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Gotham im Zeichen der Angst: Scarecrow und Simon Saints Magistrat bekämpfen sich, während Poison Ivy und das Kollektiv des Klarsinns im Untergrund lauern und mit Jace Fox ein neuer, unabhängiger Batman auftaucht. Das Fear State-Event zieht sich diesen Monat durch alle Batman-Comics.

Das Fear State-Event ist das aktuelle Großevent bei Batman, das sich durch alle Comics zieht, die mit Gotham City zu tun haben. Drei davon werden hier vorgestellt. Erstmal erinnern wir uns: In Batman 61 begann das Fear State-Event. Der Millionär Simon Saint baute im Auftrag von Gotham Citys Bürgermeister Nakano eine private Roboterarmee, den Magistrat, um die Stadt vor allen Masken zu schützen, egal ob Held*in oder Schurk*in. Insgeheim paktierte er mit dem Superschurken Scarecrow, um ein soziales Experiment an einer ganzen Stadt auszuführen. Saint rief das Kriegsrecht aus und übernahm mit seinem Magistrat die Kontrolle über Gotham. Scarecrow hatte jedoch eigene Pläne …

Batman 63 – Kampf der Peacekeeper!

In Batman 63 läuft die Kernhandlung des Fear State-Events weiter. Gotham ist von Simon Saints Roboterpolizisten besetzt, aber Scarecrow hat Peacekeeper-01 entführt. Peacekeeper-01 sollte eigentlich die Praktikabilität von Saints Magistrat-Projekt beweisen, ein zum Cyborg verbesserter Polizist, der die Robotertruppen leitet und als Konzern-Superheld das Zentrum der PR war. Da Scarecrow ihn unter Drogen setzte und umdrehte, hat Saint keine Wahl außer den experimentellen, ungetesteten Peacekeeper-X Cyborg hinterherzuschicken.

Gleichzeitig stoßen im Untergrund unter der Stadt Poison Ivy und das Kollektiv des Klarsinns aufeinander. Ivy nennt sich jetzt Queen Ivy und hat die Höhlen unter Gotham City mit einem paradiesischen Garten gefüllt, in dem ihr jedes Blatt gehorcht – und sie mag keine Besucher*innen. Das Kollektiv des Klarsinns andererseits ist eine Gruppe transhumanistischer Terrorist*innen. Diese Cyberpunk-Cyborgs sind unzufrieden mit dem System und sehen als einzige Lösung, mit einer Maschine alle negativen Erinnerungen zu löschen und so den Menschen einen unbeschwerten Neustart zu ermöglichen.

Interessanterweise nimmt Batman zwischen all diesen Gruppen bis jetzt eher eine Nebenrolle ein. Simon Saints erste Aktion war es, das Kommunikations-Netzwerk zu kapern, mit dem Batman und seine Verbündeten Robin, Nightwing, Batgirl und der ganze Rest Kontakt halten. Die Bat-Familie kann sich nicht organisieren und weiß nicht, was in Gotham gerade passiert. Batmans sonstige Allwissenheit wurde effektiv blockiert. Nichtsdestotrotz versucht er sein bestes um die Pläne von Saint und Scarecrow zu stoppen und einen Widerstand zu organisieren. Der Techno-Faschismus des Magistrats und Scarecrows Angstgas-Anarchie sollte vielen in Gotham nicht gefallen …

Die Zeichenstile von Bengal und Jimenez sind beide schön und passend. Jimenez zeichnet etwas eckiger stilisiert, mit Panels, die von einer Farbe dominiert sind und viel übergelegten Filtern. Bengals Zeichnungen weisen mehr Rundungen auf, etwas realistischere Proportionen und klarere Panels mit weniger Detail-Gekritzel. An sich funktionieren beide Stile gut, nur der Wechsel alle paar Seiten beißt sich etwas.

Insgesamt ein gutes Heft, dass das Event unterhaltsam fortführt.

Die harten Fakten

  • Autor*in: James Tynion IV
  • Zeichner*innen: Bengal, Jorge Jimenez
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Batman – Detective Comics 60 – Parasiten-Seuche!

Batman – Detective Comics 60 enthält zwei eigenständige Geschichten. Einmal die Fear State-Geschichte Nakanos Albtraum und Was zum Teufel ist Task Force Z, die Vorgeschichte zum bald erscheinenden Task Force Z-Band.

Nakanos Albtraum, Kapitel 2 ist Teil zwei einer dreiteiligen Geschichte. Im ersten Teil wurde im Zuge des Fear State-Events das Rathaus von Gotham angegriffen und der Anti-Superheld*innen-Bürgermeister Nakano steckt nun mit Batman in der Kanalisation fest. Der Untergrund von Gotham ist allerdings nicht nur schwer einsturzgefährdet. Es lauern noch andere Gefahren … Hier wird jedenfalls klar, warum Batman – Detective Comics 58 zum Fear State-Event gezählt wurde. Die Geschichte ist solide gezeichnet und einigermaßen spannend, leidet aber am verbreiteten Problem von Mittelteilen: Sie überbrücken nur Anfang und Ende, sind für sich aber nicht sehr spannend. Zusammen mit dem ersten Teil und dem bald erscheinenden Ende wird sie bestimmt unterhaltsamer, alleinstehend leider nicht so sehr. Ein wenig verwundert der Mangel an interner Absprache der Autor*innen der verschiedenen Reihen. In den Geschichten, die in der Batman-Reihe veröffentlicht werden, ist nicht wirklich Platz, um die Ereignisse von Nakanos Albtraum unterzubringen.

