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Ende April war er endlich da – Thanos, der Superschurke, der verrückte Titan. Der den Avengers und den Guardians of the Galaxy stärker denn je zusetzen wird. Der eine aus Irrsinn geborene Lösung für das Gleichgewicht des Universums parat hat. Den wir nun seit wenigen Tagen auch auf BluRay in Infinity War bestaunen dürfen.

Ein Artikel von Sebastian Köppe und Roger Lewin

Man muss nicht alle Marvel-Superheldenfilme der letzten Jahre gesehen haben oder gar in der entsprechenden Comicwelt zu Hause sein, um den Film zu verstehen. Aber es hilft gewaltig, denn die Heerschar an Helden ist umfangreich und die Bezugnahme auf vorherige Ereignisse nicht gering. Eine gewisse Grundkenntnis setzt der dritte Teil der Avengers-Reihe Infinity War somit auf jeden Fall voraus.

Schon im ersten Teil der Avengers-Verfilmung sah man sich der Mammutaufgabe gegenüber, das Superhelden-Ensemble passend zusammenzufügen. Rückblickend war das Team jedoch äußerst überschaubar, denn im dritten Teil Infinity War wurden nun alle bisherigen Grenzen gesprengt. Nach den vielen Jahren hat die Registrierstelle für Superhelden-Filme jede Menge Neuzugänge zu verbuchen. Die bekannten Avengers, allen voran Iron Man (Robert Downey jr.), Hulk (Mark Ruffalo), Donnergott Thor (nun ohne Hammer – Chris Hemsworth) und Captain America (besser NomadChris Evans) treffen auf die bunte Weltraumcrew rund um Star-Lord (Chris Pratt) und seine selbsternannten Guardians of the Galaxy. Zahlreiche weitere Recken mischen beim intergalaktischen Fast-Showdown mit. Diese massive Ansammlung an Helden scheint bitter nötig, um den bisher ärgsten Widersacher aufzuhalten bzw. zumindest den Hauch einer Chance zu haben. Aber der Reihe nach.

Story

„Während die Avengers immer wieder damit beschäftigt waren, die Welt vor Gefahren zu beschützen, mit denen ein einzelner Held alleine nicht fertig wird, ahnten sie nicht, dass im Schatten des Alls jemand die Strippen zog. Thanos hat das Ziel, alle Infinity-Steine zu vereinen. Iron Man, Captain America, Thor und ihre Mitstreiter müssen erkennen, dass alles, wofür sie bislang gekämpft haben, in Gefahr ist. Nicht nur das Schicksal der Erde hängt davon ab, dass sie sich trotz aller Differenzen und ausgetragener Kämpfe zusammenraufen und neue Verbündete finden.“

Thanos? Das ist der Kerl, der schon die Strippen hinter dem Angriff auf New York (Marvel’s The Avengers) zog und sich im Universum einen üblen Ruf als Tyrann und Vernichter gemacht hat. Infinity-Steine? Das sind sechs Artefakte (Macht, Zeit, Seele, Raum, Gedanken und Realität), die schon in den bisherigen Filmen immer wieder Aufhänger oder Mittel zum Zweck waren. Thanos ist drauf und dran, diese auf seinem gigantischen Handschuh zu vereinen und gottgleich zu werden. Den Despoten in letzter Minute aufzuhalten, gestaltet sich gar nicht so simpel. Wer die zahlreichen Filme verfolgt hat, wird wissen, dass die Avengers nach dem großen Krach zwischen Iron Man und Captain America auseinandergegangen sind. Thor rettete mit Müh und Not sein Volk vor dem Untergang seiner Heimat und irrt zusammen mit seinem Bruder und seinem grünen Buddy Hulk durch die Weiten des Alls – während die Guardians of the Galaxy tiefenentspannt dem Wachstum von Groot zuschauen.

Von großer Einigkeit oder gar einer aufgestellten Verteidigungslinie gegen fiese außerirdische Invasoren und galaktische Tyrannen also keine Spur.

