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Es gilt als eines der letzten ungelösten Mysterien der Fliegereigeschichte: Am 2. Juli 1937 verschwand Amelia Earhart beim Versuch, als erste Frau die Welt zu umfliegen, spurlos über dem Pazifik. Bis heute konnte weder das Wrack ihrer Maschine gefunden noch der Grund für ihr Verschwinden ermittelt werden.

Amelia Earhart war bei Weitem nicht das einzige weibliche Fliegerass ihrer Zeit, ist wohl aber bis heute das bekannteste. Das liegt unter anderem an ihrem Engagement für Gleichberechtigung und ihrer erfolgreichen Autobiografie. Der wichtigste Grund jedoch ist wohl ihr Verschwinden über dem Pazifik bei einem der ersten Weltumrundungsversuche der Fliegereigeschichte. Als eine der außergewöhnlichsten Persönlichkeiten ihrer Zeit lässt sich ihre Geschichte trefflich im Rollenspiel nutzen, nicht zuletzt, da sich bis heute Gerüchte um ihr Schicksal ranken.

Worum geht es?

Ein Leben für die Fliegerei

Sie überquerte als erste Frau den Atlantik und war vielleicht die berühmteste Pilotin ihrer Zeit. Amelia Mary Earhart, geboren am 24. Juli 1897 in Atchison, Kansas, widersetzte sich schon früh den vorgegebenen Geschlechterrollen und ging ihren eigenen Weg. Zusammen mit ihrer Schwester verbrachte sie den größten Teil ihrer Jugend auf der Farm ihrer Großeltern, trug Hosen, kletterte auf Bäume und vertrieb sich die Zeit generell mit Abenteuerspielen, die in vielen anderen Elternhäusern Jungen vorbehalten waren. Während der Schulzeit führte Amelia ein Sammelalbum mit Zeitungsausschnitten über Frauen, die in als „männlich“ definierten Berufen Erfolg hatten.

In der gleichen Zeit, als die junge Amelia aufwuchs, wurde die Luftfahrt vom Traum zur Wirklichkeit. 1903 führten die Gebrüder Wright den ersten erfolgreichen Flug mit einem Doppeldeckerflugzeug durch, danach folgte eine Pionierleistung der Flugzeugtechnik auf die andere. Die Weltöffentlichkeit blieb von der Eroberung der Lüfte durch Technik nicht unberührt. Flugshows und Wettrennen aller Art erfreuten sich größter Beliebtheit. Auch die junge Amelia Earhart verfolgte die Entwicklungen mit Begeisterung, bis der Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 diese unbeschwerte Pionierzeit jäh beendete und Flugzeuge vor allem zu einer Waffe machte.

Entsetzt vom Anblick verwundeter Kriegsrückkehrer brach die 20-jährige Amelia 1917 ihr Studium ab, um eine Ausbildung als Krankenschwester zu machen. Dieser Berufung blieb sie auch noch treu, als die Spanische Grippe 1918 Nordamerika erreichte. Wie der Großteil des medizinischen Personals dieser Zeit erkrankte sie selbst an der Seuche. Eine chronische Nebenhöhlenentzündung, die sie davontrug, sollte sie zeitlebens beim Fliegen beeinträchtigen. Doch nach ihrer Genesung, während derer sie sich ein breites Wissen in Mechanik und Ingenieurswesen angelesen hatte, ließ sie sich dadurch nicht davon abhalten, ihrer Liebe zur Fliegerei zu folgen. In ihrer Autobiografie schreibt sie von einem Schlüsselerlebnis bei einer Flugshow: Einer der Schaupiloten flog ein riskantes Manöver direkt über dem Kopf der jungen Frau. In Earharts Worten: „Ich bin mir sicher, dieses kleine rote Flugzeug hat zu mir gesprochen, als es vorbeirauschte.“

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Das Leben von Amelia Earhart wurde 2009 verfilmt. Die berühmte Aviatrix wurde von Hilary Swank gespielt. © FoxFilm

„The Lady Lindy“

Auch wenn sie nach Kriegsende für kurze Zeit ein weiteres Studium begann, diesmal in Medizin, war Amelias Hauptanliegen nun, das Fliegen zu erlernen. Um von den Männern in ihrem Umfeld akzeptiert zu werden, schnitt sie sich, wie viele Pilotinnen, die Haare kurz. Außerdem kaufte sie eine Lederjacke, in der sie drei Nächte lang schlief, um ihr ein abgewetztes Aussehen zu verleihen. Am 15. Mai 1923 erhielt Earhart ihre Pilotenlizenz – von da an gab es kein Halten für sie.

