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Film Nr. 21 im Marvel Cinematic Universe ist ein Meilenstein: Captain Marvel ist das erste Soloabenteuer einer MCU-Heldin. Der nostalgische 90er-Flashback vor dem Hintergrund eines galaktischen Kriegs bringt Fan-Favoriten wie Ronan und Coulson zurück, und eine Katze kommt auch vor – was kann da noch schiefgehen?

Eine Zeit lang sah es so aus, als hätte das DC-Filmuniversum dem MCU zumindest in einem Aspekt eine Nasenlänge voraus: Mit Wonder Woman kam das Solo-Abenteuer eines weiblichen Superhelden in die Kinos, als bei Marvel noch abgewogen wurde, ob ein Black Widow-Film sinnvoll wäre. Doch mit der Ankündigung eines Captain Marvel-Films hatte auch Marvel Studios einen Heldinnenfilm im Rennen. In Zeiten, in denen die Repräsentation von Frauen, ethnischen Minderheiten und LGBT-Personen im Film immer stärker diskutiert wird, war dies für viele Fans ein überfälliger Schritt.

Heftige Kritik kam (und kommt immer noch) hingegen von frauenfeindlichen Trollen, die bereits im Vorfeld den Film lediglich wegen seiner starken Heldin ablehnten. Die Kommentarspalten in Comic- und Filmmedien sind voll mit Angriffen auf Aussehen und Talent der Hauptdarstellerin Brie Larson, Feminismus im Allgemeinen und „politisch korrekten“ Filmen im Speziellen. Dass Larson öffentlich zu mehr Diversität in Filmkritiken aufrief, brachte ihr ebenfalls Hass entgegen (die Kommentare unter dem Video sprechen für sich).

Ähnliche Breitseiten von radikalen „Männerrechtlern“ gab es in den letzten Jahren bereits auf Wonder Woman, Mad Max: Fury Road, Star Wars: The Force Awakens und neuerdings Doctor Who. Der Tenor ist dabei immer der gleiche: Mehr Diversität in der Popkultur bedeute den Untergang des weißen Hetero-Mannes. Auf der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes wurde Captain Marvel schon Monate vor dem Kinostart derart negativ bewertet („Review Bombing“), dass sich die Betreiber entschieden, keine Bewertungen vor der Veröffentlichung von Filmen mehr zuzulassen.

Filmcrew und Studio ließen sich von diesem Gegenwind nicht beirren und legen jetzt den 21. Film im Marvel Cinematic Universe vor. Und obwohl bereits sieben Wochen später mit Avengers: Endgame zum epischen Gegenangriff auf Thanos geblasen werden soll, geht Captain Marvel es keineswegs ruhiger an.

Story

Auf dem Planeten Hala, Heimatwelt des Kree-Imperiums, erwacht die Soldatin Vers aus unruhigen Träumen. Sie ist Teil der „Starforce“, einer Spezialeinheit von Kree-Helden, die verdeckte Missionen im Krieg gegen die Skrulls durchführen. Die Kree sehen menschlich aus, haben teilweise aber auch blaue Haut und werden von der KI „Supreme Intelligence“ angeführt. Die Skrulls hingegen haben grünliche Haut, spitze Ohren, charakteristische Kinnfalten und können jede beliebige Gestalt annehmen. Das macht sie so gefährlich: Als perfekte Infiltratoren haben die Skrulls im lange währenden Konflikt gegen die Kree zahllose Attentate verübt. 

Da Vers ständig von Alpträumen aus einer anderen Welt geplagt wird, lenkt sie sich mit Kampftraining gegen ihren Mentor Yon-Rogg ab. Dabei schleudert die Heldin Lichtblitze, eine einzigartige Fähigkeit, die sie wegen ihrer impulsiven Art noch nicht meistern konnte. Das Training wird aber von einer neuen Mission gegen die Skrulls unterbrochen. Yon-Roggs Team, bestehend aus Vers, Minn-Erva, Korath und einigen anderen, gerät jedoch während der Mission in einen Hinterhalt. Auf ihrer Flucht hat Vers einen Unfall und bruchlandet auf dem Planeten C-53, auch bekannt als Erde. Dort schreibt man das Jahr 1995, das Internet ist langsam und die coolen Kids hören Grunge.