Tatsächlich aber gelingt die Zusammenführung mit Witz und Drama mehr als gut und begeistert Fans der Reihe. Natürlich ist klar, dass hier nicht der Comic an sich verfilmt wurde, denn dieser beginnt mit dem Fingerschnippen am Ende des Filmes. Wir sind sehr angetan von der Neuinterpretation, sowohl von Inszenierung als auch dem innewohnenden Drama – well done, Marvel Studios! Genauer ins Detail gehen wir jedoch nicht, denn vielleicht habt ihr den Film noch nicht gesehen und wollt euch die Überraschung nicht vermiesen lassen.

Darsteller

Die Reihe der Figuren ist so umfangreich, dass es deutlich schneller gehen würde, zu erwähnen, wer (noch) nicht im Film auftaucht. Ganz einfach – Ant-Man, Wasp und Hawkeye. Also keine Sorge, die Hauptcharaktere sind alle dabei und lassen den neuen Avengers-Film wie ein Klassentreffen Hollywoods wirken. Bei so einem Aufgebot liegt es auf der Hand, dass jeder einzelne Charakter deutliche Abstriche machen muss. Iron Man und Dr. Strange sind jedoch deutlich im Fokus. Für tiefgreifende Entwicklungen gab es im Vorfeld allerhand Einzelfilme und lose Handlungsfäden dazwischen. Genau auf dieses über all die Jahre mehr oder minder dicht gesponnene Netz vertraut der Film und hat daher keine Zeit für irgendwelche Einführungen. Die Figuren sind da, der Konflikt wurde lange vorbereitet, und so geht es in Avengers: Infinity War vielmehr um die unterschiedlichen Treffen der Heldenkonstellationen, in denen sie sich beweisen müssen.

Die jeweiligen Herausforderungen hängen natürlich irgendwie zusammen, und am Ende steht immerhin dieser kraftstrotzende, unüberwindbare Berg Thanos. Der Superantagonist hat einiges auf dem Kerbholz, und so finden sich schnell ein paar gemeinsame Nenner, um hier und da quer durch die Galaxis zweckmäßige Bündnisse zu zimmern. Der Gegenspieler Thanos (Josh Brolin) ist überaus gelungen. Seine schiere Präsenz ist deutlich beeindruckender als die meisten bisherigen Marvel-Schurken. Zudem ist die Figur überarbeitet worden, damit ihre Beweggründe für den Zuschauer verständlicher werden. Von Mistress Death also keine Spur – bislang.

Die Rolleninteraktionen der zahlreichen Helden beschränken sich zwar auf längst angelegte Bahnen, sind aber in großen Teilen nach wie vor recht unterhaltsam gelungen. Die meisten Hauptfiguren haben über die Jahre zahlreiche Entwicklungen durchzogen. Gezeichnet von Kämpfen, Verlusten und übermenschlichen Herausforderungen raufen sich alte Veteranen und neue Heldengesichter für den finalen Kampf dennoch irgendwie zusammen. Trotz all der dabei entstehenden Dramatik kommt der Humor auf keinen Fall zu kurz. Diverse vorwiegend männliche Helden versuchen einander natürlich im Sprüche-Barometer und Kräftemessen zu überbieten. Auf das Niveau der letzten Thor-Verfilmung fällt der neuste Avengers-Streich dann aber zum Glück doch nicht hinab. Dafür ist die Auseinandersetzung schlicht zu ernst.

Trotz völlig überfülltem Staraufgebot gelingt der Spagat über weite Teile und findet genau die richtige Mischung an Figurenkonstellationen und Herausforderungen. Unterm Strich ein großer Pluspunkt des Films.

