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Uns stehen ein harter Einschnitt und ein Neustart bevor. Der letzte Marvel Monthly 2018 ist zugleich das Ende der Runs von Dan Slotts Spider-Man, Gerry Duggans Deadpool und Mark Waids Avengers. Jeder Autor schafft es auf seine ganz eigene Weise die Serien zu beenden. Ob das klappt, lest ihr hier.

Die meisten Comicreihen bei Marvel sind darauf ausgelegt kontinuierlich neue Ausgaben zu generieren. Der Leser soll möglichst wenig Vorwissen benötigen, gleichzeitig aber am Ball bleiben wollen. Sobald ein Autorenwechsel ansteht, müssen alle Förmchen wieder in den Sandkasten gelegt werden, damit der nächste Autor seine ganz eigene Geschichte erzählen kann. Bei den hier besprochenen Ausgaben sehen wir, dass dabei nur selten wirklich spannende Geschichten herauskommen. Dennoch wird euch hier eine Ausgabe besonders ans Herz gelegt. Denn einer der Autoren versteht, wie man eine Serie richtig beendet.

Spider-Man #30

John Jonah Jameson kennt Peter Parkers Geheimnis. Und überraschenderweise unterstützt er nun Spider-Man. Doch Norman Osborn ist zurück, konnte sich von seinen Naniten befreien und ist gleichzeitig eine Symbiose mit dem Carnage-Symbionten eingegangen. Wenn er jetzt (wieder) herausfindet, dass Peter Parker Spider-Man ist, steht diesem der Inbegriff seines Antagonisten im Weg.

Dieses Heft ist der Auftakt für die große Jubiläums- und Finalausgabe, die uns in Spider-Man #31 präsentiert wird (siehe unten). Peter Parker wird dabei an seine Grenzen gebracht. Es handelt sich also hier um eine Ausgabe, bei der alles schief zu laufen scheint und Spider-Man kurz davor ist zu scheitern. Somit dreht sich vieles darum, wie er es nicht schafft, seine vereinigten Erzfeinde (Carnage und der grüne Kobold) zu besiegen. So eine Geschichte kann spannend sein, wurde aber auch schon sehr oft erzählt.

Es gibt in dem Heft einige kleinere Überraschungen und so bleibt man als Leser gespannt. Damit schafft der Comic alles, was man für so eine Art der Geschichte wohl erwarten kann. Die Zeichnungen sind stimmig, die Kolorierung ist bunt, wie es sich für Spider-Man gehört und der Handlungsverlauf ist klassisch. Hätte man so eine Geschichte in Spider-Man-Comics nicht schon hundertfach gelesen, wäre vielleicht sogar eine höhere Wertung drin gewesen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Slott, Christos Gage
  • Zeichner(in): Stuart Immonen
  • Seitenanzahl: 76
  • Preis: 6,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Deadpool #30

Seit 2012 schreibt Gerry Duggan Wade Wilsons Geschichte. Dabei sind viele Ausgaben entstanden, an die man sich lange erinnern wird, wie Deadpools Hochzeit, Agent Preston oder der Mord an Phil Coulson. Oder auch der herausragende Comic „Drei glorreiche Halunken“, der dadurch überzeugte, dass er Deadpool zu einer tragischen Figur machte und mit seiner Tochter einen der wichtigsten MacGuffins der letzten Jahre einführte.

Die Finalausgabe beginnt mit dem Treffen des Helden auf seinen Autor und endet somit genau dort, wie die letzte Ausgabe aufhörte. Man merkt, dass im US-Heft die beiden Geschichten in einem Heft veröffentlicht wurden, da der Einstieg sehr holprig ist. Danach handelt Deadpool die letzte Person auf seiner Liste ab.

Ohne zu viel zu verraten, erzeugt diese Ausgabe ein vollständiges Zurücksetzen des Charakters. Alles was in den letzten Jahren passiert ist, wird aus Wade Wilsons Gedächtnis gelöscht. Damit wird jede Charakterentwicklung, die stattfinden konnte, nichtig gemacht. Das mag in Ordnung sein, wenn man damit eh nicht viel anfangen konnte, aber hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.

Die Geschichte selbst ist nicht sonderlich spannend und der harte Reset nimmt der Figur alles, was potentiell interessant sein könnte. Letztendlich wird er wieder zu einem fröhlichen Clown, der keinerlei Probleme hat, Leute zu erschießen. Positiv zu vermerken ist der Rückblick auf Duggans Run, bei dem viele Kernpunkte noch einmal in den Fokus rücken. Man kann es als versöhnliches Ende sehen, wenn auch keins, das wirklich das Interesse auf den Neustart weckt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Scott Koblish, Matteo Lolli, Mike Hawthorne
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers #33

In diesem Heft gibt es nun den großen Endkampf gegen den Challenger. Ich denke ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es die Avengers schaffen, die Welt zu retten. Im Anschluss daran, stehen sie in den Trümmern ihrer Mansion und viele der Charaktere verabschieden sich, da der letzte Kampf zu viel für sie war.