Die S.H.I.E.L.D.-Agenten Fury und Coulson untersuchen den Absturz der fremden Frau und sehen sich bald in eine heimliche Alien-Invasion hineingezogen. Denn die Skrulls sind Vers nach C-53 gefolgt und dort auf der Suche nach etwas. Und Vers selbst wird auf dem fremden Planeten immer wieder an vergangene Ereignisse erinnert, die sie sich nicht erklären kann …

Es ist aufgrund der Erzählstruktur von Captain Marvel fast unmöglich, eine detailliertere Zusammenfassung ohne Spoiler zu schreiben. Daher sei nur so viel gesagt: Kaum etwas ist in diesem Film so, wie es scheint. Nicht einmal süße Katzen. Natürlich sollten echte Marvel-Fans wie immer bis zum Ende des Abspanns bleiben, um beide Endszenen zu sehen. Eine davon schlägt eine Brücke von Infinity War zu Avengers: Endgame (ab 25. April in deutschen Kinos). Aber auch das Marvel-Intro ist sehenswert: Es zeigt eine kurze, aber liebevolle Hommage an den verstorbenen Stan Lee.

Darsteller

Brie Larson wurde ein hochkarätiges Ensemble zur Seite gestellt: Neben den MCU-Veteranen Samuel L. Jackson, Clark Gregg, Lee Pace und Djimon Hounsou werfen auch Lashana Lynch, Annette Bening und Ben Mendelsohn ihr Talent in die Waagschale. Pace und Hounsou stehen im Gegensatz zu Guardians of the Galaxy 1 mal auf der guten Seite, während Mendelsohn nach seiner Rolle als Todessternbauer Krennic in Rogue One erneut einen eindringlichen Bösewicht gibt. Aber vor allem Annette Bening läuft in ihrer Rolle zur Hochform auf, da sie gleich auf zwei Ebenen die Heldin inspiriert. Vor dem Hintergrund der Heldenreise von Vers tritt der kosmische Konflikt der beiden Alienrassen in einigen Szenen fast in den Hintergrund, und das ist auch dem großartigen Zusammenspiel von Larson und Bening geschuldet.

Larson selbst spielt ihre Rolle mit einer humorvollen Leichtigkeit, die nach den tragischen Ereignissen von Infinity War gut tut. Natürlich erleidet auch Vers Rückschläge, verfällt dadurch aber nicht in heldenhaften Weltschmerz. Stattdessen steht sie wieder auf und stellt sich ihren Problemen. Diese Zähigkeit hätte man mit knirschenden Zähnen und zornigen Augen darstellen können, aber Vers hat neben allem gerechten Zorn auch immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

Die „Erdlinge“ lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Jackson, Gregg und Lynch zeigen im Lauf des Films eine glaubwürdige Wandlung von perplexen Zuschauern zu aktiven Unterstützern der Heldin. Damit legen sie auch die Grundsteine für ihr eigenes späteres Heldentum. Marvel-Fans wird der Nachname von Lynchs Charakter durchaus ein Begriff sein. Clark Gregg wäre es trotz der Verlängerung von Agents of S.H.I.E.L.D. auf 7 Staffeln gegönnt, bald erneut auf der großen Leinwand aufzutauchen. Agent Coulsons Rolle als Badass Normal des MCU hat die ersten Filme entscheidend mitgeprägt.

Besonders denkwürdig ist zu guter Letzt auch die schauspielerische Leistung der Katze Reggie (und seiner Stuntdoubles Rizzo, Gonzo und Archie), die in jeder Szene als „Goose“ in ihrer Katzendarstellung überzeugt.

Inszenierung

Captain Marvel schwelgt in Nostalgie, und das nicht nur, weil der Film vor 90er-Anspielungen nur so strotzt. Der Soundtrack ist voller Hits von Nirvana, R.E.M., No Doubt und anderen Bands der Epoche, das knarzende Modem verbindet per AOL mit der Suchmaschine Altavista und in der noch nicht bankrottgegangenen Videothekenkette Blockbuster wird für den Schwarzenegger-Film True Lies geworben.

Doch die Regisseure Boden und Fleck betreiben auch MCU-eigene Nostalgie: Coulson, Korath und Ronan tauchen wieder auf, Fury hat noch beide Augen, die Avengers existieren noch nicht, und so ist die Erde geradezu charmant unvorbereitet, als die Bedrohung aus dem All kommt. Wer die ersten zwanzig Filme der Marvel Studios gesehen hat, bekommt hier zahlreiche Easter Eggs serviert. Das gleiche gilt für alle, die in den 90ern jung waren. Nostalgie ist eine starke Droge.