Inszenierung von Infinity War

Es hatte den Anschein, als würde es insbesondere auf der Erde in Marvel’s Cinematic Universe (MCU) zu einer Art Überbevölkerung an (Super-)Helden kommen. Wo wir schon Scarlet Witch haben – wann kommt da House of M? Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely hatten also alle Hände voll zu tun, das fähige Personal auf mehrere Handlungsstränge an diversen Schauplätzen zu verteilen.

Mit Thanos hat man zudem ein brachiales Erzählwerkzeug, um das Filmuniversum nachhaltig zu verändern. Der charismatische Titan ist ein Bösewicht von Format und nicht nur äußerst tatkräftig, sondern auch durchaus erfolgreich. Und irgendwie kann man ihn fast verstehen …

Avengers: Infinity War vertraut auf das Vorwissen der Kinozuschauer und stürzt sich gradlinig in die Auseinandersetzung. Die entstehende Dynamik tut dem Film sehr gut, und die beachtlichen 149 Minuten vergehen wie im Flug. Die Geschichte springt munter zwischen Handlungssträngen und Orten hin und her. Der durchaus flotte Wechsel lässt keine Zeit für endlos anmutende CGI-Prügeleien und ausschweifende Dialoge. Die Balance stimmt. Die verantwortlichen Brüder Anthony und Joe Russo, die schon für die Captain-America-Filme The Winter Soldier und Civil War im Regiestuhl thronten, halten fachgemäß das Tempo hoch.

Wer meint, sich nach all den Jahren im Kino an Effekten satt gesehen zu haben, wird im neusten Avengers-Teil eines Besseren belehrt. Die Action ist so großartig inszeniert, dass Fanherzen bei der Flut an zur Schau gestellten Superkräften Luftsprünge machen. Insbesondere der bunte Crossover-Mix zwischen Avengers und Guardians sorgt für fantastische Szenen und wird in den richtigen Momenten vom Soundtrack wunderbar unterstützt, während gigantische Panoramen auf die Leinwand gezaubert werden.

Der Film ist ein visueller Mix, der wenig Vergleichbares hat. Im Effektgewitter treffen High-Tech-Waffen auf Superkräfte, Magie lässt die Grenzen zwischen Zeit und Raum verschwinden und Spinnenweben zischen so selbstverständlich wie Laserstrahlen durch die Luft. Avengers: Infinity War ist eine rasante Achterbahnfahrt geworden und hinterlässt mit seinem zumindest vorläufigen Schluss ein krachendes Ende samt Gefühlschaos.

Erzählstil und Bonus

Wie schon angemerkt, geht es an einigen Fronten direkt auf die Zielgerade. Die Handlungsstränge spannen sich zwar über das gesamte aus den Filmen bekannte Universum, bleiben aber trotz hohem Erzähltempo nachvollziehbar, ehe sie in den finalen Showdown münden.

Natürlich gibt es Marvel-typisch nach dem Abspann auch wieder eine Szene zu bewundern, also in jedem Fall den Film weiterlaufen lassen!

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Extras der BluRay

Unter den vielfältigen Extras der BluRay befindet sich zuallererst eine Ansprache der Regisseure – hier wird betont, wie groß die Herausforderung war, all die Charaktere zusammenzubringen. Diese Einschätzung teilen wir. Interessant war die Andeutung, dass mit dem Film etwas Großes und Neues beginnen würde. Wenn wir den Bereich der Mutmaßungen betreten und das verstärkte Auftreten der Watcher (wenn auch in Seiten- und After-Szenen) und eine der letzten Szenen in Betracht nehmen – könnte der nächste Teil „Soul World“ heißen? Und wo bleibt Adam Warlock? Wird Captain Marvel seine Position einnehmen?

Ein weiteres Feature widmet sich Thanos – hier wird Josh Brolin als Darsteller gelobt, der der Größe von Thanos in vielerlei Hinsicht ein besonderes Leben einhaucht. Tatsächlich kann man Thanos fast verstehen, angesichts der ökologischen Probleme unseres Planeten. Zu Recht wird gesagt, dass eine direkte Vernichtung des verrückten Titanen die Fans enttäuscht hätte. Letztendlich ist er bislang der gefährlichste Gegner für alle Superhelden – und dem wird gut Rechnung getragen.

