Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

In vielen Spielen baut man meist in eher abstrakter Art und Weise etwas auf oder zusammen. Nicht so bei SwordCrafters, denn hier wird physisch während des Spiels jeweils ein magisches Pappschwert zusammengebastelt. Ist das Spiel mehr als nur ein Gimmick? Wir haben es uns für euch angeschaut.

Fantasy ist aus dem Brettspiel seit Jahren kaum wegzudenken. Und Schwerter gehören zur Fantasy nun einmal fest dazu. In vielen Spielen werden sie als Ausrüstung verwendet, selten aber geht es in einem Spiel dabei darum, wie sie eigentlich entstehen. Genau diese Lücke will SwordCrafters schließen.

Spielablauf

Jeder der ein bis fünf Spieler stellt bei SwordCrafters einen magischen Schmied dar, der zur Aufgabe hat, das nach einem großen Konflikt zerstörte Schwert des Schutzes zu ersetzen. Möglichst gleichmäßig soll es sein, dabei aber auch den magischen Vorgaben der jeweiligen Partie genügen. Und natürlich möglichst lang. Denn das längere Schwert ist natürlich das bessere Schwert!

Gespielt wird SwordCrafters in sechs Runden, die jeweils aus drei Phasen bestehen.

Eine Auslage bei vier Spielern

Zu Beginn jeder Runde werden je nach Spieleranzahl elf bis fünfzehn zufällige Schwertteile (allesamt bestehend aus Pappquadraten) zusammen mit dem Startspielerplättchen in einem Rechteck ausgelegt. In der ersten Phase jeder Runde nimmt dann jeder Spieler in Spielreihenfolge einen Teilungsschnitt vor, teilt also einen Block von Plättchen an Hand einer geraden Linie in zwei kleinere Blöcke auf.

Vier Schnitte haben die Auslage in fünf Blöcke geteilt

In Phase zwei suchen sich die Spieler dann, wieder in Spielreihenfolge, jeweils einen der Blöcke aus und müssen dann alle Plättchen dieses Blocks nehmen.

In Phase drei, welche von allen gleichzeitig durchgeführt werden kann, werden diese Plättchen dann in das eigene Schwert eingebaut. So entsteht nach und nach eine Klinge mit quadratischem Querschnitt. Wer auch immer das Startspielerplättchen erhält, baut dieses nicht in sein Schwert ein, sondern wird zum Startspieler für die nächste Runde.

Das mittlere Schwert hat die längste Kette, aber das obere ist länger

Das Ganze wird fünf Mal wiederholt (für insgesamt also sechs Runden), dann kommt es zur Endwertung. Für jede der vier Schwertseiten, auf der mindestens zwei gleichfarbige Plättchen aneinandergrenzen, gibt es Punkte, je länger der entsprechende Block, desto mehr. Außerdem gibt es drei Wertungskarten, die zu Beginn der Partie zufällig gezogen wurden, und die angeben, für welche Farben an Plättchen es dieses Mal Mehrheitswertungen gibt. Und zu guter Letzt bekommt derjenige Spieler mit dem längsten Schwert noch Sonderpunkte.

Wer hiernach am meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel. Und natürlich kann man sich mit den Schwertern auch duellieren. Stabil genug, um die Bewegungen auszuhalten, sind sie allemal. Stark zusammenprallen sollten sie dabei aber genauso wenig wie jemanden tatsächlich treffen.

Eine Partie SwordCrafters dauert ca. 30-45 Minuten. Mit steigender Spielerzahl dauert es tendenziell etwas länger, aber der Unterschied ist nicht besonders groß.

Das Spiel ist schnell erklärt, keiner der Mechanismen stellt große Anforderungen an die Spieler, sodass bereits im Verlauf der ersten Partie jedem klar ist, wie das Spiel funktioniert. Am Ende ist es aber vielleicht auch ein wenig zu seicht, denn der Gimmick, dass man die Schwerter tatsächlich zusammensteckt, ist zwar nett, aber zum einen nicht besonders gut für das Spielmaterial, und zum anderen täuscht er kaum darüber hinweg, dass hier spielerisch nicht besonders viel geboten wird.

Das Spiel versucht an manchen Stellen nicht einmal, ausgewogen zu sein. Zum Beispiel sind auf den Griffen, die zu Beginn der Partie zufällig verteilt werden, bereits farbige Symbole abgebildet. Diese zählen bei den Mehrheitswertungen am Ende des Spiels mit. Der so manchen Spielern zugewiesene Startvorteil wird aber an keiner Stelle im Spiel ausgeglichen.

