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Szenenwechsel! Während die übrigen Savage Avengers ihre eigenen Nachforschungen anstellen, was Kulan Gath jetzt im Schilde führt, verliert sich Conan in Südamerika. Eigentlich sucht er nur Frauen und Alkohol, aber natürlich lässt Gath nicht locker. Gut, dass Black Widow und Daimon Hellstrom aushelfen …

Handlung

Natasha Romanoff alias Black Widow untersucht in Texas als FBI-Agentin getarnt einen Menschenhändlerring. Ein Opfer der Sklavenhändler wurde tot mit einem sichelförmigen Brandmal aufgefunden. Als die Polizei ihr nicht weiterhilft, beschließt die Agentin, die Verbrecher nach Südamerika zu verfolgen.

© Marvel

Einige der Gangster transportieren entführte Frauen durch den brasilianischen Dschungel. Eine der Sklavinnen, Esme, will sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden und bittet den Teufel um Rache. Das Gebet erreicht tatsächlich die Hölle, wo Daimon Hellstrom, der halbmenschliche Sohn des Satans, seinen Dreizack ergreift und auf einem flammenden Nachtmahr losreitet.

Conan der Cimmerianer hängt in einem Bordell in Brasilien herum und will sich eigentlich von der Jagd auf Kulan Gath erholen. Als er jedoch erfährt, dass die Frauen zwangsprostituiert wurden, tötet er kurzerhand die Zuhälter und ihren Boss. Die befreiten Damen bitten Conan, auch ihre entführten Schwestern und Töchter aus den Händen des Rings zu befreien.

Beim Überfall auf einen weiteren Sklaventransport treffen Black Widow, Hellstrom und Conan aufeinander. Sie beschließen, zusammenzuarbeiten, was auch dringend nötig ist, denn hinter den Menschenhändlern mit den Sicheltattoos stecken weitaus finsterere Mächte …

Charaktere

Der mit 34 Seiten etwas dickere Annual-Band nimmt eine kurze Auszeit von der Haupthandlung, um sich auf Conans Reise zu fokussieren. Fast schien es, als ob Kulan Gaths Pläne durchkreuzt gewesen wären, doch die Beschwörung von Jhoatun Lau war nur ein Test. Seine eigentlichen Pläne haben eine viel größere Dimension, somit ist es nur logisch, dass weitere Helden auf einen Teil der verworrenen Machenschaften des Zauberers aufmerksam werden. Nach Doctor Voodoo kommt mit Daimon Hellstrom, dem Herrscher der Hölle, ein weiterer übernatürlicher Held dazu.

© Marvel

Conan ist von dem dreizackschwingenden, höllenrossreitenden Dämon mit umgekehrtem Pentagramm auf der Brust völlig unbeeindruckt und bezeichnet ihn nur als „Magier“. Hellstrom seinerseits ist amüsiert über seine neuen Gefährten, immerhin hat der Angriff auf die Sklavenhändler ihn aus seiner höllischen Langeweile herausgerissen. Seine sarkastische Distanz, die teilweise an Loki erinnert, überspielt natürlich seine Verzweiflung: Eigentlich möchte der halbmenschliche Dämon den Menschen helfen und die Taten seines Vaters wiedergutmachen. Doch die Menschen sind ihrerseits zu so viel Bösem fähig, dass eine Rettung ihm fast sinnlos erscheint. Andererseits ist Heldentum immer noch spannender, als ewig in einem Lavasee herumzunölen. Conan wiederum wird durch den Zwischenfall mit den Gangstern daran erinnert, dass Gath immer noch dort draußen ist. Somit finden gleich zwei Charaktere zu ihrer persönlichen Mission zurück.

Viel pragmatischer als der instinktgetriebene Barbar und der strafende Teufel geht Natasha Romanoff vor. Wie in den Filmen auch ist ihre Rolle primär die der Undercover-Ermittlerin, die Informationen und Personen gleichermaßen aufspüren kann. Insofern ist es interessant, dass diese Situation sie vor ein Rätsel stellt. Zwar hatte Black Widow mit den Avengers schon öfters mit übernatürlichen Gegnern zu tun, doch diese sind erstaunlich gut darin, über vermeintlich normale Strohmänner ihre Absichten zu verschleiern. Aber die im Red Room ausgebildete Superspionin würde natürlich nie klein beigeben, somit darf man jetzt schon gespannt sein, wie sich ihr weiterer Einfluss auf die Handlung auswirkt. Denn wo Black Widow ist, kommen früher oder später die Avengers und S.H.I.E.L.D. dazu.

