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Vom 21. bis 24. März 2019 trafen sich wieder buchliebende Menschen aller Art in Leipzig, denn es war Buchmesse. Auch wir waren wieder bei dem Phantastik-Familientreffen dabei. Anders als im letzten Jahr gab es diesmal keine Schneeberge zu überwinden, eher Menschenmassen, die sich um Stände und Leseinseln drängten.

Massenansturm zur Messe

Auch in diesem Jahr fand wieder das große Phantastik-Familientreffen … ähm, die Leipziger Buchmesse statt. Menschenscharen pilgerten zu den Messehallen, jedoch herrschte 2019 eine entspanntere Stimmung als im Vorjahr. So erlaubten es die freundlichen Temperaturen bis zu 20 Grad, sich mit Freunden oder Büchern oder beidem ins Freie zu setzen. Doch auch in den Hallen drängten sich Menschen.

Bereits am Messedonnerstag schienen zumindest gefühlt mehr Leute auf der Messe zu sein als im Vorjahr. Laut Veranstalter fanden 2019 letztlich 286.000 Personen (2018: 271.000) den Weg auf die Buchmesse. Leider lässt sich nicht sagen, ob dieser Anstieg dem besseren Wetter oder einer doch wieder steigenden Liebe zum Buch geschuldet ist.

Letzteres wäre sehr erfreulich, musste doch die Buchbranche im Februar die Nachricht verkraften, dass der Großhändler KNV einen Insolvenzantrag gestellt hat. Besonders Kleinverlage hat dies schwer getroffen, da KNV ihre noch offenen Rechnungen jetzt nicht innerhalb der nächsten Monate begleichen wird. Teilweise sind die dadurch entstandenen Ausfallsummen klein, teilweise können sie sich auch als existenzbedrohend erweisen. Die möglicherweise guten Verkäufe auf der Messe wären da ein positives Zeichen, das die Branche braucht.

Phantastik auf der Leipziger Buchmesse

Die Phantastik hat sich auf der Leipziger Buchmesse in jedem Fall als sehr lebendig und beliebt erwiesen. Dies scheint auch der Veranstalter erkannt zu haben, denn es gab sogar eine zweite Leseinsel für Phantastik. Eine Leseinsel ist eine Besonderheit der Leipziger Buchmesse: eine kleine Bühne mit einem Sitzbereich, auf der Lesungen und Diskussionsrunden abgehalten werden können. Üblicherweise haben sie einen Bezug zu den Ständen in der Umgebung, wie beispielsweise die Leseinsel Kinderbuch inmitten der Stände der Kinderbuchverlage steht.

Um die Phantastik-Leseinseln gruppierten sich die zahlreichen Kleinverlage dieses Genres. Wir haben bei diesen ebenso wie bei den Großverlagen versucht, herauszufinden, wohin die Richtung in der Phantastik momentan geht. Es warten eindeutig immer noch optisch und haptisch schöne, aufwändig gestaltete Bücher auf ihre Leserschaft, und phantastische Wesenheiten bevölkern auch weiterhin in großer Zahl Kinder- und Jugendbücher. Der leichte Trend zur Science-Fiction scheint sich nicht fortzusetzen, momentan scheint High Fantasy wieder beliebter. Doch letztlich bleibt die Phantastik bunt und vielfältig.

Eine zweite Phantastik-Leseinsel

Allerorten drängten sich die Menschen, verstopften Gänge, kauften und bewunderten Bücher und standen für Autogramme eines bekannten Autors auch durch eine halbe Messehalle und über den ganzen Innenhof an. Ruhe fanden wir in dem Gewühl auf den Leseinseln, an den anderen Bühnen – wenn wir einen Sitzplatz bekamen – und in der Lounge des Phantastik-Autoren-Netzwerkes. Hier noch einmal herzlichen Dank an PAN, dass sie einen Ort zur Verfügung gestellt haben, wo sich im Messetrubel über Weltpolitik, Autorinnenlisten, müde Füße und Lamas im Weltall plaudern lässt.

Das Nornennetz war auch vertreten

Ähnlich großartige Gespräche haben wir am Stand des Nornennetzes geführt. Herzlichen Dank an die Nornen für ihre gute Laune, den wunderbaren Kelch voller Lose (wer braucht schon ein Glücksrad?) mit den kreativen Gewinnen und ihr Engagement für Frauen in der Phantastik.

Der Seraph 2019

Auf einer der beiden Phantastik-Leseinseln fand auch die Verleihung des Seraphs statt. Der Seraph ist ein Jurypreis für phantastische Romane, der jedes Jahr auf der Leipziger Buchmesse vergeben wird. 2016 wurde er um die Kategorie Bester Independent-Titel ergänzt, die an Selfpublishing-Titel vergeben wird.

2019 ging der Seraph an:

Lesungen allerorten

Eine der Besonderheiten der Leipziger Buchmesse ist die parallel stattfindende „Tochterconvention“ Manga-Comic-Con, die unzählige Cosplayer in die Hallen lockt. Meine Kollegin Finja hat sich für einen Bericht ins Getümmel gestürzt. Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen Lesungen, die während der Messe überall in Leipzig stattfinden. Manche kosten Eintritt, andere nicht, viele finden in Cafés oder Buchhandlungen statt.

Respekt für alle – CosplayerInnen sind willkommen

Auch bei den Lesungen ist die Phantastik selbstverständlich vertreten. Ein Klassiker unter den Phantastik-Lesungen während der Buchmesse ist natürlich der Große Fantasy-Leseabend, bei dem neben Genregrößen immer auch die Preisträger des Seraphs lesen. Leider wurde die kurze Zeitspanne zwischen Preisverleihung und Lesungsbeginn nicht verbessert, die Heike im letzten Jahr wortgewandt kritisiert hatte. Dafür bot das Werk 2 wieder Platz für eine große Zuhörerschaft. Doch es fanden auch kleinere Veranstaltungen wie Cafélesungen vor sehr unterschiedlichem Publikum statt.

Ein Glanzlicht war in diesem Jahr sicherlich der große Leseabend 50 Jahre Herr der Ringe. Der Anlass dieses Events war das fünfzigjährige Veröffentlichungsjubiläum der Herr der Ringe-Bücher in Deutschland. Dafür hatten alle Beteiligten ein großes, buntes Programm aufgestellt: Es gab anekdotenreiches Geplauder über Tolkien und seine Bücher, das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Johann Sebastian Bach spielte ein Potpourri aus dem Filmsoundtrack von Howard Shore und die Synchronsprecher Timmo Niesner (Frodo) und Andreas Fröhlich (Gollum) lasen aus allen drei Bänden, während John Howe dazu live zeichnete. Wer nicht dabei sein konnte, findet auf der Seite von Lovelybooks die Möglichkeit, diese Veranstaltung nachzusehen.

Erneut war die Leipziger Buchmesse eine Art entspanntes Familientreffen der deutschsprachigen Phantastikszene, auch wenn es leider kaum möglich war, alle Menschen zu sehen, die man gern treffen wollte, und man manche auch im Gewühl übersah. Aber dafür gibt es ja die Messe im nächsten Jahr.

Fotografien: Marie Mönkemeyer
Titelbild & Logo: © Leipiziger Buchmesse

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