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Indie-Horrorspiele machen Spaß – vor allem in Gesellschaft. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Phasmophobia: Der Titel wurde bei den Game Awards 2020 als Best Debut Indie Game ausgezeichnet. Deutlich düsterer und roher geht es in DEVOUR zu. Mit bis zu vier Spieler*innen gilt es hier, eine besessene Sektenführerin aufzuhalten.

Am 28.01.2021 erschien DEVOUR auf Steam. Das Spiel mit dem Untertitel „Burn Her Together“ ist das Prequel des im Februar 2020 erschienenen The Watchers. Die Indie-Produktion begeistert bereits jetzt Horrorfreudige auf Twitch und YouTube gleichermaßen. Grund genug, sich den Titel (Version v1.0.19) einmal genauer anzusehen.

Anna, Azazel und die Watcher

Coyote Valley, Kalifornien, im Jahr 2006. Die Führerin der Sekte Watchers of Azazel, Anna Puerta, hat auf sich allein gestellt ein gefährliches Beschwörungsritual vollzogen. Hierbei ist etwas gewaltig schiefgelaufen und Anna ist nicht mehr ganz sie selbst. Der Ziegendämon Azazel hat Besitz von ihrem Körper ergriffen.

Spieler*innen schlüpfen in die Rolle von Sektenmitgliedern der Watchers of Azazel. Sie machen sich nicht nur auf die Suche nach Anna, sondern wollen den Ziegendämon aufhalten; dies mithilfe eines Rituals. Hierfür besuchen sie mitten in der Nacht das Anwesen der Sektenführerin. Anhand von Tagebucheinträgen kann nachvollzogen werden, was Annas eigentlicher Plan war – und dass dieser offensichtlich nicht aufging.

Die Sektenführerin der Watchers of Azazel.

Nun gilt es, das heruntergekommene Anwesen nach gruselig anmutenden Ziegen zu durchsuchen. Diese müssen erst mit Heu angelockt und dann eingefangen werden. Mithilfe dieser lautstarken Tiere und der Opferstelle, die sich hinter dem Haus am Übergang zum Wald befindet, können die Watcher Azazels Anspruch an Anna attackieren. Hierfür müssen insgesamt zehn Ziegen verbrannt werden. Dadurch, dass die Tiere keinesfalls wie kuschelige Unschuldslämmer wirken, bleibt das schlechte Gewissen vor dem Monitor aus – zumindest größtenteils.

Das Ziel von DEVOUR ist das Einsammeln und Opfern von insgesamt zehn Ziegen.

Allerdings hat die von der KI gesteuerte besessene Hausbesitzerin wenig Interesse, dies geschehen zu lassen: Sowohl sie selbst als auch ihre dämonischen Helfer bemühen sich, den Watchern das Leben schwerzumachen. Je näher die Spieler*innen dem Ziel von zehn geopferten Ziegen kommen, desto aggressiver tritt Anna auf. Ihr Tempo und ihre Bereitschaft, die Watcher zu packen, niederzuschlagen und an anderer Stelle im Haus wiederauszusetzen, nehmen mit jeder Ziege weiter zu.

Je größer der Fortschritt der Watcher ist, desto gefährlicher wird es in DEVOUR.

Watcher, die auf diese Weise niedergerungen wurden, sehen die Spielwelt in Grautönen und können sich lediglich kriechend fortbewegen. Sie können weder von Anna noch von den Dämonen angegriffen werden und sind darauf angewiesen, von ihren Begleiter*innen mithilfe eines Erste-Hilfe-Koffers versorgt werden.

Das Spiel lebt sowohl von unterschwelliger Anspannung als auch von Jump-Scares. Effekte wie flackernde Lichter oder seltsame Tiergeräusche aus der Ferne sorgen überdies für Spannung.

Wer von Anna niedergerungen wurde, ist vor ihren Dämonen sicher.

Fetch-Quest der besonderen Art

Die Theorie ist also einfach: Ziegen sammeln und Azazel bannen. Doch wie genau funktioniert das in dem Spiel und wie präsentiert sich der Titel neuen Sektenmitgliedern gegenüber?

