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Deadpool war eine der großen Überraschungen des Kinojahres 2016. Ein FSK-ab-18-Superheldenfilm, der bei Fans einschlug wie eine Bombe. Da war es selbstverständlich, dass es eine Fortsetzung geben würde. Diese ist seit Donnerstag in den deutschen Kinos und wir haben sie uns für euch angesehen. Spoilerfrei erzählen wir euch davon.

Nachdem der erste Teil von Deadpool im Februar lief, einem traditionell eher verhaltenen Monat, was Einspielergebnisse angeht, waren die Produzenten beim zweiten Teil deutlich mutiger. Mitten im Kinosommer, noch dazu nur wenige Wochen nach Avengers: Infinity War, hat Wade Wilson in seinem zweiten Abenteuer auf der Kinoleinwand – X-Men Origins: Wolverine vergessen wir hier einfach mal – deutlich größere Konkurrenz zu erwarten. Aber es stand auch ein größeres Budget zur Verfügung – 110 an Stelle von 58 Millionen US-Dollar. Es ist damit unwahrscheinlich, dass der Film die gleiche Gewinnspanne wie sein Vorgänger erreichen wird, denn dieser spielte mit 783 Millionen das 13,5-fache seiner Produktionskosten ein. Das würde für Deadpool 2 bedeuten, dass ein Ergebnis von fast 1,5 Milliarden Dollar herauskommen müsste. Eine Summe, die bisher nur sieben Filme überhaupt erreicht haben: Avatar, Titanic, Star Wars: The Force Awakens, Avengers: Infinity War, Jurassic World, Marvel’s Avengers und Furious 7.

Dennoch können die ersten Ergebnisse sich mehr als sehen lassen: 53,3 Millionen Dollar alleine am ersten Tag sowie ein erwartetes Ergebnis von ca. 133 Millionen am ersten Wochenende. Beides Rekorde für einen Film mit R-Freigabe – also dem, was in Deutschland der FSK-ab-18-Freigabe entspricht.

Story

Aber worum geht es in Deadpool 2 eigentlich? Und ist das überhaupt wichtig? Die Geschichte war sicherlich nicht der Hauptgrund für den Erfolg des ersten Teils.

Deadpool 2 setzt da an, wo Teil 1 endete. Wade Wilson ist glücklich in seiner Beziehung mit Vanessa und verbringt seine Zeit damit, verschiedenste Verbrecher auf kreative und blutige Art und Weise ins Jenseits zu befördern. Doch dann geschieht etwas, was sein Leben aus den Fugen geraten lässt, und er muss versuchen, mit dieser neuen Situation klarzukommen.

Dabei trifft er auch auf neue Widersacher, wie den zeitreisenden Mutanten Cable, der es auf jemanden abgesehen hat, den Wade zu schützen versucht. Was liegt da näher, als alte Freunde zu aktivieren und gleich noch ein paar neue zu finden, die ihm im Kampf gegen Thanos, äh Cable meinen wir natürlich, helfen.

Wesentlich mehr lässt sich über die Geschichte kaum sagen, ohne deutliche Spoiler einfließen zu lassen. Aber so richtig schlimm ist das nicht, denn die Geschichte ist eigentlich mehr ein Rahmen für die ganzen lustigen und absurden Dinge, die Deadpool 2 ausmachen.

Erfreulich ist dabei, dass die Geschichte rasant erzählt ist und niemals Langeweile aufkommen lässt. Und die eine oder andere unerwartete Wendung bleibt auch nicht aus.

Darsteller

Ryan Reynolds nutzt wie schon im ersten Teil sein unvergleichliches Charisma und seine offensichtliche Liebe zur Figur des Wade Wilson, um diesem Leben einzuhauchen. Mit und ohne Maske passt er einfach perfekt in diese Rolle und wie bei Hugh Jackman / Wolverine oder Robert Downey Jr. / Tony Stark wird es schwer werden, sich jemals einen anderen Darsteller in dieser Rolle auch nur vorstellen zu können.

Aber auch die anderen Rollen sind durchaus gut besetzt. Josh Brolin mimt den viel zu ernsten und finsteren Cable und gibt damit nach Thanos innerhalb weniger Wochen das zweite Mal eine gute Leinwand ab, vor der die Helden des Films sich wunderbar darstellen können. Cable ist interessant dargestellt, hat eine nachvollziehbare Motivation und ist mehr als nur ein tumber Gegner. Und er besitzt auch deutlich mehr Tiefe und Sinn, als es Francis im ersten Deadpool tat.

Die weiteren Rollen im Film, neue wie alte, sind ebenfalls durchgehend passend besetzt, und man merkt allen Darstellern deutlich an, dass sie Spaß an ihren Figuren hatten. Auch mindestens ein Cameo ist dabei. Dieser Schauspieler verschwand jedoch so schnell wieder aus dem Bild, dass wir uns nach dem Film nicht sicher waren, richtig gesehen zu haben. Erst eine Recherche im Netz offenbarte, dass wir recht behalten sollten.

