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Verträgt Warhammer 40.000 Humor? Der Autor Sandy Mitchell sieht das sehr eindeutig. In eisiger Tiefe ist bereits der zweite Dark-Comedy-Roman um den unfreiwilligen Helden und Commissar Ciaphas Cain. Cain verschlägt es diesmal auf einen Planeten, auf dem nicht nur die Temperatur den Kommissar zum Schaudern bringt.

Ciaphas Cain hat ein ganz besonderes Talent: Er schafft es, sich aus nahezu jeder brenzligen Situation herauszuwinden. Nicht selten erscheint er dabei mutiger, als er wirklich ist. Eine dieser Situationen brachte ihm sogar den Ehren-Titel „Held des Imperiums“ ein. Helden des Imperiums sind natürlich nicht nur höchstverehrte imperiale Bürger, sondern besonders da gefragt, wo die Gefahr groß und die Moral der Truppen verbesserungswürdig ist. Dabei wünscht sich Cain nur eins: einen ruhigen und ungefährlichen Job, bis er in Pension gehen kann.

Bereits im ersten Roman Für den Imperator wird dieser Traum zerstört. Er soll nicht nur zwei dezimierte Verbände zu einem neuen gemischten Regiment (immer noch eher Ausnahme als Regel im Imperium) formen, sondern auch noch einen Planeten, der droht, an die T’au zu fallen, wieder in den Schoß des Imperiums führen, möglichst ohne dabei die ohnehin strapazierten Armeen des Imperiums in einen neuen Konflikt mit dem Sternenreich zu führen.

Als wäre das nicht schon genug Stress, wird auch noch die Ordo-Xenos-Inquisitorin Amberley Veil auf ihn aufmerksam, die fortan ganz eigene Pläne für ihn und seine Talente hat.

Story

Mit einer großen Portion Glück und ein paar geschickten Schachzügen hat Cain die Vorfälle auf Gravallax grade so überlebt, nicht zuletzt dank seines loyalen Adjutanten Ferik Jurgen. Tatsächlich haben die Ereignisse auch dazu beigetragen, aus den ehemals zwei Regimentern nun ein passables neues Regiment zu formen. Fast schon zu gut, wie Cain das ein oder andere Mal feststellt. Nun geht es mit dem valhallischen 597. Regiment auf die Eiswelt Simia Orichalcae. Eine wichtige Promethium-Raffinerie ist in das Visier einer wilden Ork-Meute geraten, und wer sonst außer einem Helden des Imperiums kann diese Gefahr abwenden?

Zunächst gestaltet sich die Mission als Routine, und die Erfolgsaussichten liegen bei fast 100 %. Kein Grund für zu viel Arbeit als Commissar, und Cain stellt sich auf ein paar ruhige Tage im sicheren Hauptgebäude der Raffinerie ein. Doch Cain wäre nicht aus vielen brenzligen Situationen entkommen, hätte er nicht ein Näschen für Gefahr. So stellt sich schnell heraus, dass das Verschwinden von ein paar Minenarbeitern die ganze Mission gefährdet. Nicht nur treibt irgendetwas in den tiefen Stollen unter dem Industriekomplex sein Unwesen, scheinbar gräbt dieses Irgendwas auch noch seine eigenen Tunnel und schafft dadurch vielleicht eine Lücke in der Verteidigung. Widerstrebend, aber in seiner eigenen Legende gefangen, macht sich Ciaphas Cain in die eisigen Tiefen auf, um dem Mysterium auf den Grund zu gehen und die Mission und sein Leben zu retten. Dabei werden nicht nur die Orks zu einer Gefahr, sondern auch ein sehr altes Übel.

