlicher Fokus, aber auch die weniger aufwendig oder gar nicht kostümierten Besucher machten es sich mit Picknickdecken auf der Wiese bequem.

Programm

Die Animuc bot ein umfassendes All-Inclusive Programm rund um Anime, Manga, Japan und Cosplay an. Alle Programmpunkte mit Ausnahme des Balls am Freitagabend konnten mit dem Ticket ohne Aufpreis besucht werden. Überfüllte Programmpunkte waren dieses Jahr weitgehend kein Problem, was aber auch an der überdurchschnittlichen Zahl an Leuten gelegen hat, die kaum die Wiesen verließen. Nur für die AMV Happy Hour am Samstagabend standen wirklich viele Leute an, aber nach unseren Informationen haben letztlich auch dort alle einen Sitzplatz gefunden.

Cosplay-Ehrengäste

Schon seit einigen Jahren legt die Animuc einen gezielten Fokus auf Cosplay in der Programmplanung. Es werden internationale Cosplayer eingeladen, die in Panels und Workshops ihr Wissen weitergeben und in Foto- und Autogrammstunden für Fans erreichbar werden. Dieses Jahr waren Lay aus Japan, Kicka aus Italien und Serg aus Russland eingeladen, außerdem waren Tsuki und FallenWings als Ehrengäste vor Ort, die als Team „Kassel4niaGirls“ für Deutschland 2017 beim WCS waren.

Lay hatte Tipps zum Erstellen von Cosplay-Fotobüchern im Gepäck, Kicka und Serg gaben am Sonntag Workshops zum Waffen- und Rüstungsbau, und das Team Kassel4niaGirls ging am Samstag auf den Aufbau, die Arbeitsteilung und das Zusammenleben in einem Cosplay-Team ein. Alle Cosplay-Ehrengäste gaben am Sonntagmorgen ein gemeinsames Panel, in dem Fragen zu persönlichen Inspirationen für Cosplay ebenso beantwortet wurden wie zu kulturellen Unterschieden zwischen Cosplayern auf der ganzen Welt.

Wettbewerbe

Die Animuc hatte jeden Tag einen Cosplay-Wettbewerb zu bieten und noch ein paar andere Wettbewerbe oben drauf. Am Freitag gab es den Cosplay Catwalk Contest, in dem es nur um das Präsentieren des Kostüms ging. Am Samstag fand der Cosplay Performance Wettbewerb statt, und am Sonntag der deutsche Vorentscheid für Clara Cow’s Cosplay Championship (Kurz C4), einen internationalen Team-Wettbewerb mit starkem Fokus auf den Bühnenauftritt und einem Finale auf der Animecon in Den Haag. Aufgrund der Fülle an Programm haben wir uns nur den C4 angesehen, der leider mit einer großen Menge an Absagen von gemeldeten Teams zu kämpfen hatte. Die Teams, die antraten, waren aber mit lustigen Auftritten und guten Kostümen vor Ort und haben das Publikum gut unterhalten. Mit einem lustigen Sketch zur Feindschaft zwischen Kikyo und Kagome aus Inu Yasha gewannen schließlich MarekMichella und Liadebeaumont das Ticket nach Den Haag, um dort als Team Deutschland ins Finale einzuziehen.

Die Animuc hatte aber noch andere Wettbewerbe zu bieten – den Cosplay Dance Off, bei dem zwei Cosplayer sich einen Dance Battle lieferten und das Publikum durch Applaus entschied, wer weiterkommt, ein Anime-Musik-Quiz, ein Animuc-Quiz mit Fragen zu Anime, Manga und Japan und den Animuc-Triathlon, bei dem es auch mal um das körperliche Geschick der Teilnehmer ging. Im Rahmen der Animuc fand zuletzt auch ein AMV (Anime-Musik-Video) Wettbewerb statt, bei dem im Vorfeld Videos eingeschickt werden konnten. Auf der Animuc wurden die Jury-Preise bekanntgegeben und ein Publikumspreis ermittelt.

Showacts

Die Bühne der Animuc hatte auch den kompletten Blumenstrauß der deutschen Fankultur zu bieten: deutsche Sängerinnen mit Anime-Song-Covern, diverse Showgruppen und den in München beheimateten Animanga-Chor, der auch Anime-Lieder singt. Aus Japan war die Sängerin Azumi Inoue mit ihrer ebenfalls singenden Tochter Yuyu angereist, um ein gemeinsames Konzert zu geben.

Zeichner

Der taiwanesische Zeichner Krenz und die deutsche Zeichnerin Reyhan waren als Zeichner-Ehrengäste vor Ort und haben ebenfalls Workshops gehalten und ihre Werke in der oberen Tenne zum Verkauf angeboten.

Wer Interesse an Werken von Nachwuchskünstlern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum hatte, wurde in der Künstlerallee im Obergeschoss der Tenne fündig. Dort waren über 25 verschiedene Künstler vertreten, die ihre eigenen Werke verkauft haben. Von Comics im Eigenverlag über Auftragszeichnungen, Sticker und Notizblöcke bis hin zu bestickten Handtüchern und Häkeltierchen gab es hier vieles, was das Fan-Herz begeistert.

Workshops

Mit über 30 Workshops und Vorträgen im Programm konnte man die Animuc auch gut als Fortbildungs-Veranstaltung besuchen. Hauptthema war Cosplay in allen Facetten, aber auch japanische Kultur war mit Workshops zu Kyudo, Bento- und Mochi-Kochkursen und Vorträgen zu japanischen Volksfesten (Matsuri) gut vertreten. Wer sich bewegen wollte, kam in Tanzworkshops auf seine Kosten. Leider mussten – wohl wegen Ausfall der Workshopleiter – einige Programmpunkte entfallen, sodass im Bereich Cosplay das Angebot nicht ganz so üppig war wie im Programmheft noch ausgeschrieben.

