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Mit Denis Villeneuves Filmadaption des Science-Fiction-Epos Dune hätten Filmfans noch Ende 2020 seit langem wieder einen aufwendig produzierten Science-Fiction-Blockbuster zu sehen bekommen. Nun heißt es aber, geduldig zu bleiben, denn Corona zwang das Filmstudio Dune um ein Jahr zu verschieben. Wir werfen einen Blick auf das, was bisher bekannt ist.

Es hätte so schön werden können. Nach den gemischten Gefühlen von Science-Fiction-Fans zum Ende der neuen Star Wars-Trilogie wäre mit Dune endlich wieder ein Weltraum-Blockbuster erschienen, der das Potential hätte, eine ganze Reihe zu werden.

Dabei ist Dune alles andere als neu, im Gegenteil. Unter eingefleischten Science-Fiction-Fans gelten die sechs Bücher (welche auch unter dem Namen Dune Zyklus bekannt sind) des Autors Frank Herbert aus dem Jahre 1965 bereits als Pflichtlektüre. Für viele gilt Dune sogar als „Vater der Science-Fiction, wie wir sie heute kennen“, denn auch in Franchise-Größen wie Star Wars und Star Trek findet man Parallelen und Inspirationen, die in den Dune-Büchern ihren Ursprung haben.

Das Spice muss fließen – Die Story von Dune

Die vollständige Geschichte von Dune zu erklären, die im Original aus insgesamt 6 Büchern besteht, ist nicht nur alles andere als einfach, würde aber allem voran den Rahmen dieses Artikels sprengen. Daher fokussiert sich der folgende Text auf die Buchvorlage für Denis Villeneuves Film. Dieser erzählt die Geschichte des ersten Buches Dune – Der Wüstenplanet und gibt ohne Spoiler einen kurzen Einblick in die Story.

In weit entfernter Zukunft hat es die Menschheit geschafft, Raumschiffe zu erschaffen, mit denen man den Weltraum bereisen kann. Jedoch werden die Raumschiffe allesamt von einer halluzinogenen Droge namens Spice angetrieben, die einzig auf dem kargen Wüstenplanet Arrakis zu finden ist. Als dementsprechend kostbar gilt Arrakis für die verschiedenen Häuser (ein Konzept, welches später von George R. R. Martin in Game of Thrones genutzt wurde), die den Weltraum regieren. Es gilt das Sprichwort: „Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum“.

Paul Atreides, die Hauptfigur des ersten Buches, entstammt einer dieser mächtigen Häuser. Sein Vater Duke Leto erhält vom Imperator die Anweisung, als Lehnsherr die Macht auf dem Wüstenplanet Arrakis zu übernehmen. Das Haus, welches vorher den Wüstenplaneten beherrschte, die Harkonnen, indes beginnen, gegen das rivalisierende Haus Atreides zu intrigieren. Gleichzeitig gibt es noch die Fremen, das ursprüngliche Volk von Arrakis, welche sich im Schatten nach ihrer Freiheit sehnen.

Um den Kern von Dune zu bezeichnen: Es ist ein Epos, der sich auf fiktionale Weise mit jenen Themen befasst, die uns heute noch mehr denn je beschäftigen. Es ist ein fiktionaler Kommentar über zutiefst in Schichten aufgeteilte Gesellschaften, die Macht und die Gefahren von Religionen und religiösem Fanatismus, über Korruption und Politik sowie über industrielle Ausbeutung und deren Folgen.

Der neue Dune-Film von Denis Villeneuve hebt sich mit düsterer Atmosphäre deutlich von der ersten Filmadaption von David Lynch ab.

Eine Geschichte des Scheiterns

Bereits 1975 versuchte der surrealistische Regisseur Alejandro Jodorowsky, Dune zu verfilmen, scheiterte jedoch trotz fertigem Drehbuch, Storyboard, Designs von Künstlern wie H. R. Giger sowie einem interessantem Cast (darunter auch Salvador Dali und Mick Jagger) an den Kosten. Doch erschuf er mit Drehbuch und Storyboard zwei für die Filmindustrie kostbare Werke, deren Ideen sich in den späteren Jahren in Filmen wie Star Wars Episode V von anderen Regisseuren aufgegriffen wurden.