Auch ist der Wiederspielanreiz nicht enorm. Die zufällige Auslage der Plättchen sowie die unterschiedlichen Wertungskarten bringen zwar eine ordentliche Varianz in das Spiel, aber es fehlt ein Spannungsbogen oder ähnliches, was anregen würde, mehr als eine Partie als Lückenfüller zu spielen.

Ausstattung

Viel Platz ist in der Box nicht übrig (inkl. Expanded Edition)

Das Spielmaterial besteht bei SwordCrafters vorwiegend aus fester Pappe. Diese ist robust genug, dass die gebastelten Schwerter tatsächlich halbwegs solide sind. Leider wird diese Festigkeit aber auch dadurch bedingt, dass die Schlitze, mittels derer die Plättchen zusammengesteckt werden, sehr eng sind. Einige Male wird das gut gehen, aber der Verschleiß ist hier vorprogrammiert.

Die Marker zum Zählen der Punkte sind hingegen etwas zu klein geraten, aber außer in den Erweiterungsspielen (siehe unten) kann man sich auch einfacher behelfen und die drei Punktequellen im Kopf zusammenrechnen.

Die Box des Spiels an sich bietet zwar ausreichend Platz für alle Teile, aber nur gerade eben – und auch nur, wenn man das Inlay entfernt, denn in dieses passen die Plättchen leider nicht sauber hinein.

Das Inlay ist leider nicht geeignet, um das Spielmaterial unterzubringen

Die harten Fakten:

  • Verlag: Adam’s Apple Games
  • Autor(en): Adam Rehberg, Chris Neumann
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Englisch (Spielmaterial weitestgehend sprachneutral)
  • Spieldauer: 30-45 Minuten
  • Spieleranzahl: 1 2 3 4 5
  • Alter: 6+
  • Preis: ca. 31 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Die Expanded Edition enthält zusätzliches Spielmaterial mit speziellen Regeln

Zusätzlich zur normalen Version von SwordCrafters gibt es noch die Expanded Edition. In dieser kommen zu bekämpfende Monster, Schwertspitzen sowie Relikte hinzu, die jeweils dem Spiel weitere Möglichkeiten der Punktegewinnung hinzufügen. Diese sorgen für mehr Abwechslung und erhöhen die Menge der Dinge, auf die die Spieler achten müssen, wodurch die Komplexität leicht steigt.

Auf der offiziellen Homepage des Spiels kann man das Regelheft herunterladen. Außerdem findet sich dort ein Link zu einem How to Play-Video:

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL014ZjhyVWF0a1IwIiB3aWR0aD0iNTYwIiBoZWlnaHQ9IjMxNSIgZnJhbWVib3JkZXI9IjAiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj0iYWxsb3dmdWxsc2NyZWVuIj48L2lmcmFtZT48L3A+

Fazit

Alles Spielmaterial auf einen Blick

Im Grunde ist SwordCrafters ein Plättchenlegespiel. Was es aber von den meisten anderen Vertretern dieser Spezies unterscheidet, ist, dass man hier tatsächlich etwas zusammenbaut, was man danach in der Hand hält: ein seltener Aspekt, der hier als effektives Gimmick genutzt wird. Aber ähnlich wie beim Spiel Planet aus dem gleichen Jahr leidet am Ende die Spieltiefe enorm darunter, dass die „Spielpläne“ der anderen Spieler, also der Konkurrenz, nicht vernünftig zu erfassen sind, wenn man nicht selbst Hand an diese anlegt. Tut man das, zieht sich eine Partie in die Länge. Tut man es nicht, fällt jede Tiefe des Spiels quasi sofort weg. Aber um Spieltiefe geht es hier auch gar nicht. Es geht darum, Schwerter zu bauen und am Ende so zu tun, als würde man sich mit diesen prügeln.

Das Spiel ist in dieser Hinsicht sehr gut gestaltet. Spielvarianten tragen entsprechende Namen wie Dual Wielding, das Aufteilen der Plättchen in verschiedene Blöcke wird mittels Schnitten wie von einer scharfen Klinge durchgeführt. All das ist durchaus gelungen und dem Thema entsprechend. Aber es kann am Ende dann doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass SwordCrafters wenig mehr ist als ein seichtes Plättchenlegespiel mit lustigem Gimmick. Dieser ist aber interessant genug, um zumindest für eine positive Tendenz zu sorgen.

 

mit Tendenz nach oben

Artikelbild: Adam’s Apple Games, Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein