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Die Guardians of the Galaxy sind ein größeres Team als jemals zuvor. Doch nun stehen sie einer Bedrohung gegenüber, welche das ganze Universum mitreißen kann. Können sie die Galaxy zusammen mit neuen Verbündeten retten oder sterben sie bei dem Versuch? Al Ewings Finale wird von uns von allen Seiten betrachtet.

Mit Bruce Banner: Hulk hat Al Ewing einen modernen Klassiker geschaffen, der es auf genau 50 US-Hefte gebracht hat. Bei den Guardians ist mit 18 US-Heften nach nicht einmal der Hälfte bereits Schluss. Dabei hatte die Serie einiges an Potential, wie man auch an diesem Paperback sehen kann. Ewings Guardians sind viel mehr „Avengers im All“ als es in anderen Serien der Fall war. Doch damit bezieht er sich auch stark auf die Anfänge dieser Truppe, die sich im Annihilation: Conquest-Event gründeten, als die Phalanx versuchte, nach der gescheiterten Invasion von Annihilus die Herrschaft über das All zu gelangen. Passend, dass das Event des großen Finales ebenfalls wieder den Namen Annihilation oder auf Deutsch Auslöschung im Titel trägt. Ewing macht aber ein großes Geheimnis daraus, wer der Feind ist, der diesmal die Welt auslöschen und durch seine eigene Vorstellung ersetzen will. Wir werden in dieser Rezension das Geheimnis ebenfalls nicht lüften, aber wir sagen euch, ob sich ein Blick in den Comic lohnt.

Guardians of the Galaxy #5 – Die letzte Auslöschung

Progenitors, riesenhafte Wesen mit fliegenden Köpfen und einem Hang zu Experimenten an Spezies, treffen auf der Thronwelt der Kree-Skrull-Allianz ein und bedrohen dort jegliches Leben. Doch dies ist nur der Auftakt zu einer großen Invasion der ganzen Galaxie, bei der auch die Heimatwelten der Chitauri, Spartax und Shi’Ar bedroht werden. Wer steckt dahinter? Und was haben die Brüder der vergessenen Flamme, die von der Skrullfrau Talionis geführt werden, damit zu tun?

Die Geschichte hat viele Wendungen, die immer wieder überraschen und fast jedes Kapitel mit einem Cliffhanger enden lassen. Dabei wird es aber nie so unübersichtlich, dass man sich vollkommen in der Handlung verliert. Dennoch fällt es irgendwann schwer, den Überblick zu behalten. Besonders deutlich wird das zwischen zwei Kapiteln, in dem am Ende Captain Glory angeteasert wird, nur um beim nächsten Kapitel auf der ersten Seite als Leiche zu erscheinen. Zwischen den beiden Kapiteln spielt eine Handlung der Reihe S.W.O.R.D., die bisher noch nicht auf Deutsch erschienen ist und die ebenfalls von Al Ewing geschrieben wurde. Das ist ärgerlich, da hier das Gefühl vermittelt wird, man würde entscheidende Teile der Handlung verpassen.

Auch fällt auf, dass sich die Handlung über zu viele Nebenschauplätze erstreckt, denn das Team hat eine Größe von zehn Mitgliedern längst überschritten. Meistens sind einzelne Charaktere als Gruppe unterwegs, doch vergisst man schnell, wer nun welche Mission hat und wie das alles zusammenhängt. Die einzelnen Figuren können nur noch selten herausragen – etwas, das im Vorgängerband bravourös gelang. Es ist bezeichnend, dass es erst ab der Hälfte des gesamten Paperbacks zum Kampf gegen den großen Antagonisten kommt. Die Haupthandlung ist ein sehr zerstückeltes Mosaik.

Auch wenn das Team zu groß ist, sind die Charaktere überzeugend

Dennoch macht es Spaß, den Windungen der Geschichte zu folgen. Dabei gibt es großartige Momente, wie wenn Nova auf Magneto trifft oder es zum Austausch zwischen Rocket und Doctor Doom kommt. Man schafft es, zu den Figuren, die dann doch ein wenig mehr im Rampenlicht stehen, eine Beziehung aufzubauen und ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Nova als Anführer des Teams ist hier besonders hervorzuheben. Auch der erwähnte Doctor Doom bekommt eine größere Rolle, in der er als Grenzfigur zwischen Schurke und Held immer im Verdacht bleibt, hinter dem Geschehen zu stehen.

Unterstützt wird dies durch schöne Zeichnungen, die den Fokus auf das Wesentliche lenken und durch unverwechselbare Charakterdarstellungen und tolle Hintergründe besticht. Dazu ist die Geschichte so spannend geschrieben, dass man gerne in einer Geschichte um das potentielle Ende der Welt versinkt.

Fans der Reihe werden nicht enttäuscht sein. Wer Superhelden im Weltall sehen will, die sich mit Schurken verbünden müssen, um noch größere Gegner zu besiegen, kommt hier voll auf seine Kosten. Die schönsten Momente sind dabei immer in kleineren Szenen oder Konflikten zu finden und weniger im großen Spektakel. Vielleicht wäre der nächste Guardians-Run besser bedient, wenn er sich darauf fokussieren würde.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Al Ewing
  • Zeichner*in: Juan Frigeri
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 18 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Dieser Abschlussband hat es in sich: ein großes Epos, bei dem sehr viele Helden gemeinsam gegen einen großen Antagonisten antreten, der in Begriff ist, das Universum auszulöschen. Dieses Epos versucht aber, zu viele Charaktere und zu viele Nebenstränge sinnvoll zu einem Ende zu führen. Der Hauptkonflikt gerät dabei in den Hintergrund und erscheint so weniger episch als er sein könnte. Trotzdem oder gerade deshalb sind es die kleinen Geschichten, welche hier dazu beitragen, dass ich den Band mit Genuss durchgelesen habe. Dazu tragen auch die stilvollen Zeichnungen von Juan Frigeri bei, welche die Handlung wunderbar unterstützen.

Einerseits ist es schade, dass diese Konstellation der Guardians bereits ihr Ende gefunden hat, andererseits kann man nur hoffen, dass das nächste Kreativteam die kleinen Geschichten noch mehr in den Vordergrund rückt und die Interaktion der Charaktere noch mehr hervorhebt.

 

  • Viele Wendungen
  • Besondere Charaktermomente
  • Ein epischer Kampf gegen einen großen Schurken
 

  • Zu viele Charaktere verkommen zu Randfiguren
  • Die Handlung ist zerfasert

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Alexa Kasparek
Dieses Produkt wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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