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Wer sich in die alte Welt von Warhammer begibt, wird irgendwann die vergrabenen Ruinen Khemris finden. Die alten Gruftkönige erheben sich und fordern ihr altes Herrscherrecht ein, um nicht nur ihr Reich zurück zu erobern. Sind die ausgeblichenen Knochen furchterregend oder doch nur spröde?

In den alten Ruinen Nehekaras lauern viele unbekannte Gefahren, wer sie betritt, kehrt vielleicht nie wieder zurück. Nun erheben sich die Armeen der Gruftkönige erneut mit ihren Scharen an untoten Kriegern und den gefertigten Konstrukten. In The Old World sind sie mit dem Königreich Bretonia eine der beiden Armeen, die zuerst erschienen sind. Es stellen sich allerlei Fragen wie, welche Figuren sind nun wieder spielbar? Was ist alles in der Grundbox enthalten? Reichen die erworbenen Figuren aus, um direkt mit dem Spiel loszulegen? Wie stark haben sich die Regeln verändert beziehungsweise kann die eigene alte Armee ohne Probleme verwendet werden? Wird weiteres Zubehör benötigt oder reicht die Grundbox? Ist die Grundbox vielleicht doch nur was für die Nostalgiker*innen? Diese Fragen versuchen wir zu klären.

Triggerwarnungen

Tod, Nekromantie

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Nehekharas vergrabene Schätze – Die Box und das Zubehör

Was genau ist in der Grundbox enthalten? Neben dem Bausatz des Nekrolith-Knochendrachens, worauf entweder ein Gruftkönig oder ein Hohepriester gestellt werden kann, erhält jede*r Spieler*in die jeweilige andere Figur zu Fuß. Weiterhin sind drei Streitwagen, 16 Skelett-Reiter und 72 Skelette möglich. Hierbei schlägt die Box vor, dass die Hälfte der Kavalleristen mit einem Bogen ausgestattet werden sollen und 32 Skelette mit Bögen. Weiterhin erhält jede*r Käufer*in eine Bauanleitung, ein Grundregelwerk, eine Kurzfassung der wichtigsten Regeln, als auch eine kurze Abhandlung der Armeeliste im hinteren Teil der Bauanleitung, Würfel, zwei Messstäbe und Schablonen. Soviel zum Inhalt, aber wie ist es um die Qualität beziehungsweise um die Funktionalität gehalten?

Die Grundbox und das gesamte, mögliche Zubehör nehmen viel Raum ein.
Die Grundbox und das gesamte, mögliche Zubehör nehmen viel Raum ein.

Das Grundregelwerk ist hochwertig, auch die anderen Zubehörteile. Doch wer sich nun die ersten Gussrahmen anschaut wird eine wahre Enttäuschung erleben. Zwar gibt es den Knochendrachen, der einen Schädel hat, der einem Krokodil ähnelt, als neue Figur, als auch einen Hohepriester und einen Gruftprinzen. Doch wer danach in die Box greift, wird Gussrahmen herausholen, welche es bereits es bereits vor mehr als zwanzig Jahren gab. So sind auch die Proportionen der Modelle nicht angepasst worden. Die Skelette haben nach dem Zusammenbau überproportional große Hände, und es wirkt alles sehr kantig, was nicht dem Standard der heutigen Figuren von Games Workshop entspricht. Umso mehr fällt dieser Unterschied auf, wenn hier der Drache oder einer der beiden möglichen Anführereinheiten zu Fuß mit den alten Figuren verglichen werden. Hier ist wenigstens hervorzuheben, dass der Zusammenbau schnell vonstattengeht und die Anleitungen, der alten und neuen Figuren, gut aufgebaut sind. Bei den beiden neuen Figuren ist jede Klebefläche gut dargestellt und wo es nicht direkt erkennbar ist, werden Aufnahmen gezeigt, die die schwierigen Orte vergrößert da stellen.

Die Rüstkammern Khemris – Das mögliche Zubehör

Nach dem Zusammenbau aller Figuren fällt auf, dass die Bauanleitung in eine kurze Armeeerklärung übergeht und auch auf eine mögliche Armeeliste eingeht. Dies bildet jedoch nicht die ganzen Armeemöglichkeiten ab. Sobald die Armee um andere Einheiten ergänzt wird, muss sich jede*r Spieler*in sich zwangsläufig das Buch Kriegerische Horden zulegen, um diese verwenden zu können.