Besondere Highlights

Die AMV Happy Hour am Samstagabend dürfte der wohl am meisten ausgelastete Programmpunkt gewesen sein. Die lange Schlange vor dem kleinen Saal zog sich bis in den Eingangsbereich hinunter, und das trotz strenger Alterskontrolle am Eingang. Der Programmpunkt hat sich in den letzten fünf Jahren gut etabliert und wird auch immer als heißer Tipp empfohlen, zudem ist nach Sonnenuntergang das Außengelände nicht mehr so interessant, da die Temperaturen doch schnell abfallen. Das Konzept der AMV Happy Hour ist so simpel wie attraktiv: Es wird eine sorgsam ausgewählte Liste von AMVs abgespielt, dazu kommentiert Moderator (und Kurator der Liste) Lord Takeda noch mit Anekdoten zu den entsprechenden Videos. Dieses Jahr hatte die Saaltechnik im Vorfeld eine Bibliothek an Gag-Sounds vorbereitet, die als Reaktion (und Provokation) des Moderators immer wieder aus dem Off eingespielt wurden. Zur allgemeinen Belustigung des Publikums, selbstverständlich.

Als Anime Music Video (abgekürzt AMV) wird ein von Fans erstelltes Musikvideo bezeichnet, das Ausschnitte aus Anime-Produktionen zeigt. 

Neben den gut ausgewählten Videos kam mit der lockeren Moderation so immer eine heitere Stimmung auf. Durch die Alterskontrolle bereits am Einlass wurde die früher notwendige Unterbrechung um 22 Uhr obsolet, zudem war Jugendschutz auch für die Videos selbst kein echtes Thema mehr. Wer gerne mal ein paar AMVs schaut, aber keine Lust hat, sich durch unendliche Mengen an Quatsch auf Youtube zu klicken, bevor man gute Videos findet, ist hier immer goldrichtig – was sicher auch ein Faktor ist, der zur Beliebtheit des Programmpunkts beiträgt. Und es ist auch für den flüchtigen Kenner der AMV-Szene faszinierend zu sehen, dass es immer wieder neue Variationen auf das Thema „Neon Genesis Evangelion-AMV zu Rammstein-Lied“ gibt.

Eine feste Institution ist auch das Bring & Buy im Obergeschoss der Tenne. Hier konnte man seine eigenen überzähligen Manga- und Merchandise-Artikel verkaufen lassen und eine große Menge an Second-Hand-Schnäppchen ergattern. Was organisatorisch leider immer noch ein Problem darstellt, ist der Verkauf von Cosplays – oftmals hängen diese weit hinter den Verkaufstischen, sodass für potenzielle Käufer kaum zu erkennen ist, was angeboten wird. Beim steigenden Interesse daran, Cosplays zu verkaufen, wäre es vielleicht interessant, sich hier Gedanken über eine sinnvollere Präsentation zu machen.

Ein Tipp der ganz anderen Sorte ist das in einem der Gebäude gelegene Restaurant Klosterstüberl. Die besondere Empfehlung der Speisekarte sind Riesen-Windbeutel. Für Menschen mit normalem Appetit empfehlen wir allenfalls eine Suppe als Grundlage für das Dessert den süßen Hauptgang. Das Restaurant ist während der Animuc quasi durchgehend ausreserviert, da sich auch dieser Tipp schon lange herumgesprochen hat. Wer aber in kleiner Personenzahl kommt, kann oft noch einen Tisch ergattern oder wird in bayerischer Manier einfach an einem halb besetzten Tisch platziert. So kann man auch noch neue Leute kennenlernen. (Und Windbeutel essen!)

Der Animuc-Cosplayball am Freitagabend um 19 Uhr war nur mit begrenzten Sondertickets (zu 5 € das Stück) zu betreten, und mit dem Anlass entsprechender Garderobe. Da wir von Teilzeithelden uns für Freitagabend den Workshop zu Bootcovern vorgenommen hatten, können wir über den diesjährigen Ball leider nicht viel sagen. In den Vorjahren kam der Ball gut an, das Team gibt sich hier immer besondere Mühe, das Thema der Con (dieses Jahr: Reise durch die Zeit) spürbar in die Dekoration einzubringen, was auf der restlichen Con aufgrund der räumlichen Gegebenheiten und Brandschutzbestimmungen nur begrenzt möglich ist.

Fazit

Die Animuc bot ein vielseitiges Programm, das eher die zweite Geige hinter der Picknickkultur und Cosplayfotografie auf den Wiesen im Außengelände spielte. Da das Wetter bei der Animuc aber immer Glücksspiel ist und das besonders gute Wetter in diesem Jahr eher die Ausnahme darstellt, ist der Orga insofern nichts vorzuwerfen. Lieber mäßig volle Programmpunkte als gähnende Langeweile auf der Con! Die unübersichtlichen Räumlichkeiten brauchen etwas Gewöhnung, das vielseitige und schöne Gelände ist aber nicht nur für Cosplayer eine fantastische Umgebung. Man entdeckt eher noch schöne Ecken, wenn man sich mal verläuft. Für Cosplayer und Fotografen definitiv eine der schönsten Cons in Deutschland!

Und: Es gibt einen Biergarten und die fantastischen Riesen-Windbeutel im Restaurant Klosterstüberl. Besser essen kann man wohl auf keinem Congelände in Deutschland.

Fotografien: Stephanie Winkler, Logo: © animuc 

 

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