Inszenierung

Das deutlich höhere Budget im Vergleich zu Deadpool 1 merkt man dem Film an. Es gibt deutlich mehr Actionsequenzen, und dieses Mal wird dabei auch keine Tasche voller Waffen zu Hause vergessen, sondern es wird aus dem Vollen geschöpft. Literweise CGI- und Kunstblut fliegen durchs Bild, ebenso diverse Köpfe und andere Körperteile.

Auch die Musik kann sich durchaus hören lassen. Und eine Musikrichtung wird sogar zu einem Running Gag im Verlaufe des Films. Abgesehen von diesem Witz unterstützt die Musik die rasante Action durchweg gut und sorgt zusätzlich dafür, dass die knapp zwei Stunden wie im Fluge vergehen.

Die wirkliche Größe des Films besteht aber weder in den optischen noch den akustischen Effekten, sondern vielmehr in der Unmenge an winzigen Details, die man entdecken kann. Ob es der Name einer Schule ist, der für Comicfans durchaus von Bedeutung ist, die Aufschrift einer Box in dem Geheimversteck Deadpools, ein Nebensatz eines Charakters über seinen Bruder oder die Tatsache, dass zum Besiegen eines der großen Gegner ein Kabel gebraucht wird – es gibt unglaublich viel zu entdecken. Viele Dinge davon sind für die Geschichte nicht im Geringsten relevant, und der Film wird sicherlich auch Spaß machen, ohne dass man sie entdeckt oder versteht. Aber für aufmerksame Nerds mit ausreichend Hintergrundwissen erhöht es den Filmgenuss ungemein.

Erzählstil

Nahezu jede Szene des Films enthält Deadpool. Wie sollte es auch anders sein, bei einem Film über einen wahnsinnigen Egomanen. Der Film heißt Deadpool 2, und wie schon beim Titel besteht er eben zu 80 % aus Deadpool. Die Zuschauer erleben durch und mit ihm seine Reise durch die Irrungen und Wirrungen der Geschichte.

Bonus/Downloadcontent

Neben dem Teaser und den Trailern (2, 3, 4) gibt es noch ein paar andere YouTube-Videos zum Start des Films. Zum Beispiel ein Versuch Deadpools, sich bei David Beckham für einen Witz aus dem ersten Teil zu entschuldigen. Diesen könnt ihr hier finden. Oder ein anderes Video, in dem Josh Brolin und Ryan Reynolds versuchen, sich gegenseitig mit Beleidigungen zum Lachen zu bringen.

Aber auch auf anderen Medien gab und gibt es Dinge zu entdecken. Wie schon zu Avengers: Infinity War gab es zum Start des Films auf Twitter eine Bitte, Spoiler doch bitte zu unterlassen. Aber typisch für Deadpool folgt dann im Tweet selbst ein Spoiler. Oder auch nicht. Oder doch?

Den Tweet könnt ihr hier lesen. #WadeWilsonDemandsYourSisterSorryStupidAutoCorrectSilence

Natürlich dürfen in einem Superheldenfilm auch die Szenen im Abspann nicht fehlen. Deadpool 2 hat gleich zwei solche auf Lager. Eine recht kurze zu Beginn des Abspanns, und eine deutlich längere einen Moment später. Sobald diese jedoch endet, kann der Zuschauer das Kino dann aber doch verlassen. Am Ende des Abspanns folgt keine weitere Szene.

YouTube

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Fazit

Deadpool 2 ist ein großartiger Film. Das deutlich größere Budget wurde umgesetzt, um den Film actionreicher und rasanter zu machen als den ersten Teil. Aber das Herz des Films blieb erhalten. Humor, absurd übertriebene Gewalt, unzählige gute Sprüche und Anspielungen und versteckte Details in nahezu jeder Szene lassen den Film für Fans des Genres zu einem wahren Genuss werden.

Doch auch wenn man nicht jede dieser Kleinigkeiten bemerkt oder versteht, wird der Film selbst die meisten Zuschauer unterhalten können. Genug Witze bedürfen keiner oder zumindest nur geringer Vorkenntnisse. Und auch die rasant erzählte Geschichte lässt niemals Langeweile aufkommen und enthält überraschende Wendungen. Die zwei Stunden Filmlänge merkt man dem Film kaum an, und am Ende wird man belustigt wie selten aus dem Kino kommen. Für Fans des Genres eine unbedingte Empfehlung. Allen anderen kann man Deadpool 2 zwar auch empfehlen, aber der Genuss wird deutlich geringer ausfallen. Und wäre dieser Artikel sowie das gesamte Teilzeithelden-Webmagazin nicht für eben diese Fans des Genres geschrieben, würde dies vielleicht sogar zu einer kleinen Abwertung führen. Da ihr, die ihr das hier lest, aber den Film in vollen Zügen werdet genießen können, ist die einzig zulässige Wertung die höchste, die wir vergeben können. Außerdem laufen wir so nicht Gefahr, dass Deadpool, der ja kürzlich in unserer Redaktion zu Gast war, uns irgendwelche schlimmen Dinge antut.

Artikelbilder: 20th Century Fox
Dieser Kinobesuch wurde durch das Patreon-Projekt finanziert.

 

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