Die zweite Geschichte bereitet Task Force Z vor. Die Produktbeschreibung des folgenden Bandes verrät logischerweise etwas darüber, wie die Vorgeschichte ausgehen wird. Hier sei nur so viel gesagt: Red Hood verbündet sich mit der Reporterin Deb Donovan, um das mysteriöse Verschwinden von Leichen in ganz Gotham City aufzuklären. Zeitlich spielt die Geschichte nach dem Fear State-Event. Ähnlich wie bei Nakanos Albtraum ist auch Was zum Teufel ist Task Force Z keine komplett abgeschlossene Geschichte. Obwohl es nur eine Vorgeschichte ist, erzählt Was zum Teufel ist Task Force Z eine Geschichte, die in sich etwas mehr geschlossen ist. Das Ende ist außerdem ein Cliffhanger, der Interesse an dem Task Force Z-Einzelband weckt.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Mariko Tamaki
  • Zeichner*innen: Dan Mora, Darick Robertson
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Ich bin Batman 1 – Das Erbe des Dunklen Ritters

Ich bin Batman 1 – Das Erbe des Dunklen Ritters stellt einen neuen Batman vor und wirft ihn gleich ins tiefe Wasser des Fear State-Events. Dieser neue Batman ist Jace Fox, der jüngere Sohn von Lucius Fox. Lucius Fox wurde bekannt durch Morgan Freemans Darstellung in Christopher Nolans Batman-Trilogie, Jace Fox Werdegang wurde in Batman: Second Son dargestellt.

Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Luke Fox, auch bekannt als Batwing, ist Jace das schwarze Schaf der Familie. Als arroganter Teenager fuhr er betrunken jemanden tot. Sein Vater benutzte seinen Einfluss und sein Geld, um Jace vor einer Anklage zu schützen, schickte ihn aber auf eine Militärschule. Jace wurde von tiefen Schuldgefühlen zerfressen, dadurch verstärkt, dass er ungerechterweise ohne Strafe davonkam. Nach dem Abschluss reiste er durch die Welt und versuchte als Guerilla-Kämpfer internationale Verbrecher*innen und Korruption zu bekämpfen.

Nach Jahren kehrt er nun nach Gotham zurück und fand heraus, dass Lucius Fox und sein Chef, Bruce Wayne, Batman finanzieren. Jace dachte, sie würden Batman als Privatarmee anstellen und beschloss das Batsymbol umzudeuten. Statt einem Batman für reiche Eliten will Jace ein Batman für die normalen Leute sein.

Das Comic wird auch aus der Sicht zweier Polizist*innen erzählt, dem idealistischen Softie Detective Whitaker und der zynischen, knallharten Detective Chubb. Ihre gegensätzlichen Haltungen bieten zusätzliche, neue Blickwinkel auf die Ereignisse.

John Ridley, unter anderem bekannt als Autor des Films 12 Years a Slave, schreibt hier eine spannende Geschichte über einen ganz anderen Batman. Arm statt reich, motiviert durch Reue als Täter, nicht Leiden als Opfer, und er mischt sich in normale alltägliche Belange ein, für die Bruce Wayne vor lauter Superschurk*innen schon längst keine Zeit mehr hat. Ein wenig erinnert dies an Batman – Thrillkiller, das auch einen Batman zeigte, der mit sozialen Bewegungen interagierte.

Was etwas seltsam auffällt, ist das Bruce Wayne ansonsten sehr streng über Gotham City wacht. Neue Selbstjustizler*innen konfrontiert er sonst sofort, und Leute, die ohne seine Zustimmung das Bat-Symbol verwenden, werden abgestraft. Batman weiß nun mal um den Wert einer guten Marke. Jace tritt aber als Batman auf, ohne dass Bruce ihn überprüft. Wahrscheinlich ist es Jace‘ Glück, dass Bruce seit dem Joker War den Großteil seines Vermögens verloren hat und mit Magistrat und Scarecrow gerade mit wichtigerem beschäftigt ist.

Die Zeichnungen sind durchgehend solide, in kräftig digital-colorierten Panels. Insgesamt ein interessanter neuer Ansatz für Batman, der Lust auf mehr weckt. Es steht noch offen, was Bruce Wayne zu dem neuen Batman meinen wird, wenn die aktuelle Krise vorbei ist …

Die harten Fakten 

  • Autor*in: John Ridley
  • Zeichner*innen: Laura Braga, Olivier Coipel
  • Seitenanzahl: 172
  • Preis: 20 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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