Ein ganz normaler Abend in Kalifornien?

DEVOUR ist kein komplexes Spiel, nichtsdestotrotz dürfte zumindest beim ersten Starten Ungewissheit darüber bestehen, was hier eigentlich zu erledigen ist. Dies erschließt sich jedoch nach und nach.

Die Spieler*innen müssen insgesamt zehn Ziegen im Haus ausfindig machen, zur Opferstätte bringen und opfern. Dann wird Azazels Bann gebrochen und das Spiel ist gewonnen. Dies dauert ca. eine Stunde, wobei dieser Zeitrahmen in Abhängigkeit der Vorgehensweise und der Erkundungsbereitschaft variieren kann. Die Möglichkeit, den aktuellen Fortschritt abzuspeichern, gibt es nicht.

Neben den Ziegen gibt es weitere einsammelbare Items: Schlüssel, Heu, Brennstoff und die oben erwähnten Erste-Hilfe-Koffer. Mithilfe von Schlüsseln erschließen sich weitere Räumlichkeiten in Annas Villa, das Stroh dient dem Anlocken der Ziegen und der Brennstoff wird zum Opfern der finsteren meckernden Tiere verwendet.

Mit Heu können Ziegen angelockt werden.

Die Watcher sollten bei ihrer Ziegenjagd Vorsicht walten lassen, denn Anna und ihre dämonischen Gefolgsleute sind auf der Hut. Je mehr Ziegen zum Altar gebracht wurden, desto schwieriger wird es, ihnen zu entkommen. Ist Anna zu Beginn des Spiels verhältnismäßig friedlich, so ändert sich dies im weiteren Verlauf rasant. Glücklicherweise hat die mitgebrachte Taschenlampe eine UV-Funktion; diese kann zum Vernichten der Dämonen und (temporärem) Beruhigen von Anna genutzt werden. Zumindest außerhalb des Albtraum-Modus: In diesem nämlich kann unter anderem nicht auf die Möglichkeit des UV-Lichts zurückgegriffen werden. Eine weitere nützliche Funktion der Taschenlampe (und anderer Lichtquellen) ist das Flackern: Es verrät, das unmittelbare Gefahr durch Anna droht.

Wird ein Watcher außer Gefecht gesetzt, kann er von anderen geheilt werden. Sind alle Watcher am Boden, endet das Spiel – Anna, pardon, Azazel hat gewonnen.

Die besessene Anna ist eine nicht zu unterschätzende Gegnerin.

Neben einigen Steam-Trophäen gibt es Belohnungen für das erste erfolgreiche Abschließen des Spiels, sowohl für den normalen als auch für den Albtraum-Modus. Gleiches gilt für fleißige Sammler*innen: Wer alle 25 Rosen findet, die auf der Karte versteckt sind, kann sich ebenfalls über ein kleines Extra freuen. Die Rosen müssen nicht während einer einzigen Runde aufgetrieben, sondern können über mehrere Spieldurchgänge hinweg eingesammelt werden.

Bisher gibt es nur diese eine Karte, die Annas Haus beinhaltet, zum Bespielen. Dies kann nach einigen Durchgängen repetitiv wirken. Ein Umstand, der durch die verschiedenen Orte, an denen die finsteren Ziegen gefunden werden können, sowie durch immer andere Türen, die verschlossen sind, abgemildert wird. Darüber hinaus wurde seitens der Entwickler Ende Januar angekündigt, dass an einer weiteren Karte gearbeitet wird. Bei diesem neuen Schauplatz handelt es sich um eine Nervenheilanstalt. Diese wird fünf Jahre nach den Geschehnissen in und um Annas Anwesen besucht.

Grafik, Technik, Sound

Übersichtlich: Die Steuerung des Indie-Titels ist einfach zu erlernen.