Trotz finanzieller Probleme während der Weltwirtschaftskrise in den 1920ern, während derer sie unter anderem ihr erstes eigenes Flugzeug verkaufen musste, konnte Earhart der Fliegerei treu bleiben und plante sogar die Gründung einer Vereinigung für Pilotinnen. 1928 flog sie als erste Frau über den Atlantik, 1932 wiederholte sie den Überflug – diesmal sogar allein. Dies brachte ihr, in Anspielung auf Charles Lindbergh, den ersten männlichen Piloten, der allein und nonstop den Atlantik überquert hatte, den Spitznamen „the Lady Lindy“ ein – und internationalen Ruhm.

In den folgenden Jahren stand Earhart immer stärker in der Öffentlichkeit. Sie nahm an Wettflügen teil, gab Interviews und bewarb sogar eine eigene Linie von Damenmode, die wesentlich praktischer und bewegungsfreudiger war, als damals sonst üblich. Teile ihres Ruhms sind sicher auch ihrem Manager, dem Verleger George Putnam, zu verdanken. Earhart und Putnam heirateten 1931, allerdings war es Bedingung der Braut, dass die Ehe kinderlos bleiben würde: Sie konnte sich nicht vorstellen, für ein Kind auf das Fliegen zu verzichten.

Der Weltumrundungsversuch 1937

1937 stand die inzwischen 39-jährige Amelia an der Spitze ihres Ruhms. Doch ein Schritt zur Unsterblichkeit fehlte noch: Ein Flug um die Welt. Zusammen mit einem Navigator sollte sie von Oakland, Kalifornien, aus nach Osten fliegen und letztlich von Honolulu, Hawaii, aus über den Pazifik wieder nach Oakland zurückkehren. Dafür ließ die sich vom Flugzeugbauer Lockheed eine mit von ihr selbst vorgegebenen Spezifikationen ausgestattete Maschine des Typs Lockheed Electra E10 anfertigen. Zusammen mit ihrem Navigator Fred Noonan schaffte Earhart es in wenigen Wochen bis nach Hawaii, doch auf der letzten Etappe ihres Fluges kam es zur Katastrophe.

Am 2. Juli 1937, wenige Stunden nach ihrem Aufbruch von Hawaii aus, empfing der Frachter Itasca einen Hilferuf von Earharts Electra: „Nordwesten – Kraftstoff geht aus – nur noch eine halbe Stunde – können Sie nicht hören“. Earhart war zu diesem Zeitpunkt unterwegs zu der Pazifikinsel Howland Island, um zu tanken – offenbar hatte sie sich mit der Entfernung verschätzt, oder der Navigator konnte die Insel nicht finden. Obwohl die Itasca sofort reagierte, konnte keine Radioverbindung zwischen dem Schiff und dem Flugzeug hergestellt werden. Die Übertragung bleibt Earharts letztes Lebenszeichen. Schon am nächsten Tag begann eine großangelegte Suchaktion, die jedoch erfolglos blieb. Earhart und Noonan galten seitdem als verschollen. Am 5. Januar 1939 wurde die Flugpionierin offiziell für tot erklärt.

Amelia Earhart im Cockpit (1937(
Amelia Earhart im Cockpit (1937)

Erklärungsansätze und Verschwörungstheorien

Auch wenn die ebenso banale wie traurige Realität höchstwahrscheinlich ist, dass die Kraftstoffreserven von Earharts geliebter Lockheed Elektra über dem offenen Meer ausgingen und die Pilotin und ihr Navigator ohne die Möglichkeit, notzulanden, abstürzten und ertranken, sind seit ihrem Verschwinden etliche Theorien aufgetaucht, was am 24. Juli 1937 sonst noch passiert sein könnte – und nicht wenige davon schüren die Hoffnung, Earhart könnte überlebt haben.

Eine der wildesten ist die, dass Amelia Earhart in Wahrheit eine Spionin gewesen sei, die vom damaligen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt geschickt worden sei, japanische Stellungen über dem Pazifik auszukundschaften. Demnach sei das Flugzeug nicht etwa abgestürzt, sondern abgeschossen und die beiden Insassen von japanischen Militärs gefangen genommen worden. Die Anhänger dieser These streiten darüber, was danach mit ihr geschah: Einige glauben, sie sei in Gefangenschaft gestorben, andere, sie sei im zweiten Weltkrieg gezwungen worden, englischsprachige Propaganda für die Japaner zu machen. Wieder andere glauben, sie sei gerettet worden und habe nach dem Krieg unter dem Namen Irene Bolam in New Jersey gelebt.

Die Spionagethese ist allerdings mehr als zweifelhaft, schon allein deshalb, weil sie in erster Linie auf einem Hollywood-Film von 1943 beruht. Ein Foto, das angeblich Earhart und Noonan auf den japanischen Marshall Islands zeigen soll, ist ungefähr so erhellend wie die meisten Fotos des Ungeheuers von Loch Ness: Erstens ist kaum eine Person darauf zu erkennen, zweitens ist völlig unklar, wann es gemacht wurde.

