Manchmal braucht es nicht viele Worte, um eine ganze Welt zu erschaffen. Flash Fictions gehören zu den kürzesten Formen der Literatur, die die Leserschaft in ihren Bann ziehen. Können diese fünf Kurzgeschichten die Lesenden für eine Weile aus der Wirklichkeit herausholen und in phantastische Welten entführen?
Es gibt Zeiten, zu denen es unmöglich scheint, die Konzentration und das Durchhaltevermögen für einen längeren Roman aufzubringen. Wem auch Kurzgeschichten noch zu lang sind, ist vielleicht schon einmal über Flash Fictions, also superkurze Kurzgeschichten, gestolpert.
Inhaltsverzeichnis
Handlung & Charaktere
Bei den Geschichten in Flash Fiction: Fantasy ist es in den meisten Fällen schwierig, von einer Handlung zu sprechen. Oft sind diese Texte lediglich Einblicke in das Leben (oder den Tod) einer Figur. Am ehesten lässt sich im Fall von Ghule für Acanthis von einer Handlung sprechen, der sich gut folgen lässt und die die ein oder andere Überraschung bereithält.
Größtenteils bleiben die Figuren allerdings sehr farblos. Mir ist bewusst, dass das auch an der Kürze der Geschichten liegen kann. Allerdings habe ich nicht das Bedürfnis, mehr über die Figuren zu erfahren. Sie sind nicht mysteriös oder geheimnisvoll; sie sind einfach da.
Schreibstil
Der Stil des Autors ist grundsätzlich einfach zu verfolgen. Teilweise driftet er allerdings in einen pseudo-historischen Stil, der vielen phantastischen Romanen eigen ist. Das lässt die Erzählungen teilweise sehr gestelzt klingen.
Auch wenn die Länge von Flash Fictions nicht genauer definiert ist, als dass es sehr kurze Geschichten sind, erinnern die vorliegenden aufgrund ihrer Länge eher an Kurzgeschichten. Lediglich Ein ruhiger Winter ist kurz genug, um unter die Kategorie Flash Fiction zu fallen. Allerdings ist an dieser Geschichte nicht ganz ersichtlich, weshalb sie in eine phantastische Anthologie aufgenommen wurde, da es keine Hinweise auf ein phantastisches Setting gibt.
Erzählt wird meistens aus der dritten Person mit einer der Figuren im Fokus. Der Erzähler ist hierbei allwissend, was, abgesehen von Das Meer wartet nicht, oft einiges von der Spannung nimmt. Hier wäre es interessant gewesen zu sehen, was andere Erzählperspektiven mit den Texten anstellen.
Allgemeines zum Buch
P. Bienia ist 1981 geboren und studierte in Mainz Literaturwissenschaft und Anglistik, bevor er in Maastricht über Rollenspiele promovierte. Heute lebt er mit seiner Familie am Rande des Spessarts. Vor Flash Fiction: Fantasy veröffentlichte er bereits eine andere Sammlung von Flash Fictions zum Thema Narzissmus.
Flash Fiction: Fantasy an sich lässt sich aufgrund der Themenvielfalt schlecht einem Genre zuordnen und bewegt sich mit Batbayer: Rammbock in Bereichen der High Fantasy, während Das Meer wartet nicht beinahe märchenhafte Anwandlungen zeigt.
Die harten Fakten:
- Verlag: Kindle Direct Publishing
- Autor*in: R. P. Bienia
- Erscheinungsdatum: November 2020
- Sprache: Deutsch
- Format: E-Book
- Seitenanzahl: 32 Seiten
- Preis: 0,99 EUR (E-Book)
- Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon
Fazit
Der Autor erwähnt bereits im Vorwort, dass die Geschichten in Flash Fiction: Fantasy länger als üblich sind, da er die Worte braucht, um eine Welt mit ihren Regeln einführen zu können. Leider kommt dieses Zwischendasein von Flash Fiction und Kurzgeschichte nicht jeder seiner Geschichten zugute. Manche Geschichten hätten mehr Raum gebraucht, anderen hätten Kürzungen gutgetan.
Jede der fünf Geschichten bietet einen kleinen Einblick in eine phantastische Welt; zumindest wird das vom Autor im Vorwort versprochen. Ein ruhiger Winter scheint das Versprechen zu brechen, da ich keinerlei phantastische Elemente entdecken konnte.
Flash Fiction: Fantasy beinhaltet ein paar kurze Geschichten, um den Tag ausklingen zu lassen, aber keine hat mich richtig vom Hocker gerissen.
- Kurze Geschichten für stressige Tage
- Interessante Settings
- Zu lang für Flash Fictions
- Farblose Figuren
Artikelbilder: © Kindle Direct Publishing
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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