Beim Lesen der Geschichte hat man den Eindruck, dass eben diese Geschichte schon unzählige Male gelesen zu haben. Weder werden die Probleme auf ungewöhnliche Weise gelöst, noch ist die Variante alles zurückzusetzen sonderlich originell. Es wirkt ein wenig so, wie auf Schienen abgespult. So scheint man einen Avengers-Run eben zu beenden. Nur so kann der nächste Autor ein ganz neues Team zusammenstellen und die Welt wieder kurz vor den Abgrund führen.

Der letzte Kampf“ wird versöhnlich abgeschlossen. Die Zeichnungen sind gut, ein wenig Pathos ist auch drin und es gibt einen runden Epilog. Dadurch, dass in so einem Finale die meisten Charaktere eher blass bleiben und man keinerlei Überraschungen erwarten kann, ist der Comic aber gerade mal Durchschnitt. Allgemein passiert hier so wenig, dass man auch nicht viel erzählen kann. Wenn man so will, ist das die denkbar langweiligste Art, wie man eine Serie abschließen kann. Man macht nicht viel falsch, aber eben auch nichts herausragend.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Mark Waid, Al Ewing, Jim Zub
  • Zeichner(in): Pepe Larraz
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

  1.  

Spider-Man #31

Vor dem großen Finale gibt es nur noch wenig Hoffnung, den roten Kobold zu besiegen. Spider-Mans Verbündete sind ausgeschaltet und seine Familie wird bedroht. Doch Peter Parker wird niemals aufhören, Unschuldige zu retten und hier kommen gleich noch ein paar Verbündete zur Hilfe, mit denen man nicht rechnen konnte.

Das Finale wird wahnsinnig spannend erzählt und man traut sich gar nicht, das Heft aus der Hand zu legen. Durch die offene Erzählweise ist nicht klar, wie der rote Kobold letztendlich besiegt werden kann und die Wendungen sind gut gesetzt. Einzig der glorreiche Abschluss wirkt nicht ganz durchdacht. Dies ist aber ein großer Spoiler, der viel von der Spannung wegnimmt.

Spoiler

Im Laufe der Geschichte vereinigt sich Peter Parker mit dem Venom Symbionten, um gegen Carnage eine Chance zu haben. Dann taucht Flash Thompson auf und stellt sich heldenhaft dem Schurken entgegen. Dabei wird er tödlich verletzt. Anstatt ihn durch Venom heilen zu lassen, sagt er etwas in Richtung „Lass mich sterben, du brauchst ihn für den Kampf!“ Im großen Finale dann, verzichtet Peter Parker freiwillig auf Venom, damit auch Norman Osborn auf Carnage verzichtet. Diese Szene hätte genauso gut funktioniert, wenn er direkt ohne Venom aufgetaucht wäre. So wirkt Flashs Tod überflüssig und vermeidbar. Gerade bei dem von Marvel zu häufig eingesetzten Charaktertod wirkt das sehr unschön.

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Abgesehen von diesem verbesserungswürdigen Plot, macht dieser Comic vieles richtig und wird durch seine Epik sicher einen Klassikerstatus erreichen. Auch der Epilog, in dem Passanten über das besondere Wesen des Superhelden philosophieren, ist sehr gelungen. Spider-Man ist kein Held, der im Weltall die Welt vor dem Untergang rettet, sondern jemand, dem Einzelschicksale mehr am Herzen liegen. Damit erfasst dieser Comic die Kernessenz der Spider-Man-Geschichten und ist ein würdiger Abschluss des ganzen Runs.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Slott
  • Zeichner(in): Nick Bradshaw, Giuseppe Camuncoli, Stuart Immonen, Marcos Martin, Humberto Ramos
  • Seitenanzahl: 112
  • Preis: 7,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Alle Geschichten sind erzählt, die Bücher zugeklappt und der Neustart kann beginnen. Der Monat war ziemlich trübe bei Marvel, da die Autoren am Ende kein Risiko mehr eingegangen sind. Alles läuft in geordneten Bahnen und wirklich überrascht wird niemand. Einzig Dan Slott hat es mit dem Roten Kobold geschafft aus dem üblichen Rahmen auszubrechen und etwas Neues zu schaffen. Die Ausgaben #30 und #31 kann ich somit nur empfehlen, wenn man ein Herz für die Spinne hat. Letztendlich bleibt nur zu sagen: Man darf auf den Neustart im Januar gespannt sein und natürlich werden wir auch über die neuen #1-Ausgaben berichten.

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Jennifer Stramm
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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