Amelia Earhart inspirierte viele - zum Beispiel auch in der Musik, hier Jazz.
Amelia Earhart inspirierte viele – zum Beispiel auch in der Musik, hier Jazz.

Eine eher romantische Idee, die sich kaum belegen lässt, ist, dass Earhart ihr Verschwinden nur fingierte, um ihrem Leben im Blick der Öffentlichkeit und ihrer Ehe mit George Putnam zu entkommen. Fred Noonan wäre in diesem Fall ihr Mitverschwörer, laut einigen Anhängern der Theorie, weil er ihr Liebhaber war und sie gemeinsam durchbrennen wollten. Da keine allzu enge Beziehung zwischen Earhart und Noonan irgendwo belegt ist, ist dies allerdings eher zu bezweifeln.

In den letzten Jahren meinen einige begeisterte Earhart-Sucher Hinweise gefunden zu haben, dass die Pilotin und ihr Navigator tatsächlich notlanden mussten oder abstürzten – den Crash aber überlebten und sich danach als Gestrandete durchschlugen. Auf dem kleinen, unbewohnten Atoll Nikumaroro, ehemals Gardner Island genannt, hatte ein Pilot der britischen Royal Air Force 1940 Reste eines Flugzeugwracks entdeckt. Nikumaroro liegt nicht allzu weit von Howland Island entfernt.

Knochenreste, die damals ebenfalls gefunden wurden, identifizierten amerikanische Forensiker 1941 zwar als männlich, eine neue wissenschaftliche Untersuchung von 2017 allerdings kommt zu dem Schluss, dass es sich um die Knochen einer Frau handelt. So oder so scheint die Möglichkeit, dass Earhart und Noonan es bis Nikumaroro geschafft haben, jedoch starben, bevor sie gerettet werden konnten, immer wahrscheinlicher, auch, da auf dem Korallenatoll auch einige andere Artefakte gefunden wurden, die manche Fans Earhart zuschreiben – wie etwa eine Creme zur Reduzierung von Sommersprossen, die die berühmte Pilotin benutzt haben soll.

Was könnte man rollenspielerisch daraus machen?

Die vielen unterschiedlich realistischen Thesen über Earharts Verschwinden lassen sich trefflich in verschiedenste Rollenspielsituationen einbauen. Ob die Spielercharaktere auf eine Mission geschickt werden, um die verschwundene Flugpionierin zu finden, oder ihr zufällig als Gestrandete auf einer Pazifikinsel, in Japan, der Hohlwelt oder im All begegnen, mit ihrer Erfahrung und ihren Fähigkeiten kann Earhart als NSC sicher vielen Spielergruppen hilfreiche Tipps geben. Möglicherweise hat das Fliegerass gar eine eigene Mission, auf die es die SC schicken möchte!

Earhart als Spionin

Die Idee, dass Amelia Earhart als Spionin von den Japanern gefangen genommen wurde, bietet etliche Möglichkeiten, im Rollenspiel eingesetzt zu werden. Vorstellbar etwa ist eine Gruppe von Helden in einem Alternativgeschichte-Szenario, seien sie nun Spione, Superhelden oder anderweitig heroisch befasste Charaktere, deren Auftrag es ist, die berühmte Fliegerin aus der Gefangenschaft zu befreien, um an der amerikanischen Heimatfront die Moral zu heben. Was sie am Ende ihrer Suche vorfinden, hängt weniger vom Spielsystem ab, als vom Ambiente der Kampagne: Je düsterer der Ton, den die Spielleitung anschlägt, desto weniger Chancen bestehen, dass der Auftrag erfolgreich abgeschlossen wird.

Vielleicht schaffen es die Helden mit Scharfsinn und Mut, bis in das geheime Gefangenenlager vorzudringen, in das Earhart verschleppt wurde – nur um festzustellen, dass das Fliegerass dort vor Monaten an der Ruhr verstorben ist. Oder, um noch eine Wendung hinzuzufügen, wurde sie gehirngewaschen und ist nun eine fanatische Anhängerin der japanischen Führung – doch womöglich ist auch dies nur eine Tarnung der ehemaligen Meisterspionin, die dadurch versucht, kriegswichtige Informationen zu erschleichen! Gerade in letzterem Fall könnten die Charaktere leicht dazu kommen, diese Informationen wieder zu den Alliierten zu schmuggeln – wenn sie es denn lebend aus Feindesland herausschaffen.

