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Psylocke ruft zur Hilfe. London droht vernichtet zu werden und diverse X-Men folgen ihrem Hilferuf. Der Shadow King meldet sich mit einem Paukenschlag zurück. Doch dieser Kampf muss auf der Astralebene ausgetragen werden. Wäre nur Charles Xavier nicht tot. Oder existiert noch ein Teil von ihm?

Astonishing X-Men war der Name eines legendären Runs aus der Feder von Joss Whedon. Er definierte anno 2004 die Truppe neu und erzählte Geschichten voller Tiefgang, Action und Anspielungen auf die bewegte Historie der Mutantenschule. Wenn nun also ein neuer Band mit diesem Namen herausgebracht wird, ist der Anspruch daran natürlich hoch. Doch hat der neue Run von Charles Soule eben genau diesen Namen. Wird er diesem Anspruch gerecht oder ist dieser Comic nur ein weiterer Versuch die X-Men lau aufzuwärmen ohne etwas Neues zu erzählen?

Handlung

© Panini Comics
© Panini Comics

Die Geschichte beginnt damit, dass der Shadow King versucht, Macht über verschiedene Telepathen zu gewinnen und aus der Astralebene auszubrechen, wo er seit seinem Tod gefangen ist. Mit Psylocke wählt er nicht ohne Grund eine der mächtigsten Telepathen der Welt für seinen mentalen Angriff. Und diese sendet sogleich einen Hilferuf an alle, die sie kennt. Herbei eilen Angel, Bishop, Rogue, Logan, Gambit, Fantomex und Beast. Sie können verhindern, dass Betsy London zerstört, doch damit beginnt der Kampf gegen den Shadow King erst.

Sie müssen in die Astralebene und ihn an dem Ort besiegen an dem Professor X Amahl Farouk einst im astralen Duell besiegte und dadurch erst die Entscheidung fällte, die X-Men zu gründen (nachzulesen im klassischen X-Men #117). Was die Truppe von heute nicht weiß: Sie sind nur Spielfiguren in einem tödlichen Spiel. Denn als Charles Xavier starb, gelangte auch er in die Astralebene und stellt sich dort seitdem seinem größten Antagonisten. Und beide haben ihre ganz eigenen Pläne.

Der Spannungsbogen ist dicht und verdichtet sich auf diesen einen Handlungsstrang. Wie in einem guten Schachspiel gibt es immer wieder einzelne Erfolge der einen oder anderen Seite, doch das Spiel wirkt bis zum Ende nie gewonnen oder verloren. Die Tatsache, dass sich der größte Teil der Handlung in der Astralebene spielt, wird sehr gut genutzt und sorgt für einige spannende Charakterzeichnungen. Ich glaube, hier wäre aber sogar noch ein klein wenig mehr möglich gewesen, denn nicht jeder Konflikt kommt ganz zum Vorschein.

Charaktere

Die wild zusammengewürfelte Truppe ist vorzüglich ausgesucht und bietet viel Konfliktpotential. Angel, der immer noch versucht als Pazifist zu leben und den Archangel in ihm zurückdrängt, hat ebenso wie Fantomex eine Liebesvergangenheit mit Psylocke. Dieser hat mit Gambit zusammen das Heldendasein aufgegeben und sich ganz der Diebeskunst gewidmet. Doch Gambit hält Rogue immer noch für die Liebe seines Lebens und Rogues Ziehmutter Mystique kommt im Laufe der Geschichte auch zum Vorschein. Auch Old Man Logan hat seine Vergangenheit, die er stets für die Zukunft hält, nicht überwunden. Einzig Bishop wirkt ein wenig austauschbar. Es ist aber schön, dass er wieder einmal in einer Geschichte hervorgeholt wird.

Ihnen gegenüber sitzt mit dem Shadow King einer der ikonischsten Bösewichte der X-Men, der ja erst vor kurzem in der Serie Legion sein Leinwanddebüt feiern konnte. Er ist der Meister der psychologischen Kriegsführung und weiß, welche Gedankenbilder er erzeugen muss, um die inneren Dämonen seiner Spielfiguren zu wecken. Doch Professor X wehrt sich mit aller Kraft und ist weiterhin der gute Mentor, als den man ihn kennt. Auch wenn er ganz am Ende einen Schritt wagt, über den man vermutlich noch lange sprechen wird.

Zeichenstil

Die Zeichner schaffen einen intensiven Mix, der den Leser immer direkt abholt. Die Bilder zeigen alles nötige, ohne überladen zu sein. Dass sich der Stil im Laufe des Bandes durch wechselnde Zeichner immer wieder verändert stört nicht, bringt dem Band aber auch keinen Mehrwert. Das Paneldesign ist kreativ und unterstützt den Spannungsbogen. Besonders hervorzuheben ist eine Panelfolge im fünften Kapitel, in der zwei Handlungen parallel erzählt werden. Über mehrere Seiten sieht man gleichzeitig eine Unterhaltung zwischen Xavier und Fantomex, sowie einen Kampf zwischen Xavier und dem Shadow King. Hier bekommt man ein gutes Gefühl für das, was in Xaviers Kopf vor sich geht und man spürt wie sich die Erzählung immer weiter verdichtet. Der größte Teil des Bandes beinhaltet aber nur gute Handarbeit, die aber nicht weiter im Gedächtnis bleiben wird.

Erscheinungsbild

Das Panini-Paperback liegt wie immer gut in der Hand und ist hochwertig produziert. Die Farben sind kräftig und der Preis ist angemessen. Auch das Papier ist hochwertiger Qualität. Hier macht Panini wie immer alles richtig.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Charles Soule
  • Zeichner(in): Jim Cheung, Mike Deodato Jr., Ed McGuiness Carlos Pacheco
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: AmazonPanini-Comics

 

Fazit

Kann der Comic mit den alten Astonishing X-Men-Heften mithalten? Ich würde sagen: ja. Der Autor will eine neue Geschichte erzählen, welche viele Entwicklungen der letzten Jahre berücksichtigt und die Charaktere gut einfängt. Viele Duelle auf der Astralebene wurden bisher noch nicht ausgefochten. Dabei kann die Gedankenwelt der Figuren beleuchtet und gleichzeitig Spannung erzeugt werden. Die Rückkehr einiger beliebter Charaktere wird sicher viele Leser erfreuen. Gleichzeitig ist alles aber auch so erzählt, dass ein Neueinsteiger nicht vollkommen überfordert ist.

Wirklich innovativ ist das Erzählte letztendlich aber auch nicht. Keine der Figuren hat wirklich eine neue Richtung bekommen und die Charakterzeichnung bleibt teilweise hinter ihren Möglichkeiten. Dennoch habe ich den Band verschlungen und musste ihn direkt am Stück durchlesen. Das ist ein gutes Indiz dafür, dass der Comic spannend geschrieben ist. Ob man sich in 10 oder 20 Jahren noch an ihn erinnern wird, ist eine andere Frage. Jeder, der aber einen guten X-Men-Comic lesen will, sollte sich diesen Band genauer anschauen. Denn hier findet man gute Unterhaltung und eine Erzählung von interessanten Figuren in einer ungewöhnlichen Konstellation.

Artikelbilder: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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