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Hawkeye legt sich mit dem Gangsterboss Hood an. Er schafft es ihn vor Gericht zu zerren, doch Hood wird freigesprochen. Kurz darauf taucht Ronin wieder auf und scheint sich auf einem Rachefeldzug gegen Hood zu befinden. Steckt Hawkeye in seinem alten Kostüm oder ist da etwas anderes im Spiel?

© Panini Comics

Clint Barton hatte im Laufe seiner Karriere viele unterschiedliche Identitäten. Er startete als Schurke in einem Iron Man-Comic, gehörte dann aber früh zu den Avengers. Dort nahm er mithilfe der Pym Partikel riesenhafte Gestalt an und war als Goliath unterwegs. Als Anführer der West Coast Avengers gründete er wieder in seinem alten Kostüm ein zweites Team. Er war eines der Opfer, die Wandas Zusammenbruch nicht überlebten. Als die Welt nach dem House of M wieder zusammengesetzt wurde, kam auch er zurück, doch er hielt sich bedeckt und wurde als Ronin Teil der neuen Avengers. Erst später offenbarte er seine wahre Identität.

Nachdem das Ronin-Kostüm in Avengers Endgame auch im MCU eingeführt wurde, war es nur eine Frage der Zeit bis jemand das alte Ronin-Outfit aus der Mottenkiste kramt. Nach Barton gab es einige andere Träger des Kostüms, unter anderem Blade. So ist nicht direkt klar, wer unter dem Kostüm stecken mag. Dies macht den Reiz des neusten Werkes von Matthew Rosenberg und Otto Schmidt aus, die nach Matt Fractions großartiger Hawkeye-Reihe einen für sich stehenden Band mit dem berühmten Bogenschützen geschrieben und gezeichnet haben. Doch kann dieser Superhelden-Comic um den Superhelden ohne übernatürliche Fähigkeiten genauso überzeugen, wie die letzten Bände?

Handlung

Hawkeye ist entsetzt, dass Hood nicht die Strafe zuteil wird, die er für gerecht hält. Als dann ein Mann im Ronin-Kostüm erscheint und Hoods Leute auf offener Straße angreift, ist für Falcon und Winter Soldier klar, dass Clint Barton einen Rachefeldzug gestartet hat. Also nehmen sie ihn mit, um der Sache auf die Spur zu gehen. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Doch ist das alles nur eine Täuschung? Wer steckt im Ronin-Kostüm und welche Ziele verfolgt er? Und noch wichtiger: Welche Ziele verfolgt Hawkeye?

Die Handlung ist sehr unterhaltsam erzählt und die vielen Wendungen fühlen sich stimmig an. Ab dem Zeitpunkt als Ronins Maske fällt, entwickelt sich der Comic aber in eine seltsame Richtung, bei der nicht ganz klar ist, ob nun eine Verwechslungskomödie oder ein Drama darüber erzählt werden soll, wie Hawkeye im freien Fall langsam alles zu verlieren scheint.

© Panini Comics

Charaktere

Neben Falcon und Winter Soldier erscheinen noch viele weitere Marvel Helden, welche die Straßen von New York sauber halten, wie Daredevil, Spider-Man oder Luke Cage. Es kommt dabei immer wieder zu sehr unterhaltsamen Konflikten und Hawkeye muss beweisen, was wirklich in ihm steckt. Als neuste Liebschaft hat er die Ärztin Linda Carter an seiner Seite. Doch auch sie ahnt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Die unzähligen Cameos stören kaum, da den meisten Charakteren genügend Raum gegeben wird und sich alles organisch und logisch anfühlt. Aus Begegnungen mit Bobbie Morse, Black Widow oder Captain America hätte man trotzdem mehr machen können. Ein paar Charaktere weniger hätten der Handlung gut getan.

Der Fokus liegt in dieser Geschichte klar bei Hawkeye. Wie sollte es bei diesem Titel auch anders sein. Seine Motivation ist stimmig und es ist auch ein wenig erschreckend, wie sein Leben im Konflikt mit Hood langsam den Bach heruntergeht.

Zeichenstil

Otto Schmidts Stil hat etwas wildes und ungezwungenes und passt daher wunderbar zu der Figur Hawkeye. Die Figuren sind eher abstrakt als realistisch und die Bilder kommen mit wenigen dynamischen Linien aus. Dabei gelingt es dem Illustrator, die Emotionen der Figuren gut zu transportieren. Der Stil funktioniert besonders gut in den Actionszenen, die auch immer wieder überraschen. Dazu lösen sich bei schnellen Bewegungen auch die Panels aus dem vorgegebenen Muster.

Für seine Schlichtheit kann man den Comic nur loben. Das hier ist keine große Kunst, aber solide Unterhaltung, die genau die Informationen transportiert, die für die jeweilige Szene benötigt werden.

© Panini Comics

harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Matthew Rosenberg
  • Zeichner*in: Otto Schmidt
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Paperback
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 17 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Fazit

Der neuste Hawkeye-Comic kann nicht ganz mit dem Comics von Matt Fraction mithalten. Dazu fehlt es ihm an Originalität. Die Frage, wer sich hinter der Maske von Ronin verbirgt, weiß in der ersten Hälfte des Comics zu fesseln. Dabei verliert die Geschichte niemals ihren Humor. Als Leser muss man stets ein wenig schmunzeln.

In der zweiten Hälfte verliert sich die Handlung aber in einem wirren Genremix. Hier wäre es passender gewesen, wenn die Handlung den Focus klarer auf Drama, Actionthriller oder Komödie gelegt hätte. Dieser Comic versucht alles gleichzeitig zu sein und verläuft sich dabei auf halben Weg. Dazu verfällt er auch in die Unart zu viele andere Figuren in die Handlung einzubauen. Dies stört hier zwar weniger als in anderen Bänden, es wäre dennoch schön zu sehen, wenn ein Comic ohne großen Schnickschnack für sich stehen kann.

Die Handlung des Bandes ist in sich geschlossen und auch Gelegenheitsleser können hier ihren Spaß haben. Denn Spaß macht er, auch wenn er dabei nicht immer voll ins Schwarze trifft.

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Susanne Stark
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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