Ein anderer Blick auf dieses Szenario wäre, der Theorie zu folgen, dass Earhart am Ende des zweiten Weltkrieges aus japanischer Gefangenschaft befreit wurde und unter falschem Namen bis 1986 in Amerika lebte. Warum sie beschloss, inkognito zu bleiben, hängt davon ab, wofür die Spielleitung Earhart als NSC einbringen will. Möglicherweise will sie nur ein ruhiges Leben führen. Möglicherweise hat sie aber auch Dinge gesehen und herausgefunden, die nicht für die Ohren der Menschheit – und ganz sicher nicht der Regierung – bestimmt sind! Eine Gruppe findiger Spielercharaktere wird aber doch sicher in der Lage sein, ihre wahre Identität zu entdecken und herauszufinden, was die ehemalige Flugpionierin geheim hält!

Earhart auf Abwegen

So wenig glaubhaft die Theorie ist, dass Earhart eine Affäre mit ihrem Navigator Fred Noonan hatte, und ihr Verschwinden fingierte, um mit ihm durchzubrennen, hat sie in ihrer Romantik doch einen gewissen Reiz. Die Pilotin war angeblich keine große Freundin der eigenen Berühmtheit. Sei es nun aus Liebe oder um aus dem Auge der Öffentlichkeit zu entfliehen, im rollenspielerischen Kontext ist es durchaus denkbar, dass Earhart ihre Electra auf einer abgelegenen Pazifikinsel landete und danach ein Leben im wahrsten Sinne des Wortes unter dem Radar führte.

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Wie sie in diesem Szenario den Spielercharakteren begegnen könnte, liegt nun wieder frei in der Interpretation der Spielleitung. Die Gruppe könnte etwa Teil der großangelegten Rettungsaktion sein, die schon am Tag nach Earharts Verschwinden mit der Suche nach dem Wrack ihrer Maschine und eventuellen Überlebenden begann. Die Mission ist somit zwar erfolgreich, hat jedoch eine unerwartete Wende, denn die Bruchpilotin will gar nicht gerettet werden, und versucht alles, die Charaktere davon abzubringen. Ein System, das sich für ein ähnliches Szenario geradezu anbietet, ist Hollow Earth Expedition.

Durch geheimnisvolle Kräfte oder unglückliches Navigieren hat es die Lockheed Electra und ihre Besatzung in die Hohlwelt verschlagen. Spielergruppen, die entweder auf der Suche nach Earhart oder durch Zufall an derselben Stelle landen, finden eine veränderte Frau vor. Von den Einheimischen erstmals an anderen Standards als den im 20. Jahrhundert üblichen Geschlechterklischees gemessen, fühlt sie sich endlich für voll genommen – und hat gar keine Lust, die neue Freiheit wieder zu verlassen. Mit ihrer Expertise in Ingenieurswesen und der Fliegerei kann sie aber womöglich den Spielern helfen, den Weg zurück an die Oberfläche zu finden – unter der Auflage, ihr Geheimnis zu bewahren.

Oder ins All?

Amelia Earhart in Star Trek: Voyager © Paramount

Diese Möglichkeit zählt wohl nicht einmal als Verschwörungstheorie, da sie weniger den wirren Tiefen des Internets entsteigt, als der Fantasie der DrehbuchautorInnen Brannon Braga und Jeri Taylor. In der 1995 erstmals gesendeten Folge „The 37’s“ der Fernsehserie Star Trek: Voyager entdeckt die Besatzung des Sternenflotten-Raumschiffs Voyager Spuren von Erdbewohnern fern der Heimat.

Als die Voyager diesen folgt, stellt sich heraus, dass Amelia Earhart und Fred Noonan von Außerirdischen entführt und in Kryostasis künstlich am Leben erhalten wurden, bis Captain Janeway und ihre Crew die beiden fast am anderen Ende der Galaxie entdecken und auftauen. Diese eher schräge Idee ist natürlich auch trefflich als Inspiration für diverse Zukunfts- und Weltraumszenarien verwenden. Im äußersten Fall ist sie eine kreative NSC-Variante, falls die Gruppe eine Raumschiffbesatzung spielen soll – aber niemand daran gedacht hat, einen Pilotencharakter zu erstellen.

Die Frau am Horizont

Amelia Earhart war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, selbst verglichen mit anderen Pilotinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Sie war eigenwillig, nonkonformistisch und zielstrebig. Fotos und Filmaufnahmen ihrer Zeit zeigen sie oft mit einem strahlenden Lächeln vor ihrem Flugzeug. Ihr mysteriöses Verschwinden hat mehrere Bücher und Filme inspiriert, sicherlich auch, weil die Vorstellung, dass sie ein Leben in Freiheit dem unter dem Auge der Öffentlichkeit vorgezogen haben könnte, nicht besonders weit hergeholt erscheint. Was in der Realität tragisch ist, eröffnet im Rollenspiel eine Vielzahl an Möglichkeiten, sie als Nichtspielercharakter zu verwenden – man kann dies auch als eine Art Hommage an „Lady Lindy“ begreifen.

Artikelbilder: Wikipedia Comonds

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