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Obwohl 2020 Larper*innen eine Zwangspause verschafft, kann man die Zeit dennoch nutzen, um für kommende Veranstaltungen Vorbereitungen zu treffen. Frei nach dem Motto „Ohne Mampf, keinen Kampf“ ist die Essensplanung ein wichtiger Planungsbestandteil. Wir haben uns deshalb drei historisch angehauchte Kochbücher vom Zauberfeder Verlag angeschaut und auf Larptauglichkeit geprüft.

Eine Larpgruppe zu versorgen ist oft ein großer logistischer Aufwand. Verschiedene Geschmäcker wollen berücksichtigt, Lagerung bedacht und Kochutensilien organisiert werden. Erschwerend kommt oft hinzu, dass man keine feste Küche, sondern vielmehr nur ein Kochfeuer hat auf und um welches man die zu kochenden Gerichte planen muss.

Es kann nicht immer „Rumfort“-Topf sein

Essenspläne aufstellen überfordert eine Wohngemeinschaft normalerweise trotz Elektroherd, Kühlschank und Mikrowelle allein durch die Fülle des Angebotes. Onlinekataloge, Kochbücher oder Pinterest spucken zu fast jeder erdenklichen Situation oder Zusammensetzung an Zutaten Rezepte aus. Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn man gewisse Einschränkungen hat. Wer weiß schon ob Boeuf Bourguignon auf dem Feuer gekocht werden kann? Oder Lasagne?

Natürlich kann man jeden Tag irgendetwas Grillen (Fleisch sollte man nach Unterbrechung der Kühlkette taggleich verarbeiten oder direkt als neuestes Lagermitglied begrüßen) oder einfach jeden Tag zum „Rumfort“-Tag (alles was rumliegt und fortmuss) erklären. Jedoch ist dies auf Dauer wenig befriedigend.

Zum Glück gibt es mittlerweile ein paar Kochbücher, die sich um das Thema Lagerküche drehen oder historisch gesehen aufgrund ähnlicher Ausstattungslage (wenig Equipment, ein Haufen Leute, viel Hunger) entstanden sind. Wir stellen euch drei solcher Bücher vor, die im Sortiment des Zauberfeder Verlag zu finden sind.

Lagerküche – Mittelalterlich Kochen auf offenem Feuer

Nach dem Inhaltsverzeichnis und einem kurzen Vorwort gibt Tatjana Junker einen knapp gehaltenen, jedoch ausführlichen Überblick über die Themen Küchenausstattung, Kühlungsmöglichkeiten und Feuerstelle bzw. Kochfeuer. Hier werden die relevanten Elemente des Freiluftkochens behandelt und mit Tipps versehen, die von viel Erfahrung auf Seiten der Autorin zeugen.

Danach folgen insgesamt 34 Rezepte, sortiert nach Kategorien wie Frühstück, Eintöpfe, Fleischsorte oder Nebenleckereien wie Buttervarianten und Soßen. Alle Speisen sind aus historisch-mittelalterlichen Quellen direkt entnommen oder entlehnt und machen vier bis sechs Personen satt.

Jedes Rezept hat eine Zutatenliste, ein hochwertiges Foto der Speise und einen knapp gehaltenen Zubereitungstext, der gut verständlich ist. Spannend sind die historischen Originalrezepte in Originalsprache samt Quellenangabe im Anhang. Dazu gibt es noch ein historisches Autorenverzeichnis sowie eine Warenkunde.

Alles in allem ein gut strukturiertes Kochbuch, dass den großen Vorteil hat, das sämtliche Rezepte ausgehend von einer Feuerstelle geschrieben wurden und Hinweise auf den Umgang mit dem Kochfeuer zu finden sind. Leider gibt es keine Angabe zur Zubereitungszeit der jeweiligen Speise was dem Buch nur wenige Abstriche gibt. Fast schon Pflicht für jeden Larpenden, der gerne kocht.

Die harten Fakten

  • Verlag: Zauberfeder Verlag
  • Autorin: Tatjana Junker
  • Erscheinungsdatum: 09. März 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 116 Seiten
  • ISBN: 978-3-96481-000-7
  • Preis: 19,90 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Zauberfeder-Shop, Amazon, idealo

 

Highlander-Kochbuch

Nach dem gut strukturierten Inhaltsverzeichnis folgen einige Seiten historischen Überblickes sowie eine ausführliche Zutatenkunde der Highland Küche. Zwar sind die Texte mit vielen thematisch passenden Fotos aufgelockert, es ist dennoch viel Input für ein Kochbuch.

Die 55 Rezepte sind analog zu anderen Kochbüchern nach Hauptbestandteil sortiert. Die Erklärung ist knapp aber sehr verständlich gehalten, die Zutatenliste übersichtlich und es gibt fast immer ein Foto des Gerichtes. Auch hier fehlt eine Angabe zum Zeitaufwand.