Schreibstil

Sandy Mitchell lässt seine Protagonisten selbst zu Wort kommen. Die Bücher selbst sind im Stil an Tagebücher angelegt, die Cain im Laufe seiner Abenteuer verfasst hat, allerdings in einer von Inquisitorin Veil kommentierten Fassung samt Fußnoten. Damit bekommen die Romane eine interessante Meta-Ebene und erinnern so ein wenig an die Bartimäus-Reihe. Sowohl Cain als auch Veil stellen sich dabei als Menschen mit besonderem Humor heraus, der auch mal in Sarkasmus, gar Zynismus kippt. Durch diese Form des Romans genießt man sehr, Teil der Gedanken von Cain zu sein, die aber durchaus auch Auslassungen haben, die wiederum durch Veil ergänzt werden. Das daraus entstehende Ping-Pong auf einer Meta-Ebene liest sich zudem sehr angenehm und oft mit einem Schmunzeln.

Anthea Widerspron fängt dies in ihrer Übersetzung gut ein, und es gelingt ihr dabei auch, die Beziehung zwischen Cain und Veil gut darzustellen. Nicht einfach, da die Episoden, an denen beide beteiligt sind, rar sind und die Charakterisierung ihrer Beziehung lediglich in gegenseitigen Erzählungen geschieht.

Der Autor

Sandy Mitchell ist das Pseudonym des britischen Autors Alexander Stewart. Seit den 1980ern arbeitet er Vollzeit als Schriftsteller und publiziert seit dem Anfang der 2000er unter seinem Pseudonym regelmäßig für die Black Library. Den größten Umfang machen dabei seine Romane über Ciaphas Cain aus. Bereits 10 Bücher sind in dieser Reihe erschienen, das letzte davon 2018.

Erscheinungsbild

Das Cover zeigt Cain inmitten der Soldaten des 597. Regimentes. In Kampfpose führt er sein geliebtes Kettenschwert und eine Boltpistole. Die Soldaten um ihn entfesseln einen wahren Feuersturm aus Lasergewehren und Flammenwerfern. Cain wird dabei vollkommen überzeichnet dargestellt, mutiger als er ist und so, wie ihn vermutlich viele Soldaten sehen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Sandy Mitchell
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 284
  • ISBN: 1781934053
  • Preis: EUR 12,99 (Softcover)/EUR 9,99 (eBook)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Die Romane über Ciaphas Cain sind definitiv anders als die meisten Warhammer-40.000-Bücher. Zwar gibt es auch dort mal humoristische Passagen, aber alles in allem bleiben sie dem Grim-Dark-Schema der Welt treu. Sandy Mitchell gelingt es jedoch, eine passende Art von Dark Comedy zu schaffen, die sich in die Welt von Warhammer einfügt. Dabei werden die Protagonisten nie lächerlich. Ganz im Gegenteil: Cain wird gewissermaßen zu einer tragischen Figur, die zwar die Macht eines Commissars sichtlich genießt, aber die Verantwortung und Erwartungen nicht erfüllen will. Für Einsteiger in die Welt von Warhammer 40.000 sind die Romane ganz gut geeignet. Durch die Erläuterungen von Veil werden auch Neulinge abgeholt, und der etwas humoristische Ansatz gibt der/dem LeserIn die Möglichkeit, herauszufinden, ob diese grausame Welt ihr/ihm zusagt.

Doch auch eingefleischte Leser der Black Library kommen auf ihre Kosten, weil dieser etwas lockerere Ansatz eine erfreuliche Abwechslung darstellt. Sorgen, dass es dabei dröge werden könnte, muss man sich nicht machen. Sandy Mitchell schreibt sehr solide Spannungsbögen, auch wenn man seine Art, Storys zu schreiben, schnell durchschaut. Das Schema ist in seinen Büchern meist ähnlich, aber handwerklich so gut, dass man es trotzdem gerne liest.

Artikelbild: Black Library
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

2 Kommentare

  1. Der Mann heißt Cain! Steht da auch auf dem Cover.

    Die Romane sind klasse. Es handelt sich hier aber nur um eine Übersetzung der bereits existierenden englischen Romane, oder? Die Story kommt mir jedenfalls recht bekannt vor.

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