Auch das CGI, in vielen Filmen als Schwachpunkt des MCU kritisiert, ist hier erster Güte. Von den Weltraumszenen über Energieschüsse bis hin zum imaginären Raum der Supreme Intelligence kreierten die Computeranimatoren einen bunten Augenschmaus, der aber nie zum reinen Spektakel verkommt. Die Effekte unterstützen die Handlung, ohne sie zu übertrumpfen. Noch ein Wort zur Musik: Komponistin Pinar Toprak liefert einen soliden Soundtrack ab, neben den erwähnten Pop-Titeln bekommen wir aber keine allzu herausragenden Titel zu hören. Captain Marvels Thema ist episch, sticht aber noch nicht unter den anderen epischen Titelthemen der Avengers hervor.

Erzählstil

Wie zuvor erwähnt wechseln sich die Szenen in der Gegenwart mit häufigen Flashbacks zu Vers’ Vergangenheit auf der Erde ab. Im Gegensatz zu vorigen MCU-Filmen geht es hier nicht um die Frage, wie die Heldin zu ihren Kräften kam. Vielmehr geht es um das große Geheimnis ihrer Persönlichkeit, das erst nach und nach gelüftet wird. Durch diese eng mit der Haupthandlung verknüpften Rückblenden können auch die überraschenden Wendungen in der zweiten Hälfte ihre volle Wirkung entfalten.

Gewiss, Captain Marvels Konfliktlösungsmethoden unterscheiden sich am Ende nicht von denen anderer Superhelden (Faustschläge und Energieblitze). Aber in aktuellen Superheldenfilmen geht es sowieso weniger um die Kräfte als vielmehr um die Persönlichkeit der Hauptfigur. Trotz ihrer phänomenalen kosmischen Macht wird Vers nicht als unfehlbare Halbgöttin präsentiert, sondern als vielschichtige Person mit Schwächen, die sie aber zu überwinden lernt. Und das ist es doch, was Heldengeschichten in uns inspirieren sollen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Anna Boden, Ryan Fleck
  • Darsteller: Brie Larson, Jude Law, Annette Bening, Ben Mendelsohn, Samuel L. Jackson, Clark Gregg, Lee Pace, Lashana Lynch et. al.
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Englisch
  • Format: Kino, 2D
  • Preis: (Ticketpreise schwanken)

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Fazit

Captain Marvel war bislang einer der kontroversesten Filme des MCU schon vor dem Release. Neben den frauenhassenden Trollen waren auch argwöhnische Stimmen von Comic-Veteranen zu hören. Einige DC-Fans sind der Ansicht, der Name Captain Marvel gehöre rechtmäßig dem magischen Helden Shazam. Tatsächlich ist die rechtliche Situation des Namens etwas kompliziert. Von diversen Marvel-Fans wiederum wurde eingeworfen, dass die Heldin den Titel Ms. Marvel tragen sollte und nur der ursprüngliche, männliche Held Mar-Vell der einzig wahre Captain Marvel sei. Dass dieser inzwischen tot und das Vererben von Titeln in Comics durchaus gängige Praxis ist, fiel bei den Kritikern auf taube Ohren. (Eine ausführliche Charaktervorstellung von Captain Marvel und ihrer komplizierten Comicgeschichte kommt demnächst von Kai Engelmann.)

Allen Unkenrufen zum Trotz ist Anna Boden und Ryan Fleck ein Film gelungen, der eine starke Frauenfigur in den Mittelpunkt stellt, sich aber eben nicht nur darauf beschränkt. Denn der Film macht deutlich, dass Heldentum vor allem bedeutet, nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Das ist nicht nur für Frauen und Mädchen eine wichtige Lektion. „Captain Marvel ist für alle da“ könnte auch die Aussage des Films sein.

Die Negativität, die dem Film entgegengebracht wurde, beweist, dass mehr Diversität in Filmen bitter nötig ist. Marvel Studios hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, indem das MCU um eine starke, glaubwürdige und humorvolle Heldin ergänzt wurde. Mittlerweile ist auch ein Black Widow-Film in greifbare Nähe gerückt. Die Heldenriege wird vielfältiger, und die Botschaft ist: Vielfalt ist nichts, das man fürchten muss! Avengers: Endgame wird Ende April zeigen, wie dieser Kurs fortgesetzt wird.