Insgesamt ist die Aufmachung des Buches stimmungsvoll und thematisch passend. Die Rezepte sind für eine normale Küche ausgelegt und meist für vier Personen beschrieben, so dass sie gut skalierbar oder für die Familie kochbar sind. Das Gros der Speisen ist ohne großen Aufwand im Alltag sowie auf Larp nutzbar und auch auf Feuerstellen umzulegen. Nur die häufige Verwendung verderblicher Lebensmittel wie Fisch und Meeresfrüchte könnte auf Con zu Problemen führen. Davon abgesehen findet der Kochende auf jeden Fall die eine oder andere Ergänzung für das Rezeptrepertoire.

Die harten Fakten

  • Verlag: Zauberfeder Verlag
  • Autorin: Fiona Bondzio
  • Erscheinungsdatum: 13. April 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 112 Seiten
  • ISBN: 978-3-938922-94-1
  • Preis: 19,90 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Zauberfeder-Shop, Amazon, idealo

 

Kelten-Kochbuch

Im Keltenkochbuch fällt die Einführung deutlich länger aus. Das Inhaltsverzeichnis ist sehr umfangreich und auf den ersten Blick eher verwirrend. Darauf folgen einige Seiten mit teils sehr tiefgehenden Informationen zur historischen Einordnung in großen Blöcken. Dazu kommt, dass die Texte oft wissenschaftlich geschrieben sind und konfus wirken.

Die 39 Rezepte kann man generell als in Teilen historisch, historisch inspiriert und modern weiterentwickelt bezeichnen. Schnell stellt man fest, dass einige Inspirationen durch andere Kulturkreise interessant sind. Es versteckt sich auch das eine oder andere bekannte Gericht darunter.

Wie in den beiden anderen Kochbüchern sind die Rezepte übersichtlich gestaltet und gut geschrieben – auch hier fehlt die Zubereitungszeit. Leider sind die Gerichte etwas wahllos zusammengesucht und die Hälfte ist eher modern, beziehungsweise nur keltisch inspiriert statt historisch, was enttäuschend ist, wenn man den Titel und die ersten Seiten des Buches bedenkt.

Alles in allem hat das Keltenkochbuch einige Kandidaten für die Larpküche zu bieten, doch sollte hier darauf geachtet werden, ob auch geschmacklich jeder im Boot ist. Das Gros der historischen und historisch inspirierten Rezepte hat als Hauptbestandteil Getreide oder Hülsenfrüchte. Dazu wird sehr sparsam bis garnicht gewürzt. Also ein gutes Kochbuch für die Larpküche, vom Titel her kann es jedoch etwas irreführen was Inhalt und Erwartung angeht.

Die harten Fakten

  • Verlag: Zauberfeder Verlag
  • Autorin: Ingeborg Scholz
  • Erscheinungsdatum: 30. März 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 136 Seiten
  • ISBN: 978-3-96481-005-2
  • Preis: 19,90 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Zauberfeder-Shop, Amazon, idealo

 

Erscheinungsbild

Alle drei Bücher sind in handlich rechteckigem, schlankem Format mit Hardcover. Durch die gedeckten Grüntöne der drei Cover, auf denen sonst nur der Titel sowie drei Speisefotos sind, eignen sie sich als Begleiter für Larpveranstaltungen und sind nicht sofort als störend zu identifizieren, wenn sie im Lager genutzt werden. Die Verarbeitung erträgt auch ein gewisses Maß an Lagerleben, ohne sehr zu leiden oder auszusehen als hätte man das gute Stück aus dem Müll gezogen. Auch spontane Feuchtigkeitseinbrüche sowie Fettfinger hinterlassen wenig Spuren auf Einband und Innenleben.

Fazit

Die Wahl des Buches ist davon abhängig in welche Richtung man gehen möchte, was die Verpflegung angeht. Zwar ist das Gros der Rezepte auf mehrere Essende ausgelegt, doch ist die Ausrichtung der Zutaten sehr unterschiedlich und eignet sich nicht immer von Nutzung und Art für jeden Geschmack. Schön ist das viele Gerichte mit wenig Equipment auf Feuer gekocht werden können und auch für wenig erfahrene Lagerköch*innen machbar sind, ohne die gesamte Gruppe mit Magenschmerzen auszuschalten.

Es sind alles in allem solide Nachschlagewerke, die man gut in seinen Kochfundus aufnehmen und für die Planung der Verpflegung der kommenden Saison nutzen kann – auch ohne Geschichtskenntnis, aber die bekommt man ja quasi mitgeliefert. Ein Testlauf ist, allerdings wie bei allen Rezepten ratsam, bevor man es ins Gelände führt. Testesser finden sich aber bekanntlich immer.

Artikelbilder: ©Laura Birnbaum, abgebildetes Produkt: © Zauberfeder Verlag
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote

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