Erst 1984 schaffte es Regisseur David Lynch, das erste Buch des Dune Zyklus zu verfilmen. Den Inhalt des Buches sinnvoll auf einen Film von ca. 2 Stunden herunterzubrechen, gelang ihm dabei nicht ohne eine lange Liste von Änderungen und Auslassungen. Das führte schließlich dazu, dass der Film viel Kritik einstecken musste und am Box Office ebenfalls floppte. Nach den genannten Rückschlägen traute sich kaum noch jemand an den komplexen Stoff. Lediglich der amerikanische Fernsehsender Syfy (damals Sci Fi) probierte Anfang der 2000er noch einmal die Verfilmung der ersten drei Bücher in zwei Miniserien, allerdings mit eher geringem Budget.

Man kann Frank Herberts Dune ein bisschen mit Tolkiens Der Herr der Ringe vergleichen. Beide erschufen Werke von unglaublicher Komplexität und Dimension, welche ihre Leserschaft in eine vollkommen andere Welt entführten und bis heute eine große Anzahl von Fans haben. Beide Werke galten aber aufgrund eben dieser Komplexität und Größendimension lange Zeit als unverfilmbar. Zumindest so lange, bis sich doch jemand getraut hat. Und so wie Peter Jackson es schaffte, mit seiner Filmcrew den bis heute beeindruckenden Dreiteiler Der Herr der Ringe zu drehen, liegt nun alle Hoffnung der Fans von Dune darin, dass Denis Villeneuve ein vergleichbares, filmisches Meisterwerk erschaffen könnte.

Der vielversprechende, junge Schauspieler Timothée Chalamet wird als Hauptfigur Paul Atreides auf der großen Leinwand zu sehen sein.

Denis Villeneuves Dune – Kann es ein Meisterwerk werden?

Der Regisseur

Der kanadische Regisseur Denis Villeneuve hat sich mit Filmen wie Arrival und Blade Runner 2049 in die Herzen der Science-Fiction-Fans katapultiert. Und bereits jetzt kündigte er seine Dune-Version als „Star Wars für Erwachsene“ an. Der Regisseur hat eine persönliche Zuneigung zur Buchreihe, da er sie bereits in der Kindheit selbst gelesen und laut eigenen Aussagen geliebt hat.

Die Story des ersten Films siedelt sich zunächst auch in der ersten Hälfte des ersten Buches von Frank Herbert an, da Villeneuve einen Vertrag mit Warner Bros. geschlossen hat, welcher explizit auf eine Umsetzung des Stoffes in zwei Filmen besteht. Dennoch sollte man nicht zu früh mit dem 2. Teil rechnen, da eine Fortführung der Saga stets auch damit zusammenhängt, ob der erste Film gut bei den Zuschauer*innen ankommt und ein gutes Einspielergebnis erzielt, um als Erfolg verbucht zu werden.

Obwohl Villeneuve ankündigte, sich ein paar Inspirationen aus David Lynchs Version zu holen, will er aus Dune auf jeden Fall etwas Eigenes kreieren und hat bereits einige Änderungen vorgenommen. So wurden den weiblichen Charakteren wie Pauls Mutter, Lady Jessica, deutlich komplexere und bedeutendere Rollen zugesprochen. Die in David Lynchs Version fast schon zur Karikatur verkommenen Rolle des bösen Baron Harkonnen wurde ebenfalls deutlich komplexer und tiefgründiger.