Artikelbilder: © Marvel Studios, © Disney

41 Kommentare

  1. Tolles Review, bin schon sehr auf den Film gespannt! :) Nur im Fazit war ich etwas verwirrt…was hat bitte die handwerkliche Leistung von Captain Marvel damit zu tun, das mehr Diversität in Filmen „bitter nötig“ ist? Ist der Film nur deswegen besser/schlechter/sonstwas weil eine Frau und ein Afroamerikanischer Schauspieler die Hauptrollen übernehmen?

    • Nicht besser oder schlechter, es geht darum, dass sich Frauen, Nichtweisse, LGBT usw. in Medien repräsentiert sehen möchten. Wäre natürlich auch schön, wenn der Film dann auch noch gut ist.

    • Naja das finde ich jetzt nicht geil Leute allein ihres Geschlechts/Ihrer Hautfarbe wegen zu casten. Positiver Rassismus und sowas. Wenn es eine Rolle gibt die im Rahmen dessen ein gewisses Geschlecht oder eine gewisse Hautfarbe notwendig machen (bsp. eine Historische Person oder ein „Schwarzer Junge aus der Bronx“) – gerne. Das find ich dann auch der Authentizität wegen wichtig. Aber sonst wärs mir lieber wenn nach Fähigkeiten gecastet wird…

    • Fähig sind nichtweiße Schauspieler ja auch. Aber es gibt in Hollywood halt eine Tendenz, oft Weiße zu casten. Minderheiten bekommen oft die typischen Rollen, wie du sie nennst. Nicht jeder Schwarze will den armen Jungen aus der Bronx spielen, nicht jede Frau die Freundin des Helden… Mehr „sichtbare“ Minderheiten sorgen dafür, dass auch mehr Vielfalt in Filmen entsteht. Weiße/Heteros/Männer gibt es ja noch genug in Filmen, Kino ist ja keine begrenzte Ressource ;) Und was Marvel angeht, Carol Danvers ist nun mal eine Frau und T’Challa ein Schwarzer. Ist also der Vorlage entsprechend.

  2. Talent und Aussehen der Hauptdarstellerin wurden kritisiert?!?
    Zum ersten: Die Frau hat einen Oscar gewonnen!
    Und zum zweiten:Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber ich glaube, in der Hinsicht gibt es ebenfalls keinerlei Angriffsfläche.
    Manchmal schäme ich mich einfach nur noch für manche Vertreter meines Geschlechts…

  3. WENIGSTEN WURDEN MAL FILM KRITIKER GENOMMEN DIE WAS NICHT AUF DIE BESTECHUNG VON marvel EINGEGANGEN SIND.

    BIN STOLZ DASS ES IMMER NOCH NEUTRALE MENSCHEN GIBT DIE WAS NICHT SCHARF AUF DIE KOHLE SIND

  4. Heyho,
    Habe nur die Einleitung gelesen, werde den Rest lesen, nachdem ich meine Kritik verfasst habe (will mich nicht beeinflussen lassen).

    Aber Schreibstil sieht super aus.

    Finde es nur schade, dass ihr wieder auf dieses political correctness hinweist.. kann man heutzutage keine Kritik mehr lesen ohne die politischen Aspekte drum herum anzusprechen ? Selbst wenn man nur darüber berichtet, dass andere darüber berichten und sprechen und und und …

    Es um den Film und nicht um Diversität.
    Und ob Frau Mann oder Mann Frau oder Trans oder Homo ist doch völlig egal..Kunst ist Kunst…wenn man das ständig thematisiert und 300 Wörter dafür verschwendet (sorry) hört das auch niemals auf.

    Es hört erst auf, wenn die Leute aufhören darüber zu reden oder über andere berichten, die darüber reden.

    Bei Buffy und Xena hat doch auch niemand wegen Diversität oder Feminismus gemeckert.
    Oder was meint ihr ? :))

    Liebe Grüße Pia

    • Hallo Pia, erst mal vielen Dank für den Kommentar und dein Interesse am Artikel!

