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Spielzeuge eröffnen für Kinder wunderbare Welten. Für Nola trifft das in Die magische Spieluhr wortwörtlich zu. Zu ihrem Geburtstag bekommt sie das titelgebende Geschenk von ihrem Vater überreicht. Das Mädchen kann jedoch nicht mal in ihren Träumen ahnen, dass im Inneren der Spieluhr eine wunderbare Welt voller Abenteuer wartet.

Wer von euch besitzt noch Spielzeug aus der eigenen Kindheit? Letztens war es mal wieder Zeit, den Keller zu entrümpeln und dabei bin ich auf einen Karton voller alter Herr-der-Ringe-Actionfiguren gestoßen. Augenblicklich verfiel ich in Erinnerungen an alte Tage, an denen ich die Gefährten in den Kampf gegen die Horden des Dunklen Herrschers ziehen ließ. Selbst wenn ich nicht mehr mit diesen Figuren spielen werde, habe ich die Box sorgfältig aufgeräumt, einmal aufgrund der positiven Erinnerungen und auch, weil man nie weiß, ob man diese Schätze der eigenen Kindheit weitervererben wird.

Ich erzähle euch diese Geschichte nicht nur aus einer Laune heraus, sondern weil sie perfekt für zwei Motive steht, die sich in Die magische Spieluhr finden. Zum einen geht es um die Fähigkeit von Spielsachen, uns an einen besseren Ort zu führen, sei es durch das Spiel selbst oder die Erinnerung daran. Zum anderen symbolisiert es die Bedeutung, etwas Geliebtes und Wertvolles an jene weiterzugeben, die man selbst am meisten liebt.

Die magische Spieluhr 1: Willkommen in Pandorient

Zu ihrem achten Geburtstag erhält Nola von ihrem Vater eine Spieluhr, die ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter gehörte. Als sie allein ist, hört sie plötzlich Geräusche aus dem Inneren des Geschenks. Ein kleines Mädchen winkt ihr aus der Spieluhr zu und bittet um Hilfe. Nach ein paar Drehungen am Mechanismus schrumpft Nola auf eine Größe, die ihr den Eintritt in die Welt der Spieldose erlaubt. Dort erkennt sie, dass sie mitnichten träumt, sondern ihr Geschenk die fantastische Welt Pandorient beherbergt.

Zu ihrem achten Geburtstag erhält Nola von ihrem Vater eine Spieluhr die es in sich hat.

Das Mädchen aus der Spieluhr stellt sich als Andrea vor, deren Mutter schwer krank ist. Gemeinsam mit ihrem Bruder Igor sucht sie Hilfe von einer mutigen Frau aus der Welt draußen, die Pandorient bereits in der Vergangenheit gerettet hat. Aber wie kann das sein, nachdem Nola gerade das erste Mal die Spieluhr betritt?

Willkommen in Pandorient gelingt es problemlos, die Protagonist*innen der Geschichte und die zauberhafte Welt von Pandorient zu etablieren. Die Handlung der Graphic Novel ist simpel aber herzerwärmend, mit einer gesunden Portion Humor versehen und macht Lust auf mehr. Denn tatsächlich wirkt dieser Pilotband wie ein Appetitanreger, der Interesse an der magischen Welt wecken soll. Leser*innen erfahren nur erste Ansätze über Pandorient und lernen hauptsächlich die Held*innen kennen.

Dabei gefällt mir, wie Die magische Spieluhr trotz der sichtbaren Ausrichtung an einer jungen Zielgruppe mit „erwachsenen Themen“ umgeht. Schwierige Themenfelder wie der Tod einer geliebten Person oder der Umgang mit Rassismus werden dezent, aber ansprechend eingebaut. Bereits in diesem ersten Band erkennt man, dass die Autorin Bénédicte Carboneill (Künstlername Carbone) ihre jungen Leser*innen ermutigen möchte, sich für die Hilfsbedürftigen einzusetzen.

Die Graphic Novel verzaubert neben ihrer Geschichte auch mit einem lebhaften, bunten Zeichenstil. Die Kolorierung setzt auf eine warme Farbpalette und vermittelt einen pastellartigen Eindruck. In Kombination mit den Cartoon-artigen Überzeichnungen, knuffigen Charakteren und fantasievollen Fabelwesen in der Welt von Pandorient entsteht eine märchenhafte Atmosphäre. Besonders die ersten Schritte von Nola in der Welt der Spieluhr entfalten eine starke, visuelle Wirkung. 