Viel Aufsehen erregte auch die Besetzung des Ökologen von Arrakis, Dr. Liet Kynes, der im Buch als Mann beschrieben wurde. Kynes wurde für Villeneuves Filmadaption als weibliche Figur umgeschrieben und man castete die dunkelhäutigen Schauspielerin Sharon Duncan-Brewster, um eine breitere Diversität des Casts im Vergleich zur Version von David Lynch zu gewährleisten. In Sachen Story kündigte Denis Villeneuve bereits an, den Fokus unter anderem auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen eines Planeten zu setzen. Der Film Dune soll laut ihm eine Coming-of-Age-Story werden, aber auch eine Motivation zum Handeln und Aufstehen der jüngeren Generation.

Der Cast

Dune besticht mit einem hochkarätigen Cast aus diversen und talentierten Schauspieler*innen. Allen voran sorgte die Besetzung der Hauptfigur, Paul Atreides, mit dem hochgelobten Newcomer Timotheé Chalamet für Furore. Der 24 Jahre alte Schauspieler hatte in Filmen wie Call me by your Name, Ladybird und dem Netflix-Hit The King bereits bewiesen, dass er durchaus für tiefergehende und komplexere Rollen gemacht ist. Ihm zur Seite steht Rebecca Ferguson als Pauls Mutter Lady Jessica. Oscar Isaac, den man als Poe Damaeron in der neuen Star Wars-Trilogie kennengelernt hat, wird die Rolle als Duke Leto Atreides übernehmen. Zuschauerliebling Jason Momoa (Aquaman, Game of Thrones und Stargate Atlantis) gibt sich als Schwertmeister Duncan Idaho die Ehre.

Unter den Fremen, dem einheimischen Volk auf dem Planeten Arrakis, bekommen die Zuschauer zum einen Zendaya als Chani und James Bond-Bösewicht Javier Bardem als Stilgar zu sehen.

Die mysteriöse Chani (Zendaya) ist hier gekleidet in den ikonischen „Stillsuit“, der das Überleben der Menschen auf dem Wüstenplaneten Arrakis sichert.

Auf Seiten des Haus Harkonnen werden wir zum einen Stellan Skarsgård zu sehen bekommen, der sich der Rolle des abstoßenden, aber hochintelligenten Baron Vladimir Harkonnen stellen wird, sowie Dave Bautista (Guardians of the Galaxy, Blade Runner 2049), der einen der Neffen des Barons spielen wird: Glossu Rabban.

Bisher sind drei wichtige Figuren aus dem Buch und aus David Lynchs Dune-Adaption noch nicht offiziell bestätigt. Ob sie überhaupt vorkommen oder möglicherweise erst in einer Fortsetzung des ersten Films auftauchen werden, ist ebenfalls noch nicht klar. Dabei fehlen der Imperator Shaddam IV, welcher im Dune-Universum zum Zeitpunkt des ersten Buches über die Galaxis herrscht, dessen Tochter Prinzessin Irulan und der Bruder von Glossu Rabban, Feyd-Rautha, welcher in der Adaption von David Lynch vom Sänger Sting gespielt wurde.

Die grausamen Harkonnen gieren nach der Macht und Rache. Villeneuve versprach für seinen Film eine weniger karikatureske Darstellung des Baron Harkonnen und seinen Untergebenen, darunter auch dessen Neffe Glossu Rabban (zu sehen auf dem Bild).

Das Set und der Soundtrack

Das Besondere an Dune: Viele der Sets wurden an realen Orten gedreht. Obwohl ein Science-Fiction-Film viel CGI-Effekte benötigt, um Raumschiffe und fantastische Umgebungen zu kreieren, geht Denis Villeneuve den Weg, wie ihn auch Filmgrößen wie Christopher Nolan in ihren Filmen gerne gehen. Am realsten ist immer noch die Realität. So zog das Team für die Sets auf dem Wüstenplaneten Arrakis in die Wüste, um dort in staubig-trockenem Umfeld die Atmosphäre des Wüstenplaneten greifbar zu machen.