Interessant auch, dass die Szene in Wakanda auf einer großen Farm in Georgia gedreht wurde. Und wusstet ihr, dass knapp 6000 Menschen an dem Film mitgewirkt haben? Ben Hur außen vor, aber ist das eine neue Dimension?

Unter den Marvel-Filmen ist der Dreh bislang jener gewesen, der die höchste Globalität hatte, was die Drehorte angeht. Allein die Sequenz auf dem Titan wurde monatelang geplant, und häufig wurden die Akteure erst nachträglich in die Szene geschnitten. Einen besonderen Fokus hatte die Emotionalität, etwas, was bei Filmen dieses Budgets selten ist.

Übrigens – in den Interviews wird gesagt, dass Charaktere verschwinden, nicht, dass sie getötet werden. Eine Andeutung auf das, was kommt?

Natürlich gibt es auch einige zusätzliche Szenen – allen ist gemein, dass sie das Pacing verlangsamt hätten oder übermäßig albern gewesen wären. Dabei sind Szenen, wo Happy Hogan bei Paparazzis interveniert, Drax und Starlord um Musik streiten, mehr über die Folterung von Nebula und eine Szene, die wichtig gewesen wäre, aber zu lange dauerte. Hier geht es um die Vergangenheit von Gamora.

Bei den Bloopers, also den misslungenen Szenen, findet sich alles: von Versprechern zu Ziegen in Wakanda – und die für Avengers typischen Tanzeinlagen.

In Summe also sehr sehenswerte Extras, von dem umfangreichen Audiokommentar begleitend zum Film ganz zu schweigen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Anthony Russo, Joe Russo
  • Darsteller: Chris Evans, Robert Jr. Downey, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo und andere
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Französich und andere
  • Format: BluRay
  • Preis: 12,90 EUR bis 36,90 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Der intergalaktische Titan Thanos lässt das Marvel-Universum wortwörtlich erbeben. Der Auftakt des langersehnten finalen Crossover-Mix entführt den Zuschauer auf eine rasante Achterbahnfahrt gespickt mit jeder Menge Unterhaltung und sehenswerter Action. Allerdings lassen die Pressemeldungen von Disney drauf schließen, dass wir noch viele Superhelden-Filme aus dem Hause Marvel sehen dürfen werden.

Im farbenfrohen Leinwandtreiben reiht sich eine Heldenfigur an die andere und für fast alle bisherigen MCU-Charaktere scheint sich ein Platz gefunden zu haben. Der größte Kritikpunkt ist, dass Avengers: Infinity War als Film nicht für sich alleine stehen kann. Er vertraut darauf, nach vielen Jahren voller Comicverfilmungen als verdienter Höhepunkt betrachtet zu werden. Handlung und all die zahlreichen Figuren wurden in den Filmen davor aufgebaut. Seiteneinsteiger werden häufig ein sinnbildliches Fragezeichen auf der Stirn haben.

Im aktuellsten Avengers-Film dürfen alle Helden jetzt endlich zum großen Catwalk zusammentreffen. Wer auf den Humor der Marvel-Filme steht und richtig Lust auf einen gigantischen Schlagabtausch der bekannten Marvel-Helden mit einem mehr als würdigen Widersacher hat, der sollte bei der BluRay zuschlagen. Avengers: Infinity War ist ein großes Superheldenspektakel geworden. Die Messlatte für den zweiten Teil, welcher 2019 ins Kino kommt, liegt schon mal weit oben.

Die geringe Abwertung der Kinoversion (da man Kenntnis der anderen MCU-Filme braucht, um den Film in all seinen Facetten zu genießen) heben wir angesichts der hochwertigen Extras auf.

Artikelbilder:  © Walt Disney Productions, Marvel Studios
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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