Hier stellt sich die berechtigte Frage, was in eben jenem Buch alles vorhanden ist. Es wird ein kurzer Abriss über den jeweiligen Hintergrund der Armee und ihrer Anführer gegeben und geht dann über zu den Armeelisten, den Datenblättern der Einheiten, den Armeesonderregeln und den magischen Gegenständen und der Magie. Hierbei werden Orks und Goblins, Krieger des Chaos, Tiermenschen-Großherden und die Gruftkönige von Khemri als Armeen behandelt. Sollte hier also noch weitere Ausrüstung zu Rate gezogen werden, damit das Spiel erleichtert wird? Ein großer Helfer wird das – leider bisher nur auf Englisch erhältliche – Referenzkarten-Pack sein. Hier sind alle möglichen Magischen Waffen, Rüstungen, Standarten und alle weiteren Ausrüstungsgegenstände einzeln aufgeführt. Aber noch viel wichtiger sind die Karten über die speziellen Armeefähigkeiten und die auswählbaren Zaubersprüche. Dies ist eine gute Investition, um einen schnellen und einfachen Überblick über seine eigene Armee zu halten.

Noch besser sind die Referenzkarten für die Zauber Khemris.
Noch besser sind die Referenzkarten für die Zauber Khemris.

Als eine der letzten Zubehörmöglichkeiten gibt es die modular anpassbaren Regimentsbases. Da es in The Old World ein zentraler Bestandteil ist, dass die Einheiten in Formationen kämpfen, ist es nur klug, sich eigene Regimentsbases zusammen zu bauen, damit nicht jede Figur einzeln bewegt werden muss. Dies ist nicht nur zeitsparend, sondern auch schöner für das Auge, wenn alle Figuren in einer geraden Linie sind.

Für den Gruftkönig! Für den Hierophanten! – Die Einheiten auf dem Spielfeld

Die nie enden wollenden Reihen des Pharaos jagen einen nicht nur hintergrundtechnisch einen Schrecken ein. Auf dem Schlachtfeld sind die Untoten mit vielen Regeln ausgestattet, um jeden Feind das Fürchten zu lehren.

Mit dieser Grundbox erhält jede Person eine Armee mit etwa 1.250 Punkten, je nach Ausrüstung. Dies bildet eine solide Grundbasis für den Anfang der Armee und lässt jede*n Spieler*in gut in die Armee einfinden. Durch das neue Spielsystem lassen sich auch einige Fähigkeiten einfacher handhaben.

Jede Armee benötigt einen Priester und Gruftprinz oder Gruftkönig. Hier kommt direkt die erste Sonderregel Der Hierophant zum Tragen, hier wird ein spiritueller Führer der Armee festgelegt und geklärt was passiert, wenn eben jener stirbt. So lässt beim endgültigen Tod des Priesters die nekromantische Kraft nach und die Einheiten bekommen beim Misslingen eines Moraltests Schaden. Dieser Moraltest muss jede Runde wiederholt werden. Nach dem Ableben des Priesteranführers kann kein anderer Priester die Kontrolle über die Armee übernehmen. Der Gruftkönig beziehungsweise Gruftprinz erhebt in diesem Fall den Anspruch auf die Befehlsgewalt der Armee. Mit Mein Wille geschehe kämpfen die eigenen Einheiten besser oder sind schneller in ihrer Bewegung. Jeder Priester des Todes kann mit Erhebt euch bereits besiegte Truppen zurückholen oder stärkere Einheiten heilen.

Wenn die Reihen der Toten sich unbeirrt auffüllen, ist es nur gerecht, dass jeder Untote der Armee Furcht verursacht und Immun gegen Psychologie ist, um zwei Vorteile zu nennen. Allerdings darf keine Einheit marschieren, es handelt sich also um ein langsames, aber stetes Vorrücken der Einheiten.

Doch die untote Stärke endet hier nicht, denn jede Einheit hat die Möglichkeit Wunden mit Regeneration zu verhindern. Und wo Verwundungen sich einfach schließen, teilen die Untoten umso mehr aus. Jeder Pfeil eines untoten Bogenschützen wird unbeirrt abgeschossen. Hier kommen keine Mali, aber auch keine Boni, auf den Trefferwurf der Schützen zum Tragen.

Unterstützt wird dies durch die möglichen Zauber des Priesters, welcher die Lehre Nehekharas verwenden kann. So schwächt Usekhps Anrufung des Ausdorrens die Stärke und den Widerstand einer feindlichen Einheit um eins. Wohingegen Djafs Anrufung der Verfluchten Klingen einer untoten Einheit einen Wiederholungswurf für Einsen ermöglicht.