Unter den Drehorten waren sehr gegensätzliche Orte wie Stadlanded in Norwegen, wo die Szenen für Paul Atreides Heimatplaneten Caladan gedreht wurden, sowie Wadi Rum in Jordanien und Abu Dhabi in den Vereinigten Emiraten, welche die Kulisse des Wüstenplaneten Arrakis bildeten. Der Film wurde mit IMAX-unterstützender Kameratechnik gedreht, womit man sich auf großformatige, scharfe Bilder vorbereiten kann, die das Kinoerlebnis in der aktuell bestmöglichen Variante anbietet.

Der Soundtrack für Dune wird vom Starkomponisten Hans Zimmer beigesteuert, der für den Film extra eine Zusammenarbeit mit Christopher Nolan an Tenet absagte. Man kennt Zimmer bereits aus verschiedenen Blockbustern, darunter Größen wie Inception, Gladiator, Der König der Löwen und Fluch der Karibik. Mit einem orchestralen Cover des Songs Eclipse der Band Pink Floyd für den Dune-Trailer setzte er bereits ein Andenken an Jodowsky, der für seine erste Adaption des Filmes die Band Pink Floyd persönlich für den Soundtrack gewinnen wollte.

Arrakis und seine endlose Wüste, in der riesige Sandwürmer hausen, wurde zum Sinnbild für das Buch von Frank Herbert. Gedreht wurden die Szenen für den staubigen Planeten in einer echten Wüste.

Geduld beweisen

In Deutschland hätte Dune am 17. Dezember 2020 in die Kinos kommen sollen. Nun wurde der Starttermin auf den 1. Oktober 2021 verschoben, ob dieses neue Datum eingehalten werden kann, ist wegen der sich stetig ändernden Lage in der Pandemie noch nicht abzusehen. Aktuell befindet sich Villeneuve, zusammen mit anderen Regisseur*innen und Filmproduktionsfirmen ohnehin in einem Streit mit Warner Bros., welche ankündigten, Dune mit anderen Filmen auf HBO Max, einem amerikanischen Streaming-Service, zu veröffentlichen. Das verursachte bei allen Beteiligten Unmut und Enttäuschung, da ein Film in einem großen Format wie Dune hauptsächlich für das Kino gemacht wird und nicht für den heimischen Fernseher.

Durch das Abo-System der Streamingdienste befürchten Kritiker*innen, dass zum einen nicht die Produktionskosten eines Filmes reingeholt werden könnten und zum anderen das eingenommene Geld nicht mehr einem Film zugeordnet werden könnte. Immerhin wird im Abo für das gesamte Angebot eines Streamingdienstes bezahlt und nicht, um einen speziellen Film zu sehen, wie man es im Kino täte. Die Folgen könnten fatal werden und das neue Franchise noch vor Veröffentlichung im Sand begraben.

Ungeachtet dessen, müssen sich wohl alle Fans und begeisterten Kinogänger*innen ein weiteres Jahr in Geduld üben. Um sich die Zeit bis zum neuen Starttermin mit Dune-Content zu vertreiben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen lohnt es sich, die englischsprachige Dokumentation Jodorowsky´s Dune anzusehen, welche den kreativen Prozess und die Anstrengungen der ersten Adaption von Dune beschreibt, die es nie in den Drehprozess schaffte. Mit eindrucksvollen Bildern werden hier auch die Probleme behandelt, denen sich David Lynch und vor kurzem auch Denis Villeneuve bei dem zu verfilmenden Stoff stellen mussten.

Interessierte Leser*innen und Science-Fiction-Fans werden sicher auch viel Freude beim Lesen vom Dune Zyklus des Autors Frank Herbert haben. Zuletzt könnte man auch noch einen Blick in die ersten Adaptionen von Dune empfehlen, einmal der Film Dune von Regisseur David Lynch sowie die beiden Serien Dune – Der Wüstenplanet und Children of Dune.

 

Artikelbild: © Warner Bros. Pictures
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Saskia Harendt

1 Kommentar

  1. Ich bin gespannt auf den Film!
    Guter Artikel und lässt die Vorfreude höher schlagen. Die Sternchen im Text mindern aber leider irgendwie den Lesefluss. Lieber Wörter ausschreiben das nächste Mal

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