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Geschichten über die Inquisition zählen zu den beliebtesten Romanen von Warhammer 40.000. Die Schattenchronik von Terra erzählt die Geschichte eines etwas anderen Inquisitors zu einer der wohl spannendsten Zeiten der aktuellen Zeitrechnung: das Auftauchen des Großen Risses. Eine Verschwörung unermesslichen Ausmaßes fordert von Erasmus Crowl das Äußerste und noch mehr.

Niemand erwartet die Inquisition! Nirgends ist dieser bekannte Spruch so falsch wie in Warhammer 40.000. Wer bei Verstand oder zumindest Resten davon ist, erwartet immer die Inquisition. So dürfen auch Fans der Romane zum beliebten Tabletop regelmäßig mit Geschichten über diese nahezu omnipräsente Organisation rechnen.

Zu den Beliebtesten zählen dabei ohne Zweifel die Romane um Gregor Eisenhorn und Gideon Ravenor und ihre Rivalitäten. Zu diesen beiden gesellten sich in jüngeren Veröffentlichungen noch zwei weitere Inquisitoren, die eine jeweils eigene Reihe bekommen haben: Covenant mit dem Krieg der Horusianer und Erasmus Crowl in Die Schattenchronik von Terra.

Story

Erasmus Crowl ist Inquisitor, aber kein Inquisitor wie jeder andere. Wo Eisenhorn zusehends dem Wahnsinn verfällt und Covenant in seinem jugendlichen Puritanismus bisweilen sich selbst im Weg steht, ist Crowl verhältnismäßig bodenständig und abgeklärt.

Das mag nicht nur seinem Alter geschuldet sein, sondern vor allem dem Ort seiner Stationierung: Terra selbst. Das Zentrum des Imperiums ist in den Jahrtausenden zu einem erstickenden, überbevölkerten Moloch ohne Sonnenlicht geworden, der zwischen Machtspielchen des Senats und der Institutionen, aberwitzigen Pilgerströmen, vollkommener Ausbeutung und religiöser Ekstase gefangen ist. Lord Inquisitor Crowl hat als Mitglied des Ordo Hereticus auf Terra schon so ziemlich alles gesehen und erlebt und fristet auf seiner Festung Courvain ein verhältnismäßig ruhiges Dasein. Im Grunde hat er mit seinem Leben abgeschlossen und wartet auf das unvermeidliche Ende. Doch Ereignisse von unfassbarem Ausmaß gelangen fast zufällig in seinen Fokus, und er deckt im ersten Teil der Reihe eine Verschwörung auf, wie es sie wohl seit dem Verrat von Horus nicht mehr gab.

Im zweiten Teil der geplanten Trilogie gilt es nun, die Verschwörer aufzuspüren und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Dabei werden Energien in Crowl geweckt, die er längst erschöpft glaubte. Geradezu manisch gibt er sich der Jagd nach den Urhebern hin, so dass seine Interrogatorin Luce Spinoza und der Captain seiner Garde Maldo Revus beginnen, an seinem Verstand zu zweifeln. Der Roman spielt dabei ausschließlich auf Terra und gewährt Einblicke und Informationen um bisher geheimnisumwobene Stätten des Imperiums. So entdeckt man gemeinsam mit Crowl und seinen Agenten, was sich hinter den Mauern des Sitzes der Kapitäne auf Terra verbirgt, und dringt tief in die sagenhafte Festung des Astronomicans selbst ein.

Schreibstil

Chris Wright gewährt Einblicke in die Gedanken seiner Protagonisten. Neben Crowls Perspektive bekommt der Leser oder die Leserin so noch jene von Luce Spinoza, Maldo Revus und der Assassine Niir Khazad, die sich in diesem Buch seinen Agenten anschließt. So erhält man einen sehr guten Blick auf die gesamte Geschichte und kann die Handlungen der einzelnen wichtigen Personen nachvollziehen. Dadurch verkommen Crowls drei wichtigste Agenten nicht zu Statisten, sondern erhalten Tiefe und eine interessante Persönlichkeit. Apropos Persönlichkeit: Nicht unerwähnt bleiben soll noch der Servo-Schädel Gorgias, den ein besonderes Band mit Crowl verknüpft und dessen Wortbeiträge zwischen Unsinn und interessanten Wahrheiten schwanken. So wird der Schädel ein Stück weit zum Gradmesser für Crowls Obsession.

Stilistisch liefert Wraight einen fesselnden Thriller ab, der um Aspekte klassischer Detektivgeschichten ergänzt wird. Er nutzt dabei geschickt die Zeit aus, in der sein Roman spielt, um einen Spannungsbogen zu schaffen, der sich bis zum letzten Wort hält. Christine Aharon, verantwortlich für die deutsche Übersetzung, fängt diese Spannungskurve sehr gut ein und sorgt auch in der übersetzten Fassung für ordentlich Spannung. Zum Einstieg in das Buch werden die wichtigsten Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven nochmals beschrieben, so dass auch nach langer Pause die ganze Geschichte wieder präsent wird.

Der Autor

Chris Wraight arbeitet und lebt in Oxford als Lehrer. Für die Black Library scheibt er mittlerweile seit 2011 vor allem Kurzgeschichten und im Rahmen der Horus Heresy-Reihe. Terra zu Zeiten des Großen Risses hat es ihm dabei besonders angetan, denn sowohl seine Buchreihe um Erasmus Crowl als auch die Reihe über den Kanzler des Senates Alexi Tieron in Wächter des Throns widmen sich diesem einschneidenden Ereignis für den ganzen Hintergrund des Warhammer 40.000-Universums.

Erscheinungsbild

Im Fokus des Covers stehen Erasmus Crowl in einer Power Armor und seine Interrogatorin Luce Spinoza mit ihrem Streitkolben, dem Crozius Arkanum, einer legendären Waffe mit bewegter Vergangenheit. Nicht fehlen darf auch sein treuer Servo-Schädel Gorgius, der direkt über seiner Schulter schwebt. Die drei stehen dabei wohl in den tiefen Schluchten von Terra, um sich der nächsten Gefahr zu stellen. Die Zeichnungen sind von gewohnt hoher Qualität und fangen die Grundstimmung gut ein. Allerdings fehlt ein bisschen das übliche Warhammer-Pathos, das in anderen Covern besser eingefangen wird. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Chris Wraight
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 333
  • ISBN: 1781933820
  • Preis: EUR 22,50 (Softcover) / EUR 12,99 (eBook)
  • Bezugsquelle: Amazon

Fazit

Erasmus Crowl ist erfrischend anders, ohne dabei eine unpassende Figur abzugeben. Chris Wraight hat sowohl mit dem ersten Teil als auch mit Wächter des Throns bewiesen, dass Warhammer Platz für solide und spannende Thriller bietet. Lord Inquisitor Crowl entführt den Leser oder die Leserin dabei nicht nur an sagenumwobene Plätze Terras. Er bietet darüber hinaus einen Einblick sowohl in den Alltag eines Inquisitors als auch das Spektrum und die Grenzen eines Lord Inquisitors auf Terra. Dabei wird nicht auf reichlich Action und Boltereinsatz verzichtet, so dass sich eine gute Mischung ergibt. Zwar fehlt dem zweiten Teil ein bisschen die Finesse des ersten Buches, aber das ist sicher auch dem leichten und kurzem Wahn von Crowl geschuldet. Wer Romane um die Inquisition mag und gerne mal einen Action-Thriller zur Hand nimmt, sollte hier auf jeden Fall zugreifen.

 

 

 

 

 

Artikelbild: Black Library

Dieses Produkt wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt.

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