Hier wird die initiale Armeeliste der Grundbox aufgeführt. Darin enthalten ist eine sehr gute Ausgewogenheit zwischen schnellen Einheiten, der Kavallerie und dem Drachen, und der Infanterie wieder. Unterstützendes Feuer wird hier durch die vielen Bogenschützen gegeben. Diese erste Armee kann die nahen Missionsziele gut und sicher einnehmen, während die schnelleren Elemente den Feind rasch bedrohen können. Die erste Armee bietet also alles an Einheiten und Sonderregeln, um für jeden Feind kein einfacher Gegner zu sein und so für den Gruftkönig sein altes Reich zurückzufordern.

Hohepriester auf Nekrolith-Knochendrache 335 Punkte

  • Zauberer der Stufe 3, Hierphant

Gruftprinz 127 Punkte

20 Skelettkrieger mit Speeren und Schilden 115 Punkte

  • Mit Champion, Standartenträger und Musiker

20 Skelettkrieger mit Speeren und Schilden 115 Punkte

  • Mit Champion, Standartenträger und Musiker

16 Skelettbogenschützen 85 Punkte

  • Mit Champion

16 Skelettbogenschützen 85 Punkte

  • Mit Champion

8 Skelettreiter mit Speeren und Schilden 122 Punkte

  • Mit Champion, Standartenträger und Musiker

8 Skelettbogenschützen 94 Punkte

  • Mit Champion

3 Skelettstreitwagen 172 Punkte

  • Mit Champion, Standartenträger und Musiker

Insgesamt: 1.250 Punkte

Somit ist es auch kein Problem, mit Kriegerische Horden, seine Armee zu erweitern beziehungsweise bereits vorhandene Einheiten zu verwenden, um die Armee noch schlagfertiger zu machen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: Von 210,00 bis zu 230,00 EUR UVP
  • Bezugsquelle: Fachhandel, KuTaMi

 

Fazit

Was lange währt, wird am Ende gut, heißt es ja. Als Mitte November 2019 das Projekt The Old World zum ersten Mal vorgestellt wurde, schlugen mindestens die Herzen vieler Spieler*innen höher, die der Nostalgie anhingen. Wurde jetzt diese Sehnsucht, dass es so wird, wie damals oder besser, ausgenutzt? Die Armeeregeln sind gut konzipiert und jede*r Spieler*in wird mit einem guten Gefühl zurückgelassen, dass es eine runde Armee gibt und viele Dinge des Zubehörs sind gut, aber mindestens nötig.

Leider überwiegen die Nachteile dann doch viel zu sehr. Wer seine Armee erweitern will oder bereits mehr als die Standardmöglichkeiten ausschöpfen will, braucht schon das Erweiterungsbuch Kriegerische Horden und gegebenenfalls auch noch das Arcane Journal, welches aber nicht zwingend notwendig ist… Die Box enthält 83 Modelle, welche älter als 20 Jahre sind, und da rechtfertigt sich der Preis der Grundbox leider nicht wirklich, wenn man hier das Regelbuch und zwei neu modellierte Figuren bekommt.

Am Ende bleibt zurück, dass das hochgehypte System einen dann doch am Ende alt aussehen lässt. Für jede*n Nostalgiker*in ist es schön, dass die Armee zurückkehrt, aber es ist eher empfehlenswert, sich nur ein zwei Zubehörmöglichkeiten zuzulegen und gegebenenfalls auf die große Box zu verzichten.

 

  • Gut ausgewogene Regeln
  • Nostalgie wird bedient

 

  • Fast direkt wird das Erweiterungsbuch benötigt.
  • Fast alle Modelle sind älter als 20 Jahre
  • Relativ teuer

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Mika Eisenstern
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Robert Wolfes
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar

  1. „Fast alle Modelle sind älter als 20 Jahre“ ist eine erheiternde Schwäche für ein System, dessen Daseinsberechtigung und USP – wie im Fazit ja sehr schön steht – vor allem eines ist: Nostalgie.

    Don’t get me wrong: Ich habe selber etliche Euro aus Nostalgie in Neuauflagen von Spielen gesteckt, die ich als Teenager geliebt habe. Ich bin aber doch jedes Mal wieder verblüfft, wie gross der Markt dafür eigentlich ist.

    Und in diesem Fall weiss ich vom Store-Manager bei uns umme Ecke, dass auch The Old World sich sehr, sehr gut verkauft. Und zwar aus genau dem Grund, dass man als Spieler alt damit aussieht. Games Workshop hat gerade mit 10ten Edition von 40k, aber zuvor auch schon mit Age of Sigmar soviel Erfolg mit der Vereinfachung seiner Systeme bei neuen Zielgruppen, dass mir scheint, dass wirklich viele alte Warhammer-Spieler.innen happy sind, sich mit einem komplizierten und alt-anfühlenden System von der neuen Mainstream-Generation abheben zu können.

    Klassische Subkultur-Generationswechsel-Mechaniken eigentlich …

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