DEVOUR bringt eine solide, wenngleich keine allzu schöne Grafik mit, die ihren Zweck erfüllt und einen gewissen Indie-Charme aufweist. Die Soundeffekte sind die meiste Zeit über stimmig, allerdings gibt es einige Schreie der Antagonistin, die negativ durch ihre sehr hohe Lautstärke auffallen. Der interne (Proximity-)Voice-Chat bringt einige Schwächen mit: Die Übertragung ist stellenweise undeutlich und die Richtungen, aus der die Spieler*innenstimmen erklingen, ist nicht immer eindeutig. Darüber hinaus treten kleinere Bugs wie das Hängenbleiben der Spielercharaktere an Türrahmen auf.

Hinsichtlich der Steuerung präsentiert sich DEVOUR alles andere als kompliziert: Die (Inter-)Aktionen im Spiel sind übersichtlich gehalten; die hierfür vorgesehene Tastenbelegung kann nach Wunsch individualisiert werden. Das Spiel unterstützt die Nutzung von Controllern.

Die harten Fakten:

  • Entwickler: Joe Fender, Luke Fanning
  • Publisher: Straight Back Games
  • Plattform: PC, MAC OS X (Steam)
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch, Koreanisch, Polnisch, Russisch, Chinesisch (vereinfacht), Türkisch, Thai, Portugiesisch, Tschechisch
  • Mindestanforderungen:
    • Windows:
    • Betriebssystem: Windows 10 – 64 bit
    • Prozessor: Intel i5 oder i3 (neue Generation) / vergleichbare AMD
    • Arbeitsspeicher: 6 GB RAM
    • Grafik: 2 GB Video RAM
    • DirectX: Version 10
    • Speicherplatz: 4 GB verfügbarer Speicherplatz
    • MAC OS X:
    • Betriebssystem: 10.12.6
    • Prozessor: Intel i5 oder Vergleichbares
    • Arbeitsspeicher: 6 GB RAM
    • Grafik: 2 GB Video RAM
    • Speicherplatz: 4 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: Horror, Survival-Horror, Online-Koop
  • Releasedatum: 28.01.2021
  • Spielstunden: Eine Spielrunde dauert ca. eine Stunde
  • Spieler*innen-Anzahl: 1-4 Spieler*innen
  • Altersfreigabe: Die Spielinhalte richten sich an erwachsene Spieler*innen; auf Steam ist die Entwicklerangabe „General Mature Content“ hinterlegt.
  • Preis: 3,99 EUR
  • Bezugsquelle: Steam

 

Fazit

Eine gruselige Atmosphäre, Jump-Scares und ein gefährlicher Ziegendämon: Was möchte man mehr? Das Indie-Horrorspiel DEVOUR kann mit ein bis vier Spieler*innen gespielt werden. Ziel des Spiels ist es, eine besessene Sektenführerin von einem Dämon zu befreien. Hierzu müssen auf der bisher einzigen Karte des Spiels zehn Ziegen eingesammelt und als Opfergabe dargebracht werden. Kein einfaches Unterfangen, denn der Dämon möchte sich nur ungerne verbannen lassen. DEVOUR macht Spaß – vor allem in der Gruppe und vor allem dann, wenn gerne gemeinsam gezittert oder sogar geschrien wird.

Dem Spiel ist sein Indie-Charakter nicht abzusprechen, was der Spielerfahrung allerdings keinen Abbruch tut. Die Steuerung ist eingängig, die Grafik erfüllt ihren Zweck und bis auf wenige (laute) Ausnahmen trägt der Ton enorm zur Atmosphäre bei. Positiv hervorzuheben ist außerdem die Aktivität des Entwickler-Duos, die beispielsweise auf dem hauseigenen DEVOUR-DiscordServer verfolgt werden kann. Bugs und anderen Kleinigkeiten geht es schnell an den Kragen.

Viel Spaß für wirklich wenig Geld: Knappe 4 EUR kostet DEVOUR auf Steam. Damit ist der Titel trotz einiger Unzulänglichkeiten definitiv einen Blick wert – zumindest dann, wenn man Lust hat, sich mit einem Ziegendämonen einzulassen.

 

Artikelbilder: © Joe Fender, Luke Fanning/Straight Back Games
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Lukas Heinen
Screenshots: Yola Tödt

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