      Ich kann verstehen, dass heutzutage der Eindruck aufkommt, in Unterhaltungsmedien ginge es nur noch um Diversität. Aber ich muss dir widersprechen, Diversität ist durchaus wichtig und keine Verschwendung in einer Kritik. Der heutige Trend zu Minderheiten in Hauptrollen hängt mit Sichtbarkeit und Repräsentation zusammen. Auch zu Zeiten von Buffy, Xena oder Captain Janeway (also in den guten alten 90ern, in denen Captain Marvel ja spielt) war Feminismus in der Popkultur ein wichtiges Thema. Aber da das Internet noch nicht diese tragende Rolle hatte, wurde die Debatte eher offline geführt. Heute sind dank des Internets Minderheiten stärker vernetzt und an positiven Vorbildern in der Unterhaltung interessiert. Vorbilder, die nicht nur stereotype Rollen verkörpern dürfen.

      Vielleicht ist es dir persönlich egal, ob eine Hauptfigur Mann, Frau, Trans oder Homo ist – den Leuten, die sich viel zu selten auf der Leinwand oder dem Bildschirm repräsentiert sehen, ist es nicht egal. Im Vergleich zum Großteil der Hollywoodfilme, Serien, Videospiele etc. gibt es immer noch mehr als genug weiße Heteromänner in Hauptrollen, daran ändern eine Captain Marvel oder ein Black Panther erst mal wenig. Aber sie sorgen für Repräsentation und normalisieren damit starke Frauenfiguren, Schwarze etc. in diesen Rollen. Und das ist doch eine gute Sache.

      Daher ist es auch nicht das richtige Signal, nicht mehr darüber zu reden oder zu berichten. Denn Rassismus, Sexismus und Homophobie existieren ja weiterhin, auch wenn man diese Probleme ignoriert. Vielleicht hast du den monatelangen Shitstorm gegen Captain Marvel nicht mitbekommen, aber die Kampagne frauenfeindlicher Trolle, die der Artikel anspricht, ging gezielt gegen das Geschlecht der Hauptdarstellerin. Wenn also die „Hater“ nicht damit aufhören, warum sollten anständige Menschen nicht mehr darüber sprechen? ;)

      Für dich als weiterführenden Link zum Lesen, was es mit dem Hass gegen Captain Marvel auf sich hatte: https://www.avclub.com/the-fight-against-trolls-goes-beyond-captain-marvel-yo-1833165390

  5. Ich habe den Film vorgestern mit meiner zehnjährigen Tochter gesehen und war durchaus sehr angetan. Er war sogar besser als ich erwartet hatte. Die ersten Bilder von Brie Larson damals sahen schlicht nicht sehr nach Carol Danvers aus, aber ich habe wieder einmal das ohnehin großartige Casting von Marvel unterschätzt. Die Frau macht eine sehr gute Figur und das teilweise kritisierte „hölzerne“ Spiel ist in meinen Augen eher die „aufstehen, krönchen richten, weitermachen“-Attitüde der Figur.

    Und zur Frage ob es ein Meilenstein ist, ja das ist es. Nicht wegen der weiblichen Hauptrolle. Das gab es schon früher und auch in sehr beeidruckender Form. Aber der Film tut das im Kino was Mass Effect bei den Computerspielen getan hat. Er hat eine weibliche Hauptrolle ohne das letztlich groß zu thematisieren, ironischerweise obwohl es Szenen gibt die das thematisieren. Aber die Szenen mit den wichtigen Nebenrollen würde mit einem männlichen Helden nicht anders wirken. Er schafft also Normalität.

    • Normalität ist das Stichwort! Starke Frauenfiguren sind nichts, wovor man(n) Angst haben muss. Im Fall deiner Tochter und vieler anderer Zuschauerinnen eher ein positives Rollenbild. Insofern: Guter Papa :D

  6. Hater wirds immer geben.. leider aber in vermehrter Menge bei diesem Film, sei es weil ihnen Brie Larson nicht gefällt oder sie denken dass es ein feministischer Film ist..
    Ich kann nur sagen dass es ein grandioser Film war und Brie Larson perfekt für die Rolle ist und sie auch sehr gut dargestellt. Die Story ist sehr umfangreich mit einigen Plot Twists, die einen echt überraschen. Das CGI ist sehr gut, die Schauspieler sind perfekt gewählt, Musikalische Untermalung gefiel mir sehr. Stan Lee wurde bestens geehrt sodass einem die Tränen kamen :). Alles in allem eine 9/10
    Freu mich schon auf Endgame

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