Das Zusammenspiel der drei Charaktere funktioniert wirklich gut, selbst wenn der Fokus weiterhin auf Conan liegt. Zwar verabscheut er Magier, hat aber widerwilligen Respekt vor Hellstrom, und die rothaarige Späherin hat es ihm sehr angetan – eine erfrischende Abwechslung nach all den Macho-Hahnenkämpfen mit Wolverine beziehungsweise Punisher in den vorigen Ausgaben. Die Frage ist allerdings, ob Conan jetzt mit allen weiblichen Avengers flirten wird. Auch wenn der Barbar für die einfachen Freuden des Lebens steht, ist dieser Running Gag irgendwann auch mal ausgelutscht.

Apropos ausgelutscht: Dass Conan mit nur einer Hose bekleidet mühelos mehrere Gegner mit Schusswaffen ausschalten kann, wird irgendwann auch etwas albern. Entweder haben sämtliche Handlanger von Kulan Gath das Schießen auf der Stormtrooper-Akademie gelernt, oder Conan hat Quicksilvers Geschwindigkeit geklaut. Anders kann man seine Fähigkeit, über 30 Meter freies Feld Gewehrsalven auszuweichen und die Schützen dann im Nahkampf auszuschalten, nicht erklären. Hier wäre etwas weniger plot armor schöner.

Zeichenstil

Zeichner Ron Garney und Kolorist Matt Milla kehren nach den bunten, schrägen Figuren von Band 6 wieder zu einem grimmigeren Stil zurück. Schattierungslinien lassen Muskeln rau aussehen, Gesichter sind oft minimalistisch dargestellt und meist zu Grimassen des Zorns oder Entsetzens verzerrt. Aber das passt gut zur Handlung, die auf Action ausgelegt ist. Und wir sind endlich die deprimierenden Braun-Rot-Töne der ersten fünf Bände los: Hellstroms Flammen und Widows Haare bringen etwas Farbe in den Dschungel. Stilvorlieben sind eine höchst subjektive Angelegenheit, für mich hat Annual #1 aber die bislang besten Zeichnungen in der Savage Avengers-Reihe.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Marvel Comics
  • Autor: Gerry Duggan
  • Zeichner: Ron Garney (Linien), Matt Milla (Farbe)
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Englisch
  • Format: Digital
  • Seitenanzahl: 25
  • Preis: 4,99 USD
  • Bezugsquelle: Marvel, Amazon

 

Fazit

Mit jedem Band wird Savage Avengers lesenswerter. Ähnlich wie Kulan Gaths Plan, der aus mehreren Schichten besteht, müssen auch die Leser*innen sich erst durch das Vorgeplänkel durchkämpfen, bevor es wirklich zur Sache geht. Sah es am Anfang noch aus, als wäre Savage Avengers ein Vorwand, um die härtesten Hunde des Marvel-Universums in einen Wettbewerb um die größten Pektoralmuskeln zu schicken, dürfen jetzt auch Helden auftauchen, die mehr Motivation haben als Saufen und Prügeln. Denn so lustig zottelige Muskelberge sind, die am laufenden Band Eingeweide herausreißen, irgendwann wünscht man sich schon etwas Abwechslung. Mit der Einführung von Black Widow, Hellstrom und demnächst Doctor Strange (Kein Spoiler, Elektra hat es angekündigt!) darf sich Kulan Gath demnächst mit noch mehr Gegnern herumschlagen, die ihm intellektuell ebenbürtig sind. Bislang war das fast nur Doctor Voodoo. Aber das (vermeintlich) eigentliche Ziel Gaths ist so weltbewegend, dass die Helden jetzt auch mit Hirnschmalz statt nur Muskelmasse aufwarten müssen. Insofern dürfen sich Marvel-Fans darauf freuen, dass die eine Person, die am Ende von Band 6 erwähnt wurde, jetzt endlich in die Ereignisse eingreift. Doch das ist ein Thema für die Dezemberausgabe dieser Rezension.

 

 

Artikelbild: Marvel, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

 

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