An einigen Stellen fühlte ich mich an Haunter of Dreams erinnert, wenngleich dieser Band visuell noch eine Liga höher anzusiedeln ist.

Die harten Fakten

  • Verlag: toonfish
  • Autor*in: Carbone
  • Zeichner*in: Gijé
  • Seitenanzahl: 56
  • Preis: 13,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Die magische Spieluhr 2: Cyprians Geheimnis

Cyprians Geheimnis entführt Nola auf ein neues Abenteuer in Pandorient. Nach einem freudigen Wiedersehen mit Andrea, Igor und ihrer Mutter wird ihr auch der Magier Anton vorgestellt. Dieser bietet den Kindern seine Hilfe an, damit Nola als Außenseiterin in Pandorient nicht auffällt. Denn das Mädchen ist mitten zu einem Nationalfeiertag und einer Parade des Königs eingetroffen, und es herrscht ein wahres Getümmel.

Im zweiten Teil erhält man mehr Hintergrundinformationen zur Welt von Pandorient.

In seinem Gewächshaus angekommen, berichtet Anton der Gruppe von seinen eigenen Sorgen. Nach und nach werden Exemplare seiner wertvollen Pflanzen gestohlen. Gemeinsam gelingt es den jungen Held*innen, die Identität des Diebes zu lüften. Doch damit beginnt ihr wahres Abenteuer erst, als sie auf einen hinterhältigen Plan einiger Bösewichte aufmerksam werden.

Cyprians Geheimnis offenbart mehr Hintergrundwissen zur Welt von Pandorient, nachdem der Vorgänger die Aufgabe der Charaktervorstellung hatte. Als Leser*in erfährt man mehr über den Herrscher sowie die Magie der Welt im Inneren der Spieluhr. Die Handlung überzeugt trotz der einfachen Prämisse abermals mit Humor und Unbeschwertheit. Obwohl es die Gruppe mit einigen fiesen Schurken aufnehmen muss, verbreitet die Lektüre gute Laune.

Das ist, wie bereits beim ersten Teil, auch den charmanten Illustrationen von Zeichner Jérôme Gillet (Künstlername Gijé) zu verdanken. Die warmen, intensiven Farben machen Pandorient zu einem Ort, den man nicht verlassen möchte. Besonders das Zuhause von Anton fasziniert mit seiner opulenten Flora und all den verrückten Pflanzen. Darüber hinaus fand ich es sehr beeindruckend, wie Gijé die Bösewichte gleichzeitig bedrohlich und dennoch im knuffigen Stil der Reihe darstellen konnte.

Die harten Fakten

  • Verlag: toonfish
  • Autor*in: Carbone
  • Zeichner*in: Gijé
  • Seitenanzahl: 56
  • Preis: 13,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Abschließendes Fazit

Die magische Spieluhr ist wunderbare Unterhaltung für junge und auch ältere Liebhaber*innen phantastischer Geschichten. Die Handlung der Bände ist zugegeben simpel gestrickt, und die Charaktere werden keinen Preis für Originalität gewinnen. Allerdings gelingt es der Autorin schnell, Leser*innen für ihre liebevolle Welt zu gewinnen. Die Lektüre von Die magische Spieluhr unterhält dank ihres Humors, dem Charme der Welt von Pandorient und den liebenswürdigen Held*innen. Darüber hinaus werden ernstere Themen wie der Verlust einer geliebten Person würdevoll und angemessen thematisiert.

Die märchenhafte Art der Handlung entfaltet dank der Zeichnungen ihre volle Wirkung. Die von Gijé geschaffenen Bilder sind farbenfroh und verbreiten ein zauberhaftes Gefühl. Der Stil setzt auf viele Elemente aus Cartoons, wie überzeichnete Charaktere, Mimik und Gestik. Gleichzeitig ist die Welt aufgrund ihrer pastellartigen Pracht ein Blickfang.

Die ersten beiden Bände von Die magische Spieluhr liefern einen charmanten Auftakt für die Reihe von Carbone und Gijé. Das Abenteuer wird im März 2021 im dritten Band Die Suche nach den Anfängen fortgesetzt.

 

Artikelbilder: @ Splitter
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Christin Grigowski
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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